Alter bei Erstmanifestation als wichtiger klinischer Parameter eines schlechteren Ansprechens auf antidepressive Pharmakotherapie
David Herzog, Mainz (Germany)
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Autor:innen:
David Herzog, Mainz (Germany)
Stefanie Wagner, Mainz (Germany)
Jan Engelmann, Mainz (Germany)
Nadine Dreimüller, Mainz (Germany)
Marianne Müller, Mainz (Germany)
Klaus Lieb, Mainz (Germany)
Unipolare Depression ist ein häufiges psychiatrisches Erkrankungsbild mit hoher Symptom-Heterogenität. Dies stellt wahrscheinlich eine der Gründe für das unbefriedigende Ansprechen auf antidepressive Pharmakotherapie dar. Klinische und molekulare Biomarker sind im Fokus der Forschung und ermöglichen ein sinnvolles Patienten-Clustering. Die Erstmanifestation einer depressiven Episode („onset of depression“) ist solch ein Charakteristikum mit möglicher Anwendbarkeit als klinischer Biomarker.
In einer sekundären Analyse zur klinischen Studie „Early Medication Change“ (EMC) untersuchten wir 889 Patienten mit mittelgradiger bis schwerer depressiver Episode. Wir teilten die Patienten anhand des Zeitpunkts der Erstmanifestation in „early onset“ (EO), „intermediate onset“ (IO) und „late onset“ (LO) ein. Soziodemographische und klinische Parameter wurden erhoben und zwischen den Gruppen verglichen.
EO-Patienten waren eher weiblich, im Schnitt 31 Jahre alt und hatten häufiger eine rezidivierende depressive Störung (p < 0.001). Sie wiesen ein höheres Maß an psychiatrischer Komorbidität der Achse I und II auf (p < 0.001). Während der antidepressiven Pharmakotherapie gingen depressive Symptome langsamer zurück (p < 0.001) als bei IO- oder LO-Patienten. Das bisherige Verschreibungsmuster von Antidepressiva unterschied sich von IO- oder LO-Patienten (p < 0.001). Das Alter bei Erstmanifestation ermöglichte eine Vorhersage der späteren Remission mit hoher Spezifität.
Die Erstmanifestation einer depressiven Episode könnte ein nützlicher klinischer Biomarker sein, der einfach zu bestimmen und leicht in den klinischen Alltag zu integrieren ist. Die frühzeitige Prävention von depressiven Episoden könnte die Langzeit-Prognose für den Patienten verbessern.
Alterseffekte auf die depressive Symptomatik und das antidepressive Therapieansprechen bei Patienten im Alter von 18 bis 65 Jahren
Jan Engelmann, Mainz (Germany)
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Autor:innen:
Jan Engelmann, Mainz (Germany)
Stefanie Wagner, Mainz (Germany)
Daniel Wollschläger, Mainz (Germany)
Nadine Dreimüller, Mainz (Germany)
David Herzog, Mainz (Germany)
Andre Tadic, Darmstadt (Germany)
Klaus Lieb, Mainz (Germany)
Einleitung: Epidemiologische Studien konnten zeigen, dass sich Prävalenz und klinische Symptomatik von depressiven Patienten in verschiedenen Altersgruppen unterscheiden. Ziel dieser Studie war es, soziodemographische und klinische Charakteristika sowie die depressive Symptomatik zwischen Patienten verschiedener Altersgruppen zu Beginn und während einer antidepressiven Behandlung zu untersuchen.
Methodik: 889 Patienten mit einer Major Depression (MDD) wurden in vier Altersgruppen (18-29, 30-39, 40-49 und 50-65 Jahre) aufgeteilt. Soziodemographische und klinische Charakteristika wurden bei Studienbeginn, der Schweregrad der depressiven Symptomatik (Inventar Depressiver Symptome, IDS) wöchentlich von Baseline bis Tag 56 erhoben.
Ergebnisse: Bei Baseline berichteten jüngere Patienten häufiger kognitive Symptome wie Reizbarkeit, Suizidalität, ein negatives Selbstbild oder zwischenmenschliche Empfindsamkeit und litten häufiger an komorbiden Substanzabhängigkeiten. Ältere Patienten zeigten hingegen häufiger neurovegetative Symptome wie morgendliches Früherwachen oder sexuelle Funktionsstörungen, hatten vermehrt rezidivierende Krankheitsverläufe und litten an komorbiden somatischen Erkrankungen. Unter der antidepressiven Therapie persistierten einige Symptome in den verschiedenen Altersgruppen, obwohl sich die Depressionsschwere in der Gesamtpopulation gleichmäßig verringerte.
