Das diesjährige Thema der International Association for the Study of Pain ist “Year Against Pain in the Most Vulnerable”. Unser Symposium greift diese Thematik auf und fokussiert auf das Schmerzerleben und Schmerzverhalten bei drei besonderen Populationen, die selten im Fokus von Schmerzkongressen stehen. Es handelt sich um Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung, Menschen mit Conterganschädigung und Menschen mit Demenz.
Alle drei Gruppen zeigen aufgrund ihrer Behinderung ein heterogenes, individuelles und oft abweichendes Schmerzverhalten und dies verlangt eine „personen-orientierte“ Interaktion zwischen Patienten und Behandelnden. Bisher wurden nur wenige qualitativ hochwertige wissenschaftliche Arbeiten zum Thema Schmerz im Kontext diesen Populationen veröffentlicht. Darüber hinaus werden auch in der Schmerzweiterbildung von Ärzten und Therapeuten nur eingeschränkt entsprechende Kenntnisse vermittelt. Das Symposium adressiert diese Lücken und bietet einen Einblick in die besondere Problematik dieser drei Gruppen.
Bisher ist die Umsetzung der IMST vor allem im Sektor der Krankenhausbehandlung (stationär wie tagesklinisch) verankert. Nicht zuletzt durch den politischen Druck, stationäre Betten abzubauen und die Grenzen zwischen stationärem und ambulantem Sektor durchlässiger zu machen, rückt die Einführung einer IMST im ambulanten Bereich zunehmend in den Fokus. Die entsprechenden ambulanten Konzepte sind allerdings bisher weder gut definiert noch bestehen ausreichende Erfahrungen bzgl. ihrer Anwendung. Enorm wichtig ist in diesem Zusammenhang die Definition der Sektorengrenzen und –Übergänge. Im Zuge ihrer regelhaften Publikationen hat die zuständige Ad-hoc-Kommission der Dt. Schmerzgesellschaft Kriterien für die Zuordnung der Schmerzpatienten zu den unterschiedlichen Versorgungssektoren beschrieben. Darüber hinaus wurden auch die strukturellen und prozessualen Voraussetzungen zur Durchführung von IMST in den 3 Bereichen (ambulant – tagesklinisch – stationär beschrieben), wobei auch die differenzierenden Kriterien tagesklinisch vs. stationär bisher nicht klar definiert wurden. Derartige Definitionen bzw. Kriterien werden im 1. Beitrag vorgestellt (Pfingsten).
Die inhaltliche Ausgestaltung ambulanter multimodaler Behandlungskonzepte stellt die Regelversorgung vor bislang nicht zu lösende Probleme (2. Beitrag, Klasen). In diesem Bereich war bislang eine IMST lege artis quasi nur im Rahmen sogenannter IV-Verträge möglich. Zwei der größten Schwächen dieser Versorgungskonzepte sind zum einen die Festlegung auf eng begrenzte Indikationsbereiche (z.B. Rückenschmerzen) und zum anderen die Begrenzung auf Versicherte der beteiligten Krankenkassen. Für das Gros der betroffenen chronisch Schmerzkranken fehlt bisher ein adäquates ambulantes Versorgungskonzept, durch das die betroffenen Patienten Zugang zu einer angemessenen Behandlung (i.e. IMST) erlangen. Aus der Sicht der Primärversorgung gibt es erste Ideen zur Umsetzung ambulanter IMST in der Regelversorgung, die einerseits dem großen Bedarf und andererseits der derzeit ungenügenden Vergütungssituation gerecht werden könnten.
Das UniversitätsSchmerzCentrum in Dresden hat Erfahrungen in der Anwendung ambulanter multimodaler Schmerztherapie, für die entsprechende Struktur- und Prozessparameter entwickelt wurden (3. Beitrag, Sabatowski). Zielpopulation waren Patienten mit anhaltenden Schmerzen, aber noch kurzer Schmerzdauer bei gleichzeitig bestehendem Chronifizierungsrisiko. In dem Beitrag werden die grundsätzlichen Überlegungen, die zur Umsetzung dieses Moduls führten und die Erfahrungswerte sowie Fallstricke vorgestellt. Darüber hinaus sollen erste Ergebnisse dargestellt werden. Auch wenn das Programm nach längerer Laufzeit beendet werden musste, sind daraus Erfahrungen gewachsen, die bei der Umsetzung zukünftiger Projekte (auch im Rahmen von Pain2020) wertvoll sind.
Aufgrund des bisher großen Interesses an diesem Thema stehen 30min enbloc für die Diskussion zur Verfügung.
In diesem Symposium sollen physiologische sowie pathophysiologische Mechanismen der thermosensorischen Perzeption dargestellt werden. Mechanismen der zentralen Schmerzverarbeitung stehen in enger Verbindung mit der peripheren Modifikation bestimmter Faserklassen. Das Phänomen der zentralen Disinhibition ist ein Beispiel für die integrative Verknüpfung peripherer und zentraler Prozesse. Es sollen daher Erkenntnisse aus experimentellen Arbeiten sowie die aus der humanen Diagnostik resultierenden klinischen Konsequenzen diskutiert werden, sowie deren Bedeutungen auf unterschiedlicher Ebene betrachtet werden.
Frau Forstenpointner wird im ersten Teil des Symposiums über die klinische Bedeutung der zentralen Disinhibition in der Neurologie sprechen. Es soll von einem pathophysiologischen Korrelat dieses Mechanismus, dem Central Post Stroke Pain berichtet werden. Dabei kommt es durch eine Infarzierung bestimmter thalamischer Kerngebiete (z. B. Nucl. ventralis posterolateralis) zu Thalamusschmerz, welcher durch niederschwellige Stimuli erzeugt werden kann. Des Weiteren soll die experimentelle Induktion einer zentralen Disinhibition durch einen selektiven A-Faser Block bei Gesunden mittels funktioneller MRT Bildgebung dargestellt werden sowie von einer A-Faser Blockade bei Patienten mit Oxaliplatin induzierter Kältehyperalgesie berichtet werden.
Im zweiten Vortrag wird Herr Schilder das Phänomen der Schmerzinduktion durch „Thermal Grill Illusion“ (TGI) vorstellen, bei dem ein komplexes dynamisches Perzept ausgelöst wird, welches Schmerz, Kälte und Brennen umfasst. Allodynie auf Kältereize ist eine häufig auftretende Empfindung bei Patienten mit neuropathischem Schmerz. Dieser Schmerzcharakter ist sehr ähnlich dem des induzierten Schmerzes durch TGI. In diesem Vortrag wird auf die supraspinalen Korrelate des TGI Phänomens eingegangen und wie sie möglicherweise mit neuropathischem Schmerz in Zusammenhang stehen.
