16:00 Uhr
DGKCH-FV 13:
Expressionmuster und prognostischer Einfluss neuroendokriner Marker im Neuroblastom
Y. Braun (Frankfurt am Main, DE)
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Autor:innen:
Y. Braun (Frankfurt am Main, DE)
T. Theilen (Frankfurt am Main, DE)
Y. Barthe (Frankfurt am Main, DE)
S. Wehner (Frankfurt am Main, DE)
A. Quaas (Köln, DE)
U. Rolle (Frankfurt am Main, DE)
H. Fiegel (Frankfurt am Main, DE)
Einleitung: Das Neuroblastom (NBL) ist der häufigste extrakranielle solide Tumor bei Kindern. Aufgrund des neuroektodermalen Ursprungs der Tumorzellen stehen neuroendokrine Peptide und Rezeptoren als möglich Kandiadaten zur Charakterisierung der Tumore zur Verfügung. In dieser Studie untersuchten wir daher die Expression mehrerer neuroendokriner Peptide und neuroendokriner Rezeptoren in NBL-Geweben und analysierten die Korrelation mit dem klinischen Outcome und den histopathologischen Befunden.
Methode: 64 NBL-Proben auf einem Gewebe-Mikroarray (TMA) wurden immunhistochemisch auf vasoaktives intestinales Peptid (VIP), Gastrin, Gastrin-Releasing-Peptid (GRP), Cholezystokinin, Pankreas-Polypeptid, Serotonin und ausgewählte neuroendokrine Rezeptoren VPAC1 und AVP1a gefärbt. Klinische Patientendaten und histopathologische Befunde wurden mit dem Expressionsstatus und der Koexpression der neuroendokrinen Marker korreliert. Es wurde eine hierarchische Clusterung auf der Grundlage der Proteinexpression durchgeführt, und die resultierenden Cluster wurden hinsichtlich des Patientenüberlebens und der Histopathologie weiter analysiert.
Ergebnisse: Alle untersuchten Neuropeptide konnten mittels IHC in NBL-Proben nachgewiesen werden. Ausgewählte Neuropeptide korrelierten mit der zellulären Differenzierung (GASTRIN, AVP1a), der MYCN-Amplifikation (GASTRIN) oder der initialen Tumorlokalisation (VPAC1, CALCITONIN). Die kombinierte Expression von GASTRIN und SEROTONIN war prädiktiv für ein günstiges Outcome in unserer Kohorte. Die hierarchische Clusterung ergab verschiedene Untergruppen von NBL hinsichtlich der Neuropeptidexpression, die mit einer histologischen Differenzierung und einem implizierten Potenzial für die Vorhersage des Patientenüberlebens verbunden waren.
Schlussfolgerung: Unsere Daten deuten darauf hin, dass die Expression von neuroendokrinen Peptiden durch NBL-Gewebe mit einer höheren Zellreife und einer geringeren biologischen Aggressivität der Tumoren assoziiert ist. Eine zusätzliche Vorhersage des Patientenüberlebens auf der Grundlage der Expression neuroendokriner Marker könnte möglich sein. Zukünftige Studien zielen auf die biologische Rolle dieser Marker bei der malignen Transformation ab.
16:05 Uhr
DGKJ-FV 14:
Digitale Lehre – interprofessionell denken und durchführen
A. Peters (Bonn, DE)
R. Knecht (Bonn, DE)
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Autor:innen:
A. Peters (Bonn, DE)
R. Knecht (Bonn, DE)
Einleitung
Das Thema Interprofessionalität wird in der täglichen Praxis in Klinik und Niederlassung immer mehr in den Vordergrund gerückt. Im Rahmen von interprofessionellen Ausbildungsstationen (IPSTAs) wird Interprofessionalität in die Lehre/Ausbildung integriert und praxisorientiert umgesetzt.
Angefeuert durch die Lehrbeschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie entstehen derzeit vielfältige digitale Lehrangebote, um weiterhin Unterricht zu ermöglichen. Dabei werden jedoch vielfach rein monoprofessionelle Angebote geschaffen und die Chancen, die digitale Lehr-Lernkonzepte bieten für interprofessionelle Lehre (IPL) nicht genutzt.