Schlussfolgerungen: In der klinischen Präsentation depressiver Episoden zeigen sich hinsichtlich der Symptomatik erhebliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Altersgruppen. Obwohl viele Symptome innerhalb einer suffizienten antidepressiven Behandlung remittieren, persistieren einige Symptome in den verschiedenen Altersgruppen auch nach Besserung der depressiven Symptomatik. Die Differenzierung von altersabhängigen depressiven Symptomen und deren Entwicklung im Rahmen einer antidepressiven Therapie sollte bei der Wahl der Antidepressiva beachtet werden.
Die Kombination aus klinischen und molekulargenetischen Markern verbessert die Prädiktion für das Therapieansprechen von depressiven Patienten
Jan Engelmann, Mainz (Germany)
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Autor:innen:
Jan Engelmann, Mainz (Germany)
Stefanie Wagner, Mainz (Germany)
David Herzog, Mainz (Germany)
Nadine Dreimüller, Mainz (Germany)
Marianne Müller, Mainz (Germany)
Andre Tadic, Darmstadt (Germany)
Klaus Lieb, Mainz (Germany)
Einleitung:
Laut aktuellen Leitlinien wird die Eindosierung eines Selektiven-Serotonin-Reuptake-Inhibitors (SSRI) zur pharmakologischen Behandlung einer depressiven Episode empfohlen. In einer aktuellen Meta-Analyse wird Escitalopram als das wirksamste und verträglichste Präparat dieser Substanzklasse genannt. Ziel dieser Studie ist es Wirksamkeit, Verträglichkeit und Prädiktoren für eine erfolgreiche Escitalopram-Therapie zu identifizieren.
Methodik:
566 Patienten mit einer majoren Depression wurden über vier Wochen mit 20 mg Escitalopram behandelt. Der Schweregrad der Depressivität (HAMD17) und die Nebenwirkungen (UKU) wurden wöchentlich von Baseline bis Woche 4 bestimmt. Plasma-BDNF Messungen erfolgten bei Baseline und Woche 2.
Ergebnisse:
281 Patienten (50%) respondierten nach vierwöchiger antidepressiver Therapie, wohingegen 285 Patienten keine Besserung der depressiven Symptomatik zeigten. Patienten mit unzureichendem Therapieansprechen zeigten häufiger rezidivierende Therapieverläufe, waren älter bei Ersterkrankung und litten vermehrt unter somatischen Komorbiditäten. Weiterhin zeigten Non-Responder signifikant mehr Nebenwirkungen unter Medikation als Responder, vor allem Kopfschmerzen, innere Unruhe und Übelkeit. Responder zeigten einen Anstieg des pBDNFs von Baseline bis Woche 2, Non-Responder einen Abfall der pBDNF-Konzentration.
Schlussfolgerungen:
Das Vorliegen von starken Nebenwirkungen innerhalb der ersten beiden Behandlungswochen macht ein Ansprechen auf Escitalopram unwahrscheinlicher, sodass bei diesen Patienten eine frühe Therapieoptimierung sinnvoll erscheint. pBDNF scheint eine wichtige Rolle für das positive Therapieansprechen zu spielen. Zur weiteren Verbesserung der Therapieprädiktion sollten Untersuchungen zu möglichen biologischen Faktoren durchgeführt werden.
Die Züricher Depressionsstudie: psychodynamische Diagnostik und Neuroimaging während des Verlaufs von verschiedenen Psychotherapieverfahren bei depressiv Erkrankten
Johannes Vetter, Zürich (Switzerland)
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Autor:in:
Johannes Vetter, Zürich (Switzerland)
Einleitung
Die sogenannten Zürcher Depressionsstudien erforschen grundlegende pathophysiologische und neurochemische Prozesse der Depression. Die Psychotherapie ist ein wesentlicher Bestandteil der multimodalen Behandlung depressiver Störungen. In der Psychotherapieforschung bei Depressionen liegen bisher nur einzelne Studien vor, die Neuroimaging-Verfahren verwenden. Dies ist vor dem Hintergrund der Komplexität der zu untersuchenden Prozesse und der damit einhergehenden anspruchsvollen methodologischen Anforderungen zu beurteilen. Diese Studie setzt an diesem Forschungsdefizit an und untersucht mit einem individualisierten experimentellen Paradigma neurobiologische Veränderungen bei depressiv Erkrankten. Hierfür wurde ein innovatives und individualisiertes fMRT-Paradigma entwickelt.
