Valide und reliable Messinstrumente sind gerade in der Versorgungsforschung notwendig um die Versorgung selbst und Effekte des komplexen Versorgungsgeschehens abbilden zu können und um damit den Grundstein für eine vergleichende Bewertung zu legen. In der facettenreichen methodischen Session werden themenspezifisch unterschiedliche Aspekte der Instrumentenentwicklung und –bewertung dargestellt. Diese Session deckt dabei Beiträge zur Entwicklung, Machbarkeitsüberprüfung sowie zur psychometrischen Validierung von Messinstrumenten ab.
Hintergrund:
Impfungen stellen auch heute eine der erfolgreichsten Präventionsstrategien dar. Aktuelle Impfraten des Robert-Koch-Instituts zeigen jedoch, dass im Vergleich zu weiteren Impfungen im Kindesalter die Teilnahmebereitschaft an der Pneumokokken-Impfung geringer ausfällt. Bislang fehlen Untersuchungen zur elterlichen Akzeptanz gegenüber der Pneumokokken-Impfung bei Kindern. Ebenso liegt bisher kein Fragebogen vor, welcher dieses Thema im Speziellen adressiert.
Fragestellung: Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, einen Fragebogen zu entwickeln und zu erproben, der elterliche Gründe erfasst, warum betroffene Kinder nicht, unzureichend oder verspätet gegen Pneumokokken geimpft wurden.
Methode:
Für die Entwicklung des Fragebogens wurden eine Literatursuche, qualitative leitfadengestützte Experteninterviews (N=13) mit Kinderärzten, Sprechstundenhilfen und weiteren Impfexperten, sowie Fokusgruppengespräche mit Eltern (N=11) von Kindern mit unzureichendem Pneumokokken-Impfstatus durchgeführt. In die Literatursuche wurden nationale und internationale Publikationen aufgenommen, die eine quantitative Umfrage zu elterlichen Impfeinstellungen beinhalteten und Angaben zum verwendeten Fragebogen dokumentierten. Relevante Publikationen wurden inhaltlich miteinander verglichen und gemeinsame Themenschwerpunkte herausgearbeitet. Die qualitative Datenerhebung erfolgte deutschlandweit. Die Experteninterviews erfolgten telefonisch und wurden schriftlich erfasst, die Fokusgruppengespräche wurden aufgenommen und transkribiert. Mittels des Softwareprogramms MAXQDA wurde das qualitative Datenmaterial inhaltsanalytisch nach Mayring ausgewertet, mit den Resultaten aus der Literatursuche verglichen und Themenfelder erstellt. Der aus diesen Themenfelder entwickelte Fragebogen wurde qualitativ erprobt (Verständnisfragen, unklare Formulierungen, inhaltliche und strukturelle Modifizierungen, Messung der Ausfülldauer) und quantitativ (Akzeptanz, Praktikabilität) ausgewertet.
Ergebnisse:
In der Literatursuche wurden sieben Publikationen identifiziert. Lediglich eine Studie befasste sich mit der Pneumokokken-Impfung. Diese konnte jedoch nicht im vollen Umfang berücksichtigt werden, da es sich hauptsächlich um gesundheitsrelevante Fragen und Impfkosten in Singapur handelte. Aus den Experteninterviews wurden folgende potentielle Einflussfaktoren für eine unzureichende oder verspätete Pneumokokken-Impfung genannt: Bildungsstatus der Eltern, mediale Informationen, (fehlendes) Bewusstsein für Infektionskrankheiten und die damit verbundene Gesundheitsgefährdung, elterliche Bedenken bezüglich Nebenwirkungen und Auftreten von Impfreaktionen, Alter der Kinder bei Beginn der Impfserien sowie Anzahl der Impfstoffe in einer Impfung. Mittels der Fokusgruppengespräche konnten weitere Faktoren erfasst werden, die einen möglichen Einfluss auf die elterliche Akzeptanz gegenüber der Pneumokokken-Impfung haben: Immunsystemstärkung des Kindes durch das Durchleben einer