Autor:innen:
C. Jesche (Frankfurt am Main, DE)
K. Steul (Frankfurt am Main, DE)
M. Scherer (Frankfurt am Main, DE)
S. Hofmann (Bad Nauheim, DE)
A. Klaus-Altschuk (Bad Nauheim, DE)
M. Hogardt (Frankfurt am Main, DE)
V. Kempf (Frankfurt am Main, DE)
U. Heudorf (Frankfurt am Main, DE)
Hintergrund: Nach einer ersten großen Untersuchung zu MRE (MRSA und MRGN) in Rehabilitations¬einrichtungen im Jahr 2014 führte das MRE-Netz Rhein-Main im Jahr 2019 erneut eine Untersuchung durch, diesmal wurde vor dem Hintergrund der KRINKO-Empfehlung zu multiresistenten Enterokokken auf VRE und MRGN (3MRGN und 4MRGN) untersucht, als Grundlage für die nach KRINKO geforderte Risikoanalyse der Einrichtungen.
Material und Methoden: Insgesamt 14 Kliniken nahmen teil, darunter eine Klinik für neurologische Frührehabilitation (FR). Die Teilnahme der Patienten war freiwillig. Die Rektalabstriche wurden in einem nach DIN ISO 15189-akkreditierten mikrobiologischen Labor mittels etablierten Standard- Methoden (u.a. via mittels MALDI–TOF und VITEK 2-Resistenztestung gem. EUCAST) analysiert. Mit dem standardisierten Fragebogen der europaweiten HALT-Untersuchung (healthcare associated infections in long-term care facilities) wurden Patientencharakteristika (Alter, Ge¬schlecht, Kranken-haus-, OP- und MRE-Anamnese, medical devices, aktuelle Antibiotikatherapie etc.) erhoben.
Ergebnisse: 833 Patienten nahmen teil (Response 36%). 65% der Patienten insgesamt (FR 100%) gaben einen Klinikaufenthalt in den letzten 6 Monaten an, 31,6% (FR 100%) der Patienten wurden direkt aus einer Klinik aufgenommen, 25% (FR 64%) hatten eine Antibiotika-Therapie in den letzten 3 Monaten. Hautbarriereverletzungen oder medical devices waren mit jeweils deutlich unter 5% insgesamt selten, in der FR mit 61% Harnwegskathetern und 31% Gefäßkathetern jedoch hoch. 2,1% (FR 36,4%) der Patienten waren mit VRE und 5% (FR 18,2%) mit 3MRGN besiedelt; ein Patient wies einen 4MRGN-Erreger auf (FR 0).
Schlussfolgerung: Im Vergleich zur früheren Untersuchung ergaben sich bei den erhobenen Patientencharakteristika keine wesentlichen Änderungen. Die VRE-Prävalenz war mit 2,1% niedrig, die Prävalenz an 3MRGN war mit 5% im Vergleich zu 2014 (3,6%) höher. Risikofaktoren für eine 3MRGN-Besiedelung (sign. erhöhte Odds-Ratio) waren: vorausgegangene Krankenhausaufenthalte, Aufnahme aus einem Krankenhaus, Harnwegskatheter, Bettlägerigkeit, Inkontinenz und Desorientiertheit; darüber hinaus wurden weitere Risikofaktoren für eine VRE-Besiedelung gefunden: vorausgegangene oder aktuelle Antibiotikatherapien sowie Wunden und Decubiti. Die Ergebnisse können Grundlage sein für die ärztliche Risikoanalyse zur Festlegung der Maßnahmen für Patienten mit VRE und MRGN in der Rehabilitation.