Autor:innen:
Luisa Siep | Uniklinik Köln, Universität zu Köln | Germany
Anne Ferring | Uniklinik Köln, Universität zu Köln | Germany
Laura Wiebe | Uniklinik Köln, Universität zu Köln | Germany
Jill Stegemann | Uniklinik Köln, Universität zu Köln | Germany
Lena Pickert | Uniklinik Köln, Universität zu Köln | Germany
Prof. Dr. med. Thomas Benzing | Uniklinik Köln, Universität zu Köln | Germany
Prof. Dr. Paul Brinkkötter | Uniklinik Köln, Universität zu Köln | Germany
Dr. med. Anna Maria Meyer | Uniklinik Köln, Universität zu Köln | Germany
Prof. Dr. Dr. Maria Cristina Polidori | Uniklinik Köln, Universität zu Köln | Germany
Unsere Gesellschaft wird immer älter und die Herausforderung der Medizin besteht darin, Risikofaktoren zu erkennen, zu beseitigen und somit ein gesundes Altern zu ermöglichen. Basierend auf einem umfassenden geriatrischen Assessment (Comprehensive Geriatric Assessment, CGA) lässt sich die individuelle Patientenprognose mit dem Multidimensionalen Prognostischen Index (MPI) berechnen. Inwieweit die Prognose durch patientenzentrierte, multiprofessionelle Behandlung im Akutkrankenhaus verbessert und durch Lebensstiländerungen und dem Erleben von Selbstwirksamkeit verändert werden kann, ist Gegenstand dieser Studie.
In einer prospektiv klinisch-interventionellen Studie werden 120 multimorbide ältere Patienten ( > 65 Jahre) rekrutiert. Bei der Aufnahme erfolgt ein klinisches geriatrisches Assessment, das unter anderem eine strukturierte Erhebung des BMI, der körperlichen Fitness (SARC-F), Rosenberg’s Selbstwirksamkeitsskala (RSES), der geriatrischen Depressionsskala (GDS) sowie die Erhebung einer bioelektrischen Impedanzanalyse (BIA) umfasst. Mithilfe des MPI wird eine Prognosekalkulation hinsichtlich der Rehospitalisierung, Mortalität und Institutionalisierung getroffen. Die Patienten werden randomisiert in eine Interventions- (I) und Kontrollgruppe (K) eingeteilt. Erstere erhält eine interprofessionelle Behandlungsplanung, eine Schulung zu relevanten Themen im Alltag (Bewegung, Ernährung, Sicherheit, ambulante pflegerische Versorgung) und bei Entlassung einen Schrittzähler, ein Theraband, sowie ein für die Studie designtes Patientenbuch als Leitfaden. Die Kontrollgruppe erhielt ein Standard-Entlassmanagement. Ein telefonisches Follow-up beider Patientengruppen über die Patientenentwicklung erfolgt nach 1,3 und 6 Monaten.
Die Daten befinden sich derzeit noch unter Analyse und werden als Baseline-Ergebnisse zusammengetragen, die Rekrutierung wird im April 2020 beendet. Derzeit (Stand 04.12.19) wurden 22 Patienten rekrutiert (11 Patienten Interventionsgruppe (3M, 8W), 11 Patienten Kontrollgruppe (3M, 8W). Das Durchschnittsalter beträgt 79,8 (+/- 6,3) Jahre, der durchschnittliche MPI bei einem mittleren Risiko von 0,49 (+/- 0,16), bei 45 % liegt eine mäßige Einschränkung der Selbstwirksamkeit nach Rosenberg vor. Es zeigt sich eine signifikante Korrelation zwischen der Zuteilung in die Risikogruppen des MPI und den Lebensstilparametern: körperliche Fitness (p < 0,001), Körperfettanteil (p=0,032) und der Muskel- und Organmasse (p=0,019). Gleichzeitig kann ein Zusammenhang bezüglich der Lebensqualität und der körperlichen Fitness (p < 0,001), sowie der Selbstwirksamkeit und Depression (p < 0,001) gezeigt werden.
Die vorliegenden Ergebnisse zeigen, dass Lebensstilparameter eine sinnvolle Ergänzung zum MPI sein können. Diese Studie weist außerdem darauf hin, dass die Selbstwirksamkeit Einfluss auf das Auftreten einer Depression hat und damit eine Relevanz in der klinischen Behandlung besitzen könnte. Interessant bleibt abzuwarten, inwieweit die Selbstwirksamkeit mit der Patientenentwicklung korreliert.