Infektionserkrankung, unzureichende ärztliche Beratung, fehlende Berücksichtigung elterlicher Bedürfnisse und Fragen zu individuellen Impfzyklen sowie Hilfsstoffe in einer Impfung. Aus den Publikationen und den qualitativen Daten konnten sechs Themenfelder für die Entwicklung des Fragebogens herausgearbeitet werden: (1) Wissen über Impfungen, (2) elterliche Einstellungen, (3) Bedenken gegenüber Impfungen (4) genutzte Informationsquellen, (5) Inanspruchnahme und Qualität einer ärztlichen Impfberatung und (6) Bedenken gegenüber Gesundheitsrisiken. Aus diesen wurde schließlich der Fragebogen erstellt und erprobt. Die qualitative Felderprobung mit sechs Eltern ergab inhaltliche (z. B. zusätzliche Antwortmöglichkeiten) und strukturelle Modifizierungen des Fragebogens. Nach der Modifizierung besteht der Fragebogen aus 92 Items. Die Antwortmöglichkeiten variieren dabei zwischen Ja/Nein-Optionen sowie drei- und vierstufigen Likert-Skalen. Die mittlere Ausfülldauer lag bei 23 Minuten. Die anschließende quantitative Erprobung mit N= 29 Eltern ergab, dass nur wenige Fragen unbeantwortet (Mittelwert fehlende Werte 7,2%) blieben und die Fragebögen konsistent ausgefüllt wurden.
Diskussion:
Durch das Projekt liegt erstmals ein Fragebogen in deutscher Sprache vor, der die elterlichen Gründe einer fehlenden, unzureichenden oder verspäteten Pneumokokken-Impfung bei Kindern erfasst. Der Fragebogen erwies sich bereits als akzeptabel und praktikabel. Eine weitere Analyse der psychometrischen Eigenschaften des Fragebogens soll in einer größeren Stichprobe mit Eltern durchgeführt werden.
Praktische Implikation:
Um weitere Erkenntnisse zur elterlichen Akzeptanz der Pneumokokken-Impfung zu erhalten, ist es essentiell, diese mittels Fragebogen messbar zu machen. Somit können die auf Basis des Fragebogens gewonnenen Daten dabei helfen, geeignete Strategien zur Einhaltung der empfohlenen STIKO-Impfzyklen zu entwickeln.
Hintergrund: Patientenorientierung gewinnt zunehmend an Bedeutung in der Versorgungsforschung und Gesundheitspolitik. Studien zu Patientenorientierung zeigen positive Effekte z.B. auf Patientenzufriedenheit und das Wohlbefinden. Eine Voraussetzung zur Umsetzung ist die Messbarkeit von Patientenorientierung.
Fragestellung: Bisher gibt es in Deutschland kein Messinstrument, welches Patientenorientierung aus Patientensicht umfassend erfasst. Basierend auf dem, innerhalb der Forschergruppe entwickelten, international validierten integrativen Modell für Patientenorientierung ist es unser Ziel einen Kernsatz von PREMs zur Messbarkeit von Patientenorientierung in verschiedenen Versorgungssettings zu entwickeln. Das Projekt wird im Rahmen der Strukturförderung Versorgungsforschung/ Nachwuchsgruppen vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF-Förderkennzeichen: 01GY1614) gefördert.
Methode: Für die Itementwicklung wurden verschiedene Quellen genutzt, um sicherzustellen, dass der Kernsatz von PREMs für die Zielgruppe relevant ist. Die Items wurden basierend auf (1) eine Übersichtsarbeit zu existierenden PREMs zu Patientenorientierung, (2) Fokusgruppen mit Patientinnen und Patienten sowie (3) Interviews mit Expertinnen und Experten aus der Gesundheitsversorgung generiert. Für die Itemauswahl werden im ersten Schritt kognitive Interviews mit Patientinnen und Patienten und im zweiten Schritt ein Rating zur Inhaltsvalidität von unterschiedlichen Akteuren durchgeführt. Die Fokusgruppen und Interviews wurden mittels qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet. Hierfür wurde das Programm MAXQDA genutzt.
Ergebnisse: Die Übersichtsarbeit zeigte Unklarheiten in der Definition des Begriffs PREM. In der primären Suche wurden 17 Instrumente, welche überwiegend auf die Qualitätsmessung innerhalb der fachärztlichen Versorgung abzielen, gefunden. In den sechs Fokusgruppen (n=40) nannten Patientinnen und Patienten vielfältige Aspekte von Patientenorientierung. Besonders häufig diskutiert wurden die Themen Zugang zur Versorgung (z.B. lange Wartezeiten; Unterschiede zwischen gesetzlich und privat Versicherten) und Patientensicherheit (z.B. Überversorgung). Häufige Themen in den Experteninterviews (n=10) waren u.a. Behandler-Patient-Kommunikation, Patientenbeteiligung an der Versorgung, Patienteninformation, eine patientenorientierte Haltung des Behandlers und das Empowerment von Patienten. Ergebnisse zur kognitiven Testung der Items und dem Inhaltsvalidität-Rating sind in der Auswertung und werden zur Konferenz berichtet.
Diskussion: Aufbauend auf der Itementwicklung wird dieser Kernsatz von PREMs mit Patientinnen und Patienten (angestrebtes n=2000) aus vier chronischen Erkrankungsgruppen (Krebserkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, psychische Erkrankungen, Erkrankungen des Bewegungsapparates) in ambulanten und stationären Versorgungssettings psychometrisch überprüft. Ein Kernsatz von PREMs anstatt eines festen Fragebogens ermöglicht es den Anwendern, bei der Messung von Patientenorientierung in der Gesundheitsversorgung für verschiedene Settings passende Items oder Subskalen auszuwählen. Nach psychometrischer Testung wird in einer letzten Projektphase evaluiert, wie sich das Messinstrument gut in den Versorgungsalltag integrieren lässt.
Implikationen: Der resultierende Kernsatz von PREMs kann von Klinikern, Gesundheitseinrichtungen, Forschern und Qualitätsmanagern eingesetzt werden, um das Ausmaß von erlebter Patientenorientierung zu messen und Möglichkeiten zur Qualitätsverbesserung und weiteren Implementierung zu identifizieren.
Hintergrund: Für Jugendliche ist die Partizipation (Teilhabe) in verschiedensten Lebenssituationen wichtiger Bestandteil ihrer Entwicklung, da sie grundlegend und prägend den sozialen Erfahrungsbereich, die sozial-emotionale Entwicklung und Dimensionen der Kompetenzerfahrung beeinflussen. Die Bedeutsamkeit der sozialen Teilhabe (Partizipation) hat sich im Rahmen der sozialpolitischen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte etabliert und im Bereich (re-)habilitativer Prozesse durchgesetzt. Sowohl in der ICF-CY als auch im u.a. im Bundesteilhabegesetz nimmt die Partizipation eine zentrale Stellung ein. Es wird empfohlen, Partizipation als zentrales Ziel von (Re-)Habilitations- und Fördermaßnahmen zu setzen. Bislang stehen für Jugendliche in Deutschland allerdings keine verlässlichen Messinstrumente zur Erhebung und Evaluation der vom Gesetzgeber vorgesehenen Kernzielgröße Partizipation zur Verfügung.
Ziel: Ziel des von der DFG-geförderten Projektes ist es, ein Partizipationsmessinstrument für Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren zu entwickeln. Hierfür wird zuerst der internationale Stand der Diskussion um den Begriff „soziale Partizipation“ bei Jugendlichen mit körperlichen Beeinträchtigungen und/oder chronischen Erkrankungen beleuchtet und in diesem Beitrag dargestellt.
Ergebnis: Die Diskussion um die soziale Partizipation von Jugendlichen und die Einbettung in das Bundesteilhabegesetz basiert im deutschsprachigen Raum überwiegend auf der International Classification of Functioning, Disabilities and Health for Children and Youth (ICF-CY). Hier wird Partizipation als das „Einbezogen sein in eine Lebenssituation“ beschrieben. In der praktischen Arbeit mit der ICF-CY stellt allerdings die fehlende Abgrenzung von Partizipation und Aktivität eine große Herausforderung dar, wobei auch die Einführung der „qualifier“ und die „Core-Sets“ keine komplett zufriedenstellende Lösung für die fehlende Abgrenzung brachte.
Auf internationaler Ebene scheint die Diskussion zur Differenzierung von Partizipation und Aktivität nicht länger im Vordergrund zu stehen, sondern mit Hilfe der Familie der partizipations-zugehörigen Konstrukte (Family of participationrelated constructs fPRC) soll das Phänomen „Partizipation“ konkretisiert werden. Dabei wird zunächst angenommen, dass Partizipation zwei Komponenten beinhaltet, Teilnahme („attendence“) sowie Eingebundensein und werden/Beteiligung („involvement“). Die Teilnahme, hier verstanden als die „bloße“ Anwesenheit („beeing there“), kann an der Häufigkeit und/oder der Vielfältigkeit der Tätigkeiten, an denen das Individuum teilnimmt, erfasst werden. Diese Teilnahme rahmt (oder beinhaltet) das Eingebunden-sein und werden/Beteiligung. Dies soll die subjektive Erfahrung der Teilhabe während der Teilnahme abbilden und beinhaltet Elemente des Engagements, der Hingabe, Motivation, Ausdauer und auch der sozialen Verbundenheit. Die Teilnahme ist notwendige aber nicht ausreichende Voraussetzung für das Eingebundensein.
Innerhalb der fPRC wird Partizipation so definiert, dass sie konzeptionell getrennt ist von der Lebenssituation und den Fähigkeiten, die in der Aktivität benötigt werden. Das Konzept der fPRC kann bei jedem Individuum mit jedem Kompetenzlevel auf jede Aktivität oder jedes Setting bezogen werden. Intrinsische personenbezogene Konzepte, die innerhalb der fPRC mit Partizipation zusammenhängen aber nicht gleichzusetzen sind, sind Aktivitätskompetenz, Selbst-Verständnis und Präferenzen. Die Familie der partizipations-zugehörigen Konstrukte beschreibt darüber hinaus den Kontext und das breitere Umfeld/die Umgebung, in dem die Partizipation auftritt. Diese sind integrale Bestandteile der Transaktionsprozesse, die im Laufe der Zeit stattfinden. Der Kontext stellt eine persönliche Dimension dar, die sich auf die Personen, den Ort, die Aktivität, die Objekte und die Zeit der Partizipation bezieht. Das Umfeld/Umgebung ist ein externer Faktor, der sich auf die umfassenden, objektiven sozialen und physischen Verhältnisse, in denen wir leben, bezieht. Die Umgebung beeinflusst die Personen sowohl direkt (z.B. Wirkung von Medikamenten) als auch indirekt (z.B. Beeinflussung der Wahrnehmung von Möglichkeiten oder Hindernissen). Anders herum gestalten die Menschen durch ihr Engagement die Umgebung - ein wechselseitiger Prozess setzt ein.
Diskussion: Die Familie der partizipations-zugehörigen Konstrukte soll ein vertiefendes Verständnis von Partizipation vermitteln und die Beziehungen zwischen wichtigen intrinsischen und extrinsischen Faktoren beschreiben, die einerseits von vorangegangener Partizipation beeinflusst sind und andererseits zukünftige Partizipation beeinflussen. Diese Differenzierung sollte bei der konstrukttheoretischen Fundierung eines Partizipationsmessinstruments Berücksichtigung finden.
BACKGROUND
As integrated care (IV) becomes important for modern medicine, measuring how IV impacts patient experiences is crucial. The US-developed “Patient Perceptions of Integrated Care” (PPIC) questionnaire was translated and adapted to the German language and health care context (PPIC-Deutsch, PPIC-D).
QUESTION
In this validation study, we assessed acceptability and feasibility, factorial validity, and known-group validity of the PPIC-D with German patients.
METHOD
Three versions of the PPIC-D – ambulatory care (PPIC-Deutsch-Hausarztversion, PPIC-D-HA), treatment center specific, and condition specific – were field tested with ambulatory patients, patients receiving care at a back-pain clinic, and injury patients enrolled in physical therapy, respectively.
