Autor:innen:
Dr. med. Benedikt Reutersberg | Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München | Germany
Michael Salvermoser | Klinikum rechts der Isar und Münchner Aorten Centrum (MAC) der Technischen Universität München | Germany
Dr. Bernhard Haller | Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München | Germany
Christoph Schäffer | Klinikum rechts der Isar und Münchner Aorten Centrum (MAC) der Technischen Universität München | Germany
Dr. Eva Knipfer | Klinikum rechts der Isar und Münchner Aorten Centrum (MAC) der Technischen Universität München | Germany
Prof. Dr. med. Karl-Ludwig Laukwitz | Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München | Germany
Prof. Dr. med. Hans-Henning Eckstein | Klinikum rechts der Isar und Münchner Aorten Centrum (MAC) der Technischen Universität München | Germany
Hintergrund:
Die Prävalenz von abdominalen Aortenaneurysmen (AAA) liegt bei > 65-jährigen Männern zwischen 4-8% (Ø 5,5%). In früheren Studien konnte gezeigt werden, dass Patienten mit koronarer Herzkrankheit (KHK) von einem AAA-Screening profitieren könnten. Ziel dieser Studie war es in einer konsekutiven Serie von KHK-Patienten die aktuelle AAA-Prävalenz zu bestimmen.
Patienten und Methoden:
SCAN ("Screening Cardiovascular patients for Aortic aNeurysms") ist eine prospektive Studie zur Beurteilung der Prävalenz von AAA (Diameter ≥ 3cm) bei KHK-Patienten an einem Universitätsklinikum. Bei 1.000 konsekutiven männlichen Patienten mit interventionsbedürtiger KHK wurde im Zeitraum 4/2017-10/2018 eine transversale und longitudinale Ultraschalluntersuchung der Bauchaorta durchgeführt. Bei bereits operierten AAA wurde der Diameter dem jeweiligen OP-Bericht entnommen.
Der primäre Endpunkt war die Prävalenz von AAA. Sekundäre Endpunkte beinhalteten die Stratifizierung nach Alter, sowie Anzahl betroffener Koronararterien. Statistisch wurde mittels Student-t- und Chi-Quadrat-Test, sowie einem Binomial-Test im Vergleich zur erwarteten 5,5%igen AAA-Prävalenz in der Allgemeinbevölkerung ausgewertet. Zusätzliche Risikofaktoren wurden mittels multivariabler logistischer Regressionsanalyse identifiziert.
Ergebnisse:
Bei 1000 männlichen KHK-Patienten (70,1±11,2 Jahre) betrug der mediane Durchmesser 21 mm (12-80 mm). Ein AAA wurde bei 85 Patienten nachgewiesen (medianer Durchmesser 38mm, 30-80mm, Gesamtprävalenz 8,5%). Im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung war die Prävalenz somit signifikant höher (p < 0,001). Bei 29% dieser Patienten war ein AAA bereits endovaskulär oder mittels offener OP behandelt worden.
Die AAA-Prävalenz betrug bei < 65-jährigen Männern 4,1%, in der Altersgruppe von 65-75 Jahren 9,9% und bei Patienten > 75 Jahre 10,6%. Die AAA-Prävalenz korrelierte positiv mit dem Schweregrad der KHK: 5,6% AAA bei 1-Gefäß-KHK, 7,1% bei 2-Gefäß-KHK und 10,8% bei 3-Gefäß-KHK.
Patienten mit einem AAA waren signifikant älter (73,7±8,4 Jahre vs. 69,8±11,3 Jahre, p < 0,001), litten häufiger an Hyperlipidämie (83,1% vs. 66,9%, p=0,004) und hatten häufiger eine Raucheranamnese (90,5% vs. 71,7%, p < 0,001).
Die multivariable Analyse zeigte, dass ein Anstieg des Alters pro 10 Jahre (OR 1,5, 95% CI 1,2-1,9, p=0,001) und Hyperlipidämie (OR 2,2, 95% CI 1,3-3,8, p=0,003) signifikant mit einem AAA assoziiert waren. Andererseits ist das Risiko, mit einem AAA diagnostiziert zu werden, bei Patienten signifikant geringer, die nie geraucht haben (OR 0,24, 95% CI, p < 0,001).
Schlussfolgerungen:
Die SCAN-Studie konnte zeigen, dass bei männlichen Patienten eine behandlungsbedürftige KHK unabhängig vom Lebensalter stark mit AAA assoziiert ist. Die Anzahl der betroffenen Herzkranzgefäße und das zunehmende Alter korrelieren positiv mit der Prävalenz. In Zukunft könnte dieser Risikogruppe auch die Teilnahme an einem Ultraschall-AAA-Screening-Programm angeboten werden.