Hintergrund:
Die Teilnehmerbefragung, als ein Instrument der Qualitätssicherung, wird seit 2006 regelmäßig durchgeführt. Dazu wird der sogenannte Berliner Fragebogen 6 Monate nach Ende der Maßnahme an die Rehabilitanden verschickt (mit einer Erinnerung nach 3-4 Wochen).
Inhalte der Befragung sind Aspekte der Vorbereitung, des Verlaufs und der Ergebnisse der Bildungsmaßnahmen sowie der beruflichen Wiedereingliederung. Routinedaten der Deutschen Rentenversicherung (DRV) zu soziodemografischen und leistungsbezogenen Merkmalen der Rehabilitanden werden hinzugefügt.
Fragestellung:
Diese Auswertung befasst sich mit dem Vergleich von Versicherten, die eine Maßnahme abbrechen und Versicherten, die erfolgreich beenden im Hinblick darauf, wie diese die Maßnahme bewerten.
Gibt es Unterschiede anhand ausgewählter Merkmale zwischen diesen beiden Gruppen? Wird die Zufriedenheit mit der Maßnahme unterschiedlich bewertet? Zeigen sich unterschiedliche Einflüsse auf die Zufriedenheit?
Methode:
In die Auswertung gingen die Angaben von allen Teilnehmern, die im Jahr 2016 ihre berufliche Bildungsleistung beendet haben, ein. Die Rücklaufquote der Fragebögen lag (nach einmaliger Erinnerung) bei 40 Prozent.
In dieser Auswertung werden nur Versicherte, die die Reha-Maßnahme selber abgebrochen haben (im Folgenden „Abbrecher“) und Versicherte, die die Reha-Maßnahme erfolgreich beendet haben (im Folgenden „Abschließer“) betrachtet.
Für die Auswertung wurden 6 aggregierte Skalen zur Messung der Zufriedenheit in unterschiedlichen Bereichen der Reha verwendet. Die aggregierten Skalen sind:
• Allgemeine Zufriedenheit mit der Reha-Maßnahme
• Zufriedenheit mit der ganzheitlichen individuellen Förderung (Beurteilung der Lehrkraft und Durchführung der Reha-Maßnahme)
• Strukturqualität (Einschätzung zur Ausstattung der Einrichtung)
• Kompetenzgewinn (allgemeine und fachliche Ergebnisse der Reha-Maßnahme)
• Integrationsvorbereitung (Einschätzung, wie die Vorbereitung durch die Einrichtung für die Rückkehr in das Erwerbsleben erfolgte)
• Bedeutung der Reha für die (aktuelle bzw. letzte) Arbeitsstelle.
Bei der Berechnung der linearen Regression ist die allgemeine Zufriedenheit die abhängige Variable. Geschlecht, Alter bei Maßnahmenende, Dauer der Maßnahme, Diagnosen, Art der Maßnahme, Berufstätigkeit am Ende der Maßnahme sowie die weiteren aggregierten Zufriedenheitsskalen wurden als unabhängige Variablen verwendet.
Ergebnisse:
Die Maßnahme wurde von 7.263 Rehabilitanden abgeschlossen und von 1.144 abgebrochen.
Zwischen den beiden Gruppen bestehen nur minimale Unterschiede. So sind bei den Abbrechern 41,5% Frauen und 58,5% Männer. Bei den Abschließern sind es 38,7% Frauen und 61,3% Männer. Die häufigsten Erkrankungen waren Muskel-Skelett-Erkrankungen (57% bei den Abschließern und 54% bei den Abbrechern) gefolgt von psychischen Erkrankungen (22% bei den Abschließern und 25% bei den Abbrechern).
Nach der Reha-Maßnahme lag der Anteil derjenigen, die wieder eine Beschäftigung hatten, bei 63,9% für die Abbrecher bzw. 63,8% bei der Gruppe der Abschließer.
Zur Überprüfung, ob sich die beiden Gruppen in der Bewertung der Zufriedenheit unterscheiden, wurde ein T-Test durchgeführt. Dieser zeigte für keine der verwendeten aggregierten Skalen signifikante Ergebnisse, so dass davon auszugehen ist, dass zwischen beiden Gruppen keine Unterschiede in der Bewertung der Zufriedenheit bestehen.