The validity study conveniently sampled from the same patient groups. Ambulatory patients were recruited from primary practices taking part in the IV project Opti-Mum and other ambulatory practices in the same region. Patients were recruited from a back-pain clinic with a comprehensive IV program: they completed questionnaires at the beginning of treatment and again 3-4 weeks later. Lastly, patients undergoing rehabilitation after a physical injury were recruited from several clinics. Some of these patients were treated under employee accident insurance, which we hypothesize has better IV than other insurances.
Distribution and missing data were analyzed to assess feasibility and acceptability. The PPIC-D’s factorial structure was examined using exploratory factor analysis (EFA). We also examined whether the PPIC-D distinguishes across groups known to differ in level of IV: Opti-Mum, patients treated at the back-pain clinic, and injury patients with employee accident insurance (high IV) were compared to other ambulatory patients, back-pain patients before treatment at the clinic, and injury patients with other insurances (low IV). Center and condition specific PPIC-D were combined in analyses (PPIC-Deutsch-Facharztversion, PPIC-D-FA).
OUTCOMES
Based on field test interviews (ambulatory=20, back-pain=11, injury=14), the PPIC-D’s introductory texts and skip patterns were clarified. No substantive changes were suggested, showing acceptability by German patients. The validation study data collection is completed for ambulatory (n=210) and back pain (n=99) patients, and ongoing for injury patients (n=150).
Distribution: Only 3 PPIC-D-HA items had more than 5% missing and all items fell under 6.5%, demonstrating acceptability and feasibility. Five PPIC-D-FA items had over 5% missing, the highest at 8.5% and 11.8%. Both items demonstrated low levels of missing in the PPIC-D-HA. Percent of positive responses were high for items concerning quality of care, but lower for items regarding specific activities (e.g. doctor asking about private life). This phenomenon was also reported by the original PPIC study by Singer et al. 2012 [Medical Care Research and Review, 70(2), 143–164].
Factorial Validity: Four factors were extracted from the items that are shared between all three PPIC-D versions. These components roughly correspond to patient-centered care, competency of care, information transfer, and holistic care. These factors do not precisely correspond to the original PPIC’s 7 dimensions.
Known-group Validity: Two items asked patients to rate, from 0 to 10, 1) their entire course of medical care and 2) organization of this care. These items differed significantly across Opti-Mum (means 7.7, 7.3) and other ambulatory patients (means 7.1, 6.7); and back-pain patients pre (means 6.7, 6.0) and post treatment (means 9.1, 9.1). Four other items differed significantly across ambulatory and back-pain patients. Items did not distinguish between injury patients based on their insurance. Based on EFA results, two equally weighted summary scores were assessed. One (patient-centered care) significantly differed across ambulatory and back pain patients while the other (information transfer) differed only across ambulatory patients.
DISCUSSION
The validation study showed that the PPIC-D is accepted by German patients and can distinguish between different levels of IV. Its factorial structure is different from the original PPIC, most likely due to the different systems of health care delivery and the modifications made for the PPIC-D. Two overall care items, four specific items, and one summary score distinguished between patients hypothesized to differ in levels of IV. However, a more sophisticated scoring system must be created. The next step is to test the PPIC-D in broader patient populations.
PRACTICAL IMPLICATIONS
The PPIC-D can be used to measure patient experiences with IV. The three versions can be adapted for various clinical settings. As we found the instrument, on an item level, to distinguish between patients with different levels of IV, including pre and post treatment, it can be applied cross-sectionally and longitudinally to evaluate IV interventions.
Hintergrund: Das Prostatakarzinom (PKa) ist die häufigste Tumorentität des Mannes in Deutschland. Es weist eine vergleichsweise geringe Mortalität sowie eine steigende Überlebensrate auf. Dennoch geht das PKa zum Teil mit schweren Symptomen und Funktionseinschränkungen als Folge der Erkrankung und Behandlung einher. Vor diesem Hintergrund sollten neben klassischen klinischen Ergebnisparametern (z.B. PSA-Wert) auch Patient-reported Outcome Messungen (PROs) – also die Erfassung von patientenberichteten krankheitsspezifischen Symptomen und Funktionen – wesentlicher Bestandteil der klinischen Ergebnisqualitätsmessung sein. Aktuelle Studien heben hervor, dass allein die Erhebung von PROs das allgemeine Überleben nach einer onkologischen Erkrankung verbessern kann. Es ist also von großer Bedeutung, dass zuverlässige und validierte psychometrische Instrumente für die Messung von PROs zur Verfügung stehen, die PKa-spezifische Symptome und Funktionen reliabel messen. Ein solches Instrument ist der international verbreitete „Expanded Prostate Cancer Index Composite with 26 items” (EPIC-26), ein vom International Consortium for Health Outcome Measurement (ICHOM) empfohlener Fragebogen zur Messung von fünf für das PKa wesentlichen Domänen der Ergebnisqualität zur irritativen/obstruktiven, Inkotinenz-, gastrointestinalen, sexuellen und hormonellen Symptomatik. Dieser wurde von uns in seiner deutschen Übersetzung psychometrisch validiert.
