Autor:innen:
S. Stichling (Fulda, DE)
C. Eberle (Fulda, DE)
FRAGESTELLUNG: Die Prävalenz des Gestationsdiabetes mellitus (GDM) steigt weltweit [1]. Gleichzeitig bieten digitale Anwendungen, wie z.B. telemedizinische Systeme, neuartige Möglichkeiten der klinischen Versorgung des GDMs [2]. Vor diesem Hintergrund wurden aktuelle telemetrisch angewandte Versorgungsstrukturen in der Betreuung von Gestationsdiabetikerinnen analysiert.
METHODIK: Insgesamt wurden im Zeitraum 2008 bis 2020 n= 137 Studien (MEDLINE/PubMed: n = 32; EMBASE: n= 77, CINAHL: n= 19; Cochrane Library: n=9) identifiziert, von denen n=11 in unsere Analyse eingeschlossen wurden (n=8 Randomisierte Kontrollierte Studien (RCT); n=456 GDM-Patientinnen), n=3 systematische Reviews (SR) und Metaanalysen (MA) (mit 16 RCTs)). Die telemedizinischen Anwendungen umfassten entsprechende Webseiten, Smartphones, Smartphone-Apps, Festnetztelefone und spezifische Internet-Anwendungen.
ERGEBNISSE: Unter qualitativer Betrachtung zeigte sich in den telemetrisch unterstützten Assessments (im Vergleich zu den Kontrollgruppen):
• ein signifikant niedrigerer Nüchternblutzuckerwerte (NBZ) (4,6±0,4% vs. 8,3±0,6%; p < 0,001)
• signifikant niedrigere postprandiale (pp) Blutzuckerwerte (2-Stunden pp: 7,9±0,7% vs. 14,7±0,8%; p < 0,001)
• niedrigerer HbA1c (5,22% bzw. 4,7% vs. 5,37% bzw. 5,3%).
• deutlich verbesserte Patientinnenzufriedenheit/Compliance
• verringerter Zeitaufwand in Bezug auf das Diabetesmanagement (–27%).
Telemetrie-Anwendungen zeigten sich als Prädiktor für eine optimierte Blutzuckerkontrolle (HR=1,71 (95% [1,11; 2,65]) (p=0,015) und waren insgesamt mit weniger Klinikaufenthalte verbunden (62% bis 88,6%).
SCHLUSSFOLGERUNGEN: Die digitale Unterstützung am Beispiel der Telemetrie und telemetrischer Anwendungen nimmt eine zunehmende Rolle in der Betreuung von Gestationsdiabetikerinnen ein und ermöglichen – neben einer Optimierung der Compliance der Patientinnen – eine Optimierung der glykämischen Stoffwechsellage perigestationell. Weitere Studien werden empfohlen.