11:00 Uhr
Die Umsetzung von Gesundheitszielen in Thüringen - Landesgesundheitskonferenz und Landesrahmenvereinbarung
M. Staats (Weimar, DE)
U. Maercker (Weimar, DE)
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Autor:innen:
M. Staats (Weimar, DE)
U. Maercker (Weimar, DE)
Die Landesrahmenvereibarung (LRV) Thüringen und die Landesgesundheitskonferenz (LGK) Thüringen sind zwei gesundheitspolitische Prozesse, die sich an den Gesundheitszielen der Bundesrahmenempfehlung orientieren.
Die Landesgesundheitkonferenz selbst hat einen Gesundheitszieleprozess initiiert und diesen durchlaufen. Hierbei wurden in den Jahren 2016 und 2017 - in einem partizipativen Prozess, mit aktuell über 70 Partnerinstitutionen aus den Bereichen Versorgung, Pflege, Rehabilitation, Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung - Gesundheitsziele nach der Wirkungslogik von Phineo formuliert und es wurden Indikatoren definiert, die die Messbarkeit und somit Qualitätssicherung der definierten Ziele gewährleisten sollen. Seit dem Jahr 2018 sind erste Maßnahmenideen entstanden, die seit dem Jahr 2019 schrittweise in die Umsetzung gehen und somit die Thüringer Akteurslandschaft mit neuen innovativen Ideen bereichert. Zudem hat die LGK Thüringen Beschlüsse verabschiedet. Darunter ist ein Beschluss: Die Stärkung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) in der Wahrnehmung struktureller und vernetzender kommunaler Aufgaben zum Thema Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung.
Die Landesrahmenvereinbarung Thüringen widmet sich seit dem 07.04.2016 der Umsetzung des Gesetzes zur Stärkung der Gesundheitsförderung und der Prävention für Thüringen. Hierbei orientiert sie sich zum einen an den strategischen Rahmenbedingungen der Bundesrahmenempfehlung, zum anderen an den im Bundesland vorhandenen spezifischen Erfordernissen, welche über die Gesundheitsziele der LGK Thüringen manifestiert sind. Aktuell bringt die LRV Thüringen - in Untersützung der LGK Thüringen - ein selbst entwickeltes Modellvorhaben zum Thema "Gesund alt werden" in die Umsetzung. Hierbei sollen kommunale Akteure, koordiniert durch den ÖGD, sich der Schnittstelle zwischen Unternehmen, Quartier und Kommune, spezifisch zum Thema "Gesund alt werden" widmen.
Die Entwicklung dieser beiden gesundheitspolitischen Prozesse soll vorgestellt, die Verbindungslinien bei der Forumlierung von Gesundheitszielen hervorgehoben und die Bedeutung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes verdeutlicht werden.
11:15 Uhr
Die Bedeutung von Gesundheitszielen auf kommunaler Ebene als Standortfaktor für die Zukunftsfähigkeit von Kommunen
K. Heinrich (Mannheim, DE)
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Autor:innen:
P. Schäfer (Mannheim, DE)
K. Heinrich (Mannheim, DE)
Die nationalen Gesundheitsziele bilden auf hochaggregierter Ebene die dringendsten gesundheitlichen Bedarfslagen in Deutschland ab. Sie sollen für alle Ebenen (Bund, Länder, Kreise, Kommunen) steuerungs- und handlungsleitend sein.
Die regionalen Bedarfslagen können jedoch je nach Bevölkerungs-, Beschäftigungs-und Siedlungsstruktur von nationalen Zielen abweichen. Auch können regionale Zielsetzungen aus anderen Politikbereichen konkurrierend zu der Umsetzung der nationalen Gesundheitsziele stehen.
Auf Kreisebene oder kommunaler Ebene stehen daher oftmals eher die bevölkerungsbezogenen Ziele wie „Gesund älter werden“, „Gesund aufwachsen“ und „Gesundheitskompetenz erhöhen“ sowie die Querschnittsanforderung „Gesundheitliche Chancengleichheit“ im Vordergrund. Sie bieten breitere Möglichkeiten, die regionenspezifischen Bedarfslagen zielgruppen- und strukturorientiert zu bearbeiten, schließen aber die Bearbeitung der anderen verhaltens-/krankheitsbezogenen Gesundheitsziele nicht per se aus und treten nicht in unmittelbare Konkurrenz zu den Zielen anderer Politikbereiche.
Am Beispiel der Stadt Mannheim wird aufgezeigt, wie in einem an den 17 UN-Nachhaltigkeitszielen orientierten kommunalen Leitbildprozess „Gesundheit“ durch gezielte Schwerpunktsetzung als strategisches Ziel integriert wird und nationale Gesundheitsziele sowie regionale Gesundheitsziele berücksichtigt und in Einklang gebracht werden können. Die im Leitbild Mannheim 2030 identifizierten Handlungsfelder weisen zudem eine besondere Relevanz für die Haushaltsplanung der Kommune auf. Dies führt dazu, dass die gesundheitsbezogenen und gesundheitsnahen Zielsetzungen mittel- und langfristig mit (zusätzlichen) Haushaltsmitteln unterfüttert werden müssen, sollen die entsprechenden Aktivitäten der Stadtverwaltung Wirkung zeigen. Das Thema „Gesundheit“ und die Instrumente der Gesundheitsplanung (Kommunale Gesundheitskonferenz, Gesundheitsberichterstattung, strategische Gesundheitsförderung) erhalten dadurch einen besonderen Stellenwert in der strategischen Ausrichtung der Kommune auf dem Weg zur Sicherung ihrer Konkurrenz- und Zukunftsfähigkeit.
