Autor:innen:
Dr. med. Susanne Abraham | Medical Faculty Carl Gustav Carus, TU Dresden | Germany
Dr. Eva Haufe | University Hospital and Medical Faculty Carl Gustav Carus, TU Dresden | Germany
Inken Harder | University Hospital Schleswig-Holstein, Campus Kiel | Germany
Dr. med. Annice Heratizadeh | Hannover Medical School | Germany
Dr. med. Andreas Kleinheinz | Elbe Klinikum Buxtehude | Germany
Prof. Dr. Andreas Wollenberg | LMU Munich | Germany
Prof. Dr. Elke Weisshaar | University of Heidelberg | Germany
Dr. med. Franca Wiemers | Practice Dr. med. Franca Wiemers | Germany
Prof. Dr. med. Matthias Augustin | University Medical Center Hamburg Eppendorf | Germany
Dr. med. Alexander Zink | Technical University of Munich | Germany
Dr. med. Ralph von Kiedrowski | CMSS – Company for Medical Study and Service | Germany
Prof. Dr. med. Margitta Worm | Charité Berlin | Germany
Dr. med. Melanie Hilgers | University Hospital Aachen | Germany
Mario Pawlak | Practice Dr. med Anika Hünermund und Mario Pawlak | Germany
Dr. med. Isabel Fell | Hautmedizin Bad Soden | Germany
Prof. Dr. Knut Schäkel | Ruprecht-Karls University Heidelberg | Germany
Dr. med. Christiane Handrick | Practice Dr. med. Christiane Handrick | Germany
Prof. Dr. Michael Sticherling | University Hospital, Friedrich Alexander University Erlangen-Nürnberg | Germany
Prof. Dr. med. Petra Staubach-Renz | University Medical Center Mainz | Germany
Dr. med. Andrea Asmussen | Practice Dermatologie an der Lesum, Bremen | Germany
Dr. med. Magnus Bell | Practice Dr. Magnus Bell, Thomas Kaiser | Germany
Dr. med. Beate Schwarz | Practice Dr. med. Beate Schwarz | Germany
Prof. Dr. Stefan Beissert | Medical Faculty Carl Gustav Carus, TU Dresden | Germany
Prof. Dr. Tilo Biedermann | Technical University of Munich | Germany
Prof. Dr. Stephan Weidinger | University Hospital Schleswig-Holstein, Campus Kiel | Germany
Prof. Dr. med. Jochen Schmitt | University Hospital and Medical Faculty Carl Gustav Carus, TU Dresden | Germany
Hintergrund: Die Zulassung des ersten Biologikums zur Therapie der mittelschweren bis schweren atopischen Dermatitis (AD) eröffnet eine neue Therapieoption für Patienten, bei denen die Erkrankungsschübe und die Einschränkungen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität durch äußerliche Therapien und Meidung von Triggerfaktoren allein nicht ausreichend kontrolliert werden kann. Die Inanspruchnahme der neuen Therapieoption und ihre Wirksamkeit unter Routinebedingungen sind bislang unklar.
Ziel/Fragestellung: Untersuchung der Wirksamkeit von Dupilumab unter real-life-Bedingungen der Regelversorgung in der Therapie der mittelschweren bis schweren AD.
Methoden: Das multizentrische klinische Register TREATgermany erhebt unter Schirmherrschaft der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft prospektiv klinische Daten und patientenbezogene Outcomes von erwachsenen Patienten mit mittelschwerer bis schwerer AD. Zwischen Juni 2016 und Januar 2019 wurden 612 Patienten (Durchschnittsalter 42,6 Jahre, 38,2% weiblich) in 32 Kliniken und dermatologischen Praxen in das Register eingeschlossen. Die primären Outcome-Marker sind die Schwere der klinischen Symptome (Eczema Area and Severity Index, EASI, und objektiver SCORAD, oSCORAD), die patientenbezogene Symptomschwere, (Patient Oriented Eczema Measure, POEM), die Lebensqualität (Dermatology Life Quality Index, DLQI) sowie die Kontrolle der Schübe (Anzahl der schubfreien, komplett kontrollierten Wochen).
