Schmerz ist ein komplexes Phänomen, das sich im Zusammenspiel biologischer, psychologischer und sozialer Faktoren abspielt. Schwerer postoperativer Schmerz ist ein negativer Einflussfaktor für die postoperative Heilung und erhöht signifikant das Risiko für die Entwicklung chronischer postoperativer Schmerzen. Akute postoperative Schmerzen, die sich nach einem chirurgischen Eingriff zunächst durch die Gewebeverletzung im peripheren System erklären lassen, klingen normalerweise innerhalb von 2 bis 10 Tagen nach der Operation ab. Jedoch zeigt sich bereits hier eine sehr große inter- und intraindividuelle Schmerzvariabilität, die sich durch medizinische und psychologische Faktoren erklärt. Es können sich in dieser sensiblen, wichtigen postoperativen Phase sogar sog. chronic postsurgical pain (CPSP) entwickeln, 5-10% aller Patienten, die in der präoperativen Phase schmerzfrei waren, berichteten drei Monate nach der Operation über starke Schmerzen. Auch wenn es für diese Übergangssituation von akuten zu persistierenden Schmerzen noch keine ausreichenden empirisch belegten Erklärungsmodelle gibt, ist es evident, dass zentrale Mechanismen der Schmerzverarbeitung beteiligt sind, die durch psychische Faktoren moduliert werden können. Dies eröffnet Möglichkeiten, Schmerzen z.B. auch durch eine empathische, auf die Akutschmerzsituation individuell eingehende Behandlung zu lindern.
In diesem interdisziplinären und interprofessionellen Symposium werden aus Sicht der Medizin, Pflege und Psychologie genau diese Möglichkeiten aufgezeigt und mit Evidenz untermauert. Es werden aber auch die Grenzen dieser Interventionen aufgrund der desolaten Versorgungssituation in Krankenhäusern aufgezeigt: R. Klinger spricht über schmerzpsychologische Aspekte der Akutschmerzbehandlung und veranschaulicht das enge Zusammenspiel peripherer und zentraler Mechanismen bei der Schmerzverarbeitung. Sie zeigt auf, wie eine emphatische Haltung dem Patienten in der Akutschmerzsituation gegenüber und auch Prinzipien der sogenannten „Open-Medication“ auf die Schmerzverarbeitung wirken. W. Meissner berichtet über schmerzmedizinische Möglichkeiten und Limitation der Akutschmerzbehandlung im klinischen Alltag und präsentiert Registerdaten, die deutliche Hinweise auf die Bedeutung von Patienteninformation und –kommunikation geben. N. Nestler beleuchtet die Möglichkeiten einer empathischen Pflege von Patienten in der postoperativen Schmerzsituation unter Einbeziehung von Pflegexperten Schmerz. Sie beschreibt Möglichkeiten der perioperativen Edukation zur Stärkung der Selbstmanagementfähigkeit der Patienten.