Autor:innen:
PD Dr. rer. nat. Ulrike Kaiser | Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden | Germany
Dipl.-Psych. Anja Küchler | Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden | Germany
Toni Blümel | Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden | Germany
Prof. Dr. med. Rainer Sabatowski | Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden | Germany
Prof. Dr. Christian Kopkow | Brandenburgisch Technische Universität Cottbus-Senftenberg | Germany
Stefanie Deckert | Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden | Germany
Einleitung
Für die Effektivitätsbestimmung von interdisziplinärer multimodaler Schmerztherapie (IMST) wurden durch VAPAIN 8 Outcome Domänen festgelegt, die dem biopsychosozialen Schmerzmodell folgen. Ziel von EVaSIMST (DFG; Fördernr.: KO 5540/1-1) ist es, diese Domänen inhaltlich bis hin zum Itemniveau zu operationalisieren. Entsprechend der VAPAIN Empfehlung lagen für diese Domänen durch das internationale Panel konsentierte Definitionen vor. Im Rahmen eines ersten Workshops wurden die Domänen Schmerzintensität, Schmerzhäufigkeit, Produktivität, Zufriedenheit mit sozialen Rollen und sozialen Aktivitäten sowie Körperliche Aktivität bearbeitet.
Methodik
Der COMET- und COSMIN Leitlinie folgend, wurde für jede Domäne eine umfassende systematische Literaturrecherche durchgeführt. Es zeigte sich hier bereits, dass kein Instrument verfügbar ist, das den Kernkriterien genügt (Inhaltsvalidität, patient reported outcome, Definition). Aus diesem Grunde wurde im Rahmen eines ersten Workshops versucht, die im Vorfeld durch VAPAIN konsentierten Modelle der Domänen zu differenzieren und auf Itemebene zu konkretisieren. Der Workshop wurde 02/2019 mit N=33 Teilnehmern gehalten (Ärzte, Psychologen, Physiotherapeuten, Pflegende, Kunsttherapeuten, andere Professionen der IMST, sowie einschließlich Patienten).
Ein strukturierter Leitfaden sollte in einem ersten Schritt die Inhaltsvalidität, in einem zweiten die Spezifität für chronischen Schmerz und in einem dritten Schritt die Trennschärfe zwischen den Domänen sicherstellen. Die Dokumentation erfolgte anhand von Fotos der in den einzelnen Schritten entstandenen Diskussionswänden (Moderationsformat) sowie anhand eines Protokolls zu jedem einzelnen Schritt.
Ergebnisse
Der Mangel an theoretischer Vorarbeit im Verständnis von Konstrukten, den Wirkbeziehungen ihrer Unterkonstrukte sowie eine ausreichend einheitliche und eindeutige Sprache verhindern die Ableitung von erfassbaren Kategorien im Rahmen einer Messinstrumentenentwicklung, einschließlich sinnvoller Items und Auswertungsvorschriften. Am Ende des Workshops wurden erste Ergebnisse zwar zusammengefasst, allerdings sind für fast alle der dort bearbeiteten Domänen ergänzende, nachbereitende Schritte (neuer Workshop, Telefonkonferenzen, Online-Surveys) nötig, um die Arbeit in Vorbereitung der nächsten Schritte der Itemgeneration abzuschließen.
Schlussfolgerungen
Die Entwicklung von Outcomes ist als Querschnittsfach zwischen Theorie und Empirie/Praxis zu verstehen und wurde aus unserer Sicht bisher eindeutig vernachlässigt. Eine profunde Theorienbildung sowie die Perspektive der Protagonisten (Kliniker, Wissenschaftler und vor allem auch Patienten) aus der Praxis sind wesentliche Bereiche, die Einfluss auf die Entwicklung von Messinstrumenten haben. Aufgrund der fragmentierten Theoriebasis wären an dieser Stelle Multitrait-Multimethod-Ansätze zur Differenzierung von Konstrukten nötig, die aber aufgrund des Budget und Zeitplanes in diesem Umfang nicht machbar sind.