Im letzten Teil wird Herr Vollert das Phänomen der paradoxen Hitzeempfindung (PHE) vorstellen, welches in Abgrenzung zur TGI nicht durch räumliche, sondern durch zeitliche Abfolge induziert wird und bei dem ein kalter Reiz als warm oder heiß wahrgenommen wird – anders als bei der TGI jedoch in den meisten Fällen nicht als schmerzhaft empfunden wird. Während dieses Phänomen bei Gesunden nur selten auftritt, steigt die Häufigkeit insbesondere bei deafferenzierenden Neuropathien stark an. Anhand experimenteller Ergebnisse und den sensorischen Profilen von über 1.000 Patienten mit zentralen und peripheren Neuropathien soll dargestellt werden, welche Faktoren das Auftreten von PHE begünstigen, und welche Rückschlüsse dies über Mechanismen der Neuropathie zulässt.
Aufgrund des breit angelegten Themenbereiches richtet sich das Symposium damit sowohl an Kliniker als auch an Wissenschaftler, die sich näher mit den Mechanismen thermischer Schmerzverarbeitung sowie der Pathophysiologie einer zentralen Disinhibition beschäftigen möchten.
Der Medikamentenübergebrauchskopfschmerz (MOH) ist eine häufige weltweit auftretende Erkrankung bei Patienten mit hochfrequenten und chronischen primären Kopfschmerzerkrankungen. Er führt zu einer starken Beeinträchtigung der Betroffenen, zu hohen Behandlungskosten und Komorbiditäten. Die aktuelle Kopfschmerzklassifikation definitiert ihn als einen sekundären Kopfschmerz, wobei viele Ärzte in ihm lediglich eine Komplikation eines primären Kopfschmerzes sehen. Zudem sprechen einige Patienten nicht auf eine Medikamentenpause als Therapie des MOH an, was Zweifel am Gesamtkonzept des MOH hat aufkommen lassen.
Klinische aber auch tierexperimentelle Daten weisen darauf hin, dass eine Erhöhung der cerebralen Exzitabilität einen wesentlichen Bestandteil bei der Entwicklung dieser Kopfschmerzart spielen könnte. Hierbei scheinen u.a. Veränderungen des serotornergen Systems eine große Rolle zu spielen, die dann zu einer verstärkten Cortical spreading depression-Neigung führen können. Zudem findet eine Hochregulation der vaso-aktiven und pro-inflammatorischen Mediatoren wie Calcitonin gene related peptide (CGRP), Substanz P und NO-Synthase statt.
Zunehmend gewinnen E-Health Angebote an Bedeutung in der Behandlung von Kopfschmerzpatienten. Inbesondere für Patienten mit hochfrequenten und chronischen Kopfschmerzen und zusätzlichen MOH stellen Sie ein leicht zugängliches Behandlungstool dar, was die gängigen medikamentösen und multimodalen Behandlungsansätze zukünftig erweitern könnte. Neben der reinen Dokumentation von Kopfschmerztagen und Einnahmetagen von Medikation gibt es nun auch die Möglichkeit, direkt und zeitnah dem Patienten einen möglichen Übergebrauch zurückzumelden und damit eine direkte therapeutische Intervention vorzunehmen und nicht auf den nächsten Arztbesuch warten zu müssen.
Das Symposium will die aktuellen pathophysiologischen und therapeutischen Ansätze bezüglich des MOH beleuchten und neue E-Health Angebote vorstellen. Dabei soll auch auf die Kontroversen der derzeitigen MOH-Debatte eingegangen werden.
Fast jeder von uns kennt Alltagstrancen: wenn Sie jemandem fasziniert zuhören und dabei das Gefühl haben, alles um sich herum zu vergessen. Wenn sich ein Fußballer beim Spiel verletzt, trotzdem weiterspielt und den Schmerz nicht wahrnimmt, befindet er sich in einem Trancezustand. Ein solcher geistig-körperlicher Zustand kann auch selbst induziert werden. Selbsthypnose ist eine selbst induzierte Erfahrung, die man macht, um das eigene unbewußte Potential zu utilisieren (Alman 2013). Auch Milton Erickson setzte Selbsthypnose zur Linderung eigener Schmerzen ein. Die Erfahrung selbst Einfluss auf ihre Beschwerden nehmen zu können ist für Pat. häufig mit einem Gefühl von Selbstkompetenz und Selbstwirksamkeit verbunden.
Es gibt eine Vielzahl von Methoden, um selbst in Trance zu gehen. Im Trancezustand können hilfreiche Suggestionen ins Unbewußte gelangen und auch von ihm gegeben werden. Selbsthypnose ist am ehesten erfolgreich, wenn die Suggestionen mit Wörtern, Symbolen und Bildern verwoben sind, die persönlich bedeutsam sind. Die entwickelten Vorstellungen können in Form von posthypnotischen Suggestionen dauerhaft Veränderungen bewirken. Das Ziel ist dabei die Symptomkontrolle: Im Sinne eines „Was stattdessen?“ werden Empfindungen entwickelt, die besser wären als der Schmerz (z.B. ein leichter Druck statt einem spitzen Nadelstich, Pielsticker 2004).
Die Wirksamkeit klinischer Hypnose konnte inzwischen gut belegt werden. In vergleichenden Therapiestudien konnten durch Selbsthypnose Verringerungen der Schmerzstärke und des Medikamentenkonsums sowie Verbesserungen im Krankheitsverhalten und der Anwendung von Coping-Strategien belegt werden (Spinhoven u. ter Kuile 2000). Für die Aufrechterhaltung des Therapieerfolges scheint die Kontrollattribution (Attribution auf selbst durchgeführte Maßnahmen) eine entscheidende Bedeutung zu haben.
Auf der Basis der wissenschaftlichen Befunde werden im Rahmen des Workshops die Möglichkeiten der Selbsthypnose in der Behandlung von akuten und chronischen Schmerzen aufgezeigt und durch Einzelfalldarstellungen und eine Demonstration anschaulich präsentiert.
Zielgruppe
Ärzte, Dipl.-Psychologen mit Schwerpunkt Schmerzpsychotherapie
Ziele
Kennenlernen von Anwendungsformen der Selbsthypnose
Literatur
Alman B, Lambrou PT Selbsthypnose – Das Handbuch zur Selbsttherapie. Heidelberg: Carl-Auer; 2013
Pielsticker A Das Würfelexperiment – Die Behandlung eines Patienten mit atypischem Gesichtsschmerz. In: Ebell HJ, Schuckall H. Warum Hypnose? München: Pflaum; 2004
Pielsticker A. Hypnose. In: Nobis HG, Rolke R, Graf-Baumann T, Hrsg. Schmerz – eine Herausforderung. 2. Aufl Heidelberg: Springer; 2015
Pielsticker A Hypnotherapie. In: Fritsche G, Gaul C Multimodale Schmerztherapie bei chronischen Kopfschmerzen. Heidelberg: Thieme; 2013
Spinhoven P, ter Kuile MM. Treatment outcome expectancies and hypnotic susceptibility as moderators of pain reduction in patients with chronic tension-type headache. Int J Clin Exp Hypn 2000; 48: 290-305
Inhalte: Die „schmerztherapeutische Versorgung“, fünf Ziffern im EBM: Was soll man da schon falsch oder vielleicht sogar besser machen können?
Doch die Materie ist komplizierter und spannender, als es sich einem auf den ersten Blick erschließt.
Wo liegen Stolperfallen der Plausibilitätsprüfung? Gibt es Widersprüchlichkeiten zwischen EBM und QSV? Wie kann man es als Schmerztherapeut verhindern, an die Prüfzeitgrenzen zu stoßen? Wann darf eine Komplexziffer abgerechnet werden? Wie ist eine Komplexziffer überhaupt definiert? Wann sollte sie auf keinen Fall abgerechnet werden?
Was ist eine Praxisbesonderheit in der Honorarverteilung (wohlgemerkt nicht im Arznei- oder Heilmittelbudget) und kann man darüber seinen Gewinn steigern?
Ist es aus wirtschaftlicher Sicht eigentlich sinnvoll, eine möglicherweise von der KV zugestandene Fallzahl voll auszuschöpfen?
Führt eine extrabudgetäre Vergütung der schmerztherapeutischen Versorgung eigentlich dazu, dass alle Leistungen vollständig bezahlt werden?
Ziele: Am Ende des Workshops sollen die Teilnehmer mehr Klarheit darüber haben, ob sie ihre Leistung optimal vergütet bekommen, oder welche Maßnahmen sie ergreifen können, um ein besseres wirtschaftliches Ergebnis zu erreichen.
Zielgruppe: Ärztinnen und Ärzte oder deren Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die maßgeblich für die Abrechnung der Schmerztherapie im KV- System verantwortlich sind. Praxen und Ermächtigte, die bereits an der Qualitätssicherungsvereinbarung teilnehmen oder die darüber nachdenken, künftig daran teilzunehmen.
Ziele:
Methodische Grundlagen, Möglichkeiten und Grenzen der Diagnostik mit Skalen und Fragebögen kennen lernen.
Zielgruppe:
Ärzte, Pflege, Physiotherapie, Psychotherapie
Zur Anwendung von Fragebögen und Skalen in der Schmerzdiagnostik bemerkt Williams: „Die Verwendung zuverlässiger, valider und sinnvoller Verfahren ist keineswegs schwieriger als die Anwendung nicht interpretierbarer oder ungeeigneter Methoden“ [7, S. 55]. Die Erfassung von Schmerzmerkmalen wie Intensität, Dauer, Maximum, Minimum und Qualität ist inzwischen weitgehend diagnostischer Standard. Die verwendeten Skalenformen, -formate und Instruktionen variieren dagegen noch immer erheblich. Themen des Workshops sind Grundlagen, Auswahl und Anwendung der Verfahren im klinischen Alltag. Kriterien für „gute“ und „schlechte“ Verfahren werden diskutiert. Besprochen und praxisnah vermittelt werden die derzeit üblicherweise verwendeten Verfahren zur Schmerzmessung (VAS, NRS, Schmerztagebücher, Fragebögen zur Schmerzqualität) Verfahren zur Bestimmung der Chronifizierung (MPSS, Graduierung nach von Korff) sowie bereichsspezifische Instrumente zur Erfassung psychischer Belastungen (depressive Symptome, Angst, Stress). Die Auswertung und Interpretation werden praxisgerecht erarbeitet. Dabei werden häufige Fehlerquellen, Probleme (z. B. Auswertung bei fehlenden Werten) und Entscheidungen für oder gegen bestimmte Formate sowie die Anwendungsmöglichkeiten und -grenzen beim Einsatz von Fragebögen bei Patienten mit körperlichen Beschwerden erläutert. Vorgestellt werden Verfahren im Schmerzfragebogen der Deutschen Schmerzgesellschaft und die neu eingeführten bzw. erweiterten Verfahren. Mit 21 Items ist die Depressions-, Angst- und Stress-Skala (DASS; Nilges & Essau, 2015) ein reliabler, valider und gleichzeitig ökonomischer Fragebogen für Patienten mit chronischen Schmerzen. Besonderen Stellenwert hat in diesem Workshop das Gespräch mit Patienten: Bei der Einführung der Verfahren, der Beantwortung von Fragen und Zweifeln und bei der Vermittlung der Ergebnisse.
Literatur
1. Gerbershagen HU (1995) Quality of life research in pain patients. In: Guggenmoos-Holzmann I, Bloomfield K, Brenner H, Flick U (eds) Quality of life and health, 1st ed.Blackwell, Berlin, pp 107–124
2. Nicholas MK, Asghari A, Blyth FM (2008) What do the numbers mean? Normative data in chronic pain measures. Pain 134:158–173
3. Nilges P, Essau C (2015) Die Depressions-Angst-Stress-Skalen. Der DASS – ein Screening-verfahren nicht nur für Schmerzpatienten. Schmerz 649–657
4. Nilges P, Diezemann, A (2019) Psychologische Schmerzdiagnostik. In In: Baron R., Koppert W., Strumpf M., Willweber-Strumpf A. (eds) Praktische Schmerzmedizin. Springer Reference Medizin. Springer, Berlin, Heidelberg, S. 77-83
5. Nilges P. (2019) Klinische Schmerzmessung. In: Baron R., Koppert W., Strumpf M., Willweber-Strumpf A. (eds) Praktische Schmerzmedizin. Springer Reference Medizin. Springer, Berlin, Heidelberg, S. 97-104
6. Von Korff M, Dworkin SF, LeResche L (1990) Graded chronic pain status: An epidemiological evaluation. Pain 40:279
7. Williams AC (1995) Pain measurement in chronic pain management. Pain Reviews 2:39–63
8. Williams AC, Craig KD (2016) Updating the definition of pain. Pain 157:2420–2423
Eine leitlinienorientierte Diagnostik ist wichtig, um neuropathische Schmerzen von nozizeptiven oder noziplastischen Schmerzen abgrenzen zu können, mögliche Ätiologien abzuklären und die entsprechende Therapie einzuleiten. 2019 wurde die komplett überarbeitete S2k-Leitlinie „Diagnostik und nicht-interventionelle Therapie neuropathischer Schmerzen“ fertig gestellt, die in diesem Symposium vorgestellt wird.
