Im Zuge der Effektivierung gesundheitlicher Versorgungsleistung erheben sich hohe Ansprüche an die Effektivitätsbestimmung einzelner Versorgungsleistungen. Ziel ist die Reduktion von unnötigen Kosten für die Gesellschaft, vor allem aber auch aufseiten der Patienten, die weniger Leid erleben, wenn sie rechtzeitig bedarfsgerechten Therapien zugeführt werden können. Die Erfassung von Effektivitätsparametern sowohl in klinischen Studien als auch in der Versorgung (auch im Hinblick auf Qualitätsindikatoren) erhält daher große Bedeutung. Die Schmerztherapie bleibt davon nicht ausgenommen. In den letzten Jahren wurde zunehmend deutlich, wie wichtig die richtige Wahl geeigneter Effektivitätsparameter ist bzw. wie ausschlaggebend valide und reliable Messinstrumente für die zuverlässige Bestimmung von Therapieeffekten sind. Diesem Sachverhalt wurde allerdings in der Umsetzung von klinischen Studien bzw. in der Versorgungsforschung, leider auch in der Schmerztherapie, bisher zu wenig Rechnung getragen. Dabei spielen auch methodische Aspekte eine wesentliche Rolle: ob bspw. Patienten bereits zur Entscheidung von Effektivitätsparametern einbezogen wurden, wie die Wahl dieser Parameter berichtet wurde, und nicht zuletzt, wie die Messinstrumente entwickelt wurden. Auf Grundlage neuer Empfehlungen führender Arbeitsgruppen muss derzeit zusammengefasst werden, dass weder die Wahl der Parameter und der sie erhebenden Messinstrumente, noch die Qualität der Messinstrumente an sich, auch in der Schmerztherapie, den Anforderungen ihrer Einsatzfelder genügen. Dies hat erheblichen Einfluss auf spätere Schlussfolgerungen über den Einsatz von Therapieleistungen, die im schlimmsten Falle entgegen den Bedarfen von Patienten stehen und damit weder zu einer Verbesserung der Versorgung noch zu einer Verbesserung der Lebenssituation von Patienten führen.
Im Rahmen des Symposiums werden anhand zweier Schmerztherapiefelder, des postoperativen und des chronischen Schmerzes, zum einen die aktuelle Situation dargestellt, entsprechend relevanter Empfehlungen (Williamson et al., 2017) kritisch eingeordnet, zum anderen auch Handlungsfelder für weitere wissenschaftliche Arbeit abgeleitet. Dabei wird deutlich, dass die Wahl bzw. Entwicklung geeigneter Messinstrumente nicht technisch bleiben darf, sondern in hohem Maße durch praktisches Wissen über Mechanismen, Krankheitsbilder und klinische Erfahrung geleitet sein muss. Das Messinstrument am Ende, das eine patientenrelevante Veränderung durch eine bestimmte Therapie zuverlässig abbilden soll, kann nur in enger Zusammenarbeit aller beteiligter Fachgruppen und Patienten entstehen und fußt auf den jeweils aktuellen Wissensständen der Fachgemeinschaft. Der Diskurs beeinflusst damit auch das praktische Handeln im Alltag mit den Patienten. Die in der Schmerztherapie gelebte Interdisziplinarität ist dabei ein maßgeblicher Vorteil dieses Forschungsfeldes.
Williamson, P. R., et al. (2017). "The COMET handbook: version 1.0." Trials 18(3): 280.