Autor:innen:
PD Dr. med. habil. Matthias Trenner | Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München | Germany
Dr. Benedikt Reutersberg | Klinikum Rechts der Isar der TU Muenchen | Germany
Michael Salvermoser | Klinikum Rechts der Isar der TU Muenchen, Gefaesschirurgie | Germany
Prof. Dr. med. Hans-Henning Eckstein | Klinikum Rechts der Isar der TU Muenchen | Germany
PD Dr. Andreas Kühnl | Klinikum Rechts der Isar der TU Muenchen | Germany
Hintergrund: Seit 2018 wird in Deutschland eine einmalige Ultraschalluntersuchung der abdominalen Aorta von den gesetzlichen Krankenkassen als Screening auf abdominale Aortenaneurymsen (AAA) finanziert. Frauen und Patienten < 65 Jahre sind für diese Untersuchung nicht vorgesehen. Ziel dieser Studie war es daher den Anteil dieser Patienten an der Gesamtheit der mit rupturiertem abdominalem Aortenaneurysma (rAAA) zu evaluieren. Darüberhinaus sollen das Outcome und Risikofaktoren bei der Behandlung des rAAA auf nationaler Ebene definiert werden.
Methoden: Die Daten wurden aus bundesweiten DRG-Statistiken der Forschungsrechenzentren des Statistischen Bundesamtes extrahiert. Hierbei wurden bundesweit alle stationären Fälle aus dem Zeitraum 2005-2013 (außer Psychiatrie und Militärkrankenhäuser) erfasst. Alle Fälle mit Diagnose von rAAA (ICD-10 GM I71.3), welche nicht aus dem aufnehmenden Krankenhaus weiterverlegt wurden, wurden erfasst. Patienten mit Verfahrenscodes (OPS 2005-2013) für EVAR (5-38.a1) oder OAR (5-38.45, 5-38.47) wurden in die weitere Analyse aufgenommen. Neben einer deskriptiven Statistik wurde ein mehrstufiges multivariables Regressionsmodell zur Riskoadjustierung angewendet. Adjustiert wurde für Komorbidität (Elixhauser-Score), Operationsverfahren, jährliche Krankenhausfallzahl und Aufnahmeart (mit Einweisung/ ohne Einweisung). Der Endpunkt war die Krankenhaus-Mortalität.
Ergebnisse: 20.826 rAAA wurden identifiziert, der Frauenanteil betrug 20,6% (n=4.296) Eine operative Therapie erhielten 11.795 (56.6%) Patienten. In dieser Gruppe fanden sich 1.854 Frauen (15.7%) und 1.773 Männer < 65 Jahre (15%). Folglich erhielten 57% der Frauen mit rAAA keine gezielte operative Therapie.
Frauen waren durchschnittlich 5 Jahre älter als Männer (78,1 ± 9,7 versus 73,0 ± 9,3, p < 0,001). EVAR wurde in 17,2% der Fälle eingesetzt (16 vs. 17,5%). Die Krankenhaus-Mortalität war bei Frauen insgesamt höher (49,2 vs. 38,8%, RR [95% CI] = 1,27 [1,20-1,34]), dies gilt für EVAR (34,8 vs. 26,2%, RR = 1,33 [1,12-1,58]) und OAR (50,3 vs. 40,5%, RR = 1,24 [1,17-1,31]). Bei Männern < 65 Jahre lag die Mortalität insgesamt bei 20,6% (EVAR 17,1, OAR 21,2%).
Die multivariable Regressionsanalyse identifizierte das weibliche Geschlecht (adjRR = 1,14 [1,02-1,27]) und steigendes Lebensalter (pro 10 Jahre; adjRR = 1,90 [1,81-2,00]) als unabhängige Prädiktoren für eine erhöhte Sterbewahrscheinlichkeit nach der operativen Versorgung von rAAA.
Schlussfolgerung: In den bundesweiten Daten zeigt sich, dass 30% der mit rAAA operierten Patienten nicht vom Bauchaorten-Screening nicht erfasst worden wären. Zudem fällt auf, dass mehr als die Hälfte der Frauen mit rAAA keine operative Therapie erhielten. Es sollte daher überdacht werden bestimmte Risikogruppen in das Screening einzuschließen, um durch eine frühere elektive Behandlung die aneurysmabedingten Todesfälle zu reduzieren.