Fragestellung: Im Rahmen der „Kinder-IPSTA Bonn“ am Universitätsklinikum Bonn wurden Teile der interprofessionellen Lehre (IPL) digital neu gestaltet, mit dem Ziel digitale Lehre, interprofessionelle Lernthemen und praktische Lehrformate sinnvoll zusammenzuführen.
Methoden und Ergebnisse:
In Bonn besteht seit Mai 2019 die „Kinder-IPSTA Bonn“ auf einer kinderkardiologischen Station. In Rahmen von 3-4-wöchigen Einsätzen betreuen PJ-Studierende und Gesundheits- und Kinderkrankenpflegeschüler*innen im letzten Jahr eigenständig Patient*innen und ihre Angehörigen im interprofessionellen Team, unterstützt durch ärztliche und pflegerische Lernbegleitungen.
Aus einem interprofessionellen Team heraus wurden nun Vorschläge und Konzepte erarbeitet, um die didaktische Begleitung der nächsten IPSTA-Einsätze digital durchzuführen bzw. zu unterstützen. Im Fokus standen dabei der Einführungs- und Abschlusstag.
Wir möchten das Konzept des Einführungstages der Kinder IPSTA Bonn sowie den Methodenmix vorstellen und von ersten Erfahrungen und Herausforderungen berichten.
Mit dem Ziel für die interprofessionelle Teamarbeit zu sensibilisieren und auf den Praxiseinsatz in der Kinder IPSTA Bonn vorzubereiten wurden Themen, wie Kommunikation und Notfallmanagement, in asynchronen digitalen Lerneinheiten und Lerneinheiten entsprechend des "flipped classroom" Prinzips gestaltet. Dies soll die Lehre zu "Corona Zeiten" ermöglichen und darüber hinaus das Zusammenspiel von interprofessioneller und praktischer Lehre verbessern.
Diskussion:
Die digitale Lehre bietet eine Chance interprofessionelle Lerninhalte und Auszu
Bei Schaffung von neuartigen Lehrangeboten sollte der interprofessionelle Aspekt stets bedacht und umgesetzt werden. Dazu brauch es bereits bei der Schaffung der Strukturen die Sensibilität für dieses Thema. Interprofessionelle Lehre muss dabei im interprofessionellen Team entwickelt werden.
Die Digitalisierung der Lehre und interprofessionelle Lehre sind zwei Vorhaben zur Modernisierung und Qualitätsverbesserung der Lehre mit dem Ziel die beste ganzheitliche Patientenversorgung zu gewährleisten. Diese beiden Vorhaben können und sollten Hand in Hand gehen.
16:10 Uhr
DGKJ-FV 15:
Hepatocellular and circulating microRNAome in the course of paediatric chronic hepatitis B infection
K. Hensel (Wuppertal, DE)
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Autor:innen:
K. Hensel (Wuppertal, DE)
P. Menge (Witten, DE)
P. Weil (Witten, DE)
S. Wirth (Witten, DE)
J. Postberg (Wuppertal, DE)
Background and Objective. Worldwide, more than 350 million people are chronically infected with the hepatitis B virus (HBV). HBV is one of the most important risk factors for liver cirrhosis and hepatocellular carcinoma (HCC), and no definite medical cure exists. Personalised molecular diagnostic improvements for disease course prediction including pharmacological response are urgently needed in order to improve morbidity and mortality. Chronic viral infections induce microRNA secretion into the peripheral blood stream, which can serve as a non-invasive source for molecular diagnostics.
Aim of the study. To characterize the microRNome in HBV infections, we analyzed microRNA signature patterns in vitro in HBV infected hepatocytes and in liver tissue from HBV transgenic mice, as well as in blood and liver biopsy samples of children with chronic HBV infections.
Methods. We utilized a biobank containing blood/serum samples and clinical outcome parameters of more than 900 paediatric patients with chronic HBV infections documented over a period of more than two decades. We assessed 120 longitudinally collected serum samples from at several time-points: 1. at initial diagnosis; 2. before HBeAg/anti-HBeAg seroconversion; 3. After seroconversion. We further we distinguished patients treated with nucleoside analogues and untreated cases. For comparison we also utilized human liver biopsies and hepatocellular in vitro models as well as HBV transgenic mice with and without HBV-induced HCC development.
