Autor:innen:
Verena Enneking, Münster (Germany)
Fanni Dzvonyar, Münster (Germany)
Kerstin Dück, Münster (Germany)
Katharina Förster, Münster (Germany)
Dominik Grotegerd, Münster (Germany)
Katharina Dohm, Münster (Germany)
Susanne Meinert, Münster (Germany)
Jonathan Repple, Münster (Germany)
Nils Opel, Münster (Germany)
Udo Dannlowski, Münster (Germany)
Ronny Redlich, Münster (Germany)
Bei therapieresistenten depressiven Erkrankungen ist Elektrokonvulsionstherapie (EKT) ein Therapieverfahren mit hoher Wirksamkeit. Bisher ist jedoch noch unklar, welchen Einfluss eine EKT auf die neuronalen Korrelate emotionaler Prozesse hat. In dieser Studie wurde die neuronale Reaktivität des anterioren cingulären Cortex (ACC) und der Amygdala während der Verarbeitung negativer emotionaler Reize vor und nach einer EKT-Behandlung untersucht und überprüft, ob die Hirnaktivität mit einem Ansprechen auf die EKT assoziiert ist.
In dieser nicht-randomisierten, prospektiven Studie wurden 37 Patienten mit Major Depression (MD) jeweils vor und nach einer Behandlung mit EKT sowie 37 gesunde Kontrollprobanden mittels funktioneller Magnetresonanztomographie während eines Emotionsverarbeitungsparadigmas untersucht. Region-of-interest Analysen des ACC und der Amygdala wurden mittels einer 2x2ANCOVA durchgeführt, mit Zeitpunkt und Gruppe als unabhängige Variablen sowie Alter und Geschlecht als Kovariaten.
Nach der EKT zeigten Patienten mit MD einen signifikanten Anstieg der ACC-Aktivität bei der Verarbeitung negativer Gesichtsausdrücke (pFWE=.039). Eine Post-hoc Analyse zeigte, dass dieser Effekt nur in der Gruppe der Responder vorhanden war (pFWE=.023), während es bei Non-Respondern keine signifikante Änderung gab. Zudem wiesen Responder eine geringere ACC-Reaktivität vor der EKT auf als Non-Responder (pFWE=.025). Für die Amygdala ergaben sich keine signifikanten Effekte.
Diese Studie liefert einen ersten Hinweis darauf, dass EKT mit Veränderungen in der funktionellen Reaktivität des ACC einhergeht, einer Kernregion für die emotionale Verarbeitung und Emotionsregulation. Die ACC-Reaktivität vor Therapiebeginn hat sich in anderen Studien bereits als Prädiktor für ein Ansprechen auf eine psychotherapeutische oder psychopharmakologische Behandlung herausgestellt und scheint somit einen unspezifischen Biomarker für ein Therapieansprechen bei MD darzustellen.