Methode
Es wurde ein individualisiertes fMRT-Experiment entwickelt. Der Verlauf von Psychodynamischer Psychotherapie / Kognitiver Verhaltenstherapie / Körperzentrierte Psychotherapie bei jeweils 20-30 Patienten mit mittelgradigen Depressionen wird untersucht. Ergebnisse der fMRT Untersuchungen werden mit klinischen Befunden in Beziehung gesetzt, die mit vielfältigen diagnostischen Instrumenten erhoben werden. Untersuchungen finden jeweils vor Beginn der Psychotherapie, nach sechs Monaten, sowie nach einem Jahr statt. Es wird ebenfalls eine Kontrollgruppe mit gesunden Probanden untersucht.
Diskussion/Ergebnisse
Es werden neueste und bereits veröffentlichte Studienergebnisse präsentiert.
Es liegen erste Befunde der hämodynamischen Aktivierungsmuster vor. Versetzen sich gesunde ProbandInnen in zentrale Beziehungserfahrungen, zeigen sie Aktivierungsmuster in Regionen, die für das Abrufen autobiographischer Erinnerungen und Prozesse der sozialen Kognition eine Rolle spielen. Im Vergleich dazu zeigen depressive PatientInnen erhöhte Aktivierung in Arealen, die für das Erleben und die Verarbeitung von Emotionen, sowie die Wahrnehmung interozeptiver Reize eine wichtige Rolle spielen.
Dankbarkeit als Ressource bei psychiatrischen Patienten
Beate Spannaus, Langenthal (Switzerland)
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Autor:innen:
Beate Spannaus, Langenthal (Switzerland)
Nathan Keiser, Langenthal (Switzerland)
Albrecht Seiler, Langenthal (Switzerland)
René Hefti, Langenthal (Switzerland)
Einführung: In der Literatur finden sich zunehmend Hinweise, dass Dankbarkeit eine Ressource in der Bewältigung psychischer Belastungen (Krause 2006, Wood 2008) und psychiatrischer Erkrankungen (Koenig 2014) darstellt. In der vorliegenden Arbeit wurde ein stationäres psychiatrisches Kollektiv (N = 304) einer Klinik in der Schweiz untersucht
Methode: Alle stationär behandelten Patienten, die ihr Einverständnis dazu gaben, wurden innerhalb einer 2-Jahres-Periode in die Studie eingeschlossen. Dankbarkeit wurde in zwei Dimensionen gemessen: allgemeine Dankbarkeit (Allemand 2006) und Dankbarkeit gegenüber Gott oder einer Transzendenz (Huber 2008). Zudem wurden Symptomskalen eingesetzt (SCL-90-R, BDI), um den Einfluss der psychischen Symptomatik auf die Dankbarkeit zu evaluieren.
Ergebnisse: Die Werte in der allgemeinen Dankbarkeitsskala lagen mit 47.10 (SD 8.48) bei Eintritt und 50.96 (SD 7.68) bei Austritt im oberen Bereich der Skala (Maximum 66.00). Im Verlauf der stationären Behandlung nahm die Dankbarkeit um 8.2% zu. Die Dankbarkeit korrelierte negativ mit der Gesamtsymptombelastung des SCL-90-R (r = -.410, p = .000) und der depressiven Symptomatik (r = -.460, p = .000). Eine positive Korrelation fand sich zwischen der allgemeinen und der "religiös" motivierten Dankbarkeit (r = .621, p = .000). Diese klärte in einer Regressionsanalyse 38,4% (korrigiertes R-Quadrat) der Varianz der allgemeinen Dankbarkeit auf.
Diskussion: Die Mittelwerte für die Dankbarkeit lagen im oberen Bereich der Skala, was für eine psychiatrisches Patientengut mit Schwerpunkt affektive Störungen eher erstaunt. Direkte Vergleichsstudien liegen nicht vor. Die weitere Analyse zeigte jedoch einen signifikanter Einfluss der «religiös» motivierten Dankbarkeit auf das allgemeine Dankbarkeitserleben. Dies ist ein möglicher Erklärungsansatz für die hohen Dankbarkeitswerte im untersuchten Kollektiv.