Die Ergebnisse der linearen Regression zeigen für beide Gruppen, dass die 5 Skalen zur Zufriedenheit einen hohen signifikanten Einfluss auf die Skala zur allgemeinen Zufriedenheit haben, ebenso wie die Berufstätigkeit nach Reha-Maßnahme. Die anderen unabhängigen Variablen zeigen keine signifikanten Effekte.
Diskussion:
Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Gruppen der Abbrecher und Abschließer anhand der soziodemografischen Merkmale nicht unterscheiden.
Bei der Bewertung der Zufriedenheit der Maßnahme gibt es zwischen den beiden Gruppen ebenfalls keine Unterschiede.
Durch die geringe Fallzahl unter den Abbrechern, konnten detaillierte Auswertungen (nach privaten, gesundheitlichen oder sonstigen Gründen) nicht vorgenommen werden. Der hohe Anteil von Abbrechern mit Berufstätigkeit nach Reha könnte darauf hindeuten, dass die Maßnahme wegen Arbeitsaufnahme abgebrochen wurde; dies lässt sich aus den Daten leider nicht eindeutig nachweisen.
Die Verwendung von Befragungs- und Routinedaten ist eine Stärke dieser Auswertung, da dadurch umfassende Informationen zu den Versicherten vorliegen.
Praktische Implikationen:
Die Bewertung der Maßnahme, so legen die Ergebnisse nahe, erfolgt unabhängig vom Erfolg der Maßnahme. Das bedeutet für die externe Qualitätssicherung der Rentenversicherung, dass die Rehabilitanden in der Lage sind, unabhängig von ihrem Erfolg die Maßnahme sachlich zu bewerten.
Hintergrund
Die Effektivität der psychosomatischen Rehabilitation gilt als gesichert. Dennoch gibt es einen nicht unerheblichen Anteil von 20-30% der Patienten, die als Non-Responder gelten und die Rehabilitation vorzeitig beenden. Studien zeigen, dass subjektive Krankheits- und Behandlungskonzepte Prädiktoren gesundheitsbezogener Outcomes und der Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen sind. Während es bereits etablierte Assessmentinstrumente zur Operationalisierung des subjektiven Krankheitskonzepts und des subjektiven medikamentösen Behandlungskonzepts gibt, existiert bislang kein indikationsspezifisches Erhebungsinstrument zur Operationalisierung des subjektiven reha-bezogenen Behandlungskonzepts. Ziel unserer Studie ist es daher, auf Basis des Common Sense-Selbstregulationsmodells, literaturbasiert und unter Einbezug der Betroffenenperspektive ein Instrument zur Erhebung des subjektiven reha-bezogenen Behandlungskonzepts für den Indikationsbereich Psychosomatik zu entwickeln.
Fragestellung
Im vorliegenden Beitrag wird das subjektive reha-bezogene Behandlungskonzept von Rehabilitanden in der Psychosomatik vor Reha-Beginn exploriert.
Methode
Im September/Oktober 2018 wurden 10 leitfadengestützte Telefoninterviews mit Personen durchgeführt, welche zeitnah eine psychosomatische Rehabilitation beginnen sollten. Die Stichprobenziehung erfolgte deduktiv, mit dem Ziel einer möglichst heterogenen Stichprobe anhand der Kriterien Alter und Geschlecht. Der basierend auf der einschlägigen Literatur entwickelte strukturierte Interviewleitfaden begann mit einem offenen Erzählteil sowie einem Nachfrageteil zu den Erwartungen an die Klinikstrukturen, die Reha-Prozesse, sowie Reha-Ergebnisse und Befürchtungen im Hinblick auf die Rehabilitation. Alle Interviews wurden auf Tonband aufgezeichnet und transkribiert. Die inhaltsanalytische Auswertung erfolgte mit der Software MAXQDA 18. Kategorien wurden zunächst deduktiv dem Interviewleitfaden entnommen und in einem iterativen Prozess induktiv angepasst. Für die Auswertung wurde ein Kodiersystem mit Kodierregeln erstellt.
Ergebnisse
Im Durchschnitt waren die Teilnehmer zum Zeitpunkt des Interviews 48,3 Jahre alt (SD=9,42). Die Stichprobe bestand aus fünf Männer und fünf Frauen. Die Diagnosen waren breit gestreut. Insgesamt wurden 29 Unterkategorien definiert, welche sich acht Oberkategorien zuordnen lassen (Kontakt mit Mitpatienten, (strukturelle) Bedingungen in der Klinik, Gestaltung der Therapieprozesse, Organisation der Therapie, Inhalte der Therapie, Ergebnisse der Reha, Erwartungen an sich selbst und Befürchtungen). Beispielhaft werden nachfolgend Inhalte der Oberkategorien dargestellt. Der Kontakt mit Mitpatienten wurde von manchen Rehabilitanden als hilfreich und von anderen als eher hinderlich für die anstehende Rehabilitation thematisiert. Die häufigste Erwartung an die strukturellen Bedingungen in der Klinik bezog sich auf die personelle Ausstattung, wobei ein fester Ansprechpartner den Interviewten besonders wichtig war. Die häufigste Erwartung an die Organisation der Therapie fokussierte auf den Tagesablauf bzw. Therapieplan, wobei zwar ein strukturierter Tagesablauf mit festen Zeiten erwartet wurde, ohne jedoch überfordert zu werden. Bezogen auf die Inhalte der Therapie wurden besonders häufig Sport sowie Einzelpsychotherapie erwartet. Bzgl. der Gestaltung der Therapieprozesse erwarteten die Interviewpartner insbesondere, dass die Therapie individuell auf sie abgestimmt sei. Als Ergebnisse der Reha wurden - neben psychischer und körperlicher Symptomreduktion – eine berufliche Reintegration, aber auch die Erwartung, durch die Reha eine Erwerbsminderungsrente zu erreichen, geäußert. An sich selbst stellten die Interviewpartner vornehmlich die Erwartung, dass man sich auf die Behandlungen und Anwendungen in der Reha einlasse. Die unspezifische Befürchtung einer Überforderung in der Reha wurde in dieser Oberkategorie am häufigsten geäußert.
Diskussion
In den Interviews wurde das subjektive reha-bezogene Behandlungskonzept über die Erwartungen an die Behandlung erfragt. Es konnte eine große Bandbreite an Erwartungen identifiziert werden. Die Kategorien zeigen deutlich indikationsspezifische Besonderheiten des reha-bezogenen Behandlungskonzepts in der Psychosomatik auf (z.B. Erwartung einer ganzheitlichen Behandlung). Zudem wurden von den Rehabilitanden häufig Erwartungen an sich selbst thematisiert, die für das reha-bezogene Behandlungskonzept unserer Stichprobe von Bedeutung waren.
Praktische Implikationen
Auf Basis der Ergebnisse wird ein Fragebogen zur Erfassung des subjektiven reha-bezogenen Behandlungskonzepts in der Psychosomatik entwickelt, der genutzt werden kann, um die Erwartungen von Rehabilitanden frühzeitig zu identifizieren und über gezielte Interventionen für die Behandlung nutzbar zu machen. Langfristiges Ziel ist es, über die Thematisierung von Fehlerwartungen die Behandlungszufriedenheit sowie das Reha-Outcome der Rehabilitanden zu verbessern.
Hintergrund
Eine Rehabilitationsmaßnahme bei Patienten im berufsfähigen Alter zielt auf die Rückkehr in den Beruf ab. Um dieses Ziel zu erreichen, sollen in der kardiologischen Rehabilitation (CR) physische, psychische und sozialmedizinische Aspekte der Erkrankung positiv beeinflusst werden. Für die Messung des Rehabilitationserfolges von Patienten im berufsfähigen Alter fehlen jedoch bislang geeignete Methoden.
Fragestellung
Ziel der Studie war die Evaluierung potentieller Parameter zur Messung des Rehabilitationserfolges bei kardiologischen Patienten im berufsfähigen Alter unter Berücksichtigung aller relevanten Aspekte der Erkrankung.
Methode
In einer prospektiven multizentrischen Registerstudie wurden Patienten < 65 Jahre in CR eingeschlossen. Zu Reha-Beginn und -Ende wurden neben sozioökonomischen Variablen (z.B. Alter Geschlecht, Bildung) und potenziellen weiteren Confoundern, 23 mittels Delphi-Expertenbefragung vorausgewählte Parameter der vier Domänen (1) kardiovaskuläre Risikofaktoren (z.B. Rauchverhalten, Blutdruck), (2) körperliche Leistungsfähigkeit (z.B. Ausdauerbelastung, 6-min Gehstrecke), (3) Sozialmedizin (z.B. Rentenbegehren, Arbeitsfähigkeit) und (4) subjektive Gesundheit (z.B. Depressivität, Lebensqualität) erhoben und auf Praktikabilität und Änderungssensitivität während der Reha untersucht. Die Praktikabilität wurde anhand des Anteils fehlender Daten beurteilt (< 15 %). Änderungssensitivität wurde bei statistisch signifikanter Änderung (T-test für verbundene Stichproben, Wilcoxon signed rank-Test, McNemar-Test; p < 0,01) und Effektstärke (SES) ≥ 0,35 bzw. Änderung von ≥ 5 Prozentpunkten bei kategorialen Variablen angenommen. Zur Prüfung einer möglichen Dimensionsreduktion wurde eine explorative Faktorenanalyse (EFA) durchgeführt.