Im ersten Vortrag werden die diagnostischen Maßnahmen vorgestellt, um die Diagnose neuropathischer Schmerzen zu sichern und diese näher klassifizieren zu können.Im zweiten Vortrag werden die neuesten Studien, auf denen die aktuellen Therapieleitlinien basieren und insbesondere die evidenzbasierte Therapie neuropathischer Schmerzen vorgestellt und diskutiert, während im abschließenden Teil die Therapien diskutiert werden, die nicht uneingeschränkt empfohlen werden können oder für die es sogar starke Empfehlungen gegen einen Einsatz gibt.
Aufgrund des breit angelegten Themenbereiches richtet sich das Symposium damit sowohl an Kliniker, die Anregungen für eine Optimierung ihrer Therapie chronischer Schmerzen bekommen möchten, als auch an Wissenschaftler, die sich näher mit neuropathischen Schmerzen beschäftigen möchten.
1. E. Enax-Krumova, Bochum: Leitliniengerechte Diagnostik neuropathischer Schmerzen
Der diagnostische Algorithmus neuropathischer Schmerzen (Anamnese, neuroanatomisch plausible Schmerzausbreitung und Sensibilitätsstörung) und apparative Verfahren zur Bestätigung einer Läsion des somatosensorischen Systems werden vorgestellt.
2. J. Gierthmühlen, Kiel: Evidenzbasierte Therapie neuropathischer Schmerzen nach den neuen Leitlinien
Die Therapie 1. Wahl beinhaltet Antikonvulsiva, trizyklische Antidepressiva und den selektiven Serotonin-/Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer Duloxetin. Lidocain- und Capsaicin 8%-Pflaster können insbesondere bei fokalen Nervenläsionen empfohlen werden.
3. T. Schlereth, Wiesbaden: Evidenzbasierte Therapie - was kann nur eingeschränkt empfohlen werden? Welche Medikamente sind nicht sinnvoll in der Therapie neuropathischer Schmerzen?
In diesem Vortrag wird der Stellenwert einer Opioidtherapie diskutiert und die Evidenz für andere medikamentösen Therapien, u.a. Cannabinoiden, Botulinumtoxin sowie denAntikonvulsivaCarbamazepin, Oxcarbazepin und Lamotrigin vorgestellt.
Gepante, Lasmitditan, CGRP- und CGRP Rezeptorantikörper sowie PACAP-Antikörper sind neue Substanzen zur Akuttherapie oder Prophylaxe von Kopfschmerzen, deren Zulassung zunächst zur Behandlung der Migräne erfolgt.
Basierend auf der entscheidenden Rolle von CGRP in der Migränepathophysiologie habe die Gepante den CGRP-Antikörpern den Weg bereitet. Im Rahmen dieses Vortrages wird ein Bogen von den älteren Gepanten hin zu den neueren Substanzen geschlagen und deren mögliche Rolle in Akutmedikation und Prophylaxe von Migräne und anderen Kopfschmerzen kritisch beleuchtet.
Lasmiditan ist ein hochaffiner, hochselektiver 5-HT1f-Rezeptoragonist und unterscheidet sich als Vertreter der Gruppe einer neuen Wirkstoffgruppe („Ditane“) damit von den Triptanen, die vor allem eine hohe Affinität zu 5-HT1B/1D-Rezeptoren aufweisen. Durch die niedrige Affinität zu diesen Rezeptoren ist Lasmiditan nicht vasokonstriktiv wirksam und kann auch bei Patienten mit kardiovaskulären Risikofaktoren zur Migränebehandlung eingesetzte werden, bei denen Triptane Kontraindiziert sind. Lasmiditan könnte auch eine Behandlungsoption für bisherige Triptan-Non-Responder darstellen. In klinischen Studien wurden bislang Dosierungen von 50, 100 und 200 mg untersucht, Endpunkte waren u.a. das Erreichen von Kopfschmerzfreiheit nach 2 Stunden sowie das Ansprechen, des neben Kopfschmerzen am stärksten beeinträchtigende Begleitsymptom. In diesen Parametern konnte eine signifikante Überlegenheit in Phase 2 und 3 Studien gezeigt werden. Kardiovaskuläre Nebenwirkungen traten nicht häufiger auf als unter Plazebo, Schwindel scheint eine Nebenwirkung bei etwa 15% der Patienten zu sein.
Die CGRP-(Rezeptor)-AK sind die ersten Wirkstoffe, die Migräneattacken spezifisch vorbeugen und auf Grundlage von Erkenntnissen zur Pathophysiologie der Migräne entwickelt wurden. Derzeit repräsentiert CGRP neben dem therapeutischen Target wahrscheinlich auch den vielversprechendsten diagnostischen und/oder therapeutischen Biomarker in der Migräne. Neben CGRP konnten jedoch weitere Moleküle definiert werden, die potentiell als therapeutisches Ziel und/oder Biomarker in Frage kommen. Hierzu gehört das Neuropeptid PACAP38, für das bereits ein Antikörper in der klinischen Testung ist. Aber auch andere Neuropeptide (wie Orexin, Oxytocin), Neurotransmitter (z.B. Glutamat), Ionenkanäle (z.B. KATP-Kanal, Acid Sensing Ionenkanal, TRP-Kanal), Enzyme (z.B. NOS) und Cytokine (z.B. IL-1β, IL-6, Leptin, TNF-α) haben das Potential die existierenden Therapien zu erweitern. Der Vortrag gibt einen Überblick über den aktuellen Stand und mögliche zukünftige Entwicklungen.
Wir stellen Ergebnisse aus dem vom Evangelischen Studienwerk geförderten interdisziplinären Promotionsschwerpunkt „Resilienzfaktoren in der Schmerzverarbeitung“ dar. Im Zusammenschluss von WissenschaftlerInnen und Promovierenden aus Psychologie, Medizin und Theologie erforschen wir warum manche Menschen mit chronischen Schmerzerkrankungen trotz allem ein erfolgreiches privates und berufliches Leben führen, während bei anderen das gesamte Leben vom Schmerz bestimmt wird. Die Gruppe um S. Lautenbacher (Bamberg) untersucht Optimismus als Resilienzfaktor. Im Eiswassertest zeigte sich eine deutliche Reduktion der Schmerzintensität nach experimentell induziertem Optimismus. Wir postulieren, dass die Schmerzlinderung auf einer späten Schmerzverarbeitungsstufe auftritt, da die erste kortikale Verarbeitung, abgebildet durch nozizeptive Hirnpotentiale, keine Optimismuseffekte nachweisen ließ. Eine Studie mit dem Facial Action Coding System zeigte, dass der mimische Schmerzausdruck, der helfendes Verhalten bei Beobachtern auslöst, nach Optimismusinduktion stärker ausfällt. Somit könnte Optimismus gleichzeitig den Schmerz dämpfen und das psychosoziale Coping durch eine verbesserte Schmerzkommunikation optimieren.
