Neue Erkenntnisse zu den neurobiologischen Grundlagen von Alkoholproblemen wurden vor allem im Bereich der Neuropsychologie und der akuten und chronischen Alkoholwirkungen auf die relevanten Neurotransmittersysteme gewonnen. Sie begründen ein vertieftes Verständnis der Krankheitsentstehung und des Krankheitsverlaufs. Die Behandlung besteht in einer individuell konzipierten Kombination ambulanter, teilstationärer oder stationärer Maßnahmen. Sie reichen vom ärztlichen Ratschlag über die „Qualifizierte Entzugsbehandlung“ zur pharmakologischen und psychotherapeutischen Rückfallprophylaxe und der stationären Langzeit-Rehabilitationsbehandlung. Hierzu liegen inzwischen umfangreiche S3 Leitlinien vor. Unter den aktuellen Therapiebedingungen lassen sich Abstinenzquoten von 50 - 60% über ein Jahr erzielen. Allerdings stellt sich aufgrund neuer Befunde die Frage, ob Abstinenz immer das einzige Therapieziel sein muss. Eine Reduktion wurde bereits früher mittels verhaltenstherapeutischer Verfahren beschrieben und kann auch pharmakologisch unterstützt werden.
Das Diagnostische und Statistische Manual (DSM-5) der amerikanischen Psychiatriegesellschaft hat die Diagnosen im Bereich der Sucht wesentlich verändert: Die Begriffe Abhängigkeit und Abusus bzw. schädlicher Gebrauch werden aufgegeben; die neue Diagnose „Alkoholbezogene Störungen“, umfasst beides in einem dimensionalen Ansatz. Über die Anzahl der diagnostischen Kriterien wird eine Schweregradeinteilung möglich.
Zusammengefasst bilden die genannten Fortschritte die Grundlage für ein intensiviertes Engagement der in die Suchtbehandlung einbezogenen Therapeuten. Gegenstand des Symposiums sind die neurobiologischen Grundlagen und die neuen praktischen Aspekte für die Umsetzung aktueller Erkenntnisse.
Referat Interkulturelle Psychiatrie und Psychotherapie, Migration - Referat Frauengesundheit und Familienpsychiatrie und -psychotherapie - in Kooperation mit der Deutsch-Türkischen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosoziale Gesundheit e. V. (DTGPP)
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The mental health of women is still not sufficiently taken into account although depression, anxiety, mental suffering, sexual violence, domestic violence and escalating substance use affect women more than men in different countries and different environments. Gender-specific risk factors for common mental disorders that disproportionately affect women include socio-economic disadvantage, low income and income inequality, low or subordinate social status and rank, and hugh responsibility for caring for others. The high prevalence of sexual violence suffered by women and the correspondingly high rate of post-traumatic stress disorder (PTSD) makes women the largest single group of people affected by this disorder. Furthermore, there is a positive correlation between the frequency and severity of such psychosocial factors and the frequency and severity of mental health problems in women. The effects of long-term, cumulative psychosocial adversity on mental health have not been sufficiently studied. Therefore, knowledge should be gathered on the prevalence and causes of mental health problems in women and on the factors that mediate and protect them. Health policies have to take more into account the needs and concerns of women from childhood to old age. Furthermore, health care providers must be strengthened to identify and treat the psychological consequences of domestic violence, sexual abuse and acute and chronic stress in women. The symposium aims to contribute to improving the mental health of women.
The first speaker will talk on „The importance of men’s role in the mental health of mothers“, the second speaker will focus on „How to support mentally ill mothers“. The third speaker´s presentation will be on „Vulnerable group of immigrant mothers - how can they be engaged and
supported?", while the last speaker will highlight "Gender Inequity in Health: Why it exists and how we can change it". All presentations will be discussed with the plenum.
Kreativität, die Fähigkeit etwas Neues und Brauchbares zu erschaffen, ist ein Lebenselixier. Sie ist nicht nur für außergewöhnliche Leistungen bedeutsam, sondern auch für die Alltagsgestaltung. Eine kreative Einstellung zum Leben ist zudem eine Gesundheitsressource.
Die Grundbedingungen der Kreativität sind Begabungen und Talente, Wissen und Können, Motivation und Resilienz, produktive Persönlichkeitseigenschaften sowie fördernde und fordernde Umgebungsbedingungen (s. Kreativität – Konzept und Lebensstil. V&R, 3.Aufl., 2010).
Diese Grundbedingungen sind den verschiedenen kreativen Domänen von unterschiedlicher Bedeutung. Sie entfalten sich in der alltäglichen Lebens- und Beziehungsgestaltung, in Wissenschaft, Literatur, Musik, bildender und darstellender Kunst auf jeweils besondere Weise. Auch in den verschiedenen Phasen des kreativen Prozesses - Vorbereitung, Inkubation, Illumination, Realisierung, Verifikation - spielen die genannten Grundlagen eine unterschiedliche Rolle.
Psychische Krisen und leichte Störungen können kreative Prozesse anregen. Dies wurde schon in der Antike beschrieben und wird an Persönlichkeiten wie Goethe, Schumann, Picasso, Einstein und Bill Gates exemplarisch dargestellt. Schwere psychische Störungen und massiver Alkohol- und Drogenmissbrauch stören oder zerstören schöpferische Energien und Fähigkeiten. Beispiele sind Jim Morrison und Amy Winehouse.
Die Kenntnis kreativer Prinzipien ist für die Kreativitätsförderung sowohl im Alltag als auch in Bezug auf außergewöhnliche Leistungen hilfreich. Zumeist geht es um das rechte Gleichgewicht von Struktur und Freiheit. Alltagsrituale und Spielräume müssen jeweils individuell austariert werden.
Kreativität ist auch ein wichtiges Wirkprinzip der Psychotherapien. Dies zeigen exemplarische Fallgeschichten (s. Integrative Psychotherapie. 2. Aufl., Psychosozial Verlag, 2021). Schließlich dient Kreativität in ihren vielfältigen Erscheinungsformen der kulturellen Transformation von Hass und Gewalt (s. ResearchGate „Holm-Hadulla“).
Die AGATE ist ein länderübergreifender Verbund aus Kliniken, Praxen und Apotheken, der sich der Förderung und Unterstützung einer rationalen und rationellen Pharmakotherapie verschrieben hat. Das Symposion stellt klinisch relevante Forschungs- und Entwicklungsdaten (F&E-Daten) vor, die exemplarisch demonstrieren, wie eine solche Kooperation für eine Abstimmung der Arzneimitteltherapie auf die individuellen Bedürfnisse eines einzelnen Patienten genutzt werden kann. In diesem Jahr wollen wir die zunehmenden Meldungen zu unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW) im Bereich der Sexualfunktionen mit einem Beitrag von Herrn Prof. Dr. Tillmann Krüger (MHH Hannover) zur Sprache bringen. Die Beratung zu den Risiken von Medikamenten in der Schwangerschaft stellt der Gynäkologe und Geburtshelfer Dr. Wolfgang Paulus vom Beratungszentrum Reprotox an der Universitätsfrauenklinik Ulm mit neuen Daten zur mütterlichen Langzeiteinnahme der kombiniert-selektiven Serotonin- und Noradrenalin Wiederaufnahmehemmern (SSNRI) vor. Ein besonders wichtiges Thema für psychisch Kranke ist die Abstimmung der Pharmakotherapie auf ihre individuellen Bedürfnisse: Frau Apothekerin Katharina Endres (AG Klinische Pharmakologie, Pharmakologie/Psychiatrie der Universität Regensburg) erfasst hierfür die individuelle Pharmakokinetik der Patienten. Die gegenwärtige Coronavirus-Pandemie stellt auch die Psychiatrie vor unbekannte Herausforderungen, die Frau Dr. Monika Singer (kbo-Lech-Mangfall-Klinik Agatharied) diskutieren wird.