Fragestellung: Misst die deutsche Übersetzung des EPIC-26 das, was er messen soll: Symptome und Funktionseinschränkungen von Patienten mit PKa?
Methoden: Eine deutsche Übersetzung des originär im amerikanischen Englisch entwickelten Fragebogens wurde von 3094 Patienten mit lokalisiertem oder lokal fortgeschrittenem PKa (M0) prätherapeutisch im Rahmen der „Prostate Cancer Outcome”-Studie (PCO-Studie) beantwortet. 503 dieser Patienten bearbeiteten den Fragebogen zusätzlich posttherapeutisch zwölf Monate später. Innere Konsistenz, Sensitivität und Konstruktvalidität des deutschen EPIC-26 wurden untersucht und mit den Validierungsdaten des originalen EPIC-26 und anderen Übersetzungen verglichen.
Ergebnisse: Die innere Konsistenz aller Domänen war zufriedenstellend (Cronbachs Alpha zwischen 0,64 und 0,93). Die Korrelationskoeffizienten zwischen Items und Domänen zeigten akzeptable Zusammenhänge zwischen den Items und den ihnen zugeordneten Domänen (alle > 0,30), wobei die niedrigsten Werte für die Items „blutiger Stuhlgang” (r = 0,37) and „Brustprobleme” (r = 0,32) gefunden wurden. Eine konfirmatorische Faktorenanalyse bestätigte die fünf postulierten Domänen als latente Variablen des EPIC-26 (CFI = 0,95). Signifikante Unterschiede zwischen prä- und posttherapeutischen EPIC-26 Werten (p < 0,001) wurden in den beiden urologischen und der sexuellen Domäne gefunden.
Diskussion: Unsere Ergebnisse stimmen mit den psychometrischen Messungen des originalen EPIC-26, als auch mit anderen Übersetzungen überein. Die Resultate der Sensitivitätsanalyse sind vor dem Hintergrund des Patientenkollektivs (2608 Patienten ausschließlich durch eine radikale Prostatektomie versus 221 Patienten ausschließlich durch Bestrahlung behandelt) plausibel.
Praktische Implikationen: Die psychometrischen Auswertungen legen nahe, dass die deutsche Übersetzung des EPIC-26 ein gut konstruiertes Instrument zur Messung von patientenberichteter, gesundheitsbezogener Lebensqualität bei Patienten mit PKa darstellt. Wir unterstützen deshalb die Empfehlung des ICHOM, den EPIC-26 klinisch, als auch für die Forschung zur Erhebung von PROs zu verwenden.
Hintergrund
Soziale Unterstützung wird als Unterstützung in emotionaler, informationeller und instrumenteller Form definiert, die dazu beiträgt, Personen in belastenden Situationen zu helfen. Sie hat einen Einfluss auf unterschiedliche Gesundheitsoutcomes, wie zum Beispiel den allgemeinen Gesundheitszustand, körperliche Symptome, psychische Symptome, aber auch die Verarbeitung einer Erkrankung. Aufgrund der starken psychischen und physischen Belastungen durch ihre Erkrankung stellen Brustkrebspatientinnen eine Patientinnengruppe dar, die einen hohen Bedarf an sozialer Unterstützung nicht nur durch ihr soziales Umfeld, sondern auch durch Versorger*innen hat. Verschiedene Studien haben bereits dazu beigetragen, Mechanismen und fördernde Faktoren einer guten sozialen Unterstützung durch Ärztinnen und Ärzte im Versorgungskontext zu erklären. Es sind jedoch noch weitere Studien notwendig, um auch Mechanismen und Faktoren sozialer Unterstützung durch Pflegekräfte zu untersuchen. Hierfür ist insbesondere eine geeignete Skala zur Messung von sozialer Unterstützung durch Pflegekräfte notwendig. Ziel der Studie war es daher die 3-Item-Skala zur Messung sozialer Unterstützung durch Pflegekräfte („Social Support Perceived by Patients Scale – Nurses” = SuPP-N)) aus dem Kölner Patientenfragebogen für Brustkrebspatientinnen zu validieren.
