Hintergrund und Fragestellung
Patientenregister sind systematische, prospektive und protokollartige Kollektionen von Patientendaten. Das nicht-interventionelle deutsche Prosriasisregister (PsoBest) zielt darauf ab, langfristige Erkenntnisse über die Sicherheit und Wirksamkeit systemischer Antipsoriatika in der Routineversorgung zu gewinnen.
Methoden
Das PsoBest Register beobachtet erwachsene Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis. Die Patienten werden zu Beginn der naiven systemischen Behandlung registriert und 15 Jahre lang in der Routineversorgung beobachtet. Die Datenerhebung erfolgt über standardisierte Fallberichtsformulare in dermatologischen Praxen und Kliniken sowie postalischen Zwischenerhebungen. In Harmonisierung mit anderen europäischen Psoriasis-Registern zielt PsoBest auf klinische Parameter (z. B. den Psoriasis Area Severity Index (PASI) oder die Body Surface Area (BSA)), Ergebnisse der Patientenberichte (z. B. den Patient Benefit Index (PBI) oder den Dermatologischen Lebensqualitäts-Index (DLQI)) und medikamentenspezifische Behandlungsdaten ab. Die Arzneimittelsicherheit wird durch Berichte über schwerwiegende und nicht schwerwiegende unerwünschte Ereignisse innerhalb des Registers erfasst.
Ergebnisse
Derzeit sind bundesweit 917 Standorte registriert - 68 Kliniken und 849 dermatologische Praxen. Bis April 2019 wurden über 10.000 Patienten an das Register gemeldet.
Die PsoBest Patienten waren überwiegend männlich (58,8 %) mit einem Durchschnittsalter von 47,7 Jahren. Sie litten durchschnittlich seit 17,5 Jahren an Psoriasis. Dabei wiesen 30,2 % der Patienten eine Gelenkbeteiligung auf und 49,8 % eine Nagelpsoriasis. Der mittlere PASI lag bei 14,8 und der mittlere DLQI bei 11,5. Dies spiegelt die deutliche Krankheitslast und Einschränkung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität für die Patienten wider.
Bei der Aufnahme in das Register wurden alle in Deutschland zugelassenen antipsoriatischen Behandlungen beobachtet. Etwa jeder zweite Patient begann das Register mit einer nicht-biologischen Behandlung (67 %). Da die Beobachtung des Patienten unabhängig vom weiteren Behandlungsverlauf ist und ein Wechsel zu anderen Medikamenten möglich ist, wurde eine große Anzahl von Patientenjahren (PJ) im Register beobachtet. Insgesamt liegen Daten zu 5.751 PJ bei Biologika, 7.597 PJ bei Nicht-Biologika und 11 PJ bei den Biosimilars vor.
Diskussion und Praktische Implikationen
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das deutsche Psoriasis-Register PsoBest im Jahr 2008 ein wegweisender Schritt war, um langfristige Erkenntnisse über Sicherheit, Wirksamkeit, Patientennutzen und Gesundheitsroutine zu gewinnen. Es ist ein immer noch wachsendes Gemeinschaftsprojekt, das von der Hingabe von tausenden Dermatologen und Patienten lebt. Dadurch hat sich PsoBest zum größten Register der deutschen Dermatologie entwickelt, welches unerlässlich geworden ist.
Hintergrund und Fragestellung
2,5 % der deutschen und schweizerischen Bevölkerung sind von Psoriasis (Schuppenflechte) betroffen. Diese chronische Erkrankung kann einen gravierenden Einfluss auf die Lebensqualität der Betroffenen haben. Obwohl die Patientenbedürfnisse die wichtigsten Faktoren für Behandlungsentscheidungen sind, werden sie in der Routineversorgung selten systematisch untersucht. Ziel dieser Studie war es, die Bedürfnisse und Erwartungen aus Patientensicht im deutschen Psoriasisregister PsoBest und im schweizerischen Psoriasisregister SDNTT in Bezug auf Behandlungswahl, Alter und Geschlecht zu analysieren.