Die besondere Relevanz psychischer Resilienz in aktuellen COVID-19-Pandemie liegt darin, dass die Krise eine große Zahl psychisch gesunder Menschen gleichzeitig trifft und dass die Vermeidung stressbedingter psychischer Gesundheitsprobleme bei diesen Menschen individuelles Leid verhindern, die Belastung des Gesundheitssystems verringern und die öffentliche Bewältigung der Pandemie erleichtern wird. Es besteht ein dringender Bedarf an einer raschen Ermittlung der Faktoren und Prozesse, die die individuelle psychische Gesundheit in der gegenwärtigen Krise schützen können, insbesondere dort, wo diese Faktoren und Prozesse modifizierbar sind. Obwohl die medizinische Behandlung, insbesondere auf Intensivstationen, in dieser Situation von größter Bedeutung ist, werden psychologische Faktoren äußerst wichtig, wenn die Situation wie öffentlichen Restriktionen chronisch werden und sozioökonomische Risiken zunehmend zur Stressorbelastung beitragen. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, die Resilienzfaktoren sofort und so bald wie möglich zu überwachen und zu erforschen. Einmal identifiziert, kann das vorhandene Wissen über die Förderung oder Verbesserung dieser Faktoren/Prozesse genutzt werden. In diesem Symposium sollen erste Ergebnisse aus bereits laufenden oder abgeschlossenen Studien zu Resilienz und psychischer Gesundheit während der Corona-Pandemie. A. Ströhle wird erste Ergebnisse einer Studie mit 7000 Teilnehmern zu Angst und Angsterkrankungen vorstellen. O. Tüscher referiert über die Ergebnisse von Corona-bedingten Veränderungen innerhalb laufender Resilienz-Kohorten (LORA/MARP). H. Walter berichtet die Ergebnisse internationaler Studien (DynaCORE-C/ DanyCORE-L) sowie nationaler, repräsentativer Studien (DynaCORE-SOEP / COSMO).
Die Psychotherapie für und mit Menschen aus dem LGBT-Spektrum ist so unterschiedlich und vielfältig wie ihre Lebenswelten. Eine Gemeinsamkeit von LGBT-Menschen ist jedoch, dass sie in der Gesellschaft und in der Psychotherapie bis heute häufig mit Unkenntnis, Vorurteilen, Diskriminierungen und (Psycho-)Pathologisierung ihrer Sexualitäten und Geschlechtsidentitäten konfrontiert sind. Unterschiede und daraus resultierende Spezifika in der Psychotherapie mit LGBT-Menschen lassen sich aufgrund besonderer Lebenswelten, Beziehungsgestaltungen, der Notwendigkeit von Coming-out-Prozessen und häufig damit einhergehenden Stigmatisierungs- und Diskriminierungserfahrungen, Minderheitenstress und internalisierter Homo- und/oder Trans-Negativität erfassen. Auch die unterschiedlichen Dimensionen des Begriffes sexuelle Orientierung als erotisches Begehren, Sexualverhalten und Identität verdeutlichen die Notwendigkeit eines spezifischen Fachwissens für Psychotherapeut*innen.
Im ersten Vortrag stellt Katharina Woellert allgemeine ethische Grundprinzipien der Psychotherapie dar und ordnet diese Prinzipien in den Kontext der Psychotherapie mit LGBT-Menschen ein.
Durch Götz Mundle werden anschließend bereits bestehende Leitlinien für eine Psychotherapie mit LGBT-Personen dargestellt, in denen spezifische Kenntnisse der Lebenswelten von LGBT-Menschen und die Reflexion der eigenen internalisierten Einstellungen von Therapeut*innen gegenüber unterschiedlichen sexuellen Orientierungen gefordert werden.
Besondere ethische Herausforderungen in der Psychotherapie von trans*Personen, insbesondere in Bezug auf körpermodifizierende Eingriffe, werden im dritten Vortrag von Mari Günther vorgestellt.
Anhand von Fallvignetten erläutert Gernot Langs abschließend die positiven Auswirkungen einer offenen, an den Lebenswelten der LGBT-Personen orientierten, Psychotherapie.
Die Berücksichtigung sozialer Prozesse - insbesondere Phänomene der Exklusion und Marginalisierung wie es oft in extremen Lebenslagen wie der Wohnungslosigkeit der Fall ist - spielt hinsichtlich der Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer Erkrankungen aber auch der angemessenen Gestaltung von Unterstützungs- und Versorgungsangeboten eine entscheidende Rolle. Diesem Thema wollen wir uns sowohl aus der Experten- sowie Peer-Perspektive widmen.
Dabei weisen Studien auf einen deutlichen Zusammenhang zwischen Wohnungslosigkeit und dem Vorliegen von psychischen Erkrankungen hin. Hierbei stellt Wohnungslosigkeit jedoch eine multidimensional bedingte Problemkonstellation dar, die eine Betrachtung aus verschiedenen Perspektiven nötig macht. Daher sollen zunächst auf der Ebene des Individuums vulnerable Faktoren und individuelle Barrieren im Kontext psychischer Erkrankungen in marginalisierten Lebensverhältnissen betrachtet werden. Wie können Versorgungssysteme individuelle Faktoren berücksichtigen und auch die Versorgung von Menschen in marginalisierten Lebenssituationen sicherstellen? Im Weiteren sollen institutionelle Barrieren durch die Perspektive der medizinischen Soziologie beleuchtet werden. Auf der gesellschaftlichen Ebene zeigen Studien, dass Erfahrungen der Stigmatisierung und daraus resultierende Aspekte von Scham und Misstrauen besonders die Versorgung marginalisierter Gruppen erschwert, was im dritten Vortrag betrachtet werden soll. Um derartige Barrieren zu überwinden deuten Studienergebnisse auf den positiven Effekt durch den Einsatz von Peer-Arbeit hin. Den möglichen Nutzen und Risiken des Einbezugs überwundener Krisenerfahrung wollen wir im letzten Vortrag aus der Betroffenen- und gleichzeitig Profi-Perspektive beleuchten.
Nach einer langen Geschichte der Unterteilung psychotherapeutischer Methoden in unterschiedliche Schulen (z.B. Psychoanalyse, Verhaltenstherapie) entwickelte sich in den letzten 25 Jahren sowohl klinisch als auch wissenschaftlich eine zunehmende Spezialisierung auf störungsorientierte Ansätze. Derzeit erfahren diese Ansätze allerdings einen Wandel einerseits in Richtung eines modularen Organisationsprinzips, andererseits hin zu neuen transdiagnostischen Verfahren wie ACT, Schematherapie oder Emotionsfokussierte Psychotherapie, die für ein breites Spektrum psychischer Erkrankungen als wirksam propagiert werden. Im Symposium wird der Ansatz einer modularen Psychotherapie als der versuchte Brückenschlag zwischen störungsspezifischen Psychotherapien und individualisierten transdiagnostischen Therapieansätzen dargestellt. Die Vor- und Nachteile dieser Entwicklungen sowie die Implikationen für die Ausbildung von Psychotherapeuten und die Versorgung der Patienten werden vorgestellt.
In den meisten Ländern sterben mehr Menschen durch Suizid als im Straßenverkehr – in Österreich fast dreimal so viele. Seit Jahrzehnten werden in Österreich zahlreiche Maßnahmen gesetzt, um die Zahl der Suizide zu verringern, von denen einige in diesem Symposium vorgestellt werden sollen. Daniel König zeigt anhand Daten über einen Zeitraum von 30 Jahren, dass eine restriktive Waffengesetzgebung auch in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit suizidpräventiv wirken. Thomas Niederkrotenthaler berichtet von den Ergebnissen einer randomisiert-kontrollierten Studie: unter Erwachsenen mit Suizidgedanken führten Medienberichte über Krisenbewältigung insbesondere unter Personen mit rezentem Suizidversuch zu einem Rückgang von Suizidalität nach einer Woche (Papageno-Effekt). Christa Rados und KollegInnen arbeiten im Bundesland Kärnten mit allen relevanten Institutionen zusammen, um möglichst valide und vollständige Daten zu erfassen. Sie wird über Veränderungen der Suizidraten im Jahr 2020 im Laufe der Corona-Pandemie berichten. Vor knapp einem Jahrzehnt wurde in Kooperation mit dem Österreichischen Gesundheitsministerium das bundesweite Suizidpräventionsprogramm SUPRA gestartet, das auf 10 große Arbeitsgebiete fokussiert. Christian Haring wird dieses Programm und di Erfahrungen damit vorstellen.
Dieses Symposium steht ganz im Sinne des diesjährigen Kongressmottos „Psychiatrie und Psychotherapie in der sozialen Lebenswelt“. Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen leben heute überwiegend in der Gemeinde und werden dort behandelt. Die Erfolge psychiatrischer Behandlung werden dabei auch an einer verbesserten Inklusion gemessen. Wissenschaftlich ist der Begriff der Inklusion bisher nicht einheitlich definiert. Dirk Richter (Bern) geht im Symposium auf die Begriffe von Teilhabe, Inklusion und Integration ein und gibt eine Übersicht über relevante Konzepte und ihre theoretischen Hintergründe.
