Autor:innen:
PD Dr. med. habil. Alexander Meyer | Universitätsklinikum Erlangen | Germany
Nils Maudanz | Universitätsklinikum Erlangen | Germany
Prof. Dr. med. Werner Lang | Universitätsklinikum Erlangen | Germany
PD Dr. med. habil. Ulrich Rother | Universitätsklinikum Erlangen | Germany
Einleitung
Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz (ESRD) und chronisch-kritischer Extremitätenischämie weisen trotz Behandlung ein hohes Risiko für Extremitätenverlust auf. Unklar bleibt der Einfluss der terminalen Niereninsuffizienz auf die Überlebensraten nach Majoramputation. Evaluiert wurde das Überleben nach Amputation, stratifiziert nach dem Grad der Niereninsuffizienz mit Erfassung möglicher Einflussfaktoren.
Patienten und Methode
Retrospektive Analyse der Patienten, die Majoramputationen (Ober/Unterschenkelamputation) in den Jahren 2009-2018 erhielten. Ausgeschlossen wurden Patienten mit traumabedingten Amputationen. Anhand der präoperativen Nierenfunktion wurden die Patienten in 3 Gruppen eingeteilt: Gruppe A umfasste Amputationen bei Patienten unter Dialysetherapie, Gruppe B Patienten mit Amputation bei chronischer, nicht dialysepflichtiger Niereninsuffizienz, Gruppe C amputierte Patienten mit normaler Nierenfunktion.
Ergebnisse
Insgesamt wurden 436 Patienten eingeschlossen (Gruppe A n=98, Gruppe B n=98, Gruppe C n=240). Es erfolgten 298 Oberschenkel-, 133 Unterschenkelamputationen und 5 Kniegelenksexartikulationen. Das mediane postoperative Überleben betrug in Gruppe A 10 Monate, in Gruppe B und C jeweils 22 Monate.
Das Verhältnis Ober zu Unterschenkelamputation war in allen 3 Gruppen gleich verteilt (p=0,655). Die Untersuchung der Komplikationsraten (Wundrevision, Nachamputation) in den Gruppen zeigte keine signifikanten Unterschiede (Gruppe A: 19%, Gruppe B 17%, Gruppe C:17%). Die Analyse der Langzeitüberlebensraten zeigte signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen, mit schlechtesten Ergebnissen in der Dialysegruppe A (6 Monats- bzw. 1 Jahres- und 5 Jahresüberleben: Gruppe A 55,0% bzw. 48,6% und 9,9%, Gruppe B 69,4% bzw. 60,2% und 31,8%, Gruppe C 67,9% vs. 60,8% und 37,1%; p < 0,001). In der multivariaten Regressionsanalyse konnten die Dialysedauer und das Rauchen als unabhängige Einflussfaktoren auf das postoperative Überleben gesichert werden.
Schlussfolgerung
Die Ergebnisse von Amputationen bei Dialysepatienten bleiben unbefriedigend, bereits 30% der Patienten versterben im ersten Monat postoperativ. Im Vergleich zur nierengesunden Patienten und Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz ist das Überleben nach Amputation deutlich schlechter. Die erhöhte kardiovaskuläre Mortalität ist hierfür einer der Hauptrisikofaktoren. Die initialen chirurgischen Komplikationsraten zeigen keinen Unterschied zwischen den untersuchten Gruppen.