Methode
Die beiden Psoriasisregister PsoBest und SDNTT beobachten prospektiv Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Psoriasis mit oder ohne Psoriasis-Arthritis. Die Patienten werden zu Beginn einer naiven systemischen Behandlung registriert und 15 Jahre lang in der Routineversorgung beobachtet. Die Erfassung der Registerdaten erfolgt über standardisierte Fragebögen in dermatologischen Praxen und Kliniken. Es werden klinische und auch patientenberichtete Parameter dokumentiert, einschließlich des Patient Benefit Index (PBI). Mittels des PBIs wird die Wichtigkeit von 25 Behandlungszielen abgefragt. Die Patientenangaben wurden deskriptiv nach Alter (< 65 vs. ≥ 65 Jahre), Geschlecht und Behandlungswahl ausgewertet.
Ergebnisse
Es wurden 5.343 Patienten in die Analysen einbezogen, 4.894 Patienten von PsoBest und 449 von SDNTT. Die wichtigsten Patientenbedürfnisse waren „eine schnelle Verbesserung der Haut zu erfahren“ und “von allen Hautveränderungen geheilt zu sein”.
Subgruppenanalysen nach Alter zeigten signifikante Unterschiede in den Bedürfnissen, insbesondere höhere Anforderungen an soziale Beeinträchtigungen bei Patienten unter 65 Jahren. Bei Patienten ab 65 Jahren wurde der Schlafqualität mehr Bedeutung beigemessen, weniger Abhängigkeit von Arztbesuchen, weniger Nebenwirkungen und Vertrauen in die Therapie.
Von 25 PBI-Items wurden 20 von Frauen signifikant wichtiger bewertet als von Männern, wobei die größten Unterschiede in Bezug auf Depressionsgefühl, Schlafqualität und tägliche Produktivität bestanden. Auch nach Therapie gegliedert, wurden die Bedürfnisse unterschiedlich bewertet.
Diskussion und praktische Implikation
Die Bedürfnisse der Patienten werden auch durch die Alters- und Geschlechtsstruktur bestimmt. Frauen zeigten höhere Erwartungen und bewerteten die spezifischen Bedürfnisse bei der Psoriasisbehandlung höher als Männer. Die Analyse der Patientenbedürfnisse auf individueller Ebene erleichtert gemeinsame Entscheidungen von Patient und Arzt bei der Suche nach der optimalen personalisierten Behandlung.
HINTERGRUND: In Bayern leben derzeit mehr als 240.000 Menschen mit Demenz (MmD). Aufgrund des demographischen Wandels wird sich diese Zahl bis 2032 nach aktuellen Schätzungen um knapp 50 % auf etwa 340.000 Menschen erhöhen [1]. Die Versorgung und Betreuung der MmD ist aufgrund der steigenden Prävalenz der Demenzen eine der zentralen Herausforderungen. In dem Versorgungsforschungsprojekt „Bayerischer Demenz Survey“ (BayDem) hat sich gezeigt, dass die Betroffenen mit einer Vielzahl von Barrieren für die Inanspruchnahme von Unterstützungsleistungen konfrontiert sind [2]. Aufbauend auf diesen Ergebnissen soll durch das „Digitale Demenzregister Bayern“ (digiDEM Bayern) die Versorgungsforschung im Bereich Demenz gestärkt werden.
FRAGESTELLUNGEN: Ziel ist der Aufbau des „Digitalen Demenzregisters Bayern“ (digiDEM Bayern), um unter anderem den Langzeitverlauf demenzieller Erkrankungen und die Versorgungssituation der Betroffenen in ganz Bayern besser zu verstehen. Darüber hinaus werden digitale Angebote zur Demenzversorgung für MmD und deren Angehörige, Ehrenamtliche sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger zur Verfügung gestellt.
METHODE: digiDEM Bayern ist eine Längsschnittstudie mit Nachbeobachtungen der Beteiligten an vier Zeitpunkten: sechs Monate nach Einschluss (t6), nach zwölf Monaten (t12) sowie danach in jährlichen Abständen (t24, t36). Die Datenerhebung wird in standardisierten Interviews in Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren vor Ort in allen sieben Regierungsbezirken Bayerns stattfinden. Die Daten werden mit validierten und verbreiteten Erhebungsinstrumenten gewonnen. Das Projekt ist auf fünf Jahre angelegt (2019-2023).
