Autor:innen:
Dr. Maria-Elisabeth Leinweber | Universitätsklinikum Frankfurt am Main | Germany
Dr. med. Georg Jung | Universitätsklinikum Frankfurt am Main | Germany
Dr. med. Daphne Elisabeth Gray | Universitätsklinikum Frankfurt am Main | Germany
Dr. med. Wojciech Derwich | Universitätsklinikum Frankfurt am Main | Germany
Dr. med. Asimakis Gkremoutis | Universitätsklinikum Frankfurt am Main | Germany
Tanja Dietrich | Universitätsklinikum Frankfurt am Main | Germany
Prof. Dr. med. Reinhart Thomas Grundmann | Deutsches Insitut für Gefäßmedizinische Grundlagenforschung | Germany
Prof. Dr. med. Thomas Schmitz-Rixen | Universitätsklinikum Frankfurt am Main | Germany
Einleitung
Das Poplitealaneurysma (PAA) ist eine seltene Erkrankung, zu der es bezüglich der Versorgungsrealität in Deutschland wenig Evidenz gibt. Die POPART-Studie ist aktuell die zweitgrößte Datensammlung weltweit zu dieser Entität. Perioperativer Outcome sowie Ergebnisse des Follow-up bezüglich der Offenheitsraten nach endovasculärer (ER) und offener (OR) Versorgung vom PAA werden vorgestellt.
Material & Methoden
POPART ist eine nationale Multizentrumsstudie. Teilnehmer verpflichten sich dem Studienprotokoll entsprechend, alle PAA-Patienten sowie Nachuntersuchungen einzuschließen. Die Dateneingabe erfolgt als eCRF über „SurveyMonkey“. Ein Monitoring, standardisierte Qualitätssicherungsprozesse und Plausibilitätsprüfungen finden zur Sicherung der Datenqualität statt. Zurzeit nehmen 39 Zentren teil.
Ergebnisse
Bis 02/2019 wurden 632 Patienten ausgewertet. 62 Patienten wurden mit ER behandelt, wovon 4 Patienten zu OR konvertiert wurden. ER Patienten waren im Median mit 72,9 vs. OR 67,0 Jahren signifikant älter (p < 0.05). Adipositas war bei OR häufiger (p < 0.05), weiter zeigten sich keine demographischen Unterschiede. Die Aneurysmamorphologie unterschied sich nicht (OR ø=30,1 mm, ER ø=29,7 mm, p > 0.05). 48,9 % (n=269) der OR und 71,0 % (n=44) der ER Patienten waren asymptomatisch (p < 0.05). 15,1% OR (n=83) und 16,1% ER (n=10) stellten sich mit akuter Notfallsymptomatik (akute Ischämie/Ruptur) vor. ER und OR zeigten in der Notfallsituation signifikant häufiger Komplikationen. Insbesondere wurden Wundheilungsstörungen (OR=4,9%, n=27; ER=4,8%, n=3; p > 0.05) und revisionspflichtige Blutungen (OR=3,6%, n=20; ER= 4,8%, n=3; p > 0.05) beobachtet.
In der Notfallsituation lag die Komplikationsrate für OR bei 31,3% und für ER bei 80% (p < 0.05). Schwere Post-OP Verläufe waren vor allem bei den 4 konvertierten Patienten aufgetreten. Der Gesamtaufenthalt war bei OR signifikant länger als bei ER, weiterhin waren letztere signifikant seltener auf einer Überwachungsstation untergebracht. Im FU konnten bislang 227 OR und 24 ER nachbeobachtet werden. Die primäre Offenheitsrate für 12 Monate betrug für OR 86,8% und ER 58,3% (p < 0.05). Bei OR gab es nach 12 Monaten einen signifikanten Unterschied bei autologer Vene vs. alloplastischem Ersatz (90,8% vs. 76,9%).
In der OR Gruppe zeigte sich eine bessere primäre Offenheitsrate nach 12 Monaten je besser der Gefäßabstrom der Rekonstruktion war (2-3 Gefäßabstrom= 90,9% vs. 1 Gefäßabstrom= 77,5%, p < 0.05).
Schlussfolgerung
POPART ist eine der bedeutendsten Datensammlungen zum PAA. Die Datenmenge und Datenqualität konnten 2018 deutlich gesteigert werden. OR bleibt weiterhin klinischer Standard. Die perioperativen Daten suggerieren keinen Nachteil für ER, wenn primär kein komplikativer Verlauf besteht. Die primären Offenheitsraten sind für ER jedoch unterlegen. Die zunehmende Bedeutung der PAA-ER macht es erforderlich, die Versorgungsrealität in Form eines Registers darzustellen und die Evidenzlage zu verbessern.