Autor:innen:
Dr. Thomas Bürkigt | Klinik für Allgemein-, Visceral-, MIC- und Gefäßchirurgie | Germany
PD Dr. Kay-Rüdiger Kohlhaw | Sana Kliniken Leipziger Land | Germany
PD Dr. Sabine Löffler | Institut für Anatomie der Universität Leipzig | Germany
Die Anzahl der an einer peripheren Durchblutungsstörung Erkrankten wird nach Hochrechnungen in den kommenden Jahren stetig ansteigen. Als Markererkrankung für eine gesteigerte kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität muss im Hinblick auf rekonstruktive Gefäßeingriffe, die eine ausgesprochene hämodynamische Veränderung bewirken, ein kleinstnötiges Verfahren favorisiert werden.
Durch die Etablierung neuer Therapieverfahren, ist die operative Versorgung der Profundaabgangsstenosen mittels Thrombendarteriektomie und Patchplastik der Arteria profunda femoris (APF) in den Hintergrund gerückt und erscheint nicht mehr zeitgemäß. Diese ist als Widerstandsgefäß, mit oft nur im Abgangsbereich bestehender funktioneller Stenose geeignet, um die häufig verschlossene Oberschenkeletage zum Unterschenkel zu überbrücken, da sie bei Verschluss der Arteria femoralis Kollateralen zu den peripheren Gefäßen bilden kann.
Ziel der Studie war es, durch die detaillierte Präparation und Fotodokumentation der Femoralisgabel an 22 alkoholfixierten Humanpräparaten von Körperspendern des Institutes für Anatomie der Universität Leipzig, fundierte Kenntnisse bezüglich der Gefäßvariationen zu erlangen, um diese in den klinischen Alltag einzubeziehen und Modifizierungen des Operationsverfahrens zu erwägen.
Zudem wurden 67 operative Profundarevaskularisationen betrachtet, die in einem Zeitraum von vier Jahren im Klinikum Leipziger Land Borna durchgeführt wurden, um zu eruieren, ob eine Wiederherstellung des anatomischen Blutflusses über Kollateralgefäße die Symptomatik der belastungsabhängigen Gehstreckenminderung im Stadium IIb der pAVK reduziert und im Stadium der kritischen Extremitätenischämie (CLI) eine Amputation vermieden bzw. die Amputationsgrenze distalisiert werden kann.
Den Benefit der operativen Behandlung zeigt das verbesserte Gehvermögen bei allen Patienten im Stadium IIb nach Fontaine, ganze 58 % gaben in einer Nachbeobachtungszeit von einem Jahr eine uneingeschränkte Gehleistung mit subjektiv deutlicher Zunahme der Lebensqualität an. Im Patientenkollektiv der CLI verzeichnet die Auswertung eine Beinerhaltungsrate von 81 %, wobei simultan zu anderen Studien eine Verschiebung der Amputationsgrenze nach distal beobachtet werden konnte. Anatomisch konnten bei der Freilegung der Gefäßstrecke der APF und ihrer Hauptäste insgesamt sechs Variationen hinsichtlich derer Abgänge aus der A. femoralis sowie drei Ursprungsseiten detektiert werden.
Schlussendlich ist zu konstatieren, dass die bewährte Thrombendarteriektomie der APF weiterhin ein wertvolles Therapieverfahren der multimodalen Gefäßmedizin mit geringem Operationstrauma darstellt und somit einem breiten Patientengut zugänglich ist. Fundiertes Wissen hinsichtlich des Ursprunges der APF und ihrer Hauptäste ist für die klinische Tätigkeit als Arzt unerlässlich und hilft, von Beginn der Planung eines operativen Eingriffes oder einer interventionell radiologischen Maßnahme, Komplikationen zu vermeiden.