Die Bedeutung von Lipidmetaboliten für die Schmerzwahrnehmung ist nicht zuletzt seit der Verleihung von Nobel-Preisen in den 1980er Jahren für die Entdeckung von Prostaglandinen und dem Wirkmechanismus der Acetylsalicylsäure bekannt. Doch erst in den letzten Jahren wurde es möglich langkettige, instabilere Metabolide, die durch Redox-Reaktionen entstehen, nachzuweisen. Diese oxidierten, sowohl pro- als auch anti-nozizeptiv wirkenden Produkte werden von den hier Vortragenden intensiv untersucht.
Die Vortragsreihe fokussiert auf neue Erkenntnisse zu Lipidmetaboliten, die nach Induktion entzündlicher und neuropathischer Schmerzen im Tiermodell freigesetzt werden und „Ge-fühl“, also sensible Wahrnehmung, bei Schmerzzuständen beeinflussen. Reaktive Sauer-stoffspezies, die während der Entzündungsreaktion aus Immunzellen freigesetzt werden, reagieren mit Lipiden aus Plasmamembranen und produzieren oxidierte Linolsäuremetabolite sowie oxidierte Phosphocholine (Mohammadi M et al. Br J Pharm 2018). Bislang untersuchte oxidierte Lipide aktivieren unter anderem den Chilirezeptor TRPV1 und den Senfrezeptor TRPA1, die auf peripheren Nervenendigungen exprimiert werden (Sisignano et al, Prog Lipid Res, 2013). Durch die Aktivierung dieser Chemosensoren werden die Erregungsschwellen reduziert, wodurch sowohl Somata im Spinalwurzelganglion als auch die Präsynapsen im Hinterhorn des Rückenmarks sensitiviert werden. Specialized resolving mediators (SPMs) wie Resolvine, Abkömmlinge von Omega-3-Fettsäuren, tragen zur Auflösung inflammatori-scher Schmerzen bei. Durch die Aktivierung von bestimmten G-Protein-gekoppelte Rezepto-ren interagieren SPMs mit neuronalen und nicht-neuronalen Zellen im Gewebe und beein-flussen Entzündung und Schmerz.
Im ersten Vortrag geht M. Sisignano näher auf oxidierte Linolsäuremetabolite ein, die wäh-rend Entzündungsprozessen und Verletzungen gebildet werden, TRPV1 aktivieren und CGRP freisetzen (Zimmer B et al. 2018). Neue präklinische Untersuchungen zeigen, dass die Mechanismen ein mögliches Potential für die Therapie chronischer Schmerzen aufde-cken. Anschließend erläutert H. Rittner bei Entzündungsprozessen und traumatisch-neuropathischen Schmerzen auch anti-nozizeptiv wirkende Resolvine entstehen. Diese tra-gen durch anti-inflammatorische Prozesse, direkte Interaktion mit TRP Kanälen sowie Stabili-sierung von neuronalen Barrieren die zur Schmerzlinderung in Ratten bei (Oehler et al, Front Mol Neurosci, 2017). B. Oehler präsentiert im dritten Vortrag ein Peptid, das mit oxidierten Phospholipiden interagiert und vielversprechend für die Behandlung von inflammatorischen und neuropathischen Schmerzen ist (Oehler et al, Sci Rep, 2017).
Zielgruppen des Symposiums sind sowohl wissenschaftliche interessierte Kliniker als auch Grundlagenforscher. Dieses Symposium gibt Nachwuchswissenschaftlern die Gelegenheit, ihre Forschungsprojekte einem breiten Publikum zu vorzustellen.