J. Wieder und T. Wabel (Bamberg) bearbeiten das Thema „Verbitterung“. Hierunter wird dissoziales und dysfunktionales Phänomen verstanden, das als sich selbst verstärkender Umgang mit schmerzhaften Erfahrungen und dadurch geradezu als nicht-resilienter Mechanismus für den Umgang mit Schmerz gelten kann. Religiöse Traditionen, hier dargestellt am Beispiel des Christentums, können helfen, negative Emotionen zu transformieren und diesem Mechanismus entgegenzutreten. Dabei konzentriert sich der theologische Beitrag auf die konkreten Artikulationen von Schmerzerfahrungen, für die die religiöse Tradition herausgehobene Sprachformen bereithält. Im Wechselspiel körperlicher Erlebens- und mentaler Verarbeitungsprozesse, das den Schmerz kennzeichnet, kommt der hermeneutischen Betrachtung insbesondere der körperbezogenen Metaphern im Kontext von Schmerz eine besondere Bedeutung zu.
Das Team um P. Pauli und P. Reichert untersucht die Rolle von Emotionen bei der Schmerzverarbeitung. Schmerz geht häufig mit dem Erleben von negativen Emotionen einher. Gleichzeitig kann der emotionale Zustand einer Person die Verarbeitung von Schmerz verändern, so dass positive Emotionen in einer Linderung und negative Emotionen in einer Potenzierung von Schmerz resultieren. Ferner führt die Wahrnehmung von Schmerz zu einer veränderten Verarbeitung von Emotionen, das heißt vor allem verstärkten Reaktionen auf negative emotionale Reize. Die erhöhte Prävalenz von Angst und affektiven Störungen bei Schmerzpatienten deutet auf die klinische Relevanz des Zusammenhangs von Schmerz und Emotion hin. Hieraus sollen potentielle Resilienzfaktoren zum Umgang mit Schmerz und der Vorbeugung von Schmerzchronifizierung abgeleitet werden.
In Deutschland leiden ca. 12-15 Millionen Menschen an länger andauernden oder wiederkehrenden Schmerzen. 4-5 Millionen sind davon stark beeinträchtigt. Im Schnitt dauert es 10 Jahre bis diese Patienten eine adäquate Schmerztherapie finden.
Auch in der Versorgung von Akutschmerzpatienten muss immer noch davon ausgegangen werden, dass jeder zweite Patient zu starke Schmerzen auf operativen wie nicht operativen Stationen erleidet. Die Versorgung von Schmerz stellt Patient*innen, Behandler*innen, Organisationen, Interessenvertretungen und die Politik vor umfängliche Herausforderungen. Dabei wird die Schmerzversorgung als interprofessionelle Aufgabe verstanden. Somit ist auch ein kollaborativer Ansatz mit unterschiedlichen Rollen im multiprofessionell besetzten Schmerzmanagement einzufordern.
In den letzten Jahren wurden grundsätzliche Aufgaben- und Verantwortungsbereiche für die professionelle Rolle der pflegerischen Schmerzexpert*innen erarbeitet, die es ermöglichen für die unterschiedlichen Einsatzbereiche mögliche Aufgaben und deren Voraussetzungen zu definieren. Daher gilt es die bisherigen Rollen darzustellen und mit den bestehenden Vorgaben aus dem internationalen Kontext sowie deutscher Rahmungen (Expertenstandards) abzugleichen und zu diskutieren.
Frau Gnass geht den Fragen nach, welche Rolle pflegerische Schmerzexpert*innen im interprofessionellen Schmerzmanagement haben und welche Rollen in mulitprofessionellen Teams wahrzunehmen sind um die Versorgung bzw. den -prozess für Schmerzpatient*innen bestmöglich mitzugestalten.
Herr Wittling stellt die Aufgaben von Pflegeexpert*innen in Akutschmerzdiensten aus dem englischsprachigen Raum sowie mögliche Übertragbarkeiten auf die Situation in Deutschland dar. Dabei stehen insbesondere auch zukünftig mögliche und notwendige Entwicklungen im Fokus.
Die Rolle der Pflegeexpert*innen in der Betreuung chronischer Schmerzpatient*innen beleuchtet Herr Bülow. Er stellt Veränderungen in der Arbeit der Pflegeexpert*innen bedingt durch den Expertenstandard dar und beschreibt welchen Fokus sie in diesem Bereich der Schmerztherapie haben.
Die frühzeitige Adressierung von Patienten mit Schmerzen und Risikoprofil bereits vor Eintritt einer Chronifizierung und die damit einhergehende bedarfsgerechte Steuerung der Patienten in geeignete Versorgungsangebote reduziert Leid und Kosten sowohl auf Seiten der Patienten als auch auf Seiten der Gesellschaft. Die Nationale Versorgungsleitlinie Kreuzschmerz (NVL 2017) empfiehlt ein interdisziplinäres multimodales Assessment (IMA) bereits innerhalb der ersten 6-12 Wochen nach Auftreten von (Rücken-)Schmerzen bei Vorliegen von Risikofaktoren für eine weitere Chronifizierung. Dies wird in der Regelversorgung bisher nicht umgesetzt. Darüber hinaus empfiehlt die NVL niederschwellige interdisziplinär-multimodale Angebote (IMST) für diese Zielpopulation, vor allem edukativ bzw. ambulant begleitend. Ziel von PAIN 2020 (gefördert durch den G-BA; 01NVF17049) ist die Verbesserung der Versorgung für Patienten mit Schmerzen und Risikofaktoren durch eine frühe Zuweisung zu einem IMA. Beteiligte Konsortialpartner (BARMER, Universität Greifswald, Universitätsmedizin Göttingen, DRK Schmerzzentrum Mainz und Universitätsklinik Dresden) erarbeiteten unter Führung der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V. die Konzeption für Vorgehensweise, Inhalte und deren Dokumentation. Kooperationspartner sind Einrichtungen der Regelversorgung mit IMST-Profil entsprechend den Empfehlungen der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V..