Ergebnisse
Es nahmen 1586 Patienten (Alter 53,8 ± 7,3 Jahre; 77,1 % männlich) aus 12 Kliniken an der Studie teil. Bei 1320 Patienten (83,2 %) handelte sich die CR um eine Anschlussrehabilitation. Häufigste Diagnose war ein akutes Koronarsyndrom (630 Patienten, 39,7 %). Die CR erfolgte in 90,6 % der Fälle stationär mit einer Dauer von 23,5 ± 4,5 Tagen.
Die Parameter Rauchverhalten, Motivation zur Lebensstiländerung, systolischer und diastolischer Blutdruck, Ausdauerbelastung, Arbeitsfähigkeit (nur bei Anschlussrehabilitation), Depressivität (PHQ9), subjektives Wohlbefinden (WHO 5, IRES-24) und Selbsteinschätzung der gesundheitlichen Prognose erfüllten die Kriterien hinsichtlich Praktikabilität und Änderungssensitivität. Die Parameter PHQ9 und IRES-24 (Psychisches Befinden und Allgemeiner Gesundheitszustand) der Domäne subjektive Gesundheit luden in der EFA auf einer Dimension.
Diskussion
Die vorläufigen Ergebnisse weisen darauf hin, dass aus jeder der vier Domänen kardiovaskuläre Risikofaktoren, körperliche Leistungsfähigkeit, Sozialmedizin und subjektive Gesundheit mindestens ein geeigneter Parameter vorhanden wäre. Laut EFA scheint eine weitere Reduktion der zu erhebenden Parameter der Domäne subjektive Gesundheit möglich.
Praktische Implikationen
In einem weiteren Schritt soll aus den Parametern ein Score generiert werden, welcher in Zukunft für Effektivitätsnachweise bei bestimmten Zielgruppen (z. B. nach Alter, Geschlecht, Rehabilitationsindikationen oder Diagnosen) oder auch zur Bewertung neuer Interventionen und Therapiekonzepte innerhalb der CR verwendet werden könnte. Des Weiteren werden die einzelnen Parameter sowie der Score auf ihre Vorhersagekraft für die berufliche Wiedereingliederung 6 Monate nach Reha-Ende untersucht, um die CR noch optimaler darauf ausrichten zu können.
Hintergrund Die medizinische Rehabilitation stellt eine wichtige Säule der Gesundheitsversorgung dar. Die Umsetzung von Rehabilitationsleistungen dienen der Verhinderung von Erwerbsunfähigkeit und Pflegebedürftigkeit, der Verbesserung chronischer Krankheiten und Behinderung sowie einer Förderung der beruflichen Wiedereingliederung. Zur Feststellung des Rehabilitationsbedarfes ist es in Deutschland erforderlich, dass die gesetzlichen Krankenkassen mindestens jeden vierten Antrag für Rehabilitationsleistungen durch den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) begutachten lassen. Die Beauftragung erfolgt gemäß dem Wohnortprinzips des Versicherten, so dass für sächsische Versicherte die Begutachtung durch die ärztlichen Gutachter des MDK Sachsen erfolgt. Die MDK ärztlichen Gutachter agieren bei der Wahrnehmung ihrer medizinischen Aufgaben nach §275 Abs. 5 SGB V unabhängig und sind alleinig ihrem Gewissen unterworfen, was deren klinische und sozialmedizinische Expertise beinhaltet.
Fragestellung Das Ziel der Untersuchung ist die Analyse der Prävalenz im Antragsverhalten von Rehabilitationsleistungen, der medizinisch indizierten Rehabilitation im Rahmen der Pflegebegutachtung und deren regionale Häufigkeit in Sachsen.
