Autor:innen:
PD Dr. med. habil. Alexander Meyer | Universitätsklinikum Erlangen | Germany
Julia Verdenhalven | Universitätsklinikum Erlangen | Germany
PD Dr. med. habil. Ulrich Rother | Universitätsklinikum Erlangen | Germany
Prof. Dr. med. Werner Lang | Universitätsklinikum Erlangen | Germany
Einleitung
Der postoperative Hypertonus nach Carotisrekonstruktion kann ursächlich für neurologische und kardiologische Komplikationen sein. Ziel war es, den Einfluss des Rekonstruktionsverfahrens (Eversionsendarteriektomie, E-CEA und konventionelle Thrombendarteriektomie mit Patchplastik, C-CEA) auf den postoperativen Blutdruckverlauf sowie die antihypertensive Medikation zu analysieren.
Patienten und Methode
1044 Carotisrekonstruktionen (2004 bis 2014) wurde retrospektiv nachuntersucht. Nach Ausschluss von Patienten mit Rezidivstenosen, Interponaten, schwerem Apoplex (modifizierte Rankin Skala von 3-5) und fehlender Blutdruckdokumentation, wurden 859 Patienten (303 weiblich und 556 männlich, mittleres Alter: 71 Jahre) eingeschlossen. C-CEA-erhielten n = 585 (68,1 %), E-CEA wurde bei n = 274 (31,9 %) Patienten durchgeführt. 98 (10,4 %) Patienten hatten anamnestisch bereits einen Apoplex und 41 (4,8 %) eine TIA. Etwa 3/4 des Patientenguts (74,2 %) war asymptomatisch. 221 (25,7%) hatten symptomatische Carotisstenosen (97 Apoplex (11,3 %), 78 TIA (9,1 %) und 46 Amaurosis fugax (5,3 %)). 789 Patienten (92,9 %) waren präoperativ antihypertensiv therapiert. Die systolischen Blutdruckwerte wurden präoperativ und im postoperativen Verlauf erhoben und zu vier Zeitpunkten gemittelt (Aufwachraum, Tag 1, 2 und 3 postoperativ). Zudem wurden postoperativ antihypertensive medikamentöse Interventionen und die Komplikationsrate erfasst (Apoplex, TIA, Nervenläsionen, pulmonale- und kardiale Komplikationen).
Ergebnisse
63 Patienten (7,3 %) erhielten eine Shunt-Anlage. 539 (92,1 %) der C-CEA-Patienten und 259 (94,5 %) der E-CEA-Patienten waren präoperativ antihypertensiv therapiert. Der mittlere systolische Blutdruck im Gruppenvergleich C-CEA vs. E-CEA war zu den unterschiedlichen Messpunkten wie folgt: präoperativ (139 mmHg vs. 140 mmHg; p = 0,225), Überwachungsraum (129 mmHg vs. 137 mmHg; p < 0,001), Tag 1 postoperativ (132 mmHg vs. 139 mmHg; p < 0,001), Tag 2 postoperativ (139 mmHg vs. 143 mmHg; p = 0,02) und Tag 3 postoperativ (142 mmHg vs. 146 mmHg; p = 0,06). Ein hypertensives Ereignis trat in der C-CEA-Gruppe während des Krankenhausaufenthaltes seltener auf als in der E-CEA-Gruppe (22,1% vs. 31,8%; p = 0,003). Zudem mussten signifikant weniger Patienten mit präoperativem Hypertonus aus der C-CEA-Gruppe antihypertensiv therapiert werden (19 % vs. 30%; p = 0,008). Die perioperative Komplikationsrate war in der C-CEA-Gruppe nicht signifikant höher als in der E-CEA-Gruppe (3,4 % vs. 2,2 %; p = 0,4).
Schlussfolgerung
In der E-CEA-Gruppe war postoperativ signifikant häufiger eine antihypertensive Therapie nötig. Insgesamt ist der mittlere Blutdruck ist bei E-CEA postoperativ im Vergleich höher. Die Ergebnisse stehen im Einklang mit der Literatur hinsichtlich einer postulierten Beeinflussung der Barorezeptorsensibilität in der E-CEA. In der postoperativen Komplikationsrate zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen.