Autor:innen:
J. Rosenbauer (Düsseldorf, DE)
A. Stahl-Pehe (Düsseldorf, DE)
C. Bächle (Düsseldorf, DE)
K. Castillo (Düsseldorf, DE)
S. Selinski (Düsseldorf, DE)
T. Meissner (Düsseldorf, DE)
R. Holl (Ulm, DE)
Fragestellung: Vergleich von Inzidenz und Zeittrends des Typ-1- (T1D) und des Typ-2-Diabetes (T2D) bei Kindern und Jugendlichen im Zeitraum 2002-2018.
Methodik: Neu diagnostizierte T1D- (0-19 Jahre) und T2D-Fälle (10-19 Jahre) wurden anhand von drei Datenquellen ermittelt, dem prospektiven krankenhausbasierten aktiven Surveillancesystem ESPED, jährlichen Praxisbefragungen und dem Diabetes-Patienten-Verlaufsbeobachtungsregister DPV. Die Vollständigkeit der Erfassung wurde mit der Capture-Recapture-Methode geschätzt. Punkt- und Intervallschätzungen (95% KI) der Inzidenzen (pro 100.000 Personenjahre) basieren auf der Personenjahre-Methode. Poisson-Regressionsanalysen wurden zur Schätzung von Zeittrends verwendet.
Ergebnisse: Zwischen 2002 und 2018 wurden 13.129 bzw. 558 (7.137 bzw. 234 Jungen) neu diagnostizierte Fälle mit T1D bzw. T2D erfasst; die Vollständigkeit lag bei 98,9% bzw. 91,8%. Erfassungskorrigiert betrug die Inzidenz des T1D bzw. T2D 22,4 bzw. 1,9. Bei Jungen war verglichen mit Mädchen die T1D-Inzidenz höher (23,3 vs. 21,1, p < 0,001), die T2D-Inzidenz aber niedriger (1,5 vs. 2,2, p < 0,001). Die T1D-Inzidenzen für die Altersgruppen 0-4, 5-9, 10-14 und 15-19 Jahre lagen bei 17,6, 29,9, 30,5 und 11,6 (p < 0,001), die T2D-Inzidenzen für die Altersgruppen 10-14 und 15-19 Jahre bei 1,7 und 2,1 (p < 0,014). Die Inzidenz des T1D bzw. T2D stieg jährlich um 1,9% (1,5-2,2%) bzw. 3,9% (2,2%-5,6%), mit nur geringen Unterschieden zwischen Jungen und Mädchen (2,0% vs. 1,7%, p=0,37 bzw. 4,0% vs. 3,8%, p=0,90). Bei Jungen und Mädchen variierten die Inzidenztrends zwischen den Altersgruppen.
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen, dass die T1D-Inzidenz bei Jugendlichen in Deutschland deutlich höher ist als die T2D-Inzidenz, die T2D-Inzidenz in den letzten Jahren aber stärker angestiegen ist als die T1D-Inzidenz.