Results. We determined differential microRNA profiles of up to 488 microRNAs between initial diagnosis and later infection stages. HBeAg/anti-HBeAg seroconversion and antiviral treatment in children as well as specific in vivo hepatocytes and murine liver tissues were associated with altered microRNA expression profiles. In vivo, serum expression of hsa-miR21-5p, hsa-miR-215-5p, hsa-miR-375, hsa-miR-4492, hsa-miR-145-5p, hsa-miR-24-3p, hsa-miR-4516 and hsa-miR-486-5p was negatively associated with HBV infection or vaccination state. In vitro, Hepatocytes differentially expressed hsa-miR-122, hsa-miR-21, hsa-miR-30-5p, hsa-miR-181a-5p and hsa-miR-24-1 according to HBV/HCC state.
Conclusion. Our study highlights the possibility that microRNA profiling could be utilized to complement standard serological testing in order to improve personalized molecular diagnostics in children with chronic HBV infections. This could enable improved monitoring of disease progression and the assessment of antiviral treatment success. Moreover, microRNAs of functional interest can be identified using our dataset - a major subject of ongoing studies.
16:15 Uhr
DGKJ-FV 16:
Frühdiagnose von Osteonekrosen bei Kindern mit ALL und LBL unter antileukämischer Therapie mittels Diffusion und Perfusion im MRT – Ergebnisse aus der OPAL-Studie
D. Klee (Düsseldorf, DE)
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Autor:innen:
K. Weil (Düsseldorf, DE)
H. Wittsack (Düsseldorf, DE)
H. Laws (Düsseldorf, DE)
G. Antoch (Düsseldorf, DE)
J. Schaper (Düsseldorf, DE)
D. Klee (Düsseldorf, DE)
Zielstellung:
Bei Kindern mit akuter lymphatischer Leukämie (ALL) und lymphoblastischem Lymphom (LBL) sind aseptische Osteonekrosen (ON) unter der Therapie eine häufige Nebenwirkung, die die Lebensqualität der Patienten deutlich beeinträchtigt. Die OPAL-Studie (Osteonekrosen bei pädiatrischen Patienten mit ALL und LBL) prüft die Wertigkeit von MRT-Untersuchungen für die Frühdiagnose von ON. Ziel der Arbeit war es, mithilfe von Diffusions- und Perfusionsanteilen in ADC-Karten eine prospektive Aussage zum Auftreten von ON treffen zu können.
Material und Methoden:
Bei 19 Patienten wurden ADC-Messungen der Diffusions- und Perfusionsanteile aus einer bi-exponentiellen DWI-Analyse durch ROIs in der Dia-, Meta- und Epiphyse am distalen Femur sowie der proximalen Tibia zum Diagnosezeitpunkt, nach 6, 9 und 12 Monaten durchgeführt und retrospektiv verglichen.
Ergebnisse:
Die leukämischen Infiltrationen stellten initial in der STIR hyper- und in der T1 hypointens dar. Nach 6 und z.T. 9 Monaten wiesen die ossären Strukturen bei den meisten Patienten ein inverses Signalverhalten zur Ausgangsuntersuchung auf und zeigten analog zu STIR im zeitlichen Verlauf eine Abnahme der Signalintensität. Durch dieses Diffusionsverhalten konnten mit dem bi-exponentiellen IVIM (intravoxel incoherent motion) Modell zur Analyse der DWI-Daten an der Diaphyse keine validen Ergebnisse erzielt wreden. Zum Zeitpunkt 12 Monate grenzten sich ON mit einem hyperintensen Signal (STIR und DWI) deutlich von der Umgebung ab. Signifikante Unterschiede in den Voruntersuchungen zwischen Regionen mit späterer ON und ohne spätere ON konnten in der Diffusion und Perfusion nicht nachgewiesen werden.
Schlussfolgerung:
Eine prospektive Aussage zur Entwicklung von ON bei Kindern mit ALL und LBL unter antileukämischer Therapie ist mittels Diffusion und Perfusion im MRT mit den verwendeten Methoden nicht erfolgreich. Damit bietet diese Studie eine Grundlage für weitere Anpassungen des Modells , die in zukünftigen MRT-Studien verwendet werden könnten.