Die Besonderheit bei PAIN2020 besteht in der Etablierung einer neuen Versorgungsleistung incl. notwendiger Strukturen sowie deren Evaluation. Aktuell befindet sich das Projekt in der Rekrutierungsphase der beteiligten Kooperationspartner sowie der Patienten. Dabei werden durch die teilnehmenden Einrichtungen sowohl in Hinblick auf die Umsetzung als auch in der ersten Durchführung der Versorgungsleistungen (IMA, ein einmaliges und ein 10-wöchiges Therapiemodul) Rückmeldungen gegeben, die versorgungs- und umsetzungsrelevant sind. Ziel des Symposiums ist die praktisch orientierte Zusammenfassung dieser ersten Erfahrungen mit der Umsetzung dieser komplexen Intervention in den bundesweiten Versorgungsalltag.
Ausgehend vom Austausch mit den interessierten Einrichtungen sollen einführend die Erfahrungen zur strukturellen und personellen Voraussetzung der Umsetzung der neuen Versorgungsleistungen in der ambulanten Versorgung in PAIN2020 berichtet werden. Die Erarbeitung der neuen Versorgungsleistungen wird dargestellt. Sich ergebende Implikationen werden zusammengefasst und in die aktuelle schmerztherapeutische Versorgung eingeordnet. Für die Qualitätssicherung komplexer Interventionen bedarf es einer umfassenden standardisierten Dokumentation. Die Herausforderungen und Lösungsansätze der Dokumentation komplexer Interventionen im klinischen Alltag sollen hier hervorgehoben werden.
Heilsame Kommunikation im Umgang mit Schmerzen und die Aktivierung von Erfahrungen, die Schmerzen positiv verändern: Demonstration und Diskussion
Für die Demonstration ist die Hilfe eines Tagungsteilnehmers erbeten, der unter Schmerzen leidet.
Ziel dieser Veranstaltung ist es, anschaulich zu machen, wie man eine schmerztherapeutische Sitzung kommunikativ so gestalten kann, dass der Patient darin unterstützt wird, sein (Schmerz-)Erleben positiv zu beeinflussen.
Zielgruppe:
Ärzte, Physiotherapeuten und Psychologen, die sehen und erleben wollen, wie man die Fähigkeiten des Patienten erweitern kann, Schmerzen anders zu erleben.
Zielgruppe: Medizinalpersonen aller Fachrichtungen (keine Vorkenntnisse notwendig)
Ziele: 1. Sie kennen die Symptomvielfalt von Gesichtsschmerzen und die Zusammenhängemit
begleitenden Kopfschmerzen. 2. Sie verstehen die multifaktorielle Schmerzätiologie
im Rahmen eines bio-psycho-sozialen Krankheitsmodells und die multimodalen Therapieansätze.
3.Sie können die klinische Untersuchung zur Abgrenzung von myogenen,
arthrogenenund neurogenen Schmerzen durchführen. 4.Sie kennen die Indikationen und
Anwendung von Biofeedback als Entspannungstechnik.
Die Bedeutung der körperlich-klinischen Untersuchung bei muskuloskelettalen Schmerzen steht außer Frage. Gemeinsam mit einer ausführlichen Schmerzanamnese gelingt es bereits in nahezu allen Fällen, einen spezifischen von einem nicht-spezifischen Kreuzschmerz zu differenzieren. Dies setzt allerdings einen bewährten orthopädischen und neurologischen Standard beim Untersuchungsgang und auch dessen Interpretation voraus.
Erst- und Verlaufsuntersuchung beinhalten grob Inspektion, Palpation und Beweglichkeitsprüfung. Im neurologischen Bereich sind radikuläre Symptome, sensible oder motorische Defizite, der Reflexstatus und Koordinationstest von Relevanz. Ebenfalls sind schmerzdiagnostisch Zeichen der Sensibilisierung – peripher und oder zentral – zu berücksichtigen, z. B. Allodynie. Die Reliabilität der Einzeltests ist begrenzt, wobei Provokationstests deutlich sicherer sind als Motilitätstests. Für den klinischen Alltag hat sich die gleichzeitige Anwendung mehrerer Schmerzprovokationstests („Untersuchungsbatterie“) bewährt, wodurch eine gute Reliabilität und Qualität erreicht werden kann. Die diagnostische Aussagefähigkeit der klinischen Einzeltests ist begrenzt. Oftmals ist die Eingrenzung des genauen Bestimmungsortes des Schmerzes nicht möglich, Kommunikation und Kooperation der Betroffenen sind bei der Untersuchung eingeschränkt und die Trennschärfe der Tests ist relativ gering.
Im Rahmen des Assessments vor multimodaler Behandlung von chronischen Kreuzschmerzen (NVL 2017) sollte ein strukturiertes Assessment mit anschließender Teambesprechung und anschließender Therapieplanung durchgeführt werden. Spätestens nach 6 Wochen Schmerzdauer und alltagsrelevanten Aktivitätseinschränkungen trotz leitliniengerechter Versorgung soll bei positivem Nachweis von Risikofaktoren zur Chronifizierung (Yellow flags) die Indikation zu einer multimodalen Therapie möglichst durch ein interdisziplinäres Assessment geprüft werden, d. h. die körperliche Untersuchung und Fuktionsdiagnostik – orthopädisch, manualmedizinisch, neurologisch – ist fester Bestandteil des Assessments.
Ziele:
Vermittlung, Basiswissen, orthopädische und neurologische Untersuchung unter funktionellen Gesichtspunkten
Zielgruppe:
Anästhesisten, Hausärzte und andere interessierte Facharztgruppen, gerne aber auch Physiotherapeuten
Ziele/Inhalte:
Das Fibromyalgiesyndrom bleibt eine klinisch-therapeutische und diagnostische Herausforderung. Die Einordnung als funktionelles somatisches Syndrom in der S3-Leitlinie zum FMS macht den bio-psycho-sozialen Kontext deutlich. Im Workshop werden aktuelle Erkenntnisse zur Pathophysiologie (z.B. zur Small-Fibre-Pathologie) zur Therapie und zur heterogenen klinischen Repräsentation vorgestellt und in Bezug auf ihre Konsequenzen für Diagnostik und Behandlung dargestellt und diskutiert. Dabei stehen insbesondere auch die Indikation und die Umsetzung im Rahmen einer interdisziplinären multimodalen Schmerztherapie im Fokus.
Zielgruppe:
Für alle beteiligten Berufsgruppen der interdiziplinären multimodalen Schmerztherapie
Menschen, die wenig mit Wissenschaft in Kontakt kommen, denken dabei oft an ellenlange geisteswissenschaftliche Ausschweifungen und langweilige Zahlenreihen. Beim Science Slam ist alles anders: Hier darf (und soll!) Wissen Spaß machen. Im Rahmen des Schmerzkongresses liefern sich fünf Vortragende einen Wettbewerb mit spannenden Geschichten, witzigen Anekdoten, erstaunlichen Erkenntnissen und anregenden Denkanstößen. Jede Fachrichtung ist erlaubt, jede Überraschung erwünscht und das Publikum entscheidet, welcher Vortrag am Ende mit dem Sieg gekürt wird.
Die Fürther Kulturförderpreis-Trägerin Lara Ermer führt moderierend durch den Abend und hat ein abwechslungsreiches LineUp erfahrener Science-Slammerinnen und -Slammer im Gepäck, die in jeweils zehnminütigen Performances Themen aus verschiedensten Sparten der Naturwissenschaft präsentieren.
Abstract:
Im ersten Beitrag wird der Unterschied zwischen trigeminalen Schmerzen und somatischen Schmerzen beleuchtet und die klinischen und wissenschaftlichen Gründe diskutiert warum Kopfschmerzen nicht einfach nur ein weiteres Schmerzfeld wie etwa Rückenschmerzen, viszerale oder muskuloskelettale Schmerzen darstellen. Es werden die Besonderheiten des trigemino-vaskulären Systems erläutert und warum Kopfschmerzmedikamente, aber nicht Opiate bei trigeminalen Schmerzen hocheffektiv sind. Darauf aufbauend werden Besonderheiten der Syndrome des 1. Trigeminalen Astes (Kopfschmerzen) den Syndromen des 2. und 3 Astes (Gesichtsschmerzen) gegenübergestellt.
In diesem zweiten Beitrag werden die Klinik und Differentialdiagnostik von nicht-dentalen Gesichtsschmerzsyndromen diskutiert und zu Unterschiede zu den Kopfschmerzsyndromen inklusive fazialer Beteiligung primärer Kopfschmerzsyndrome herausgearbeitet. Weiterhin werden moderne Therapie-Algorithmen vorgestellt.
Der dritte Teil beschäftigt sich mit struktureller und funktioneller Bildgebung bei Gesichtsschmerzen und Unterschieden zu Kopfschmerzen. Zum einen werden neue Bildgebungsbefunde bei der Trigeminusneuralgie vorgestellt und die Relevanz auf die Indikation einer neurochirurgischen Intervention diskutiert. Die Pathophysiologie des idiopathisch persistierenden Gesichtsschmerzes wird anhand neuer funktioneller Bildgebungsdaten (fMRT) vorgestellt und gegen Befunde aus der Kopfschmerzbildgebung diskutiert.
Ein Großteil der Patienten leidet nach Amputationen an Phantomschmerzen. Dabei handelt es sich oft um multimorbide Patienten, die auch aus schmerzmedizinischer Sicht viele Risikofaktoren für die Entwicklung chronischer Schmerzen mit sich bringen. Neben oft vorbestehenden Schmerzen geht eine Amputation mit einer erheblichen Veränderung des Lebenskonzeptes einher. Im Rahmen der operativen Entfernung des Körperteils kommt es zur peripheren Durchtrennung von Nerven und in der Folge fehlender Efferenzen zu Veränderungen im sensomotorischen Kortex. Starkes Schmerzerleben, Sensibilisierungsmechanismen und Veränderungen des Körperschemas unterstützen die Chronifizierung.
Moderne Amputationsmedizin ist eine interdisziplinäre Aufgabe. Konsequente Prävention und frühe schmerzmedizinische Intervention sind erforderlich. Dabei ist die Evidenz im Vergleich zu den häufig polypragmatischen medikamentösen und interventionellen Ansätzen schwach. Maßnahmen und Techniken zur Beeinflussung des Körperschemas und des sensomotorischen Systems sind von besonderer Bedeutung. Hierbei bieten moderne Techniken und Programmierung von Apps und virtueller Realität eine spannende Ergänzung und ggf. Erweiterung der Konzepte die durch visuelle Beeinflussung des Köperschemas bereits im Kontext der Spiegeltherapie etabliert sind. Auch spielt zur Verbesserung des Köperschemas eine gezielte Prothesenversorgung eine bedeutende Rolle. Zur Wiederherstellung bzw. zum Erhalt von Funktion bedarf es neben gezielter und vorausschauender operativer Planung und Technik einer entsprechenden interdisziplinären Nachbetreuung.
Medikamentöse Prävention und Therapie
Die Prävention und medikamentöse Therapie hat insb. in der Initialphase nach Amputationen einen hohen Stellenwert im Therapieregime. J. Erlenwein wird hier das klinische Vorgehen im Bezug auf verfügbare Evidenz darstellen.
Spiegelbilder und virtuelle Realität - Innovative Therapieansätze
In seinem Vortrag wird M. Diers auf Möglichkeiten visueller Therapieansätze, unteranderem mit virtueller Realität eingehen, die bisherige Verfahren ergänzen können.
Moderne Prothesenversorgung
In ihrem Vortrag wird Frau J. Ernst aus chirurgischer Sicht die Möglichkeiten und Grenzen moderner Amputationsmedizin und Neuroprothetik darstellen. Dabei wird sie den Fokus auf das klinische Management von myoelektrischen Prothesenversorgung legen.
Während der iktalen Phase kommt es bei Patienten mit Migräne zu Veränderungen der Wahrnehmung. Diese sind klinisch messbar als herabgesenkte Schwellen während der quantitativen sensorischen Testung (QST) und werden von Patienten als eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber visuellen, taktilen, olfaktorischen etc. Reizen wahrgenommen. Ob sich Patienten mit Migräne auch interiktal von Personen ohne Kopfschmerzerkrankung unterscheiden, ist höchst umstritten. Weiterhin ist unklar, ob sich Veränderungen der Sensorik auch außerhalb der QST Batterie darstellen lassen, z.B. anhand von Messinstrumenten für die endogene Schmerzmodulation. In diesem Symposium soll zunächst ein Überblick über QST Veränderungen bei Patienten mit Migräne gegeben werden. Danach werden Daten zur endogenen Schmerzmodulation bei Patienten mit Migräne präsentiert und im letzten Beitrag wird auf die Bedeutung der Migränephasen für Wahrnehmungsveränderungen eingegangen und Konsequenzen für die Therapie diskutiert.
Ziele / Inhalte: In diesem Workshop sollten die wesentlichen theoretischen Ansätze
der klinischen Untersuchung, ihrer Zielsetzung und Durchführung besprochen werden.
Anhand einer praktischen klinischen Untersuchung sollten die Teilnehmer einen grundsätzlichen
Untersuchungsablauf und die sich ergebenen Konsequenzen (für die weitere
Diagnostik und Therapie) vermittelt werden.
