Chronische Schmerzen sind im Sport ein häufiges Phänomen. Glaubt man den Medien, so scheint es kaum noch schmerzfreie LeistungssportlerInnen zu geben. Doch trotz chronischer Schmerzen zeigen Sportler in der Regel nur eine geringe Beeinträchtigung und ein hohes Funktionsniveau. Vor diesem Hintergrund wurden Unterschiede im Schmerzempfinden sowie spezifische Schmerzbewältigungsstrategien bei SportlerInnen postuliert.
Ziel dieses Symposiums soll es daher sein, auf die Charakteristika und Besonderheiten chronischer Schmerzen bei LeistungssportlerInnen einzugehen, neue Ergebnisse zu spezifischen Copingstrategien zu diskutieren und auf mögliche therapeutische Implikationen einzugehen.
Hierfür sollen zunächst Daten aus einer Onlineumfrage zur Prävalenz und Charakteristik chronischer Schmerzen bei LeistungssportlerInnen vorgestellt werden. Diese zeigen, dass chronische Schmerzen bei SportlerInnen häufig sind, zu einem relevanten Schmerzmittelkonsum führen und ein häufiger Anlass für Arztbesuche sind. Trotz dieser hohen klinischen Relevanz berichteten die befragten SportlerInnen über nur einen geringen Grad der funktionellen Beeinträchtigung. Interessante Befund zu möglichen Risikofaktoren und zugrundeliegende Mechanismen sollen diskutiert werden.
Im weiteren wird die Perspektive des vorherigen Vortrags um Daten zur Prävalenz von Rückenschmerzen bei KaderathletInnen und OlympionikInnen erweiteren. In einer Fragebogenerhebung berichteten SpitzensportlerInnen eine Rückenschmerz-Lebenszeitprävalenz von 89 % und eine Punktprävalenz von 49 % an. Es fanden sich sportartspezifische Besonderheiten, die in Zusammenhang mit der spezifischen Rückenbelastung in einzelnen Sportarten stehen und zeigen, dass präventiv unbedingt ein Ausgleichstrainingsprogramm zur Optimierung der Rumpf-Rücken-Stabilisation durchgeführt werden sollte. Einige Aspekte eines im Forschungsverbund entwickelten Trainingsprogramms für den Spitzensport und die Gesamtgesellschaft werden im Vortrag dargestellt.
Zum Abschluss soll auf den Zusammenhang zwischen Schmerz, Schmerzverarbeitung und körperlicher Aktivität im Alltag wie im Labor eingegangen werden. Dysfunktionale Muster der Schmerzverarbeitung wie zum Beispiel ängstlich-meidendes, aber auch suppressives Schmerzverhalten zeigten bei LeistungssportlerInnen wie auch bei NichtsportlerInnen Zusammenhänge mit Schmerzintensität und Beeinträchtigung. Experimentelle Befunde zur Schmerzsensitivität vor und nach standardisierter Exercise zeigen signifikant höhere Schmerzschwellen bei LeistungssportlerInnen gegenüber Nicht-SportlerInnen, jedoch keinen stärkeren Anstieg nach Exercise. Mögliche Besonderheiten für psychologische Therapieansätze im Leistungssport werden diskutiert.