ERGEBNISSE: Die zu erwartenden Ergebnisse stützen sich auf zwei Säulen. Die erste Säule ist das Demenzregister, in dem flächendeckende Langzeitdaten zur Versorgungssituation von MmD gesammelt werden. Die zweite Säule bilden digitale Angebote für Betroffene, pflegende Angehörige, ehrenamtlich Aktive und interessierte Bürgerinnen und Bürger. Für MmD und deren Angehörige wird ein digitaler Wegweiser Demenz eingerichtet; für MmD und Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen werden digitale Therapieangebote bereitgestellt; für ehrenamtlich Engagierte wird eine digitale Unterstützungsplattform, für interessierte Bürgerinnen und Bürger eine digitale Partizipationsplattform eingerichtet.
DISKUSSION UND PRAKTISCHE IMPLIKATIONEN: Es ist zu erwarten, dass digiDEM Bayern valide Versorgungsdaten im Längsschnitt für ganz Bayern generiert. Die zu erwartenden Ergebnisse können wichtige Erkenntnisse zu Problemen in der Versorgungsituation liefern und stellen somit eine wichtige Handlungsgrundlage für Entscheidungsträger im Gesundheitswesen dar. Zudem wird digiDEM Bayern durch den digitalen Wegweiser Demenz einen wesentlichen Beitrag für mehr Orientierung bestehender Angebotsstrukturen für MmD und pflegende Angehörige leisten. Durch die Bereitstellung digitaler Therapieangebote soll der Verlauf der kognitiven Beeinträchtigungen günstig beeinflusst werden. Durch den flächendeckenden digitalen Ansatz werden breite Zugangswege, insbesondere für die ländliche Bevölkerung, gewährleistet.
Förderhinweis: Das Projekt digiDEM Bayern wird durch das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege (StMGP) im Rahmen von BAYERN DIGITAL II gefördert (Förderkennzeichen: G42d-G8300-2017/1606-83).
Quellen:
1 Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege, Gesundheit im Alter: Bericht zur Seniorengesundheit in Bayern: München; Nürnberg, 2017. Verfügbar unter: https://www.stmgp.bayern.de/wp-content/uploads/2018/03/stmgp_sen_014_seniorenbericht.pdf. [Zugriff am: 27.03.2019].
2 Kolominsky-Rabas P.L., Graessel E., Chilla T., Nickel F., Marinova-Schmidt V., Kohlmann L., Dietzel N., Hess M., Cerveny N., Kratzer A., Sperr A., Bayerischer Demenz Survey (BayDem). Bericht für die Projektphase 2015–2017. München und Nürnberg, 2018. Verfügbar unter: https://www.bestellen.bayern.de/application/applstarter?APPL=eshop&DIR=eshop&ACTIONxSETVAL(artdtl.htm,APGxNODENR:332959,AARTxNR:stmgp_pflege_046,AARTxNODENR:352690,USERxBODYURL:artdtl.htm,KATALOG:StMGP,AKATxNAME:StMGP,ALLE:x)=X. [Zugriff am: 27.03.2019]
Schlüsselbegriffe: Register, medizinische Daten, Versorgungssituation, Versorgungsstruktur, seltene Erkrankungen, Mukoviszidose
Hintergrund
Mukoviszidose (Cystische Fibrose, CF) ist eine seltene, genetisch bedingte Stoffwechselerkrankung. In Deutschland beträgt die Inzidenz bei Neugeborenen 1 : 3 300 bis 1 : 4 800. . Durch eine Störung des Salz- und Wasserhaushalts im Körper bildet sich bei Mukoviszidose-Betroffenen ein zähflüssiges Sekret, das Organe wie die Lunge und die Bauchspeicheldrüse irreparabel schädigt. Patienten mit der seltenen Stoffwechselerkrankung Mukoviszidose benötigen aufgrund der Multiorganbeteiligung eine umfassende, spezialisierte Versorgung durch ein interdisziplinäres und multiprofessionelles Team.
Das deutsche Mukoviszidose Register ist eine wichtige Informationsquelle zur Beurteilung des Gesundheitszustandes der Patienten mit Mukoviszidose in Deutschland. Mit diesem Register verfolgt der Mukoviszidose e.V. folgende Ziele:
• die Versorgungssituation von Patienten mit Mukoviszidose in Deutschland zu erfassen, zu analysieren und zu verbessern,
• die Daten als Grundlage für Versorgungsforschung, Therapieentwicklung und das Projekt Benchmarking (Vergleich zwischen den Ambulanzen / Lernen von den Besten) bereitzustellen,
• die Registerdaten für Patienten und Therapeuten in jährlich erscheinenden Berichtsbänden aufzubereiten und transparent darzustellen.
Darüber hinaus bieten die Daten des Registers den teilnehmenden CF-Einrichtungen die Möglichkeit zur internen Qualitätssicherung.
Im Jahr 2017 wurden Verlaufsdatensätze von 6106 Patienten dokumentiert. Der Berichtsband enthält Auswertungen zum Gesundheitszustand auf Grundlage dieses Kollektivs. Ausgewertet wurden unter anderem krankheitsführende Parameter wie der Ernährungsstatus, die Lungenfunktion, Komplikationen und Therapien. Darüber hinaus können die Versorgungsstrukturen bundesweit dargestellt werden.
Methodik
Betreiber des Registers ist die Patientenorganisation Mukoviszdose e.V.. Dokumentiert werden die Daten durch die CF Ambulanzen, das Datenmanagement und die Statistik erfolgt durch das Interdisziplinäre Zentrum Klinische Studien der Universität Mainz. Das Datenschutzkonzept beinhaltet die getrennte Speicherung von identifizierenden und medizinischen Daten.
Die Verlaufsdatensätze werden in den sogenannten Stufe I Ambulanzen einmal jährlich als Status für das gesamte Kalenderjahr dokumentiert, bzw. aus den besuchsbezogenen Datensätzen, den sogenannten Stufe II Ambulanzen aggregiert. Dabei bestimmt eine mindestens einmal im Jahr vorliegende Komplikation bzw. eine Dauertherapie, ein mikrobiologischer Nachweis oder eine chronische Infektion die Ausprägung für das gesamte Berichtsjahr. Liegen für einen Patienten aus mehreren Ambulanzen Verlaufsdaten vor, weil er im Berichtszeitraum die Ambulanz gewechselt hat, werden diese ebenfalls zu einem Datensatz für den Berichtsband aggregiert.
Im Berichtsband 2017 können erstmalig die Ergebnisse einer Mortalitätsanalyse für Deutschland vorgestellt werden. In diese Auswertung gehen alle Patienten ein, die im jeweiligen Berichtsjahr verstorben sind, unabhängig davon ob ein Verlaufsdatensatz vorliegt oder nicht. Dabei werden alle Patienten, die ihre Einwilligung vor dem Tod zurückgezogen haben, ausgeschlossen.
Ergebnisse
Für das Berichtsjahr 2017 gehen Verlaufsdatensätze von 6106 Patienten in die Auswertung ein. Der Anteil der erwachsenen dieses Kollektiv beträgt 58,1 Prozent. 29 Prozent der Mukoviszidose-Patienten befinden sich in der Altersgruppe 18-29 Jahre. Die Auswertungen zeigen, dass 18,2 Prozent der Kinder und Jugendlichen mit Mukoviszidose untergewichtig sind, insbesondere in der Altersgruppe der 14 bis 17-jährigen. Ab diesem Alter kann auch ein Abfall der FEV 1 gezeigt werden.
Es haben sich insgesamt 91 Mukoviszidose-Einrichtungen am Register beteiligt. Dabei betreuten 47 Einrichtungen weniger als 50 Mukoviszidose-Patienten und 44 Einrichtungen mehr als 50 Mukoviszidose-Patienten, das entspricht über 80 Prozent der am Register dokumentierten Menschen mit Mukoviszidose.
Als Schwerpunkt des vorliegenden Berichtsbandes wird auf das 2016 eingeführte Neugeborenenscreening eingegangen. Es konnte gezeigt werden, dass sich infolge des Screenings die Anzahl dokumentierter Neudiagnosen auf 206 erhöht hat und sich entsprechend das mediane Alter bei Diagnosestellung auf 0,17 Jahre verringert hat. Es zeigt sich, dass im betrachteten Kollektiv bereits ein Jahr nach Einführung 52% der Neudiagnostizierten über das Neugeborenenscreening entdeckt wurden.
Darüber hinaus können erstmals Aussagen zu Lebenszeit, dem mittleren Überlebensalter und der Lebenserwartung aufgenommen werden. Das mittlere Überlebensalter für den Zeitraum 2012 bis 2016 lag bei 47,5 Jahren. Die Lebenserwartung eines in diesem Zeitraum geborenen Menschen mit Mukoviszidose in Deutschland lag bei 50 Jahren.
Diskussion/Schlussfolgerung
Die skizzierten Ergebnisse haben direkten Einfluss auf die Erfordernisse der Versorgungsstrukturen. Man kann davon ausgehen, dass aufgrund der derzeit verfügbaren Therapiemöglichkeiten die Zahl der erwachsenen Patienten ansteigt, gleichzeitig zeigen die Ergebnisse von Auswertungen zu Ernährungszustand, Lungenfunktion und Begleiterkrankungen, dass gerade in dieser Patientengruppe ein Bedarf für eine spezialisierte Erwachsenenversorgung durch ein multiprofessionelles Team besteht. Die Darstellung der derzeitigen Versorgungstrukturen zeigt, dass die Versorgungslandschaft auf diese Entwicklung noch nicht vorbereitet ist.
Hintergrund: Herz-Kreislauf-Erkrankungen, insbesondere die Koronare Herzkrankheit (KHK), zählen in Industrienationen zu den häufigsten Todesursachen. Bei der Behandlung der KHK stellen vollresorbierbare Stents eine der jüngsten Weiterentwicklungen dar. Im Unterschied zur Therapie mit einem Drug Eluting Stent oder Bare Metal Stent ist die Vasomotorik des behandelten Gefäßes nach Auflösung des bioresorbierbaren Stents vollständig wiederhergestellt.
Fragestellung: Im Rahmen dieser Auswertung wird die Bedeutung der Implantation des bioresorbierbaren Stents ABSORB™ auf die Entwicklung der Lebensqualität der betroffenen Patienten untersucht.
Methode: Im Rahmen des prospektiven, multizentrischen Deutsch-Österreichischen ABSORB Registers (GABI-R) werden anhand standardisierter Fragebögen klinische und gesundheitsökonomische Daten inkl. Lebensqualitätsparameter von KHK-Patienten nach Stentimplantation ermittelt. In die vorliegende Analyse werden alle Patienten aus dem Register eingeschlossen, die eine ABSORB™ Implantation erhalten haben und zu allen vier Erhebungszeitpunkten (Baseline, 1 Monat, 6 Monate und 2 Jahre nach Implantation) einen vollständigen Datensatz zur Lebensqualität aufweisen. Verstorbene Patienten werden einbezogen, sofern die Datensätze bis zum Todeszeitpunkt vollständig sind. Die Lebensqualität wird zu allen Befragungszeitpunkten anhand des generischen Indexinstrumentes EQ-5D-5L (inkl. EQ-5D VAS) sowie des krankheitsspezifischen Profilinstrumentes Seattle Angina Questionnaire (SAQ) ermittelt. Der SAQ setzt sich aus den fünf Skalen Physical Limitation (allgemeine körperliche Verfassung), Angina Stability (Häufigkeit der Brustschmerzen bei anstrengenden Tätigkeiten), Angina Frequency (Häufigkeit der Brustschmerzen), Treatment Satisfaction (Zufriedenheit mit Medikation und Behandlung) und Quality of Life (Lebensfreude, Sorgen in Bezug zur Herzkrankheit) zusammen. Die Skalen sind auf Werte zwischen 0 (schlechtester Zustand) und 100 (bester Zustand) normiert.
Ergebnisse: 1.317 Patienten wurden in die vorliegende Analyse eingeschlossen, wobei 46 von ihnen im Studienverlauf verstarben. Einen Monat nach Stent-Implantation zeigt sich sowohl für den EQ-5D-Score (Baseline: 0,883; 1-Monats FU: 0,914; p < 0,0001) als auch die EQ-5D VAS (Baseline: 72,99; 1-Monats FU: 74,73; p = 0,0004) eine statistisch signifikante Verbesserung der Werte im Vergleich zu Baseline. Diese Entwicklung zeichnet sich nach einem Monat auch bei vier der fünf Skalen des SAQ (Ausnahme Treatment Satisfaction) ab. Der Physical Limitation Score steigt von 75,54 auf 79,63 (p < 0,0001), der Angina Stability Score von 49,6 auf 66,33 (p < 0,0001), der Angina Frequency Score von 77,57 auf 88,09 (p < 0,0001) und der Quality of Life Score von 49,96 auf 64,76 (p < 0,0001).. Diese Signifikanz ist auch nach 6 Monaten gegeben. Während sich die Werte der EQ-5D VAS (76,1; p < 0,0001), sowie der SAQ-Skalen Physical Limitation (80,8; p < 0,0001), Angina Frequency (90,02; p < 0,0001) und Quality of Life (70,13; p < 0,0001) weiterhin verbessern, verschlechtern sich der EQ-5D Score (0,911; p < 0,0001) und die SAQ-Skala Angina Stability (59,05; p < 0,0001). Dieser nach 6 Monaten erkennbare Trend setzt sich zwei Jahre nach Stent-Implantation fort. Der EQ-5D Score sinkt auf ein zu Baseline vergleichbares Niveau (0,897; p = 0,2679), während die SAQ Skala Quality of Life sich weiter verbessert (73,12; p < 0,0001).
Diskussion: Insgesamt zeigt sich zwei Jahre nach Stent-Implantation eine anhaltende Verbesserung der Lebensqualität. Während sich die krankheitsspezifisch gemessene Lebensqualität deutlich verbessert hat, ist der EQ-5D Score nach einer anfänglichen Verbesserung auf ein zu Baseline ähnliches Niveau gesunken. Eine mögliche Erklärung für die Entwicklung des EQ-5D Score könnte die in dieser Studie eher ältere und teilweise multimorbide Bevölkerung sein. Der EQ-5D Score umfasst Dimensionen, die aufgrund anderer gesundheitlicher Probleme eingeschränkt sein können.
Praktische Implikationen: Die Implantation des bioresorbierbaren Stents ABSORB™ führt zwei Jahre nach dem Eingriff zu einer Verbesserung der krankheitsspezifisch gemessenen Lebensqualität der betroffenen Patienten, während der EQ-5D Score auf ein ähnliches Niveau zu Baseline sinkt. Dies unterstreicht den zusätzlichen Informationsgewinn, der durch die Verwendung eines krankheitsspezifischen Instruments generiert wird.
Diese Studie wurde finanziell unterstützt von Abbott Vascular.
Hintergrund
Osteoporose zählt zu den häufigsten Komorbiditäten bei rheumatoider Arthritis (RA) [1]. Durch die verbesserten Therapiemöglichkeiten bei RA erwarten wir langfristig eine Abnahme der Osteoporose als Begleiterkrankung der RA.
Fragestellung
In dieser Untersuchung wurde die Häufigkeit von Osteoporose bei RA-Patienten aus der Kerndokumentation internistischer Rheumazentren analysiert.
Methoden
Von 2007 bis 2016 wurden Daten von jährlich ca. 4000 Patienten mit Angaben zu Therapie und Komorbidität ausgewertet, die in 15-19 rheumatologischen Einrichtungen bundesweit erfasst worden sind. Um Trends zu erkennen, wurden die jährlichen Querschnittsdaten deskriptiv verglichen. Zur Berechnung der Unabhängigkeit der Osteoporoseprävalenz in den Jahren 2007 und 2016 wurde der Chi²-Unabhängigkeitstest angewendet. Als mögliche Einflussfaktoren werden Alter, Geschlecht, Krankheitsdauer, Krankheitsaktivität, Basistherapie, Glucocorticoide (GC) und Osteoporosemedikation berichtet.