Teilhabechancen psychisch kranker Menschen zu verbessern, erfordert auch, die aktuelle Situation zu beschreiben. Zahlen über die aktuelle Umsetzung von Teilhabe in dieser Patientengruppe liegen kaum vor. Uta Gühne (Leipzig) stellt Ergebnisse aus dem IMPPETUS-Projekt (Implementierung der Patientenleitlinie Psychosoziale Therapien für Patienten mit schweren psychischen Erkrankungen) vor und zeichnet dabei die Wünsche der Befragten hinsichtlich beruflicher Tätigkeit und deren gegenwärtige Arbeitssituation auf. Johanna Breilmann (Günzburg) wird aktuelle Daten zur sozialen Teilhabe hinsichtlich sozialer Beziehungen und der Wohnsituation schwer psychisch kranker Menschen aus dem IMPPETUS-Projekt präsentieren.
Anstrengungen, die Teilhabechancen der Betroffenen zu verbessern, tragen unterschiedliche Züge und werden von verschiedenen Akteuren geleistet. Eine Möglichkeit wird in der Unterstützung durch Peers gesehen. Stefan Weinmann (Berlin) beschreibt Herausforderungen und Erfahrungen bei der Integration von Genesungsbegleitern auf einer psychiatrischen Akutstation und in der stationsäquivalenten aufsuchenden Behandlung (StäB). Hierfür werden Daten einer Prä-Post-Studie gezeigt, in der untersucht wurde, ob die Einführung von Peers auf einer Akutstation zu einer höheren individuellen Recovery-Orientierung, einer höheren Selbstwirksamkeit und zu weniger Zwangsmaßnahmen führt.
Bitte beachten Sie: Die E-Poster werden zur Ansicht online veröffentlicht. Es erfolgt keine E-Poster-Präsentation während des digitalen Kongresses.
Mental disorders in pregnancy and postpartum period are common worldwide, if not treated sufficiently they might negatively affect not alone the mother (and father) but also the child and the whole family in the long term. Even today, only a minority of for example postnatally depressed mothers are diagnosed and treated, even less the postnatally depressed fathers. Specialized parent-children outpatient clinics, day clinics and inpatient wards are still sparse, at least in Germany. The German-speaking section of the International Marcé Society was founded 20 years ago and the International Marcé-Society 40 years ago to facilitate research in peripartum psychiatry, to improve patient-centered care of individuals with peripartal mental disorders and to raise awareness in the public and work on anti-stigma campaigns. In this symposium we will highlight was has been done in the past 20 and 40 years respectively, from the international and national perspectives as well give an outlook how result from newer studies like Scandinavian registry studies and bonding studies from Croatia might bring further advances in the field.
Mental Health First Aid (MHFA) teaches participants how to assist people who are developing a mental health problem, experiencing a worsening of an existing mental health problem or are in a mental health crisis, until appropriate professional help is received or the crisis resolves. The concept was developed by Betty Kitchener and Anthony Jorm in Australia and spread over 27 countries with more than 3 million people being trained. Basically, the concept of first aid by the public for physical health crises, which is familiar in many countries, was extended to mental health issues. Through MHFA training, the whole of a community can assist formal mental health services in early intervention for mental disorders. Standard MHFA courses are 12-hour courses for adults assisting other adults and there are specialized programs for youth, the elderly and specific crisis or situations. Courses are delivered by accredited Mental Health First Aid Instructors, which in Germany are mainly trained MDs, psychotherapists and specialized nurses. MHFA courses are based on evidence of what is best practice mental health first aid to support someone who has a mental health problem or is experiencing a mental health crisis. This evidence has been developed in partnership with the University of Melbourne, through developing guidelines that cover a number of mental health problems, crises and in different contexts. Once developed, courses are evaluated to assess the outcomes. The presentations will give information on 1. the development of the program, 2. the current state of roll-out in Germany and 3. the scientific evidence of MHFA.
Eine grundsätzliche Neustrukturierung der Klassifikation von Persönlichkeitsstörungen war im DSM-5 noch in Form eines „alternativen Modells“ in den Anhang verwiesen worden – Forschungsstand und wissenschaftlicher Konsens waren einfach noch nicht weit genug. In der ICD-11 wird dieses „neue Denken“ nun vollständig in einer dimensionalen Form umgesetzt. Die vertrauten nosologischen Subkategorien, welche in der Praxis immer wieder zu Problemen einer plausiblen Grenzziehung geführt hatten, werden nun durch ein gestuftes dimensionales Konzept ersetzt, in dem der Schweregrad der Einschränkungen stärker im Fokus steht als die inhaltlichen Qualitäten eines Störungsbildes. Wegen ihrer besonderen Spezifika wird die Borderline-Persönlichkeitsstörung als Diagnose aufrechterhalten.
Dieses Symposium setzt sich zum Ziel, aus der Perspektive der therapeutischen Praxis den Umgang mit dem „neuen Denken“ zu beleuchten: Im Zentrum steht dabei der Dreischritt neue Diagnostik – neue Therapie – neues Monitoring.
Sabine C. Herpertz führt im ersten Vortrag in die Neuordnung nach ICD-11 ein und entwickelt die Grundparameter des angemessenen therapeutischen Umgangs mit Persönlichkeitsstörungen unter dieser Perspektive. Johannes Zimmermann wird die diagnostischen Erfahrungen aus dem alternativen Modell des DSM-5 nachzeichnen und Möglichkeiten aufzeigen, mit kurzen Selbstbeurteilungsinstrumenten Schweregrad und inhaltliche Qualität des Störungsbildes zu erfassen. Damian Läge stellt eine praxisgerechte Visualisierung des diagnostischen Befundes in Form einer Symptomkarte vor und geht dabei besonders auf die mit Persönlichkeitsstörungen immer verbundenen Komorbiditäten ein. Im vierten Referat berichtet Jana Volkert Daten zur Anwendung der ICD-11 Kriterien auf das AMDP-basierte STiP Interview. Wolfgang Gaebel wird als Chair und Diskutant die präsentierten Befunde, Konzeptionen und Applikationen in den Rahmen der ICD-11 einordnen.
Der Einsatz des Narkosemedikamentes Ketamin zur schnellen Behandlung von Depressionen bietet große Chancen für Patienten und Kliniker. Die intranasale Anwendung von Esketamin bei therapierefraktären Depressionen ist zwar in Deutschland schon zugelassen, aber noch nicht auf dem Markt verfügbar. Dennoch wenden eine Reihe von Kliniken Ketamin oder Esketamin bereits im stationären oder teilstationären Rahmen an. Protokolle zur Anwendung der Substanzen sind jedoch noch nicht endgültig etabliert. In diesem Symposium berichten Kliniker von ihren Erfahrungen mit dem Einsatz von Ketamin und Esketamin als individuelle Heilversuche und stellen Indikationen, Vorgehensweisen, Probleme und erste Ergebnisse vor.
Alle ReferentInnen werden das Vorgehen in ihrem Setting schildern, aber auch spezieller auf bestimmte Schwerpunkte eingehen, die in der Anwendung von (Es)Ketamin häufig Gegenstand von Unsicherheit und Diskussionen sind. Frau PD Dr. Deborah Janowitz (Greifswald) spricht über Vorbereitung, Indikation und Nebenwirkung von (Es-)Ketamin-iv-Therapie; PD Dr. Florian Seemüller (Garmisch-Partenkirchen) beleuchtet Ketamin als Therapieoption in der Behandlung der bipolaren Depression. PD Dr. Cornelius Schüle (München) beschäftigt sich mit Ketamin zur Behandlung depressiver Patienten mit komorbider Persönlichkeitsstörung. Abschließend stellt Prof. Dr. Claus Normann eine Auswertung der bisher in Freiburg durchgeführten (Es)Ketamin-Behandlungen vor und versucht die Frage zu beantworten, ob es eine Dosisabhängigkeit des Ketamin-Effektes gibt.
Die psychiatrische Diagnostik beruht in der alltäglichen Praxis hauptsächlich auf klinischen Beobachtungen, deren pathophysiologische Grundlagen oft unklar sind, und die daraus abgeleiteten Therapieindikationen und Prognosen sind entsprechend unzuverlässig. Eine Biomarker -geleitete Psychiatrie hingegen orientiert sich an objektiv messbaren Korrelaten neurobiologischer Prozesse und ermöglicht gezieltere und hoffentlich auch effizientere Behandlungsansätze.