Wesentliche Lernziele sind:
— Theoretische Grundlagen Schmerzerkrankungen des Bewegungssystems
— Wesentliche morphologische Befunde im klinischen Erscheinungsbild –
Differentialdiagnostik und Erkennung red flags
— Funktionsstörungen des Bewegungssystems, Diagnostik und therapeutische
Konsequenzen
Zielgruppe: Schmerztherapeuten und Ärzte in Ausbildung zum Schmerztherapeuten
Die Untersuchung von Patienten mit Rückenschmerzen dient verschiedenen Zielen. Sie stellt Kontakt mit dem Patienten her (Beziehungsarbeit), sie gibt Information zu degenerativen Veränderungen der Wirbelsäule und Gelenken und ist somit Voraussetzung für eine gezielte apparative Diagnostik, sie gibt Informationen über den Funktionszustand der Muskulatur, Gelenke und anderer Gewebe und ist damit Grundlage für die Durchführung funktioneller Behandlungen (z.B. Manueller Medizin) bzw. der Verschreibung von Physiotherapie und sie kann Diskrepanzen zwischen Schmerzerleben und körperlichen Befund deutlich machen als Grundlage für die Erarbeitung eines ganzheitlichen Krankheitsverständnisses. Im Therapieverlauf können Erfolge und Misserfolge anhand der Veränderung oder Nichtveränderung insbesondere der funktionellen Befunde besser beurteilt und die Therapie angepasst werden.
In diesem Praktikerseminar soll eine Basisuntersuchung mit einem Schwerpunkt auf die funktionellen Befunde vorgestellt werden. Primäre Funktionsstörungen wie die mangelnde Stabilisation der Wirbelsäule und der Gelenke, Koordinationsstörungen und die konstitutionelle Hypermobilität werden systematisch gesucht um Rezidive von sekundären (schmerzhaften) Funktionsstörungen wie z.B. Blockierungen und Triggerpunkten zu verhindern. Weiterhin soll der Zusammenhang zur funktionellen Behandlung und der Verschreibung von Physiotherapie erläutert werden.
Beschreibung: Gesundheitstechnologien und digitale Versorgungskonzepte zur Verbesserung
der Versorgungsleistungen nehmen im Bereich der Gesundheitsversorgung einen
immer größer werdenden Stellenwert ein. Auch im Bereich der Schmerztherapie und
Schmerzrehabilitation können adjuvante digitale Nachsorgekonzepte eine Möglichkeit
darstellen, das steigende Versorgungsaufkommen und die Qualität der Gesundheitsversorgung
ergänzend nachhaltig zu sichern.
Nach Amputation einer Extremität leiden bis zu 80 Prozent der Patienten unter chronischen
Phantomschmerzen. Die klassische Spiegeltherapie ist ein nichtmedikamentöses
Behandlungsverfahren zur Reduktion der Phantomschmerzen.
Das digitale Nachsorgekonzept Routine Phantomschmerz basiert auf dem Prinzip der
Spiegeltherapie. Es ist speziell für Patienten mit Phantomschmerzen nach einer Amputation
entwickelt worden. Unter Zuhilfenahme eines Tablets können die Nutzer die
Spiegeltherapie mittels der Kamerafunktion mobil und ortsungebunden nach eigenem
Bedarf durchführen. Bei dem Training mit der mobilen Spiegeltherapie werden Elemente
der Augmented Reality genutzt. Das Konzept beinhaltet zusätzlich ein digitales Schmerztagebuch
sowie weitere Therapiemodule zur Phantomschmerztherapie. Der Nutzer steht
in Kontakt mit einem betreuenden Therapeuten, der Einblick in die Übungen und das
Schmerztagebuch hat.
Um bereits erreichte Therapieerfolge nach Abschluss einer Rehabilitationsmaßnahme
zu erhalten und weiter auszubauen, können digitale Nachsorgeprogramme eine neue
Möglichkeit bieten, die Therapieadhärenz und das Selbstmanagement von chronisch
erkrankten Menschen zu unterstützen.
Ziele / Inhalte: Ziel des Workshops ist es, einen Einblick in die Möglichkeiten nichtmedikamentöser,
digitaler Gesundheitstechnologien und Nachsorgekonzepten zu geben. Die
Vorstellung des Nachsorgekonzeptes Routine Phantomschmerz ist ein konkretes Beispiel
der Nutzung digitaler Medien im Bereich chronische Schmerzen. Der geplante Ablauf des
Workshops ist eine Einführung in das Thema Spiegeltherpie, Vorstellung des Nachsorgekonzeptes
Routine Phantomschmerz und Demonstration durch Herrn Dr. Frey mit
anschließender praktischer Erprobung für die Teilnehmer.
Benötigte Materialien sind ein Beamer.
Zielgruppe: spiegeltherapieerfahrene Therapeuten, medizinisches Personal und
sonstige Interessierte
Zu vermittelnde Ziele des Kurses:
In dem Kurs werden die häufigsten Schmerzarten, ihre Ursachen und Therapiemöglichkeiten bei Kindern und Jugendlichen dargestellt.
Ziele:
Vermittlung von aktuellen Forschungsergebnissen zur Diagnostik, Differentialdiagnostik und Therapie von chronischen Schmerzen bei Kindern und Jugendlichen
Zielgruppe: In der Schmerztherapie Tätige, die ihr Wissen bei Schmerzen im Kindes- und Jugendalter aktualisieren möchten
Beschreibung:
Das komplex regionale Schmerzsyndrom ist eine weiterhin schwer behandelbare Erkrankung. In den letzten Jahren hat es auf nationaler und internationaler Ebene mehrere Ansätze gegeben, durch Leitlinien Behandlungsempfehlungen auf evidenzbasierten Erkenntnissen zur Verfügung zu stellen.
Der Workshop soll aktuelle medizinische Standards zur Diagnostik und Therapie sowie zur funktionalen Rehabilitation dieser Patienten darstellen. Dabei werden die Behandlungsmöglichkeiten im ambulanten Bereich, in Spezialambulanzen sowie in Rahmen interdisziplinärer, multimodaler, stationärer Einrichtungen vorgestellt. Ein besonderer Schwerpunkt wird auf das Konzept der funktionalen Rehabilitation gelegt, das u.a. medizinische und psychologische Zugänge in sich vereinigt (z.B. Perfetti-Konzept, Spiegeltherapie).
Ziele:
Basierend auf den neuen Erkenntnissen und den Behandlungsempfehlungen der internationalen/nationalen Leitlinien sollen die Teilnehmer des Workshops in der Lage sein, strukturiert die Patienten zu behandeln und im Krankheitsverlauf zu begleiten.
Zielgruppe:
Ärzte, Psychologen, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten