Die derzeitige Therapie chronischer Schmerzen beruht auf der Klassifikation der Patienten nach der verursachenden Grunderkrankung und ist häufig unzureichend. Die Heterogenität der Schmerzsymptomatik innerhalb einer Schmerzentität impliziert das Vorliegen unterschiedlicher Schmerzmechanismen innerhalb einer Erkrankung. Ziel sollte es daher sein, die Therapie nach dem zugrundeliegenden Pathomechanismus auszurichten. Daneben werden aktuell auch andere Ansätze zur genaueren Differenzierung des Therapieansprechens diskutiert. Im vorliegenden Symposium sollen daher aktuelle Forschungsergebnisse zur Etablierung einer individualisierten Schmerztherapie präsentiert werden.
Im ersten Teil werden wir auf die Assoziation von individuellen Unterschieden im Schmerzempfinden und der genetischen Variabilität eingehen. Es werden die Ergebnisse einer Assoziationsstudie ausgewählter genetischer Varianten im SIGMAR1-Rezeptor mit der Ausprägung neuropathischer Schmerzen bei 228 Patienten vorgestellt. Hierbei soll vor allem auf die Wertigkeit der Ergebnisse für die zukünftige Therapie neuropathischer Schmerzen eingegangen werden.
Im zweiten Vortrag wird die Bedeutung von Kanalmutationen und von häufigen Single Nucleotide Polymorphisms in TRP-Kanälen für die Schmerzwahrnehmung und individualisierte Therapie diskutiert. So ist der Transduktionskanal TRPA1 z.B. an der Wirkung von Paracetamol, bzw. dessen Derivat NAPQI, beteiligt. Die pharmakologische Modulation von TRP Kanälen wird derzeit entwickelt, eine Kenntnis möglicherweise unterschiedlicher Wirksamkeit ist wesentlicher Bestandteil einer individualisierten Schmerztherapie.
Abschließend sollen anhand von verschiedenen Fallbeispielen von Patienten mit Natriumkanalmutationen und dem Verfahren der Untersuchung von reprogrammierten Neuronen aus Patientenhaut Ideen entwickelt werden, wie eine individualisierte Schmerzmedizin von neuropathischem Schmerz in Zukunft aussehen könnte. Dabei wird auch ein alternativer Ansatz vorgestellt, der nicht auf die genaue Kenntnis von Pathomechanismen angewiesen ist.
Das Symposium soll die Zuhörer für die Notwendigkeit einer individualisierten Schmerztherapie sensibilisieren und ausgewählte Aspekte der derzeitigen Forschung vermitteln, die bei der Diagnostik und Therapie insbesondere von Patienten mit chronischen Schmerzen berücksichtigt werden sollten.