16:20 Uhr
DGKJ-FV 18:
Hyperoxie erniedrigt, Gewebeschädigung erhöht die Expression des Leptinrezeptors im Gehirn neugeborener Ratten.
C. Peiser (Berlin, DE)
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Autor:innen:
C. Peiser (Berlin, DE)
U. Felderhoff-Müser (Essen, DE)
P. Koehne (Berlin, DE)
M. Obladen (Berlin, DE)
Hintergrund:
Das primär als Fettgewebshormon bekannte Leptin agiert auch als proinflammatorisches Zytokin, wobei seine Wirkungen durch Bindung an die lange Isoform des Leptinrezeptors (OB Rb), welcher unter anderem im Gehirn exprimiert wird, vermittelt werden. Zusätzlich zu seinen metabolischen und immunmodulierenden Funktionen fördert Leptin die Angiogenese, spielt eine Rolle bei der Gehirnentwicklung und ist an neuroprotektiven Effekten beteiligt.
Fragestellung:
Ziel der vorliegenden Studie war die Untersuchung der OB-Rb-Expression in Relation zu neurodegenerativen Vorgängen im Gehirn neugeborener Ratten, verursacht durch Hyperoxie (ein häufiges Problem bei der Behandlung von Frühgeborenen mit respiratorischer Insuffizienz) oder durch Gewebeschädigung (wie im Falle einer intrazerebralen Blutung bei Frühgeborenen).
Material und Methoden:
6 d alte Wistar Rattenjunge wurden entweder 80 % Sauerstoff ausgesetzt oder mit Phorbolester (500 µg intraperitoneal injiziert) behandelt. Nach einer Expositionsdauer von 0, 2, 6, 12 und 24 h wurden die Tiere (n = 5 in jeder Gruppe) getötet und die Cortices für molekulare Experimente auf RNA-Ebene (quantitative RT-PCR) sowie Protein-Ebene (Western Blot) mit jeweils OB-Rb-spezifischen Primern bzw. Antikörpern verarbeitet.
Ergebnisse:
Nach Hyperoxie kam es zu einer signifikanten Erniedrigung der OB-Rb – Expression auf mRNA- und Protein-Ebene auf ca. 40 % des Wertes der Kontrolltiere. Im Fall der Behandlung mit Phorbolester war eine signifikante Erhöhung der OB-Rb – Expression auf mRNA- und Protein-Ebene auf ca. 170 % des Wertes der Kontrolltiere zu verzeichnen. Diese Effekte hatten ihr Minimum bzw. Maximum nach 6 - 12 h auf transkriptionaler und nach 24 h auf translationaler Ebene.
Schlussfolgerung:
Die Exposition von neugeborenen Ratten mit Hyperoxie führt zu einer statistisch signifikanten zeitabhängigen Erniedrigung, die Behandlung mit Phorbolester zu einer statistisch signifikanten zeitabhängigen Erhöhung der OB-Rb – Expression in den Cortices der Tiere; diese Effekte sind sowohl auf transkriptionaler als auch auf translationaler Ebene evident. Eine mögliche Interpretation dieser Daten zeigt einen Benefit sowohl bei Hyperoxie durch eine Eindämmung der durch Leptin induzierten Angiogenese als auch bei einer Gewebeschädigung durch eine Verstärkung der durch Leptin vermittelten Neuroprotektion.
16:25 Uhr
DGKJ-FV 20:
Sekundärer Maldeszensus testis im Multicenter Spotlight: klinisch häufig und trotzdem (noch) unter dem Radar von Expertenwissen und Leitlinienbetreff – eine Ursachenanalyse der hohen Rate an späten Orchidopexien
K. Hensel (Cambridge, GB)
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Autor:innen:
K. Hensel (Cambridge, GB)
P. Böhme (Wuppertal, DE)
S. Degener (Wuppertal, DE)
B. Geis (Witten, DE)
K. Lawrenz (Krefeld, DE)
R. Tröbs (Herne, DE)
P. Schmittenbecher (Karlsruhe, DE)
J. Beume (Karlsruhe, DE)
S. Pötzsch (Plauen, DE)
B. Schwarz (Bad Saarow, DE)
S. Wirth (Wuppertal, DE)
Hintergrund.
Maldeszensus testis (MT) gehört zu den häufigsten kinderchirurgischen Krankheitsbildern weltweit. Unbehandelt stellt MT einen relevanten Risikofaktor für Subfertilität und maligne Entartung dar. Wir haben die größte deutsche MT Kohorte beschrieben und gezeigt, dass – obwohl laut AWMF Leitlinie die Behandlung im ersten Lebensjahr empfohlen ist – Deutschlandweit nur bis zu 8% der 5547 Patienten im ersten Lebensjahr operiert werden. Die Ursache hierfür ist unklar.
Fragestellung.
Ziel der Studie war es, zu analysieren ob späte Orchidopexien auf verspätete Behandlung von primärem MT (pMT) oder auf das erst in späterem Alter auftretende Krankheitsbild des sekundären MT (sMT) zurückzuführen ist. Im Weiteren charakterisierten wir klinische und epidemiologische Unterschiede zwischen pMT und sMT und untersuchten den Wissensstand zu Diagnostik und Behandlung von sMT bei behandelnden Ärzten.
Methodik.
Wir führten eine Mixed-Methods Multicenter-Querschnittsstudie durch. An sechs deutschen Kliniken untersuchten wir 310 konsekutive Jungen, die zwischen April 2016 und Juni 2018 mit Indikation MT orchidopxiert wurden hinsichtlich frühkindlicher Entwicklung der Hodenposition und Alter zum Operationszeitpunkt. Darüber hinaus führten wir eine Online-Befragung zum diagnostischen und therapeutischen Management von sMT bei 1017 ÄrztInnen verschiedener Disziplinen und PJ-Medizinstudierenden durch.
Ergebnisse.
Nur 13% der Patienten wurden im ersten Lebensjahr operiert. Bei Patienten mit zuvor bekannter Hodenposition (67%) waren pMT (n=103) und sMT (n=104) gleich häufig. 56% der nach dem ersten Lebensjahr durchgeführten Orchidopexien betraf Patienten mit sMT. Nur 15% der befragten ÄrztInnen zogen sMT als Ursache für späte Orchidopexie bei MT in Betracht.
Schlussfolgerung.
Die meisten Patienten mit MT werden – anders als gemäß AWMF Leitlinie empfohlen – nicht im ersten Lebensjahr operiert. sMT scheint deutlich häufiger vorzukommen als zuvor angenommen und stellt somit einen signifikanten Grund für die hohe späte Orchidopexierate bei Patienten mit MT dar. Der Kenntnisstand zu sMT bei behandelnden ÄrztInnen muss verbessert werden und Screening-Untersuchungen sollte auch bei Jungen mit zuvor deszendiertem Hoden über das frühkindliche Alter hinaus stattfinden.
16:30 Uhr
DGKJ_FV 21:
Isolation und funktionale Charakterisierung monoklonaler GABA A Antikörper aus Patientenliquor bei Autoimmunenzephalitis
J. Kreye (Berlin, DE)
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Autor:innen:
J. Kreye (Berlin, DE)
M. Nikolaus (Berlin, DE)
E. Knierim (Berlin, DE)
A. Kaindl (Berlin, DE)
H. Prüß (Berlin, DE)
Seit Erstbeschreibung der NMDA-Rezeptorenzephalitis (2007) sind viele weitere antineuronale Antikörper in Patienten mit diversen neurologischen Symptomen identifiziert worden, nicht selten mit Altersgipfel im Jugend- bzw. frühen Erwachsenenalter. Die Zunahme der Antikörpertestung und positiver Testergebnisse erfordert einen hohen klinischen Bedarf an Untersuchungen, die die funktionelle Relevanz einzelner Antikörper klären.
Wir fokussierten in der aktuellen Arbeit auf GABA-A-Rezeptor(GABAAR)-Antikörper, die im Liquor von Patienten mit enzephalitischem Krankheitsbild, epileptischen Anfällen und MRT-Veränderungen gefunden werden. In bisherigen Studien konnte gezeigt werden, dass Serumproben von GABAAR-Enzephalitis Patienten zu neuronalen Funktionsstörungen in vitro führen. Jedoch blieb unklar, ob die GABAAR–Antikörper alleine diese pathogenen Effekte verursachen und ob diese auch in vivo relevant sind.
Aus dem Liquor einer pädiatrischen Indexpatientin isolierten wir einzelne B-Zellen und Antikörper-sezernierende Zellen über Fluoreszenz-aktivierte Zellsortierun. Aus jeder Einzelzell-cDNA amplifizierten wir die variablen Domänen der Immunglobulin-codierenden Gene und klonierten diese in ein Expressionsvektorsystem. Zur rekombinanten Herstellung monoklonaler Antikörper (mAK) wurden humane Zellen (HEK) transient mit entsprechenden Vektorenpaaren transfiziert. Aus den aus HEK-Zellüberstanden aufgereinigt mAK wurde deren Bindungsverhalten auf Gewebeschnitten und zellbasierten Tests analysiert. Ausgewählte GABAAR-mAK wurden mittels immunohistochemischer, molekularbiologischer und elektrophysiologischer Verfahren hinsichtlich ihrer funktionellen Effekte untersucht.
Aus dem Liquor einer pädiatrischen GABAAR-Enzephalitis-Patientin generierten wir 68 rekombinante humane mAK. Fünf mAK zeigte Reaktivität gegen GABAAR, abei können einzelne mAK die Bindung anderer GABAAR-mAK verdrängen oder verstärken. Humane GABAAR-mAK führen zu einer Abnahme der inhibitorischer Spontanaktivität und selektiv zu einer Reduktion GABAerger Ströme auf autaptischen Neuronen. Nach intraventrikulärer Applikation von GABAAR-mAK zeigen Mäuse gesteigerte epileptiforme Aktivität im EEG sowie eine erhöhte Mortalität. Neben der GABAAR-mAK identifizierten wir eine Vielzahl weitere mAK im ZNS Repertoire der Indexpatientin. Diese binden charakteristisch an verschiedene hirnspezifische Epitope.
GABAAR-mAK verursachten spezifische Störungen GABAerger Funktionen in vitro und in vivo, die typischerweise mit einer gesteigerten Frequenz epileptischer Ereignisse und erhöhter Mortalität einhergingen. Diese GABAAR-Antikörper können damit als direkt pathogen gewertet werden.
Die Aufarbeitung von mAK aus dem Liquor zeigte sich als eine vielversprechende Methode zur Klärung der funktionellen Relevanz von Antikörpern gegen bereits etablierte Autoantigene sowie zur Identifikation bisher unbekannter Autoantigene. Vielmehr sind humane mAK ein wertvolles Tool in neurowissenschaftlichen Anwendungen.
16:35 Uhr
DGKJ-Fv 22:
5-jähriger Junge mit chronischer Hypoxämie bei pulmonaler arteriovenöser Malformation im Rahmen einer hereditären hämorrhagischen Teleangiektasie
P. Müller (Freiburg, DE)
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Autor:innen:
P. Müller (Freiburg, DE)
F. Kapp (Freiburg, DE)
B. Stiller (Freiburg, DE)
C. Müller (Freiburg, DE)
Hintergrund: Die hereditäre hämorrhagische Teleangiektasie ist eine seltene, autosomal-dominant vererbte Gefäßerkrankung mit ausgeprägter klinischer Variabilität. Neben der typischen Epistaxis und den oft richtungsweisenden perioralen Teleangiektasien können auch Teleangiektasien im Bereich des Gastrointestinaltrakts vorkommen. Zudem können pulmonale, zerebrale und hepatische arteriovenöse Malformationen auftreten und zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen.
Fall: Der 5-jährige Patient wurde im Rahmen einer Studienteilnahme mit einer transkutanen, peripheren Sauerstoffsättigung zwischen 82 und 84% auffällig. Das ehemalige und hypotrophe Frühgeborene (29 + 2/7 SSW, Geburtsgewicht 900g, u.a. Atemnotsyndrom Grad 1) entwickelte sich bis dato regelrecht. Er sei bisher ein aktiver Junge und im Alltag uneingeschränkt belastbar gewesen. Lediglich bei längeren Fahrradausflügen hätte er über Beinschmerzen geklagt. Belastungs- und Ruhedyspnoe, chronischer Husten, rezidivierende Infekte, Synkopen, Schwindel, Zyanosen, Herzrasen oder –stolpern wurden verneint. Familienanamnestisch berichtet die Mutter selbst von täglichem Nasenbluten und kleinen Teleangiektasien der Zunge, Lippen und Arme.
