Die Pathophysiologie des Fibromyalgie-Syndroms (FMS) ist weiterhin unvollständig verstanden, aber es mehren sich die Hinweise auf eine mögliche Mitbeteiligung des Nervensystems an der Entstehung von FMS Schmerzen. Der Befund einer Small fiber Pathologie bei Subgruppen von FMS Patienten hat das pathophysiologische Verständnis zum FMS verändert und hat auch nachhaltige Wirkung auf den Umgang mit dem FMS – dies sowohl bei Patienten als auch den behandelnden Ärzten. Die vergangenen Jahre waren geprägt von immer neuen Studien, die mit ähnlichen und analogen Methoden den Befund der Kleinfaserpathologie bei FMS Subgruppen bestätigen konnten und von der Diskussion um den Stellenwert dieser Befunde, etwa im Sinne einer Small fiber Neuropathie als Ursache für ein FMS. Die Befunde zur pathophysiologischen Bedeutung der Kleinfaserpathologie bei FMS Patienten werden zugleich herausgefordert durch das Wissen um die hohe Prävalenz von psychischen Komorbiditäten und die Bedeutung psychosozialer Risikofaktoren in diesem Patientenkollektiv.
Vor diesem Hintergrund stellt sich zunehmend die Frage nach dem diagnostischen Wert und der therapeutischen Konsequenz, wenn bei FMS Patienten eine Small fiber Pathologie festgestellt wird. In einer großen monozentrischen Studie, bei der fünf Small fiber Tests an einer großen FMS Patientenkohorte angewendet wurden, konnten bisherige Befunde bestätigt und um die Dimension der differenziellen Hautinnervation bei FMS Patienten erweitert werden. Zudem ergeben sich Hinweise auf eine mögliche Reflexion der FMS Schwere in der Hautinnervation. Parallel erschien die zweite Aktualisierung der FMS S3-Leitlinie, die evidenzbasiert die medikamentösen Behandlungsoptionen bei FMS aktualisierte.
In unserem Symposium möchten wir nun im Dialog zwischen Klinik und Grundlagenwissenschaften die aktuellen Erkenntnisse zum Thema Kleinfaserpathologie und klinischer Phänomenologie bei FMS präsentieren und zusammen mit dem Auditorium eine kritische Diskussion zu möglichen neuen Perspektiven bei der Diagnostik und Therapie des FMS auf der Basis der Kleinfaserpathologie führen. Das Symposium soll in intensiver Interaktion mit den ZuhörerInnen zum Erkenntnisgewinn rund um das Thema kleine Fasern bei FMS beitragen, die bestehenden Erkenntnislücken identifizieren und Impulse für künftige klinische und experimentelle Forschungsansätze geben, um Patienten mit FMS künftig schneller diagnostizieren und effektiver behandeln zu können.