Dieses Symposium gibt ein Update zu innovativen Biomarkern verschiedener Störungsbilder und stellt jeweils klinische Anwendungsmöglichkeiten zur Biomarker geleiteten Behandlung vor.
Sebastian Walther beschreibt wie bei psychotischen Erkrankungen objektiv messbare motorische Verhaltensmerkmale mit MRT-basierter Bildgebung zusammenhängen und dies für die Behandlung mittels nicht-invasiver Hirnstimulation nutzbar ist.
Im Vortrag von Marcus Herdener wird dargestellt, inwiefern sich verschiedene bildgebende Verfahren eignen könnten, um bessere Vorhersagen zum Ansprechen auf therapeutische Interventionen und zum klinischen Verlauf bei Abhängigkeitserkrankungen zu ermöglichen. Zudem wird insbesondere die potentielle Bedeutung mittels moderner Bildgebung darstellbarer Veränderungen im Glutamatstoffwechsel als translationaler Biomarker für die Entwicklung und den stratifizierten Einsatz neuer pharmakologischer Interventionen diskutiert.
Thorsten Mikoteit gibt einen Überblick über molekulare und Schlaf-assoziierte Biomarker von Depressionen. Es werden erste Ergebnisse einer prospektiven Studie zur klinischen Evaluation eines REM-Schlaf assoziierten Biomarkers zur Prädiktion von Antidepressiva-Response und zur prospektiven Therapiesteuerung vorgestellt.
Ulrike Schmidt referiert über primäre und sekundäre Vulnerabilitätsmarker der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) und zeigt zudem neue Daten zu molekularen PTBS-Biomarkern, die in die Regulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren (HPA)- Achse involviert sind.
Viele Geflüchtete haben menschengemachte Gewalt überlebt. Einigen gelingt es diese Erfahrungen alleine zu verarbeiten, doch ein großer Teil entwickelt manifeste Traumafolgestörungen (z.B. PTBS, depressive oder andere Angsterkrankungen, Somatisierungsstörungen). Die notwendige psychosoziale Unterstützung ist durch strukturelle und individuelle Hindernisse erschwert. Gerade in der Corona-Krise werden, diese Ausgrenzungsstrukturen noch sichtbarer und die Lebensbedingungen für Geflüchtete verschlechtern sich massiv.
Im 1. Vortrag werden diskriminierende Versorgungsstrukturen und Zugangsbarrieren zum Gesundheitssystem mit denen Geflüchtete und Behandler*innen konfrontiert sind, aufgezeigt. Darüber hinaus erschwert auch individueller Rassismus die Behandlung. Wie dieser in der psychiatrisch-psychotherapeutischen Praxis durch Bildungsarbeit enttabuisiert und die individuelle Kompetenz zur Handlungsfähigkeit gestärkt werden kann, wird im 2. Vortrag eingeführt.
Um die, aufgrund der strukturellen Diskriminierung bestehende Versorgungslücke zu überbrücken, gibt es seit über 25 Jahren Psychosoziale Zentren für Geflüchtete und Folteropfer. Am Beispiel eines solchen Zentrums in Berlin, wird in Vortrag 3 aufgezeigt, wie auf die komplexen Bedarfe Geflüchteter adäquat eingegangen werden kann.
Im 4. Vortrag werden, auf der Basis von Beobachtungen und Erfahrungen mit psychosozialer Versorgung in Flüchtlingslagern und urbanen Arrival Cities im globalen Süden (z.B. Libanon, Südafrika, Mexiko, etc.) problematische und hilfreiche Ansätze vorgestellt. Diskutiert wird die Frage, ob Resilienzanforderungen und Sicherheitsinteressen in psychosozialen Versorgungsansätzen Ausgrenzungsdynamiken und eine Zwei-Klassen Versorgung strukturell vertiefen und wie solidarische Formen der Begleitung auch unter schwierigen Bedingungen aussehen können.
Depressionen gehören zu den häufigsten psychischen Störungen im höheren Lebensalter. Die Behandlung der Altersdepression stellt insbesondere hinsichtlich der Multimorbidität vieler Patienten eine besondere Herausforderung im klinischen Alltag da. Neben Pharmakotherapie und Psychotherapie stehen Hirnstimulationsverfahren zur Behandlung zur Verfügung, die in diesem Symposium vorgestellt werden. Die Wirksamkeit der transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS) in der Unterstützung adaptiver neuroplastischer Prozesse mit potentiellem Nutzen für die Depressionsbehandlung ist vielfach belegt. Die Kombination von tDCS und dem gezielten Training kognitiver Kontrolle bei älteren Menschen mit subjektiver kognitiver Beeinträchtigung führt zu einer anhaltenden Reduktion dieser Beeinträchtigung. Die Wirksamkeit der repetitiven transkraniellen Magnetstimulation (rTMS) bei älteren Patienten wird kontrovers diskutiert. In zahlreichen Studien konnte die akute Wirksamkeit der hochfrequenten rTMS des linken dorsolateralen präfrontalen Kortex nachgewiesen werden. Dabei wurde auf die Notwendigkeit insbesondere höherer Stimulationsintensitäten hingewiesen. Ältere Patienten profitieren von einer Behandlung mit Elektrokonvulsionstherapie (EKT) deutlicher und schneller als jüngere. Dies gilt insbesondere für wahnhafte Depressionen. Altersübergreifend ist die EKT hinsichtlich der Wirksamkeit der Pharmakotherapie überlegen. Kognitive Nebenwirkungen treten jedoch häufiger auf. Die Magnetkonvulsionstherapie (MKT), ist ein innovatives, konvulsives Stimulationsverfahren. Wie bei der EKT wird unter Kurznarkose ein Krampfanfall ausgelöst, jedoch mit starken magnetischen Feldern. Bisherige Ergebnisse zeigen wenig kognitive Nebenwirkungen bei guter antidepressiver Wirksamkeit, so dass weiter gehende Untersuchungen insbesondere bei älteren Patienten mit kognitiven Defiziten durchgeführt werden sollten.
Die Behandlung in der Psychiatrie ist in einem rasanten Wandel. Neben neuen Therapieansätzen verändern sich auch Finanzierungsmöglichkeiten, die diese im Rahmen von Modellprojekten und auch in der Regelversorgung möglich machen.
Das Symposium vermittelt einen spannenden Blick in aktuelle Veränderungen aus unterschiedlichen Blickrichtungen:
Die LVR Klinik Bonn verfügt im Modellprojekt „DynaLIVE“ (Dynamische, Lebensnahe, Integrative Versorgung) über die Möglichkeit Behandlungstage in der Klinik mit aufsuchenden Leistungen zu verbinden. Psychiatrische Behandlung wird so maßgeschneidert auf die Bedürfnisse der Patient*innen. Stationäre Behandlungen können so verkürzt oder ersetzt werden.
In der Regelversorgung ist durch die StäB (Stationsäquivalente Behandlung) eine neue Option entstanden, im häuslichen Umfeld der Patient*innen zu behandeln. Die Ergotherapie ist dabei ein wichtiger alltagsbezogener Behandlungsteil, in dem deutlich wird, wie sich Tätigkeits- und Rollenprofile verändern. Die bisherigen Erfahrungen und Entwicklungen im neuen Setting werden beleuchtet.
Als weiterer Baustein alltagsbezogener Hilfen ist das Job Coaching in der Lage, die Rückkehr an den Arbeitsplatz nach einer klinischen Behandlung zu erleichtern. Qualifizierte Job-Coaches begleiten Patient*innen zurück an den Arbeitsplatz, erstellen eine individuelle Unterstützungsanalyse und gestalten das berufliche Umfeld in Kooperation mit allen Beteiligten. Jobcoaching am Arbeitsplatz ist im Rahmen einer Studie untersucht und die praktische Umsetzung kann so gemeinsam mit empirischen Ergebnissen präsentiert werden.
Abgerundet wird das Thema durch die Darstellung eines systemisch orientierten Therapieansatzes in einer Ergotherapie-Praxis. Wie kann systemische Haltung in Bezug auf das Rollenverständnis, die Angebote und den Therapieverlauf neue Wirkfaktoren entstehen lassen, die sich von klassischen Ansätzen abheben und neue alltagsorientierte Behandlungsschritte ermöglichen.
Psychotherapie ist heute eine Behandlungsart, die bei allen psychischen Störungen, von Schizophrenie bis Persönlichkeitsstörung, bei vielen somatischen Erkrankungen, von Diabetes bis Tumorerkrankungen, und auch vielen Lebenskrisen, von Trauer bis Arbeitslosigkeit, sinnvoll und evidenzbasiert eingesetzt werden kann. Die Ausbildung von Therapeuten erfolgt in begrenzter Zeit und mit wenigen Behandlungsfällen, so dass es nicht möglich ist, Erfahrung mit allen vorkommenden Störungen zu sammeln. Stattdessen lernen sie verfahrensbezogen einen Grundkanon an Theorien, Strategien und Techniken, die dann bei unterschiedlichsten Problemstellungen adaptiv transdiagnostisch zur Anwendung kommen. In diesem Symposium des Referats Psychotherapie soll anhand ausgewählter Techniken dargestellt werden, wie verfahrensgeleitete Algorithmen aussehen, die ihre Anwendung bei unterschiedlichsten Problemstellungen ermöglichen.
Die stationsäquivalente Behandlung (StäB), als innovative Versorgungsform aufsuchender Behandlung, ist in Deutschland seit Anfang 2018 gesetzlich leistbar und bietet die Möglichkeit zur Behandlung schwer erkrankter Patient*innen, welche eine stationäre Aufnahme bislang ablehnten, obwohl eine intensive Behandlung dringend indiziert wäre. Erste Hürden bezüglich Implementierung und Umsetzung sind inzwischen überwunden und einige Kliniken sind mit fast drei Jahren Erfahrung in der Durchführung in einer gewissen Routine angelangt, wobei Raum für die Diskussion inhaltlicher Fragestellungen entsteht.
Durch die im aufsuchenden Setting stattfindenden intensiven Patientenkontakte, sehen sich die multiprofessionellen Behandler-Teams täglich vor große Herausforderungen gestellt. Die individuellen Behandlungsbedürfnisse einzelner Krankheitsbilder gehen oftmals weit auseinander. Die Behandlung unterschiedlicher Diagnosegruppen erfordert somit eine hohe Kompetenz und Flexibilität der Behandler*innen. Die Herausforderung in der Behandlung vielfältiger Diagnosegruppen aus einem Team heraus, schätzen viele Mitarbeitenden sehr. Doch auch die Etablierung diagnosespezifischer StäB-Teams hat sich in der Praxis vielerorts bewährt. In diesem Symposium sollen Erfahrungen einzelner StäB-Teams mit spezialisiertem Fokus auf bestimmte Diagnosegruppen, wie die Schizophrenie oder mit dem Fokus auf Kinder- und Jugendpsychiatrisches oder gerontopsychiatrisches Klientel, zusammengetragen werden. Ebenso möchten wir auf Chancen in der Behandlung einzelner Diagnosegruppen, zum Beispiel mit akuten Suchtpatienten, fokussieren. Ein Erfahrungsaustausch soll auf mögliche Schwierigkeiten im Behandlungsverlauf vorbereiten und einen Beitrag dazu leisten vorhandene Vorbehalte in Bezug auf die Ausgrenzung einzelner Diagnosegruppen in StäB zu verringern. Mit dem Angebot von StäB kann also eine individuelle und leitliniengerechte Behandlung aller Diagnosegruppen im häuslichen Umfeld ermöglicht werden.
Es besteht weitgehender Konsens darüber, dass eine konsequente interkulturelle Öffnung des psychiatrisch-psychotherapeutischen Versorgungssystems maßgeblich von gelungener Sprach- und Kulturmittlung abhängt.
Erwartbar ist aktuell das Thema Digitalisierung der Dolmetschleistung, also Video- und/oder Telefondolmetschen, in den Mittelpunkt der Behandlungspraxis gerückt
In diesem Symposium soll daher anhand aktueller wissenschaftlicher Konzepte und Diskurse, neuer Daten und best practice Beispielen diesbezüglich der derzeitige Stand der Expertise aufgezeigt werden.
Beiträge aus den Perspektiven der Dolmetsch- bzw. Translationswissenschaft, der Ethnopsychoanalyse, der transkulturellen Psychiatrie sowie des Krankenhausmanagements möchten Möglichkeiten und Grenzen sowie Pro und Contra digitalisierter Dolmetschleistung thematisieren und zur Diskussion stellen.
Perspektivisch ist eine fachliche, berufspolitische, gesundheitspolitische und gesundheitsökonomische Lösung eines adäquaten Dolmetschereinsatzes im Gesundheitssystem wünschenswert und dringend geboten.
Senioren in Deutschland nutzen das Internet zunehmend. Bei E-Health Applikationen stand diese Personengruppe bisher nicht im Fokus, das wird sich in den nächsten Jahren ändern. In diesem Symposium werden E-Health Anwendungen vorgestellt, die entweder für ältere Menschen konzipiert wurden oder deren Akzeptanz und Wirksamkeit bei älteren Menschen untersucht wird. Vjera Holthoff-Detto, Chefärztin am Alexianer Krankenhaus Hedwigshöhe in Berlin, stellt Ergebnisse eines BMBF-Projektes vor. Dabei wurde die Akzeptanz älterer Menschen mit Multimorbidität für telemedizinische Behandlungen untersucht. Anders als bei anderen Studien wurden auch Patienten mit Depressionen und leichten kognitiven Störungen bei dieser Studie eingeschlossen. Margrit Löbner vom Institut für Arbeitsmedizin, Sozialmedizin und Public Health (ISAP) stellt ein neues online-basiertes Selbstmanagement-Programm bei Trauer und Verlust vor. Der Vortrag gibt Informationen zur Entwicklung und zum Programm selbst, aber auch zu Ergebnissen der Pilotstudie und zur Konzeption eines großen Trials. Janine Quittschalle präsentiert Trial-Ergebnisse aus dem moodgym-Trial und zeigt, dass ältere, depressive Hausarztpatienten im gleichen Maße von diesem Online-Coach profitieren wie jüngere.
Das Referatssymposium „Imaging in der Psychiatrie und Psychotherapie“ stellt aktuelle Befunde der Bildgebungsforschung in ihrer Relevanz für Forschung und Klinik vor. Im Mittelpunkt stehen dabei neue methodische Entwicklungen sowie Befunde zur Präzisionsdiagnostik und Resilienzforschung über das Spektrum insbesondere affektiver und psychotischer Störungen hinweg. A. Jansen (Marburg) stellt den aktuellen Wissensstand zu visuellen Verarbeitungsprozessen sowie neue Analyseverfahren der Modellierung funktioneller Konnektivitäten zwischen Hirnregionen vor. Diese Prozesse sind für eine Reihe Störungsbilder, u.a. Schizophrenie und Autismus-Spektrum-Störungen, von grundlegender Bedeutung. O. Gruber (Heidelberg) stellt aktuelle Anwendungen der fMRT in der Präzisionsdiagnostik psychiatrischer Erkrankungen vor. Im Fokus steht dabei die Identifizierung pathophysiologischer Prozesse beim einzelnen Patienten, eine darauf abgestimmte individuelle Therapieauswahl und die Erforschung der zugrundeliegenden Pathomechanismen entsprechend dem Konzept der natürlichen Krankheitseinheiten nach Emil Kraepelin. O. Tüscher (Mainz) präsentiert aktuelle Befunde zu Emotion und Resilienz. Neben der Charakterisierung neuronaler Netzwerke der Emotionsverarbeitung werden dabei insbesondere neueste Befunde zur Resilienzforschung dargestellt, die für translationale Anwendungen von Relevanz sind. I. Nenadic (Marburg) stellt neue Methoden der strukturellen Bildgebung vor: Neben Analysen der kortikalen Oberflächenfaltung als Marker gestörter früher Entwicklungsprozesse sind dies u.a. auch machine-learning basierte Verfahren etwa zu akzelerierten Alterungsprozessen. Das Symposium gibt damit sowohl Imaging-Forschenden als auch Klinikern einen Überblick über aktuellste Entwicklungen des Feldes einschließlich der Implementierung in translationalen Ansätzen in der Klinik.
Das Symposium beschäftigt sich mit aktuellen Aspekten der Diagnostik und Therapie bei einsatzbezogenen psychischen Belastungen. Peter Zimmermann berichtet über den Umgang mit moralischen Konflikten bei Einsatzkräften mit traumaassoziierten psychischen Erkrankungen, welche bei Soldaten und anderen Einsatzkräften nicht selten sind. Mit dem Einsatzdienst sind aber auch Konfliktfelder verbunden, die ethische Aspekte berühren – von einer Veränderung von Wertorientierungen bis hin zu moralischen Verletzungen. Diese Prozesse stehen in einer engen Verbindung zur traumabezogenen Symptomatologie und haben Einfluss auf therapeutische Prozesse. Christian Mikutta referiert im zweiten Beitrag über psychische Belastungen alpiner Rettungs-mannschaften und Bergführer. Sie sind im Rahmen ihrer Arbeit häufig psychisch traumatisieren-den Situationen ausgesetzt und weisen daher ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) sowie assoziierter psychischer Erkrankungen auf. Es werden erste Daten einer epidemiologischen Studie zur Häufigkeit von traumatischen Ereignissen und daraus resultierenden Belastungen alpiner Rettungskräfte präsentiert. Anhand der alpinen Rettung wird zudem gezeigt, wie Basiswissen über PTBS in die Grundausbildung einer Laienorganisation einbezogen werden kann. Zuletzt werden besondere Aspekte der Trauma Therapie in Zusammenhang mit alpinen Einsatzkräften diskutiert Kai Köhler berichtet im letzten Beitrag über Ergebnisse einer pferdegestützten, paarbezogenen Intervention bei Soldaten mit PTBS. Trotz traumatherapeutischer Behandlung von Soldaten mit einsatzbedingter PTBS bleibt nicht selten eine Restsymptomatik erhalten, die sich u.a. negativ auf die Paarbeziehung auswirkt. Paarbezogene Interventionen können daher einen zusätzlichen therapeutischen Nutzen erbringen, insbesondere, wenn sie mit nonverbalen Techniken wie pferdegestützten Ansätzen kombiniert werden. Die hier vorgestellte Pilotstudie erbrachte erste Hinweise auf eine positive Beeinflussung von Traumabelastung und Beziehungsqualität. Weitere therapeutische Optionen werden diskutiert.
Zahlreiche randomisiert-kontrollierte Studien bei Patienten mit psychischen Störungen berichten ähnliche Placebo- wie Verum-Ansprechraten. Placebo-induzierte Nebenwirkungen tragen, im Sinne eines Nocebo-Effektes, erheblich zu den Abbruchraten in klinischen Studien bei. Antidepressiva sind die am häufigsten verordnete Psychopharmakagruppe in Deutschland. In RCTs zeigen sich über die Jahre abnehmende Wirksamkeitsraten bei gleichzeitig zunehmenden Placebo-Response-Raten. Diese Abnahme des Wirksamkeits-Signals hat zum Scheitern klinischer Studien und zu Verzögerungen bei der Wirkstoffentwicklung beigetragen, und überdies Zweifel an der Effektivität von Antidepressiva aufkommen lassen. Es ist daher von höchster klinischer Relevanz, die Mechanismen der Placebo-bzw. Nocebo-Response zu verstehen, um die Methodik klinischer Studien zu optimieren und darüber hinaus Placebo-Effekte klinisch nutzbar zu machen. Aus der experimentellen Schmerzforschung und der Placebo-Analgesie stammen wesentliche Erkenntnisse zu kognitiven (Erwartung, Lernen, Konditionierung) und neurobiologischen Mechanismen der Placebo-bzw. Nocebo-Response. Bildgebungsstudien konnten die Bedeutung des dlPFC, rostralen ACC, der Insula und des dopaminergen Belohnungssystems für die Placebo-Analgesie etablieren. Da diese Hirnregionen auch eine bedeutende Rolle in der Pathophysiologie affektiver Störungen spielen, ist zu erwarten, dass sie auch in die Vermittlung der Placebo-Response im Rahmen der antidepressiven Therapie wesentlich involviert sind. Im Symposium sollen die aktuelle Studienlage zu Wirkmechanismen der Placebo-und Nocebo-Response aus dem Bereich der Schmerzforschung und bei der Depression dargestellt und Perspektiven für die klinische Forschung und die alltägliche klinische Praxis aufgezeigt werden.
Die Corona-Pandemie hat das Gesundheitssystem in unvorhersehbarer Art und Weise gefordert. Zunächst standen die somatischen Disziplinen im Vordergrund gesundheitspolitischer und versorgungsrelevanter Entscheidungen. Mit Fortdauer der Krise rücken immer mehr die Psychiatrie in den Fokus.
Herausforderungen in der psychiatrischen Versorgung sind zu bewältigen. Hygiene- und Verhaltensregeln, Anpassungen therapeutischer Angebote machten strukturelle und konzeptionelle Veränderungen der Kliniken erforderlich. So waren u.a. die Gruppengrößen zu verkleinern, Ausgangs- und Besuchsregelungen neu festzulegen. Einbettzimmer, Aufnahmeregularien und regelmäßige Untersuchungen auf SARS-Cov-2-Infektionen sollten einen bestmöglichen Schutz der Patienten und Mitarbeiter gewährleisten. Telemedizinische Medien kamen zum Einsatz. Zudem waren Behandlungskonzepte für corona-infizierte Patienten zu entwickeln. Zudem sind die ökonomischen Auswirkungen auf die Krankenhäuser nicht zu berücksichtigen.
Nach bisherigem Wissen sind vor allem delirante Syndrome in der akuten Krankheitsphase und als Langzeitkomplikationen einer Corona-Infektion mit ggf. notwendiger intensivmedizinischer Behandlung posttraumatische Belastungsstörungen, depressive und Angststörungen zu erwarten. Von besonderer Bedeutung sind die psychosozialen Folgen von Isolations- und Quarantänemaßnahmen. Die WHO spricht von einer „Global Health Crisis“, die globale Versorgungsstrategien unter Berücksichtigung einer Public Health Perspektive erfordern. Diesen Herausforderungen haben sich die Psychiatrischen Abteilungen am Allgemeinkrankenhaus in besonderer Weise zu widmen. In einem Zwiegespräch n. M. L. Möller diskutieren zwei erfahrende Protagonisten über die regional sehr unterschiedlichen Erfahrungen, weiterhin notwendige Veränderungen der Angebote und Konzepte, die Folgen der veränderten ökonomischen Rahmenbedingungen, die Antizipation weiterer Entwicklungen und möglicherweise konkrete Handlungsempfehlungen.
Menschen mit psychischen Erkrankungen gehören nicht nur im Gesundheitswesen zu den besonders vulnerablen Gruppen. In diesem Symposium soll aus verschiedenen Perspektiven untersucht werden, wo Krankheitsrisiken, Ausgrenzung und soziale Exklusion drohen. Anita Schick (Mannheim) wird Daten zur sozialen Isolation und zu seelischen Belastungen bei Jugendlichen unter den Bedingungen der COVID-19 Pandemie vorstellen. Elke Prestin (Bielefeld) wird aus der Perspektive einer Betroffenen untersuchen, wie persönliche Erfahrungen durch gesellschaftliche Zusammenhänge geprägt werden. Nicolas Rüsch (Ulm) gibt einen Überblick über die vielfach unerkannte strukturelle Diskriminierung von Menschen mit psychischen Erkrankungen in Deutschland. Georg Schomerus (Leipzig) stellt aktuelle Daten vor, die zeigen, welchen Stellenwert die Versorgung von Menschen mit verschiedenen psychischen Erkrankungen in der Allgemeinbevölkerung hat, wenn aufgrund der COVID-19 Pandemie die Ressourcenverteilung im Gesundheitswesen unter ganz neuen Voraussetzungen stattfindet. Das Symposium stellt damit anhand der vier Vorträge exemplarisch eine Verbindung zwischen aktuellen, weltweiten Ereignissen wie der Pandemie, den Strukturen im Gesundheitswesen und in der Gesellschaft, und dem Erleben des Einzelnen her. Gleichzeitig werden Ansätze für Verbesserungen auf den verschiedenen Ebenen diskutiert.
Mit jährlich circa 9400 Suiziden und circa 200.000 Suizidversuchen stellt suizidales Verhalten in Deutschland eine Herausforderung für die Gesundheits- und Versorgungssysteme und insbesondere die fachspezifische Versorgung dar. Zunächst werden einige epidemiologische Fakten und Überlegungen zu den Ursachen suizidalen Verhaltens sowie evidenzbasierte suizidpräventive Ansätze dargestellt. Im Weiteren wird ebenfalls knapp auf die Prinzipien bei der Exploration des Suizidrisikos, auf den Umgang mit Suizidalität im Rahmen der ambulanten und stationären Behandlung und auf evidenzbasierte Behandlungsansätze eingegangen. Zentrales Element dieses Symposiums ist ein Rollenspiel der Referenten, in denen exemplarisch Suizidgefährdung exploriert wird und im Folgenden des Spektrums angemessener suizidpräventiver Maßnahmen im Rahmen einer 30-minütigen Diskussion verdeutlicht wird. Hier besteht die Möglichkeit, das eigene Vorgehen im Sinne eines Benchmarkings mit dem anderer Kollegen zu vergleichen.