Effekte einer separaten und kombinierten Mineralocorticoid- und NMDA Rezeptorstimulation auf die Empathie depressiver Patienten
Jan Nowacki, Berlin (Germany)
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Autor:innen:
Jan Nowacki, Berlin (Germany)
Michael Kaczmarczyk, Berlin (Germany)
Woo Ri Chae, Berlin (Germany)
Katja Wingenfeld, Berlin (Germany)
Christian Otte, Berlin (Germany)
Depressive Patienten weisen Konzentrationsveränderungen des Stresshormons Cortisol auf, welches am Glucocorticoid- und Mineralocorticoidrezeptor (MR) im Gehirn bindet. Eine MR Stimulation führt zur Unterdrückung der Cortisolsekretion und zu einer glutamatergen NMDA-Rezeptor (NMDA-R) Stimulation. Beide Rezeptoren stehen im Zusammenhang mit kognitiven Prozessen, welche bei depressiven Erkrankungen beeinträchtigt sind. Wir untersuchten die Effekte einer separaten und kombinierten MR und NMDA-R Stimulation in einem Empathietest bei depressiven Patienten und Gesunden.
Wir randomisierten 116 unmedizierte depressive Patienten (Alter M = 34, 78 % Frauen) und 116 hinsichtlich Alter, Geschlecht und Schuljahre passende Gesunde auf vier Bedingungen (doppelt-blindes Placebo-kontrolliertes Design): keine Stimulation (Placebo), MR Stimulation (Fludrocortison (FLU) + Placebo), NMDA-R Stimulation (Placebo + D-Cycloserin (DCS)) und kombinierte MR und NMDA-R Stimulation (beide Präparate). Wir erfassten Speichelcortisol und mithilfe des Multifaceted Empathy Test kognitive Empathie (Fähigkeit, die Perspektive einer anderen Person zu übernehmen) und emotionale Empathie (Vermögen, sich in eine andere Person einzufühlen).
Die Cortisolkonzentration nahm in den FLU-Bedingungen im Vergleich zu den anderen Bedingungen in beiden Gruppen ab. Wir fanden höhere Werte kognitiver Empathie nach FLU in beiden Gruppen und geringere Werte nach DCS bei depressiven Patienten. Depressive Patienten zeigten geringere Werte emotionaler Empathie als Gesunde, vor allem aufgrund geringerer Werte hinsichtlich positiver Stimuli bei depressiven Patienten.
Während eine MR Stimulation zu höherer kognitiver Empathie bei depressiven Patienten und Gesunden führt, führt eine partielle NMDA-R Stimulation bei depressiven Patienten zu geringerer kognitiver Empathie. Unabhängig jeglicher Rezeptorstimulation zeigen depressive Patienten geringere emotionale Empathie hinsichtlich positiver Stimuli im Vergleich zu Gesunden.
Urotoxizität von Ketamin in antidepressiver Anwendung
Hannelore Findeis, Dresden (Germany)
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Autor:innen:
Hannelore Findeis, Dresden (Germany)
Philipp Ritter, Dresden (Germany)
Einführung: Der antidepressive Effekt von Esketamin in subanästhetischen Dosen konnte bisher in zahlreichen Studien nachgewiesen werden. Es gibt jedoch Hinweise, dass Esketamin zumindest beim missbräuchlichen Konsum als Partydroge Schädigungen des Urothels mit erheblichen klinischen Beschwerden bis hin zu hämorrhagischen Zystitiden verursachen kann. Ziel dieser Studie ist die Untersuchung der Urotoxizität von Esketamin in antidepressiver Anwendung.
Methode: Es erfolgte eine retrospektive, anonymisierte Erfassung laborchemischer Parameter (Erythrozyten, freies Hb, Leukozyten, Protein) aus Urinproben von stationären Patienten, die mindestens eine Esketamin-Infusion (i.v. oder s.c.) in antidepressiver Indikation und Dosierung erhalten hatten. Die Daten wurden mittels repeated measure ANOVA und linearer Regression ausgewertet.
