Autor:innen:
Katharina Förster, Münster (Germany)
Lorenz Danzer, Münster (Germany)
Susanne Meinert, Münster (Germany)
Hannah Lemke, Münster (Germany)
Katharina Brosch, Marburg (Germany)
Frederike Stein, Marburg (Germany)
Simon Schmitt, Marburg (Germany)
Tina Meller, Marburg (Germany)
Axel Krug, Marburg (Germany)
Igor Nenadic, Marburg (Germany)
Tilo T. J. Kircher, Marburg (Germany)
Udo Dannlowski, Münster (Germany)
Kindesmisshandlung ist ein Risikofaktor für psychische Störungen, der mit einem reduzierten Hippokampusvolumen assoziiert ist - eine neurobiologische Veränderung, die sich auch bei einer Reihe von psychischen Störungen findet. Im Gegensatz hierzu zeigt der Schutzfaktor soziale Unterstützung (sozU) eine positive Assoziation mit Hirnvolumina z.B. der Amygdala. Um besser zu verstehen, wie Schutzfaktoren auf neurobiologische Veränderungen durch Risikofaktoren wirken, untersuchten wir den Zusammenhang von sozU und Hippokampusvolumen bei gesunden Probanden mit und ohne Misshandlungserfahrungen.
Es wurde eine gesunde Stichprobe (N=212) der MACS untersucht, aufgeteilt in zwei Gruppen anhand ihres Wertes im CTQ (N = 75 mit mind. einer auffälligen Skala, N = 137 ohne Auffälligkeiten). Die Gruppen unterschieden sich nicht in Alter, Geschlecht, Bildungsjahren und mittlerem SozU-Score (Fragebogen zur SozU). Das Hippokampusvolumen wurde mithilfe der VBM8 Toolbox und Freesurfer ermittelt. Wir testeten den Effekt der Interaktion von Risiko x sozU auf das Hippokampusvolumen und kontrollierten für Alter, Geschlecht, Gesamthirnvolumen und Studienstandort.
Unsere Analysen zeigten, dass Probanden mit Risiko ein reduziertes Hippokampusvolumen gegenüber Probanden ohne Risiko aufweisen (p=.004, pFWE=.009). Probanden ohne Risiko zeigten zudem einen positiven Zusammenhang von sozU und Hippokampusvolumen, den Probanden mit Risiko nicht zeigten (p=.001;pFWE=.004). Über beide Gruppen hinweg war der Haupteffekt für sozU nicht signifikant.
Unsere Ergebnisse replizieren vorherige Befunde zum negativen Zusammenhang von Kindesmisshandlung und Hippokampusvolumen bei gesunden Kontrollprobanden. Wir zeigen erstmals, dass sozU spezifisch positiv mit Hippokampusvolumen nur bei Probanden ohne Misshandlungserfahrungen assoziiert ist. Zusammenfassend deuten die Ergebnisse darauf hin, dass die Reversibilität des reduzierten Hippokampusvolumens durch SozU eingeschränkt ist.