Bei dieser Sitzung handelt es sich um eine Wiederholung, daher wird es keine Moderation sowie Diskussion geben. Fragen der Teilnehmer können nicht beantwortet werden.
Die Einreichung erfolgt als Kooperationssymposium zwischen dem DGPPN-Referat Sportpsychiatrie und der Deutschen Suchtstiftung. Zwischen Suchtmittelkonsum und sportlicher Aktivität bestehen vielfältige und reziproke Beziehungen. Während einerseits in spezifischen Milieus sportliche Aktivitäten als Vermittler zu Substanzgebrauch dienen (Alkoholkonsum, Alkoholwerbung und Fußball) sind andererseits sporttherapeutische Angebote wesentlicher Teil der Behandlung von Suchterkrankung. Weiterhin wird mit dem Terminus „Sportsucht“ ein Syndrom beschrieben, dass im Spektrum einer Verhaltenssucht zu liegen scheint. Prof. Bär berichtet über die Differentialdiagnose der „Sportsucht“, in deren Verlauf das Training zunehmend intensiver und zwanghafter betrieben wird und andere Interessen vernachlässigt werden. Trotz bisher fehlender evaluierter Therapiekonzepte werden diagnostische und therapeutische Überlegungen dargestellt. Frau Kunas berichtet über den therapeutischen Effekt des Ausdauertrainings bei der Nikotinentwöhnung. Es gibt Hinweise darauf, dass Ausdauertraining die Verarbeitung alternativer Verstärker unterstützt und eine Abwendung von nikotinassoziierten Reizen ermöglicht. Frau Kunas wird insbesondere die potenziellen Wirkmechanismen des Ausdauertrainings auf Suchterkrankungen beleuchten. Der ehemalige Profifußballer Uli Borowka und Prof. Jens Reimer werden das Thema Sport als Risikofaktor für die Entwicklung von Suchtstörungen beleuchten. Hierbei fokussieren sie insbesondere auf den Aspekt der Belohnung durch Wettkämpfe, den Aspekt der Leistungssteigerung durch Suchtmitteleinnahme und die Nutzung von Suchtmitteln zur Überbrückung der freien Zeit zwischen Training und Wettkämpfen. Das Thema Spielsucht bei Leistungssportlern wird Dr. Tobias Freyer zusammenfassen und Hintergründe und Interventionsansätze zum Online-Gaming und -Gambling, die zumeist in Alltagsgestaltung und Lebensstil zu suchen sind, zusammenfassen.
Angesichts der breiten gesellschaftlichen Diskussion zur Häufigkeit von Gewalt- und Missbrauchserfahrungen von Kindern in unserer Gesellschaft und deren Folgen für die kindliche Entwicklung sind wir gefragt, uns der Erforschung der Folgen früher Traumatisierung zu widmen und uns für präventive Maßnahmen einzusetzen. Die aktuelle Forschung zu den psychopathologischen und neurobiologischen Konsequenzen früher Traumatisierung verweist auf gemeinsame, transdiagnostische Mechanismen psychischer Störungen als Folge früher Stresserfahrungen und legt gleichzeitig nahe, dass die Art und der Zeitpunkt der Traumatisierung differentielle Effekte auf Hirnentwicklung und adulte Hirnfunktionen mit sich bringt. Transdiagnostische Mechanismen scheinen verschiedene traumaassoziierte Dysfunktionen zu vermitteln, wie z.B. eine gestörte Affektregulation, ein vermindertes Belohnungserleben, eine abnorme somatosensorische Verarbeitung und Einschränkungen in sozial-kognitiven Prozessen. Für dieses Symposium konnten wir Wissenschaftler gewinnen, die mittels unterschiedlicher Methoden psychopathologische und neurobiologische Folgen verschiedener Formen von frühen traumatisierenden Beziehungserfahrungen untersucht haben. So wird Sara Schmitz (Mannheim) ihren komplexen Datensatz aus einer ambulanten Assessment-Studie bei Erwachsenen mit traumatischen Kindheitserfahrungen berichten. Anfrea Knop (Berlin) und Katja Seitz (Heidelberg) berichten aus strukturellen und funktionellen Bildgebungsstudien, die den Zusammenhang spezifischer Traumatypen mit Veränderungen in spezifischen funktionellen Hirnnetzwerken zum Thema haben. Vanessa Reindl (Aachen) fokussiert in ihrem Vortrag auf neuroendokrine und -immunologische Adaptationsvorgänge im Kontext früher Traumata.
Eine aktuelle Übersichtsarbeit und Metaanalyse (MA) [2], nach der 33,1% aller depressiven Erkr. und 25,6% aller Angsterkr. mit Autoimmun-Thyreoiditis (AIT) assoziiert seien, belebte die Diskussion um den Einfluss von AIT und Schilddrüsen(SD)-Autoantikörpern auf psychische Erkrankungen.
T. Bschor erläutert pathophysiologische Zusammenhänge und definiert die Begriffe (euthyreote) AIT und latente/manifeste Autoimmun-Hypo-/Hyperthyreose, deren unscharfe Verwendung zu Verzerrungen führt. Er stellt prospektive Studien zu SD-Hormonen in der Behandlung affektiver Erkrankungen dar, hierunter auch eine eigene unveröffentlichte doppelblinde RCT zum Vergleich von Thyroxin-Hochdosis mit Thyroxin-T3-Kombination.
G. Schwarzer stellt methodische Probleme dar [1]. Zu berücksichtigen ist, dass in der aktuellen MA [2] 85 % der Studienteilnehmer aus einer einzigen (negativen) Studie kamen, dass der große Anteil sehr kleiner Studien eine (zusätzliche) Fixed-effects-Analyse rechtfertigt und dass eine Verzerrung durch unveröffentlichte Studien wahrscheinlich ist (mit einer Trim-and-fill-Analyse lässt sich eine Korrektur berechnen). Große epidemiologische Studien bieten ein realistischeres Bild des Zusammenhangs; kleine Fall-Kontroll-Studien aus Spezialambulanzen (die einen weit höheren Zusammenhang zeigen) sollten nicht überbewertet werden. Unter Berücksichtigung dieser Faktoren zeigt sich keine statistisch signifikante Assoziation zwischen AIT und Depressionen/Angsterkrankung.
C. Baethge stellt neue und eigene systematische MA zum Thema vor. Die in [2] ermittelte Odds ratio von über 3 stellt sich unter Berücksichtigung adäquater Studien zwischen 1 und 2 dar. Die hohen Prozentzahlen affektiver Störungen, die mit Hypothyreose in Verbindung gebracht wurden, erscheinen in diesem Licht nicht plausibel. Es könnte ein Irrweg sein, beide Erkrankungsgruppen automatisch zusammenzudenken.
1. Baethge C (2018) JAMA Psychiatry 75:1204
2. Siegmann EM et al. (2018) JAMA Psychiatry 75:577-584
Referat Klinisch angewandte Stimulationsverfahren in der Psychiatrie - in Kooperation mit der Österreichischen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik (ÖGPP) - in Kooperation mit der Schweizerischen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie (SGPP)
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Die Elektrokonvulsionstherapie (EKT) hat bei F2 Störungen nach ICD-10 in der Anwendungshäufigkeit einen unterschiedlichen Stellenwert; so sind es in Ungarn oder Hongkong ca 50% der Patienten, bei denen die EKT in dieser Indikation verschrieben wird, in Dänemark oder Italien nur in 3% . Neben kulturellen Gründen sind klinische Parameter wie Therapieresistenz und Akuität Diskriminanten für die Anwendung der EKT. Das Symposium geht nun der Frage nach, wie EKT auf Schizophrenie-assozierte positive, negative, affektive und katatone Syndrome wirkt. Eine Syndrom-spezifische Wirksamkeit könnte die Basis für eine potentielle Stratifizierung der Indikation und der differenzierten technischen Anwendung (Elektrodenplatzierung, Stimulationsintensität, Mindestanzahl der Stimulationen) sein. Der erste Beitrag wird sich mit der evidenzbasierten Wirksamkeit der EKT auf Positivsymptome und der Therapieoption bei therapieresistenten Verläufen befassen. Der zweite Beitrag beschäftigt sich mit EKT und Katatonie. So sprechen nicht lebensbedrohende katatone Syndrome gut auf EKT an, auch unabhängig von einer zugrunde liegenden schizophrenen Erkrankung. Die pernizöse Katatonie bleibt eine absolute Notfallindikation für eine EKT. Die Datenbasis in Bezug auf die Negativsymptomatik der Schizophrenie hingegen ist noch sehr limitiert. Der dritte Beitrag beschreibt, wie es zentral ist, eine exakte Differenzierung in primäre und sekundär auftretende Formen vorzunehmen, da letztere konzeptionell durchaus einen Einsatz der EKT sinnvoll erscheinen lassen. Unbestritten ist die Wirksamkeit der EKT auf affektive Symptome. Der letzte Beitrag versucht der Frage nachzugehen, inwieweit sich eine Schizophrenie-spezifische depressive Symptomatik beschreiben lässt und welche Rolle die EKT haben kann.
