Mit der Veröffentlichung der neuen S1 Leitlinie zum CRPS letztes Jahr (https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/030-116.html ) wurden Empfehlungen für die klinische Diagnostik und Therapie überarbeitet und an die aktuellen Studienlage angepasst. Dies soll dieses Symposium zum Anlass nehmen, Trauma und CRPS präklinisch, klinisch und therapeutisch anhand der aktuellen Studienlage zu beleuchten.
Ein erster Schwerpunkt dieses Symposiums ist die Beschreibung der Bandbreite von Veränderungen, die bereits nach Trauma/Operation an Extremitäten auftreten können. Klinisch treten nach Frakturen länger andauernde Schmerzen, erhöhte Ängstlichkeit und Veränderungen in der Bewegungsplanung/Körperwahrnehmung sowie in der sensorischen Testung Kälte- und Druckhyperalgesie auf. Damit einher findet man im Blut von Patienten veränderte Signaturen von microRNAs wie die hsa-miR-223, die den neuropathischen Anteil und Ödem beeinflussen könnten. Dazu liefern vergleichende Untersuchungen im präklinischen Tibia fracture Model liefern wichtige Informationen. Das Modell ähnelt dem frühen CRPS (Birklein F et al. J Pain 2018). Zudem gibt es vermehrt Hinweise aus Studien zu Neuropathien, wie protektive und analgetische Mechanismen beispielsweise Barrierestabilisatoren die Heilung nach Trauma fördern könnten.
Der zweite Vortrag widmet sich einer großen retrospektiven Analyse (1042 Patienten) von Epidemiologie, Anamnese, Symptomen und klinischen Zeichen des CRPS (Ott S et al. J Pain 2018). Dabei sind manche Symptome wie Temperaturdifferenz weniger vertreten als nach den Kriterien vermutet. Ein gewichteter Score könnte die Diagnostik noch weiter verbessern. Immer wieder diskutiert werden Subtypen innerhalb der CRPS Patienten. Postuliert wird eine „warme“ inflammatorische und eine „kalte“ Subgruppe (Bruehl et al. Pain 2016). Allerdings ist unklar, inwieweit diese Gruppen sich auch im Verlauf unterscheiden, oder ob „warm“ in „kalt“ übergeht.
Im dritten Vortrag werden die Therapien beleuchtet, die in der Leitlinie empfohlen werden. Dabei greifen medikamentöse Strategien sowie Physiotherapie und psychologische Verfahren Hand in Hand, auch wenn die Evidenz bei dieser seltenen Erkrankung oft niedrig ist (Birklein F & Dimova V Pain Rep 2017). Wichtig für die Therapie ist die Definition von Linderung/Heilung. Während sich viele Symptome nach Therapie bessern, bleiben oft Restbeschwerden. Interessanterweise halten die Patienten selbst Schmerz in der CPRS Extremität, generelle Schmerzen, reduziertet Beweglichkeit, Notwendigkeit einer Medikation sowie Steifheit der Extremität in absteigender Reihenfolge für am wichtigsten (Llewellyn A et al. Eur J Pain 2018).
Aufgrund des breit angelegten Themenbereiches richtet sich das Symposium sowohl an klinisch-tätige Kollegen, als auch an Wissenschaftler, die sich näher mit CRPS, sowie Pathophysiologie und Diagnostik innerhalb der Schmerzgenese beschäftigen.