Ergebnisse: Von den 612 eingeschlossenen Patienten zeigten sich 523 Patienten zum Einschluss in das Register in Bezug auf eine Therapie mit Dupilumab therapienaiv. Hiervon wurden nach Einschluss 174 Patienten (33%) auf Dupilumab eingestellt (mittleres Alter 44,5 Jahre, 33,9% Frauen). 137 der mit Dupilumab behandelten Patienten (78,7%) hatte zuvor noch keine Systemtherapie erhalten (“first-line-Therapie”). 53 Patienten wurden unter der Therapie mit Dupilumab bis zum aktuellen Zeitpunkt über mindestens 2 Folgevisiten nachbeobachtet (bis Woche 24). Zum Zeitpunkt der Einstellung auf Dupilumab hatten die Patienten einen höheren oSCORAD (49,1±14,9) als alle anderen Patienten zur Baseline-Visite (40,8±16,3). Auch der EASI-Score war vor Therapiebeginn mit Dupilumab deutlich höher mit 23,2±13,7 als bei dem Gesamtkollektiv aller Registerpatienten (15,8±12,6). Die Lebensqualität zur Baseline-Visite war bei den im Verlauf mit Dupilumab-behandelten Patienten stärker beeinträchtigt (13,4±6,9) als bei allen Registerpatienten (11,3±7,5), auch zeigten die Patienten, die mit Dupilumab behandelt wurden, eine sehr geringe Anzahl von komplett kontrollierten Wochen (0,8±1,7 von 12 Wochen) im Vergleich zu allen anderen Registerpatienten mit 2,0±3,4 von 12 komplett kontrollierten Wochen.
Bei der ersten follow-up-Visite zeigte sich bei den mit Dupilumab behandelten Patienten eine deutliche Besserung des oSCORAD um 55%. Dieser Effekt wurde auch 6 Monate nach Therapiebeginn mit Dupilumab stabil beobachtet. Auch beim EASI-Score konnte nach 3 Monaten eine deutliche Besserung gezeigt werden mit einem EASI-75 bei 50%; der EASI-75 war ebenso nach 6 Monaten weiterhin stabil bei 51,9%. Die Patienten berichten 6 Monate nach Therapiebeginn über einen komplett kontrollierten Hautbefund in 6,3±4,5 von 12 Wochen (Baseline: 0,6±1,1). Die deutliche Besserung des Hautbefundes spiegelt sich in den Angaben zur Lebensqualität der Patienten wider: Als Ausgangswert lag der DLQI bei 11,6±7,2, bei der ersten follow-up-Visite nach 3 Monaten fiel der Wert auf 4,1±4,7 Punkte. Auch der POEM zeigte sich nach 3 Monaten um 48,1% reduziert mit 7,9±6,3 vs. 18,4±6,5. Innerhalb von 3 Monaten nach der Verordnung von Dupilumab wurde bei 13% der Patienten eine Konjunktivitis beobachtet (14/105).
Diskussion: Im TREATgermany Register wurde binnen eines Jahres bei 137 Patienten mit moderater bis schwerer AD eine Therapie mit Dupilumab als „first-line-Therapie“ initiiert. Patienten, die auf Dupilumab eingestellt wurden, fielen vor der Einstellung durch ausgeprägteren Hautbefund und vermehrte Schübe der AD auf. Die Therapie mit Dupilumab war auch unter real-life-Bedingungen ähnlich effektiv wie in den publizierten klinischen Zulassungsstudien. Sowohl der Hautbefund (oSCORAD und EASI-Score) als auch Lebensqualität und Symptomerleben (DLQI und POEM) waren unter der Therapie über 6 Monate signifikant gebessert.
Praktische Implikation: Die Effektiveness von Dupilumab scheint in der Routineversorgung mit den im Rahmen von Zulassungsstudien ermittelten Daten zu Dupilumab an einer ausgewählten Studienpopulation vergleichbar zu sein. Das erste in der Therapie der AD zugelassene Biologikum könnte den Beginn einer neuen Ära weiterer effektiver Therapieoptionen bedeuten. TREATgermany wird perspektivisch Informationen zur Langzeit-Sicherheit und -Wirksamkeit von Dupilumab sowie zu weiteren neuen Therapieoptionen liefern können.
* TREATgermany wird von der Firma Sanofi finanziell unterstützt.