Das Modell der Placeboanalgesie nimmt mittlerweile eine zentrale Rolle in der Schmerzforschung ein. Schmerzen können über Placeboeffekte signifikant gelindert werden, indem eine Kaskade der Ausschüttung an endogenen Opioiden und Nicht-Opioiden ausgelöst wird, die die Schmerzerfahrung direkt verändern. Die aktuelle Forschung konzentriert sich intensiv auf die einhergehenden klinischen Implikationen und zielt dabei insbesondere auf den zusätzlichen Placebo-Effekt bei „richtigen“ Behandlungen ab. Ein wirksames Medikament kann durch den zusätzlichen Placeboeffekt in seiner Wirksamkeit noch gesteigert werden.
Um Placeboeffekte klinisch einzusetzen, ist es erforderlich, deren Mechanismen genau zu verstehen, diese reliabel herzustellen und ihre Effektivität an Schmerzpatienten im klinischen Kontext nachzuweisen. Als wesentliche Placebo-Mechanismen kennen wir bisher die Erwartungsmodulation über Lernprozesse der klassischen Konditionerung und über verbale Instruktionen. Neuerdings wird in diesem Zusammenhang auch der Lernmechanismus „Soziales Lernen“ genauer untersucht. Diese Prozesse und Mechanismen der Placeboanalgesie sind eng verbunden mit emotionalen Faktoren und Einflüssen: Ob sich bei einem Patienten während einer Schmerzbehandlung ein Placeboeffekt aufbauen lässt, hängt sehr stark von der persönlichen Interaktion mit dem Untersucher bzw. Behandler zusammen. In einer empathischen Behandlungsatmosphäre ist der Placeboeffekt höher als wenn diese eher neutral – sachlich gestaltet ist. Bei Kindern ist anzunehmen, dass speziell die Bezugspersonen von Bedeutung sind.
Das Symposium bietet Einblick in die aktuelle Forschung zur Placeboanalgesie, speziell der Forschung zu den zugrundeliegenden Mechanismen. Beleuchtet wird die Rolle der Empathie bei dem Aufbau von Placeboeffekten, sowohl bei Erwachsenen wie bei Kindern.
U.Bingel gibt einen Überblick über die aktuelle Placeboforschung im Bereich des Schmerzes unter besonderer Berücksichtigung sozialer Interaktionen, Zuwendung und des moderierenden Einflusses von Oxytocin.
M.Schwartz stellt Daten einer klinischen Studie zum Sozialen Lernen und der Ausbildung von Placeboeffekten anhand einer Studie mit Patienten mit chronischen Rückenschmerzen dar. Hier zeigte sich, dass sich über soziales Lernen, nämlich die Beobachtung von einem positiven Behandlungseffekt an anderen Patienten, die Behandlungseffekte medikamentöser Therapie verbessern ließen.
C. Hermann und E. Kamper-Fuhrmann berichten von experimentellen Studien, in denen bei Kindern im Vorschulalter und Schulalter in Analogie zu einem Behandlungssetting Placeboeffekte v.a. mittels Instruktion induziert wurde. Vor dem Hintergrund von Befunden, dass die situative Empathie der Mutter Einfluss auf das Schmerzempfinden des Kindes hat, werden Daten zum Einfluss der mütterlichen Empathie und Behandlungserwartungen auf Placeboeffekte insbesondere bei den sehr jungen Kindern vorgestellt.