Fragestellung
Ist die SuPP-N Skala ein valides Instrument zur Messung der von Brustkrebspatientinnen wahrge-nommen sozialen Unterstützung durch Pflegekräfte?
Methode
Als Datengrundlage diente eine jährliche Patientinnenbefragung in den Brustzentren Nordrhein-Westfalens, hier aus dem Jahr 2013. An der Befragung nahmen 4155 Patientinnen aus 83 Kranken-häusern teil (Rücklaufquote 74%). Die psychometrische Bewertung der SuPP-N erfolgte nach dem zweistufigen Verfahren nach Kline (2008). Im ersten Schritt wurde eine konfirmatorische Faktoranalyse (CFA) durchgeführt, um die Inhaltsvalidität der Skala zu prüfen. Im Zuge der CFA wurden die Faktorladungen bewertet und die lokalen Fit-Indizes zur Überprüfung der Reliabilität eingesetzt. Außerdem wurde anhand von verschiedenen Gütekriterien die Modellgüte der CFA bestimmt. Im zweiten Schritt wurden bivariate Analysen durchgeführt, um die konvergente Validität mit verwandten Konstrukturen wie Vertrauen in Pflegekräfte und Vertrauen in das Behandlungsteam zu prüfen. Außerdem wurde ein Strukturgleichungsmodell aufgestellt, um die Kriteriumsvalidität zu prüfen in Bezug auf Zusammenhänge zu der Erreichbarkeit von Pflegekräften, der Ablauforganisation im Krankenhaus sowie der Qualitätsbewertung des Krankenhauses durch Patientinnen.
Ergebnisse
Die CFA ergab eine eindimesionale Struktur der Skala. Die interne Reliabilitäts ist mit 0,907 als sehr gut zu bewerten. Die konvergente Validität konnte durch signifikante Zusammenhänge zu den Kon-strukten Vertrauen in Pflegekräfte und Vertrauen in das Behandlungsteam bestätigt werden. Das Strukturgleichungsmodell (Modellgüte: RMSEA = 0,047, CFI = 0,958 und TFI = 0,949) ergab signifi-kante Zusammenhänge zwischen sozialer Unterstützung durch Pflegekräfte und Erreichbarkeit von Pflegekräften, Ablauforganisation im Krankenhaus und Qualitätsbewertung des Krankenhauses durch Patientinnen und bestätigte somit die Kriteriumsvalidität.
Diskussion
Die Validierungsstudie ergibt, dass die SuPP-N ein valides Messinstrument zur Erfassung der durch Brustkrebspatientinnen wahrgenommenen sozialen Unterstützung durch Pflegekräfte darstellt. Die SuPP-N kann also in zukünftigen Studien eingesetzt werden, um die Mechanismen und Einflussfaktoren der sozialen Unterstützung durch Pflegekräfte im Versorgungskontext näher zu untersuchen oder Interventionen zur Förderung der sozialen Unterstützung durch Pflegekräfte zu evaluieren. Durch die geringe Anzahl an Items ist ein Einsatz der Skala auch in kurz gehaltenen Befragungen möglich.
Praktische Implikationen
Der Einsatz des validierten SuPP-N kann einen Beitrag dazu leisten, Mechanismen der sozialen Un-terstützung durch Pflegekräfte zu erfassen. Mit der Kenntnis dieser Mechanismen können Maßnah-men geplant werden, durch die die soziale Unterstützung durch Pflegekräfte in der Gesundheitsver-sorgung gefördert werden kann.