Ergebnisse
Die Osteoporoseprävalenz bei Patienten mit RA (mittleres Alter 63 Jahre, 75% weiblich) sank von 20% in 2007 auf 16% in 2016 (p < 0,001). Der Rückgang betraf Frauen (22% auf 18%) und Männer (14% auf 9%) in allen Altersgruppen und sowohl kurz Erkrankte (≤2 Jahre Krankheitsdauer: 9% auf 4%), als auch langjährige RA Patienten (>10 Jahre Krankheitsdauer: 28% auf 21%). Patienten mit hoher Krankheitsaktivität und Patienten, die Glucocorticoide (GC) einnahmen, waren häufiger von Osteoporose betroffen als Patienten in Remission bzw. ohne GC. Der Einsatz von Medikamenten zur Behandlung einer Osteoporose war bei RA-Patienten mit Osteoporose in der Kerndokumentation über den gesamten Zeitraum hoch (ca. 80%). Die medikamentöse Prophylaxe bei Patienten ohne Osteoporose stieg an (20% auf 39%, bei GC Einnahme 48% auf 58%). Männer mit GC wurden seltener prophylaktisch versorgt als Frauen (48% vs. 61% in 2016).
Diskussion
Da sich die Patienten zum Zeitpunkt des Einschlusses in internistisch-rheumatologischer Facharzt-Behandlung befinden, können nur Patienten berücksichtigt werden, die diesen spezialisierten Sektor erreichen. Nicht diagnostizierte Fälle und hausärztlich oder orthopädisch betreute Patienten bleiben unberücksichtigt. Bisher wurden für Prävalenzschätzungen von Osteoporose bei RA zeitlich beschränkte, oft nur einmalig erhobene Querschnittsdaten analysiert. Die Daten der Kerndokumentation zeigen durch den Vergleich von jährlichen Querschnittsdaten die Entwicklung der Häufigkeit von Osteoporose als Begleiterkrankung innerhalb der internistischen Rheumatologie.
Praktische Implikationen
Die Sensibilität für den verantwortungsvollen Einsatz von GC, die Stabilisierung der Patienten in Remission bzw. niedriger Krankheitsaktivität sowie das zunehmende Bewusstsein für Komorbiditäten können weiterhin zu einem Rückgang der Osteoporose bei RA beitragen.
Neben der niedrigstmöglichen GC-Dosis ist auch bei männlichen RA-Patienten auf eine Osteoporoseprophylaxe zu achten.
Referenz [1] Luque Ramos A, Redeker I, Hoffmann F, Callhoff J, Zink A, Albrecht K. Comorbidities in Patients with Rheumatoid Arthritis and Their Association with Patient-reported Outcomes: Results of Claims Data Linked to Questionnaire Survey. J Rheumatol. 2019 Jan 15.epub ahead of print
Hintergrund
Die im Deutschen Mukoviszidose-Register dokumentierten Daten werden jährlich ausgewertet, um die Versorgungssituation der Patienten mit Mukoviszidose zu beschreiben. Dieser medizinische Berichtsband dient den Ärzten als schnelles Nachschlagewerk und bildet die Grundlage für Qualitätsanalysen in der Ambulanz.
Mit dem Berichtsband für Patienten und Angehörige werden bestimmte Inhalte des medizinischen Berichtsbands in Bildern und Grafiken umgesetzt, erläutert und erklärt. Damit kann der einzelne Patient ein verbessertes und vertieftes Verständnis für die im Ambulanzalltag erhobenen medizinischen Daten erlangen. Darüber hinaus werden medizinische Fachbegriffe erklärt und Zusammenhänge deutlich gemacht. Dies versetzt den Patienten in die Lage, Einfluss auf sein eigenes Gesundheitsverhalten zu nehmen und gemeinsam mit dem Arzt informierte Therapieentscheidungen zu treffen. Dies kann auch zu einer höheren Akzeptanz der Therapie und damit zu einer gesteigerten Compliance beitragen.
Methodik
Betreiber des Registers ist die Patientenorganisation Mukoviszidose e.V.. Dokumentiert werden die Daten durch die CF-Ambulanzen, das Datenmanagement und die Statistik erfolgt durch das Interdisziplinäre Zentrum Klinische Studien der Universität Mainz. Das Datenschutzkonzept beinhaltet die getrennte Speicherung von identifizierenden und medizinischen Daten. Es werden sowohl Verlaufsdatensätze einmal jährlich als Status für das gesamte Kalenderjahr dokumentiert also auch besuchsbezogene Datensätze. Auf dieser Grundlage werden die Auswertungen für den medizinischen Berichtsband vorgenommen.
