Die Bedeutung der körperlich-klinischen Untersuchung bei muskuloskelettalen Schmerzen steht außer Frage. Gemeinsam mit einer ausführlichen Schmerzanamnese gelingt es bereits in nahezu allen Fällen, einen spezifischen von einem nicht-spezifischen Kreuzschmerz zu differenzieren. Dies setzt allerdings einen bewährten orthopädischen und neurologischen Standard beim Untersuchungsgang und auch dessen Interpretation voraus.
Erst- und Verlaufsuntersuchung beinhalten grob Inspektion, Palpation und Beweglichkeitsprüfung. Im neurologischen Bereich sind radikuläre Symptome, sensible oder motorische Defizite, der Reflexstatus und Koordinationstest von Relevanz. Ebenfalls sind schmerzdiagnostisch Zeichen der Sensibilisierung – peripher und oder zentral – zu berücksichtigen, z. B. Allodynie. Die Reliabilität der Einzeltests ist begrenzt, wobei Provokationstests deutlich sicherer sind als Motilitätstests. Für den klinischen Alltag hat sich die gleichzeitige Anwendung mehrerer Schmerzprovokationstests („Untersuchungsbatterie“) bewährt, wodurch eine gute Reliabilität und Qualität erreicht werden kann. Die diagnostische Aussagefähigkeit der klinischen Einzeltests ist begrenzt. Oftmals ist die Eingrenzung des genauen Bestimmungsortes des Schmerzes nicht möglich, Kommunikation und Kooperation der Betroffenen sind bei der Untersuchung eingeschränkt und die Trennschärfe der Tests ist relativ gering.
Im Rahmen des Assessments vor multimodaler Behandlung von chronischen Kreuzschmerzen (NVL 2017) sollte ein strukturiertes Assessment mit anschließender Teambesprechung und anschließender Therapieplanung durchgeführt werden. Spätestens nach 6 Wochen Schmerzdauer und alltagsrelevanten Aktivitätseinschränkungen trotz leitliniengerechter Versorgung soll bei positivem Nachweis von Risikofaktoren zur Chronifizierung (Yellow flags) die Indikation zu einer multimodalen Therapie möglichst durch ein interdisziplinäres Assessment geprüft werden, d. h. die körperliche Untersuchung und Fuktionsdiagnostik – orthopädisch, manualmedizinisch, neurologisch – ist fester Bestandteil des Assessments.
Ziele:
Vermittlung, Basiswissen, orthopädische und neurologische Untersuchung unter funktionellen Gesichtspunkten
Zielgruppe:
Anästhesisten, Hausärzte und andere interessierte Facharztgruppen, gerne aber auch Physiotherapeuten