Autor:innen:
Dr. med. Sebastian Zerwes | Universitätsklinikum Augsburg | Germany
Johanna Kießling | Universitätsklinikum Augsburg | Germany
Dr. med. Yvonne Goßlau | Universitätsklinikum Augsburg | Germany
Hans-Kees Bruijnen | Universitätsklinikum Augsburg | Germany
Dr. med. Rudolf Jakob | Universitätsklinikum Augsburg | Germany
Prof. Dr. med. Alexander Hyhlik-Dürr | Universitätsklinikum Augsburg | Germany
Fragestellung: Während die 2013 auf den Markt gekommene EndoVascular Aneurysm Sealing (EVAS) Technologie zur Behandlung abdomineller Aortenaneurysmen initial vielversprechende Ergebnisse lieferte, zeigte sich im weiteren Follow-Up eine erhöhte Rate an Endoleaks und Migrationen, welche offene Konversionen nach sich zogen. In der vorliegenden Studie stellen wir die technischen Besonderheiten, sowie klinischen Ergebnisse nach 32 EVAS-Explantationen vor.
Material und Methoden: In die Single-center Studie wurden von Juni 2014 bis November 2018 32 Patienten eingeschlossen, welche auf Grund von Komplikationen nach EVAS eine offene Konversion erhielten. Neben den Ursachen für die Konversion und den demographischen Daten der Patienten wurden die OP Dauer, der Blutverlust, die 30-Tage/Gesamt-Mortalität, die Tage auf Intensivstation, sowie die (post-) operativen Komplikationen erfasst.
Ergebnisse: Die Diagnose(n) bei 32 Konversionen waren wie folgt: 22 (=69%) Migrationen, 15 (=47%) Endoleaks, 9 (=28%) Fälle eines Aneurysmawachstums, 6 (=17%) akute Rupturen und 4 (=12%) Protheseninfektionen. Die ursprüngliche EVAS-Implantation lag dabei im Median 25 Monate (Range 0-52) zurück. Das Patientenkollektiv (Alter 72 +/-8 Jahre) umfasste 6 Frauen und 26 Männer, 66 % wurden ASA III bzw. 25% ASA IV klassifiziert. Die OP Dauer betrug im Median 168 Minuten (7-417min.), der Blutverlust 1100 ml (500-5000 ml); alle EVAS Prothesen konnten in toto entfernt werden. Im Rahmen der Explantation erhielten 28 Patienten eine Y-Prothese, 3 eine Rohrprothese (davon eine mit renoviszeralem Debranching); ein Patient verstarb intraoperativ noch vor Komplettierung der Aortenrekonstruktion. Die 30-Tage Mortalität betrug 28% (=9/32); Ursachen waren ein Multiorganversagen in 6 Fällen, sowie nicht kontrollierbare Blutungen mit hämodynamischer Instabilität in 3 Fällen. Während eines medianen Follow-Up von 12 Monaten (0-38) betrug die Gesamtmortalität ebenfalls 28%. Die Patienten verbrachten postoperativ im Median 3 Tage (0-35) auf der Intensivstation, der Gesamtaufenthalt im Krankenhaus betrug im Median 13 Tage (1-93). Insgesamt kam es neben oben genannten tödlichen Komplikationen, zu 3 ischämischen Colitiden, einer Ischämie der unteren Extremität, einem Apoplex und einer Wundheilungsstörung.
Schlussfolgerung: Der Großteil (84%) der Patienten erhielt die EVAS-Explantation wegen einer Migration und/oder Endoleaks; im Median lag die ursprüngliche EVAS Prozedur dabei über 2 Jahre zurück. Auch wenn die EVAS Prothese mit ihren Endobags, ein Einwachsen in die Aorta größtenteils verhindert und technisch relativ einfach entfernt werden kann, so bleibt die Explantation eine Hochrisiko-Operation. Die vergleichsweise hohe 30-Tage Mortalität von 28% muss in Anbetracht des hier großen Anteils von akuten Rupturen (4/9) sowie dem insgesamt kranken Patientenguts dennoch kritisch gesehen werden.