Autor:innen:
Annette Binder, Tübingen (Germany)
Kay-Uwe Petersen, Tübingen (Germany)
Clara Huber, Tübingen (Germany)
Sara Hanke, Tübingen (Germany)
Meryem Banabak, Tübingen (Germany)
Anna Gronen, Tübingen (Germany)
Najana Kochniss, Tübingen (Germany)
Christine Preiser, Tübingen (Germany)
Anil Batra, Tübingen (Germany)
Einführung:
Alkoholkonsum in der Schwangerschaft kann zu einer Schädigung des ungeborenen Kindes führen. Dennoch konsumieren einige Frauen in der Schwangerschaft in unterschiedlichem Maße Alkohol. Die Studie untersucht, welchen Personengruppen von den Schwangeren diesbezüglich eine Expertenrolle zugeschrieben wird und welche Gründe dafür verantwortlich sind.
Methode:
Anhand des theoretischen Samplings wurden 9 Onlineforenbeiträge inklusive Diskussionsthread zum Thema „Alkoholkonsum in der Schwangerschaft“ ausgewählt. Die diskursive Analyse und Theoriebildung im Sinne der Grounded Theory erfolgten im Forschungsteam.
Ergebnis:
Anonyme Internetforen werden häufig genutzt, um das Tabuthema Alkohol in der Schwangerschaft zu thematisieren. Es zeigte sich, dass häufig Zweifel bezüglich der Empfehlungen von medizinischem Fachpersonal geäußert wurden. Gleichzeitig wurden Frauen, die trotz Konsums bereits gesunde Kinder geboren haben, eine gewisse - durch Erfahrung erworbene - Expertenrolle zugeschrieben. Einige Userinnen, die an ärztlichen Empfehlungen zweifelten, versuchten, sich selbst ein Bild über die aktuelle Studienlage zu machen. Diese Userinnen gaben an, sich durch Vorschriften bevormundet zu fühlen; stattdessen hätten sie sich eine nicht direktive Aufklärung gewünscht.
Diskussion:
Userinnen, die Schwierigkeiten mit der Abstinenz in der Schwangerschaft hatten, schienen die Meinungen von Frauen, die ebenfalls während der Schwangerschaft konsumiert haben zu nutzen, um kognitive Dissonanz zu reduzieren. Schwierigkeiten in der Arzt-Patienten-Beziehung führten dazu, dass Schwangere versuchten, selbst zu Expertinnen zu werden, indem sie sich über Studien informierten.
Schlussfolgerung:
Ob medizinischem Personal eine Expertenrolle zugeschrieben wird, scheint maßgeblich von deren Beziehung zur Schwangeren abzuhängen. Sowohl für individuelle Beratungsgespräche als auch bei der Entwicklung zielgruppenadaptierter präventiver Maßnahmen könnten diese Erkenntnisse von Nutzen sein.