Klinisch fielen bei dem Jungen Uhrglasnägel auf, die neben einer laborchemisch seit 10 Monaten bestehenden Polyglobulie auf eine chronische Hypoxämie hindeuteten. Ansonsten zeigte sich ein unauffälliger pädiatrisch-internistischer Befund.
Eine infektiologische, pulmonale oder kardiale Ätiologie der Hypoxämie wurde laborchemisch, sonographisch und radiologisch ausgeschlossen. Die Lungenfunktionsdiagnostik war unauffällig. Weiterführend wurde im low-dose CT der Verdacht auf pulmonale, arteriovenöse Malformationen im linken posterioren Lungenunterlappen (Größe ca. 3 cm) sowie dem ventralen Mittellappen gestellt. Die Bestätigung mittels CT-Angiographie zeigte darüber hinaus zahlreiche kleinere Läsionen.
Die weitere Diagnostik und Therapie erfolgte mittels Herzkatheteruntersuchung zur exakten Darstellung der Gefäßfehlbildungen. Hierbei gelang eine Teilembolisierung der zuführenden Gefäße der arteriovenösen Malformation des Unterlappens. Die transkutane Sauerstoffsättigung betrug nach Intervention 88%. Weitere interventionelle Verschlüsse oder eine chirurgische Resektion der noch vorhandenen arteriovenösen Malformationen werden in Abhängigkeit der weiteren Entwicklung und der Sauerstoffsättigung erfolgen. Bei zahnärztlichen und operativen Eingriffen mit erhöhtem Bakteriämierisiko ist eine Endokarditisprophylaxe unabdingbar, da aufgrund des Rechts-Linksshunts ein erhöhtes Risiko von intrazerebralen Abszessen besteht (1).
Letztlich stellten wir nach der Diagnose der pulmonalen vaskulären Malformationen bei unserem Patienten auch bei seiner Mutter aufgrund der typischen Teleangiektasien und der hochfrequenten Epistaxis die Erstdiagnose einer hereditären hämorrhagischen Teleangiektasie. Sie wird zur weiteren Untersuchungen in unserer Ambulanz für Gefäßfehlbildungen mitbetreut.
16:40 Uhr
DGKJ-FV 23:
Unterschiedliche Hypophosphatasie-Subtypen bei 3 Geschwistern
R. Schilke (Hannover, DE)
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Autor:innen:
R. Schilke (Hannover, DE)
H. Girschick (Berlin, DE)
C. Hofmann (Würzburg, DE)
L. Grigull (Hannover, DE)
Hypophosphatasie (HPP) ist eine seltene genetische Erkrankung, die durch eine verminderte Aktivität der gewebeunspezifischen alkalischen Phosphatase (AP) gekennzeichnet ist. Anhand des Patientenalters beim Auftreten erster Symptome werden 6 Subtypen (perinatal, pränatal, infantil (innerhalb der ersten 6 Lebensmonate), kindlich (nach 6. Lebensmonat), adult und Odonto-HPP) differenziert. Während früh auftretende Subtypen ausgeprägte Mineralisationsstörungen aufweisen und daher früh diagnostiziert werden, zeigen die adulte und die Odonto-HPP keine oder nur geringe skelettale Auffälligkeiten. Durch einen frühzeitigen Verlust von Zähnen der 1. Dentition haben die infantile, die kindliche und die Odonto-HPP auch eine große Relevanz für die (kinder-)zahnärztliche Praxis. Innerhalb einer Familie zeigen Kinder zumeist eine vergleichbare klinische Symptomatik, wenn sie rezessiv von der Erkrankung betroffen sind.
