Gepante, Lasmitditan, CGRP- und CGRP Rezeptorantikörper sowie PACAP-Antikörper sind neue Substanzen zur Akuttherapie oder Prophylaxe von Kopfschmerzen, deren Zulassung zunächst zur Behandlung der Migräne erfolgt.
Basierend auf der entscheidenden Rolle von CGRP in der Migränepathophysiologie habe die Gepante den CGRP-Antikörpern den Weg bereitet. Im Rahmen dieses Vortrages wird ein Bogen von den älteren Gepanten hin zu den neueren Substanzen geschlagen und deren mögliche Rolle in Akutmedikation und Prophylaxe von Migräne und anderen Kopfschmerzen kritisch beleuchtet.
Lasmiditan ist ein hochaffiner, hochselektiver 5-HT1f-Rezeptoragonist und unterscheidet sich als Vertreter der Gruppe einer neuen Wirkstoffgruppe („Ditane“) damit von den Triptanen, die vor allem eine hohe Affinität zu 5-HT1B/1D-Rezeptoren aufweisen. Durch die niedrige Affinität zu diesen Rezeptoren ist Lasmiditan nicht vasokonstriktiv wirksam und kann auch bei Patienten mit kardiovaskulären Risikofaktoren zur Migränebehandlung eingesetzte werden, bei denen Triptane Kontraindiziert sind. Lasmiditan könnte auch eine Behandlungsoption für bisherige Triptan-Non-Responder darstellen. In klinischen Studien wurden bislang Dosierungen von 50, 100 und 200 mg untersucht, Endpunkte waren u.a. das Erreichen von Kopfschmerzfreiheit nach 2 Stunden sowie das Ansprechen, des neben Kopfschmerzen am stärksten beeinträchtigende Begleitsymptom. In diesen Parametern konnte eine signifikante Überlegenheit in Phase 2 und 3 Studien gezeigt werden. Kardiovaskuläre Nebenwirkungen traten nicht häufiger auf als unter Plazebo, Schwindel scheint eine Nebenwirkung bei etwa 15% der Patienten zu sein.
Die CGRP-(Rezeptor)-AK sind die ersten Wirkstoffe, die Migräneattacken spezifisch vorbeugen und auf Grundlage von Erkenntnissen zur Pathophysiologie der Migräne entwickelt wurden. Derzeit repräsentiert CGRP neben dem therapeutischen Target wahrscheinlich auch den vielversprechendsten diagnostischen und/oder therapeutischen Biomarker in der Migräne. Neben CGRP konnten jedoch weitere Moleküle definiert werden, die potentiell als therapeutisches Ziel und/oder Biomarker in Frage kommen. Hierzu gehört das Neuropeptid PACAP38, für das bereits ein Antikörper in der klinischen Testung ist. Aber auch andere Neuropeptide (wie Orexin, Oxytocin), Neurotransmitter (z.B. Glutamat), Ionenkanäle (z.B. KATP-Kanal, Acid Sensing Ionenkanal, TRP-Kanal), Enzyme (z.B. NOS) und Cytokine (z.B. IL-1β, IL-6, Leptin, TNF-α) haben das Potential die existierenden Therapien zu erweitern. Der Vortrag gibt einen Überblick über den aktuellen Stand und mögliche zukünftige Entwicklungen.