Methode Es erfolgte eine retrospektive Sekundärdatenanalyse sächsischer Versicherter des MDK Sachsen für die Jahre 2017 und 2018. Alle Begutachtungsaufträge des MDK Sachsen für die Anlässe Rehabilitation sowie Rehabilitation im Rahmen der Pflegebedürftigkeitsbegutachtung wurden in die Untersuchung eingeschlossen. Die deskriptive Analyse der vorliegenden Daten umfasste die konkrete Fragestellung und das Begutachtungsergebnis sowie die regionale Betrachtung des Antragsverhaltens. Zur regionalen Darstellung und Vergleichbarkeit erfolgten die Ausweisung roher Werte sowie eine Alters- und Geschlechtsadjustierung. Dazu wurden die Kreisdaten der Fortschreibung des Bevölkerungsstandes des Statistischen Bundesamtes (Stand: 31.12.2017) aus der GENESIS-Datenbank genutzt.
Ergebnisse Für den Untersuchungszeitraum lagen 35.282 Begutachtungsergebnisse für den Bereich Rehabilitation vor. Darin entfielen 65% (n=23.188) auf weibliche und 35% (n=12.094) auf männliche Versicherte. Das durchschnittliche Alter betrug bei Frauen 53,6 Jahre und bei Männern 59,1 Jahre. Die häufigsten Begutachtungsanlässe umfassten die Erstbeantragung einer stat. Rehabilitation (50%; n=17.818), die Verlängerung einer stat. Rehabilitation (17%; n=6.114) sowie die Erstbeantragung von Leistungen der stat. Rehabilitation nach §40 SGB V (13%; n=4.616). Bei 57% (n=20.024) sah der Gutachter die medizinischen Vorrausetzungen für die Leistungsgewährung als erfüllt an. In 27% (n=9.570) der Aufträge wurden die medizinischen Voraussetzungen als nicht erfüllt bewertet sowie waren bei 16% (n=5.688) die vorliegenden Informationen unvollständig und eine erneute Begutachtung empfohlen. Im Rahmen der regionalen Analyse zeigten sich Unterschiede, die zwischen der kreisfreien Stadt Leipzig mit 53,1 Aufträgen je 100.000 Einwohner und dem Landkreis Sächsische Schweiz/Osterzgebirge mit 137,4 Aufträgen je 100.000 Einwohner variieren. Mit steigendem Alter steigt das Antragverhalten bis zu 295,3 Aufträge je 100.000 Versicherte in der Altersgruppe der 65 bis unter 75jährigen im Landkreis Sächsische Schweiz/Osterzgebirge.
Für die Pflegebedürftigkeitsbegutachtung liegen für den Analysezeitraum 220.942 Begutachtungsergebnisse vor, wovon 5% (n=10.116) eine Rehabilitationsempfehlung umfassen. Diese spezifische Begutachtungsempfehlung betraf 65% (n=6.617) Frauen mit einem Durchschnittsalter von 79,2 Jahren und 35% (n=3.499) Männer mit einem Durchschnittsalter von 75,3 Jahren. Am häufigsten wurde eine indikationsspezifische, stationäre Rehabilitationsmaßnahme empfohlen (26%; n=2.667).
Diskussion Die Ergebnisse zeigen deutliche regionale als auch altersspezifische Schwankungen im Antragsverhalten von Rehabilitationsmaßnahmen sächsischer Versicherter. Selbst da es sich um eine selektive, nicht weiter quantifizierbare Stichprobe handelt zeigt sich, dass Einflussgrößen existieren, die das Stellen von Anträgen bei Versicherten im Bereich Rehabilitation bedingen.
Der bundesweite Grundsatz "Reha vor Pflege" kommt bei sächsischen Versicherten in jedem 20. Antrag zum Tragen. Inwiefern diese Möglichkeit eines vereinfachten und bedarfsgerechten Zugangs zu Rehabilitationsmaßnahmen genutzt wird, kann anhand der vorliegenden Daten nicht beurteilt werden. Im Vergleich zu bundesweiten Daten besteht in Sachsen eine zehnfach höhere Empfehlungsrate.
Praktische Implikationen Zur Beurteilung des gesamtgesellschaftlichen Nutzens eines Gesundheitssystems stellt der sozialmedizinische Status der Bevölkerung ein relevantes Bewertungskriterium dar, das auch den Aspekt der Rehabilitation umfasst. Das Linkage der vorliegenden Daten mit weiteren Daten kann einen wichtigen Beitrag zur Bewertung des sozialmedizinische Status und somit zur Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung leisten.