Ergebnisse. In der untersuchten Stichprobe (n=20) mit insgesamt 210 Esketamin-Infusionen und 217 untersuchten Urin-Proben wurde kein signifikanter Anstieg der gemessenen laborchemischen Parameter, die auf eine potentielle Urotoxizität hinweisen könnten, verzeichnet.
Schlussfolgerung und Diskussion: Es ergeben sich keine Hinweise auf eine unmittelbare Schädigung des Urothels durch Esketamininfusionen in antidepressiver Indikation und Dosierung. Auch nicht nach wiederholter Verabreichung. Zeitlich verzögerte Schädigungen, die Monate oder Jahre nach Verordnung des Esketamin auftreten könnten, sind durch diese Studie nicht erfasst worden. Gründe für das verschiedene Auswirken des Esketamins auf das Urothel bei therapeutischem und missbräuchlichem Gebrauch (zugeführte Dosis, „unreines“ Substrat, Art und Dauer der Verabreichung) sollten Gegenstand weiterführender Untersuchungen sein.
Kognitive Remediationstherapie verbessert die Aufmerksamkeit von (teil-) remittierten depressiven Patienten nachhaltig
Anna Jähn, Heidelberg (Germany)
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Autor:innen:
Anna Jähn, Heidelberg (Germany)
Lena Listunova, Heidelberg (Germany)
Johanna Kienzle, Heidelberg (Germany)
Thea Grützner, Heidelberg (Germany)
Benedikt Kramer, Heidelberg (Germany)
Marina Bartolovic, Heidelberg (Germany)
Matthias Weisbrod, Heidelberg (Germany)
Daniela Roesch-Ely, Heidelberg (Germany)
Einleitung: Zweidrittel der depressiven Patienten leiden unter kognitiven Dysfunktionen während einer akuten depressiven Episode, dennoch gibt es zunehmend Evidenz, dass die verminderte kognitive Leistungsfähigkeit über die Remission hinaus bestehen bleibt. Nach einer 5-wöchigen kognitiven Remediationstherapie (CRT) hat unsere AG einen positiven Effekt auf die Aufmerksamkeit gefunden (d = 0.7). Ziel dieser Studie war es, die CRT für die Behandlung kognitiver Dysfunktionen in (teil-) remittierter Depression 6 Monate nach Trainingsende zu untersuchen. Methode: Eingeschlossen wurden N = 55 (teil-) remittierte depressive Patienten mit kognitiven Defiziten (PR < 16) in mindestens zwei Domänen. Die Probanden wurden drei Gruppen (individualisiertes Training [IT; n = 20] vs. generalisiertes Training [GT; n = 16] vs. passive Kontrollgruppe [KG; n = 19]) randomisiert zugeteilt. Das kognitive Training fand 3x/Woche über einen Zeitraum von fünf Wochen statt. Die kognitive Leistungsfähigkeit wurde unmittelbar vor und nach sowie sechs Monate nach Beendigung des kognitiven Trainings erfasst. Ergebnisse/Diskussion: Mittels einer zweifakoriellen Kovarianzanalyse (ANCOVA) mit Messwiederholung mit Kontrastanalyse (Faktor 1: Zeit; Faktor 2: Gruppe) wurde sowohl die allgemeine Wirksamkeit von CRT auf die kognitive Leistungsfähigkeit (Training vs. kein Training) sowie die Wirkungsweise der verschiedenen CRT-Formen (IT vs. GT) untersucht. Während keine Unterschiede in der Wirkungsweise zwischen den CRT-Formen gefunden werden konnte, verbesserte sich die Aufmerksamkeitsleistung der Trainingsgruppen im Gegensatz zur KG. Schlussfolgerung: CRT verbesserte im Allgemeinen die Aufmerksamkeitsleistung von (teil-) remittierten depressiven Patienten nachhaltig (sechs Monate nach Trainingsende).
Wirksamkeit und Nutzen von Biofeedback bei schweren Depressionen im stationären Setting
Joachim Giese, Quakenbrück (Germany)
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Autor:innen:
Joachim Giese, Quakenbrück (Germany)
Reinhard J. Boerner, Wien (Austria)
Einleitung:
Biofeedback stellt ein spezielles Behandlungsverfahren dar, das seit den 1960er-Jahren ein breites Anwendungsfeld gefunden hat. Der Wirkmechanismus besteht in der unmittelbaren Absenkung des Stressarousals. Zum Einsatz bei Depressionen liegen bisher nur vereinzelt Studien vor, z.T. mit sehr kleinen Fallzahlen, nicht aber bei schweren Depressionen.