Ein Board aus Ärzten, Patienten und Vertretern des Mukoviszidose e.V. wählen aus diesen Daten jährlich bestimmte Aspekte aus und bereiten diese laienverständlich auf.
Ergebnisse
Im Berichtsband 2018 wird auf die Altersverteilung, die Altersentwicklung, die Lungenfunktion und den Ernährungszustand, auf Lungeninfektionen und die Genetik eingegangen. Dabei werden jeweils in einem einleitenden Text die medizinischen Fachbegriffe erklärt. Eine Grafik dient der Ergebnisdarstellung, begleitend wird in einem Text erläutert, wie diese zu verstehen ist. Aus der Darstellung werden individuelle Fazits gezogen. So kann z.B. anhand der Entwicklung des FEV 1 (Lungenfunktion) der Zusammenhang von FEV 1, Alter und Therapiemöglichkeiten beschrieben werden.
Einleitend geben Piktogramme einen Kurzüberblick zur Gesundheitssituation.
Hintergrund: Mit einer Prävalenz von 5 bis 20% bei Kindern und 1,13 bis 4% bei Erwachsenen ist die Neurodermitis eine der häufigsten chronischen Erkrankungen in Deutschland. Mit AtopicHealth1 wurde 2010 die erste nationale Versorgungsstudie zu Neurodermitis durchgeführt. Damals zeigte ein Drittel der Patient*innen bedeutende Einschränkungen der Lebensqualität und der überwiegende Teil wurde mit topischen Glukokortikoiden behandelt.
Fragestellung: Wie ist die aktuelle Versorgungssituation von Erwachsenen mit Neurodermitis in Deutschland?
Methode: Die bundesweite Querschnittserhebung wird in dermatologischen Zentren durchgeführt. Die Hälfte der Zentren wird gebeten, Patient*innen mit allen Schweregraden aufzunehmen (Gruppe A), die andere Hälfte soll nur Patient*innen mit einer aktuellen Indikation für systemische Therapie einschließen (Gruppe B). Unter anderem werden folgende Parameter erfasst: klinische Symptome, subjektive Belastungen durch Behandlung und Erkrankung, Lebensqualität (DLQI), aktuelle Schwere der Neurodermitis (SCORAD), patientendefinierter Therapienutzen (PBI) und Behandlungszufriedenheit.
Die nachfolgend dargestellten Daten basieren auf den ersten Zwischenergebnissen der laufenden Studie, die bisher 1021 Patient*innen aus 97 Zentren rekrutiert hat. Die Daten der Gesamtstichprobe sollen auf der DKVF vorgestellt werden, da der Einschlusszeitraum am 30. Juni 2019 endet.
Ergebnisse: Die ersten 86 auswertbaren Fragebögen bis Januar 2018 wurden von 53 Teilnehmenden aus Gruppe A und 33 aus Gruppe B beantwortet. Das mittlere Alter betrug 38,5 Jahre. 49,4% waren männlich. Fast alle Befragten gaben die Symptome trockene Haut (98,1%) und/oder Juckreiz (97,7%) an. Der mittlere SCORAD betrug 49,3±19,2. 28,3% berichteten von häufiger Schlaflosigkeit aufgrund von Juckreiz. 23,1% der Patient*innen aus Gruppe A und 33,3% aus Gruppe B berichteten jemals eine systemische Therapie erhalten zu haben. 20,8% aus Gruppe A und 61,3% aus Gruppe B zeigten einen DLQI>10. 26,4% der Teilnehmenden aus Gruppe A und 50% aus Gruppe B gaben an, mit ihrer derzeitigen Behandlung unzufrieden zu sein.
Diskussion: Schlechte Lebens- und Schlafqualität bedingt durch Juckreiz deuten auf eine hohe erkrankungsbedingte Belastung und ein unzureichendes Behandlungsergebnis hin. Darüber hinaus scheinen Patient*innen mit einem höheren Schweregrad der Neurodermitis unzufriedener mit ihrer Behandlung zu sein.
Praktische Implikation: Dies weist auf die Notwendigkeit von therapeutischen Verbesserungen insbesondere für die Gruppe derjenigen mit höherem Schweregrad hin.