11:30 Uhr
Bielefelder Gesundheitsziele 2017-2022
D. Cremer (Bielefeld, DE)
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Autor:in:
D. Cremer (Bielefeld, DE)
Die Kommunale Gesundheitskonferenz (KGK) hat im Jahr 2017 dem Rat der Stadt Bielefeld neue Bielefelder Gesundheitsziele empfohlen, die dieser im September 2017 beschlossen hat (vorausgegangen waren seit 2003 bereits zwei Gesundheitszieleprozesse). Sie wurden in einem erweiterten Kreis von den Mitgliedern der KGK und von verschiedenen Vertreterinnen und Vertreten diverser städtischer Ämter ohne externe Begleitung entwickelt, d.h., es wurde kein Gutachten oder eine Moderation vergeben. Das Landeszentrum für Gesundheit NRW und die Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, standen bei dem Prozess beratend zur Seite. Die Ergebnisse der Workshops konnten dem bevölkerungsbezogenen Gesundheitsmodell des Instituts für Öffentliche Gesundheit der Universität Wisconsin zugeordnet werden, das Dokument Bielefelder Gesundheitsziele 2017-2022 wurde entsprechend gegliedert. Die Bielefelder Gesundheitsziele 2017-2022 verfolgen eine Strategie der "Gesundheit in allen Politikbereichen" (health in all policies). Der Fokus liegt auf der Umsetzung der Ziele. Berücksichtigte Themen sind diejenigen, die von dem erweiterten Kreis der KGK eingebracht worden sind: große und kleine Themen unter den Überschriften Umwelt und Gesundheit, Arbeit und Gesundheit, Familie und Gesundheit, Bildung und Gesundheit, ambulante und klinische Versorgung, Gesundheitsverhalten. Der Prozess sieht somit keine Vollständigkeit vor, sondern knüpft da an, wo kommunale Akteure und Einflussnahme vorhanden sind. Ein begleitendes Monitoring der gesundheitlichen Ergebnisse erfolgt seitens der GBE, soweit möglich. Im Vortrag soll diese Bestandsaufnahme, ihre theoretische Einbettung, Umsetzung und datengestützte Beobachtung dargestellt werden.
11:45 Uhr
Die Wirkungslogik als Instrument für einen strukturierten Gesundheitszieleprozess im Landkreis Marburg-Biedenkopf
R. Reul (Marburg, DE)
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Autor:innen:
R. Reul (Marburg, DE)
B. Wollenberg (Marburg, DE)
Vorgehensweise
Der Landkreis Marburg-Biedenkopf und die Stadt Marburg haben im Jahr 2016 die Initiative „Gesundheit fördern - Versorgung stärken“ als eine gemeinsam zu verantwortende Struktur zur kommunalen Steuerung der Themen Gesundheitsförderung und Prävention sowie der medizinisch-pflegerischen Versorgung implementiert. Das Leitungsteam hat sich bei der Entwicklung von Gesundheitszielen für einen partizipativen Weg entschieden und die drei lebensphasenbezogenen Arbeitskreise („Gesund aufwachsen“, „Gesund bleiben“, „Gesund altern“) einbezogen.
Der Gesundheitszieleprozess orientiert sich an dem Modell der Wirkungslogiken nach dem „Kursbuch Wirkung“ von PHINEO gAG. Die Moderatoren*innen der drei lebensphasenbezogenen Arbeitskreise wurden in dessen Anwendung, zur Entwicklung von Gesundheitszielen, geschult.
Die Gesundheitsziele werden als „Oberziele“ (Wirkung auf die Gesellschaft) angesehen, zu deren Erreichung im weiteren Prozess konkrete „Teilziele“ (Wirkung auf die Lebenslage der Zielgruppe sowie auf deren Fähigkeiten und Handeln) abgeleitet wurden.
Ergebnisse
Die Gesundheitsziele sind die Arbeitsgrundlage für die Weiterentwicklung des integrierten Präventionsplans „Gemeinsam für Gesundheit und Lebensqualität“. Sie wurden durch den Kreisausschuss des Landkreises und den Magistrat der Stadt Marburg beschlossen und bis zum Jahr 2030 festgelegt.
Beispiel Gesund aufwachsen:
• Kindern, Jugendlichen und Eltern wird mit Wertschätzung und einer fördernden Grundhaltung begegnet. Eltern haben Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Stärken und erfahren Selbstwirksamkeit hinsichtlich der eigenen Gesunderhaltung und der Gesundheit ihrer Kinder.
Das Gesundheitsamt wurde beauftragt, zusätzliche Maßnahmen zur Erreichung der Gesundheitsziele zu entwickeln.
Schlussfolgerung
Die ursprünglich angedachte, zeitliche Perspektive beim partizipativen Prozess zur Festlegung kommunaler Gesundheitsziele ist deutlich angewachsen. Die Heterogenität im Präventionsnetzwerk erforderte eine theoretische Grundlage (Instrumente) und Qualifikationen für die Moderatoren*innen und Mitglieder*innen. Die weitere Operationalisierung der Gesundheitsziele, als konkrete Teilziele konnte nur gelingen, da die Ebenen der Maßnahmen und notwendigen Ressourcen in den Entwicklungsprozess mit einbezogen wurden. Darüber hinaus war eine kritische und fachliche fundierte Nachbearbeitung der Teilziele notwendig, um im nächsten Schritt die Indikatoren für die Messbarkeit festlegen zu können.