Fragestellungen:
Ist bei einer stationären Gruppe mit klinisch ausgeprägter Depression Biofeedback als add-on-Therapie zu einer Standardtherapie überhaupt wirksam und verträglich?
Methode:
Die Patienten werden nach psychiatrischer Abklärung testpsychologisch untersucht (HAMD, HAMA, BDI-II). Wirksamkeit und Verträglichkeit werden durch einen Fragebogen erfasst.
Ergebnisse:
Stichprobe: 48 Patienten (26 m, 22 w, Durchschnittsalter 48,5 J.).
HAMD 40 P. (10,41 SD), HAMA 30 P (8,58 SD)., BDI-II 37 P. (10,09 SD) (jeweils x̄ ).
Vorerfahrungen mit anderen Entspannungsmethoden: 50%.
Allgemeine „Gefühlslage“ : Beginn: 81% schlecht/sehr schlecht; Ende: 84% zufrieden/sehr zufrieden
Körperliche Entspannungsfähigkeit: 81% gut/sehr gut
Stimmungsverbesserung: 72% gut/sehr gut
Hilfreich im Vgl. zur Standardtherapie: 48% sehr hilfreich
Verträglichkeit im Vgl. zur Standardtherapie: 100% gut/sehr gut
Beurteilung des Stellenwerts: 67% hoch/sehr hoch
Diskussion:
In bemerkenswerter Weise konnten bei einer schwer erkrankten depressiven Patientengruppe im stationären Setting bereits nach durchschnittlich drei Behandlungssitzungen beeindruckende Therapieeffekte erzielt werden. Dies motiviert, auch unter ökonomischen Gesichtspunkten Biofeedback verstärkt bei dieser Patientengruppe anzuwenden und auf diesem Gebiet weitere Forschung zu initiieren.
Literatur:
Windthorst et. al, Biofeedback and Neurofeedback: Applications in Psychosomatic Medicine and Psychotherapy Psychother Psych Med 2015; 65(03/04): 146-158
Körperorientiertes Yoga in der Behandlung von affektiven Störungen
Miriam Bieber, Frankfurt am Main (Germany)
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Autor:innen:
Miriam Bieber, Frankfurt am Main (Germany)
Esra Görgülü, Frankfurt am Main (Germany)
Raisa Hodzic, Frankfurt am Main (Germany)
Viola Oertel, Frankfurt am Main (Germany)
Andreas Reif, Frankfurt am Main (Germany)
Körperorientiertes Yoga in der Behandlung von affektiven Störungen
Miriam Bieber, Esra Görgülü, Raisa Hodzic, Viola Oertel, Andreas Reif
Einleitung: Die vorliegende Studie untersucht überlappende und differentielle Effekte eines körperorientierten Yogas auf psychische Parameter bei Patienten mit Depressionen. Yoga stellt in der Therapie affektiver Störungen einen neuen Interventionsansatz dar und wird additiv zu herkömmlichen Behandlungsmethoden eingesetzt. Dabei stehen meist die Reduktion von depressiven Symptomen und die Förderung von Selbstwert im Vordergrund. Erste Forschungsergebnisse zeigen positive psychologische und psychosoziale Effekte. Es lassen sich Verbesserungen in Domänen der kognitiven Leistungsfähigkeit sowie der physiologischen Konstitution feststellen.
Methode: An der Studie nahmen 83 Patienten mit einer mindestens mittelgradigen rezidivierenden Depression teil. Die Interventionsgruppe (N=47) praktizierte an 3 Tagen pro Woche für 3 Monate Yoga im aeroben Bereich. Die Kontrollgruppe erhielt ein treatment as usual (TAU). Als interessierende Parameter wurden die Affektivität und Depressivität sowie der Selbstwert durch Fragebögen ermittelt.
Ergebnisse: Es zeigt sich, dass Verbesserungen in Depressivität, Affekt und Selbstwert für beide Gruppen über die Zeit zu ermitteln waren. Deskriptiv lässt sich anhand von Mittelwertsunterschieden zwischen den Gruppen über die Messzeitpunkte eine Tendenz der stärkeren Verbesserung der Psychopathologie und des Selbstwertes in der Interventionsgruppe feststellen.
Fazit: Für beide Gruppen ergeben sich Verbesserungen in Depressivität, Affekt und Selbstwert über die Messzeitpunkte. Es konnte kein additiver Effekt eines Yoga-Trainings bei herkömmlicher Behandlung festgestellt werden. Mittelwertsunterschiede lassen jedoch einen positiven Einfluss eines zusätzlichen Bewegungsangebots vermuten. Bei der Interpretation der Ergebnisse gilt es diverse methodische Schwierigkeiten zu berücksichtigen.
Tango als Behandlungsstrategie in der Behandlung von depressiven Störungen
Hans Gunia, Darmstadt (Germany)
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Autor:in:
Hans Gunia, Darmstadt (Germany)
In der Behandlung von Depression haben sich insbesondere ein Aufbau von angenehmen Aktivitäten und das Training sozialer Kompetenzen als sehr wirksam erwiesen. Im Rahmen des Darmstädter Bündnisses gegen Depression haben wir mehrfach Workshops mit dem Titel 'Tango gegen Depression' für Betroffene und Angehörige durchgeführt.
In diesen Workshops verbinden wir mit dem Tango Argentino mehrere Aspekte miteinander. Neben kommunikativen und psychoedukativen Elementen können Techniken des Führens und Folgens besonders gut vermitteln werden. Durch die aufmerksame und auf das Hier und Jetzt fokussierte harmonische gemeinsame Bewegung mit dem Partner werden darüber hinaus Aspekte der Achtsamkeitsarbeit integriert.
Wir stellen in diesem Vortrag die Inhalte und das Format dieses Workshop vor, präsentierten erste erfolgversprechende Daten der begleitenden Evalaution und diskutieren die Ergebnisse.
Evaluation der Wirkung tabletgestützten sozialen kognitiven Trainings auf kognitive und nichtkognitive Variablen bei depressiven Patienten
Susanne Röder, Bamberg (Germany)
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Autor:innen:
Susanne Röder, Bamberg (Germany)
Göran Hajak, Bamberg (Germany)
Tessa Kohlberg, Bamberg (Germany)
Vivien Vorndran, Bamberg (Germany)
Wolfgang Trapp, Bamberg (Germany)
Einleitung
Depressive Patienten schneiden in neuropsychologischen Tests zur Aufmerksamkeits-, Gedächtnis- und Problemlösungsleistung schlechter ab als gesunde Vergleichspersonen. Diese kognitiven Defizite gelten als Risikofaktoren für einen ungünstigen weiteren Krankheitsverlauf. Beeinträchtigungen bestehen jedoch auch in dem besonders für die Alltagsfunktionalität sehr wichtigen Bereich der sozialen Kognition. Insofern liegt es nahe, beide Bereiche der Kognition zu trainieren. Ergebnisse aus Pilotstudien für andere Störungsbilder deuten darauf hin, dass ein solches kombiniertes Training sogar noch erfolgsversprechender sein könnte. Ziel dieser Studie ist es daher, die Wirkungsweise eines kombinierten kognitiven Trainings sowohl auf die kognitive Leistungsfähigkeit, als auch auf die soziale Kognition zu untersuchen.
Methode
Es werden erste Ergebnisse einer laufenden randomisierten kontrollierten Studie an Patienten, die sich wegen einer depressiven Episode in stationärer Behandlung befanden, berichtet. Die Experimentalgruppe erhält dabei ein drei mal wöchentliches kognitives Training über einen Zeitraum von vier Wochen. Zum Einsatz kommen dabei Übungen aus der Bamberger tabletbasierten Trainings Batterie (BTTB), die speziell mit dem Ziel entwickelt wurde, mittels einfacher Dualtask-Aufgaben, welche ausschließlich in der Gruppe gelöst werden können, einerseits die kognitiven Funktionsbereiche Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Problemlösen spielerisch zu trainieren und andererseits die soziale Kommunikation zwischen den Teilnehmern direkt zu stimulieren.
Ergebnisse/Diskussion
Es konnten positive Ergebnisse des Tablettrainings auf kognitive Leistungsfähigkeit, soziale Kognition, Depressivität und soziale Ängstlichkeit der Teilnehmer nachgewiesen werden. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass es lohnend sein könnte, derartige kognitiv-sozialen Interventionen als Baustein auch in der stationären Behandlung depressiver Erkrankungen zu implementieren.