Es werden die zahnmedizinischen und die wesentlichen klinischen Befunde von drei Geschwistern vorgestellt, die an HPP leiden. Die Eltern sind heterozygote Träger der Erkrankung und zeigen bislang keine klinischen Auffälligkeiten. Das älteste Mädchen (kindliche HPP) trägt die AP-Mutationen beider Elternteile. Bis zum Alter von 3½ Jahren sind 14 Zähne vorzeitig exfoliiert. Die Körperlänge bewegt sich im Bereich der 10. Perzentile. Das mittlere Mädchen (Odonto-HPP) weist lediglich die väterliche Mutation auf. Es liegen keine auffälligen skelettalen Befunde vor. Bis zum 6. Lebensjahr sind fünf Zähne vorzeitig ausgefallen. Das jüngste Mädchen (infantile HPP) ist ebenfalls compound heterozygot betroffen. Bereits in den ersten Lebenswochen lagen lebensbedrohliche skelettale Beteiligungen vor. Bis zum Alter von 5½ Jahren sind neun Zähne vorzeitig ausgefallen. Nach Enzymersatztherapie konnte die Körperlänge, die deutlich unterhalb der 3. Perzentile lag, angehoben werden.
Bei zunehmender skelettaler Beteiligung sind an den Zähnen der 2. Dentition sowohl Schmelzhypoplasien als auch Formveränderung der Zahnkronen zu beobachten. Bei den häufigeren leichten HPP-Formen ist ein frühzeitiger Zahnverlust im Gebiss der 1. Dentition ohne Entzündungszeichen der Gingiva oder traumatisch bedingter Lockerung das Kennzeichen, das entscheidend zur Diagnosefindung beitragen kann.
Die Ausprägung der klinischen Symptome bei HPP wird zumeist durch die hohe Anzahl von Mutationen (> 400) erklärt. In dieser Familie konnten bei Schwestern drei verschiedene HPP-Subtypen festgestellt werden. Die klinischen Beeinträchtigungen korrelieren weder mit der genetischen Mutation noch mit dem Ausmaß frühzeitig exfoliierter Zähne. Dieses legt den Schluss nahe, dass weder das Geschlecht für den Phänotyp der Erkrankung verantwortlich sein kann, noch dass es eine Korrelation von Genotyp und Phänotyp zu geben scheint. Eine Prognose der Schwere der Erkrankung oder der Anzahl frühzeitig ausfallender Zähne ist somit nicht möglich.
16:45 Uhr
DGKJ-FV 24:
Delays in diagnosis are associated with poor clinical outcomes in patients with Arginase 1 Deficiency
D. Gligorievski (Austin, TX, AT)
Details anzeigen
Autor:innen:
G. Diaz (New York, NY, US)
N. Longo (Salt Lake City, UT, US)
J. Merritt (Seattle, WA, US)
S. Potts (Austin, TX, US)
D. Gligorievski (Austin, TX, AT)
Introduction
Arginase 1 Deficiency (ARG1-D) is an inherited metabolic disease with elevated plasma arginine and prominent neurological manifestations (spasticity, seizures, and intellectual disability). Although diagnostic testing by plasma arginine is widely available, the variable presentation and rarity of the condition may lead to delayed or mis-diagnosis. Given the known impact of plasma arginine reduction with diet and recent advances in the ability to reduce plasma arginine, prompt diagnosis is important in optimizing patient outcomes. The aim of this study was to review the clinical presentation of patients with ARG1-D, including the magnitude of delay in diagnosis.
Method
An extensive review of published English-language literature identified 140 unique ARG1-D cases from 1965 to 2019.
Results
Lower limb spasticity was present in 84% of 117 patients. Intellectual disability was noted in 82% of 97 patients with available data and was moderate or severe in 39% of them. Seizures and upper limb spasticity were present in 70% and 50% of patients respectively and 56% had failure to thrive. Maximal plasma arginine exceeded 4.5x ULN (n=112, ULN=115µM) in >50% of patients. Despite disease management, arginine values remained elevated beyond 200 µM in most patients (n=33). Median age at presentation was 2 years (n=81). Delays in diagnosis by ≥2 years were reported in 39% of patients and by ≥5 years in 24% of patients; the median age at death was 17 (n=20).
Conclusions
ARG1-D presents with prominent neurological manifestations with significant delays in time to diagnosis. Patients are at risk of progression to develop more severe complications with early mortality. Plasma amino acid analysis to assess arginine levels in patients presenting with spasticity, seizures and cognitive impairment could lead to early diagnosis and earlier initiation of interventions that reduce morbidity and mortality risk in this patient population.