Weltweit ist ein Anstieg diagnostizierter psychiatrischer Erkrankungen zu verzeichnen. Dies spiegelt sich in Deutschland u.a. in einem kontinuierlichen Wachstum von Fallzahlen, der Anzahl niedergelassener Psychiater*innen und Psychotherapeut*innen und der stationären Bettenzahlen wider. Während somit immer mehr Menschen zu Patient*innen werden, verstärkt sich die Präsenz der Psychiatrie auch spürbar in vielen lebensweltlichen Bereichen. Ob in Grundschule oder Pflegeheim: Die Psychiatrie wird immer häufiger zu Rate oder gar zur Verantwortung gezogen, wenn es zu Problemen und Störungen kommt.
Historisch gesehen waren größere Wachstumsbewegungen der Psychiatrie häufig eng mit Innovationen verbunden, etwa mit neuen Ausgaben des DSM oder, wie im Fall des Antidepressiva-Booms der 1990er Jahre, mit neuen Produkten. Unter diesem Vorzeichen ist eine kritische Auseinandersetzung mit Psychiatrisierung im Moment wichtig und zeitgemäß, vollzieht sich in Deutschland doch aktuell eine sehr dynamische Umstrukturierung der Versorgungslandschaft. Diese wird u.a. durch Alternativen zur stationären Behandlung (z.B. Modellversorgung oder Home-Treatment) vorangetrieben oder durch ein weites Spektrum digitaler Hilfsmittel (Psychotherapie-Apps etc.).
Unterschiedliche Versorgungsgebiete daraufhin befragt werden, inwiefern sich in ihnen selbst Tendenzen zu einer Psychiatrisierung im Sinne einer Ausweitungsbewegung der Versorgungslandschaft bzw. einer zunehmenden Durchdringung der Lebenswelt durch die Psychiatrie zeigen. Fragestellungen könnten z.B. sein, ob es zu einer Verlagerung schwerst psychisch Kranker in die forensischen Psychiatrien kommt, wenn die regulären Psychiatrien sich stärker für die mittelschweren Fälle öffnen, oder wie sich e-mental-health-Angebote im Bereich der ambulanten Versorgung auswirken. Darüber hinaus soll Psychiatrisierung in den Kontext größerer gesellschaftlicher Entwicklungen der letzten Jahrzehnte gestellt werden.
Seit der Psychiatrie Enquete gilt "ambulant vor stationär“. Es gibt heute, fast 20 Jahre nach Einführung der Integrierten Versorgung, im Grunde keine tragfähigen Strukturen zu sektorübergreifender Versorgung. So wird „intensiv ambulante“ Versorgung sowohl aus der Klinik als auch aus dem vertragsärztlichen Sektor heraus gedacht und konzipiert. Es entwickeln sich zunehmend konkurrierende Strukturen. Im Symposium werden Kernforderungen aus den Erfahrungen mit bisher etablierten und erfolgreich dauerhaft laufenden Modellen abgeleitet.
Weiterhin wird über die im Gemeinsamen Bundesausschuss in diesem Jahr fertig zu stellende Richtlinie zur berufsgruppenübergreifenden strukturierten und koordinierten Versorgung von Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen berichtet.
Vor 75 Jahren endete der Zweite Weltkrieg, wurden die Konzentrationslager der Nationalsozialisten befreit, endeten der nationalsozialistische Massenmord an Juden, Sinti und Roma, Menschen mit Behinderungen und psychischen Krankheiten sowie die Medizinverbrechen an KZ-Häftlingen.
Eine unüberschaubare Vielzahl von Publikationen zu den Verbrechen an Menschen mit Behinderung oder psychischen Erkrankungen während der NS-Zeit liegt vor. Es gibt detaillierte Studien über die Organisation der verbrecherischen Aktivitäten, über deren Opfer, über deren Täter, über die bevölkerungs-, sozial- und wehrpolitischen Hintergründe usw. Viele psychiatrische Institutionen, die Fachgesellschaft DGPPN und andere haben ihre Geschichte in der NS-Zeit kritisch aufbereitet und die Ergebnisse publiziert. Im Laufe der Zeit haben sich die Narrative der Täter und Mitwisser über die verbrecherischen Ereignisse, aber auch die Deutungsparadigmen der Motive, Gründe, Hintergründe usw. verändert.
Heute ist unumstritten, dass prominente Fachvertreter, aber auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aller Ebenen in Krankenhäusern, Behinderteneinrichtungen usw. mehr oder minder aktiv, teilweise enthusiastisch überzeugt an den Verbrechen mitgewirkt haben. Keineswegs war es nur eine kleine, verführte oder gar gezwungene Minderheit.
Fast vergessen sind heute leider die Anfänge der kritischen Aufarbeitung schon in den Nachkriegsjahren. Deren Akteure mussten viel Mut aufbringen, um gegen den gesellschaftlichen Mainstream jener Zeit, gegen das Schweigekartell, gegen die Feindseligkeiten von Tätern und ihren Unterstützern in den Berufsverbänden, Fachgesellschaften, Ärztekammern usw. anzukämpfen. Das Symposium setzt sich das Ziel, an ausgewählten Beispielen mutiger Persönlichkeiten die frühe Aufarbeitung der Krankenmorde bekanntzumachen. Am Beispiel Karl Bonhoeffers wird gezeigt, dass gleichwohl selbst Gegner des Nationalsozialismus nicht immer den Schritt zur schonungslos-grundsätzlichen Kritik gehen konnten.
75% der psychischen Erkrankungen beginnen vor dem 25. Lebensjahr, so dass betroffene Frauen die Familienplanung meistens noch nicht abgeschlossen haben. Zudem kann eine erstmalige psychische Erkrankung auch durch die verschiedenen Risikofaktoren in der Peripartalzeit ausgelöst werden. Durch die Weiterentwicklung therapeutischer Möglichkeiten und nebenwirkungsärmerer Medikamente hat sich die soziale Prognose auch von Frauen mit schweren psychischen Vorerkrankungen verbessert, so dass sie und ihre Partner sich immer häufiger bewusst die Frage stellen, ob und unter welchen Bedingungen sie ein Kind bekommen können. Bei ungeplanten Schwangerschaften tritt dagegen häufig die Frage auf, ob durch die verwendete Medikation Risiken für das ungeborene Kind entstanden sind.
Durch die Erfassung und wissenschaftliche Auswertung von Schwangerschaftsverläufen unter Medikation gibt es einen ständigen Wissenszuwachs zu möglichen Auswirkungen von Psychopharmaka auf das ungeborene Kind; im Mittelpunkt des Interesses steht häufig das Risiko für kindliche Fehlbildungen. Allerdings ist der Erfahrungsumfang zu den einzelnen Wirkstoffen recht unterschiedlich und Langzeitauswirkungen auf die Entwicklung der Kinder über das dritte Lebensjahr hinaus sind noch nicht abschließend zu bewerten.
Der zweite Fokus der Beratung und Betreuung insbesondere vorerkrankter Frauen betrifft die psychische Stabilität während der Schwangerschaft und in der Postpartalzeit. Insbesondere bei affektiven Erkrankungen wie der rezidivierend depressiven Störung und der bipolaren Störung besteht in den ersten Tagen und bis zu 6 Wochen nach der Entbindung eine hohe Rückfallgefahr. Die Schwangerschaft sollte, wenn möglich, daher schon von Anfang an engmaschig begleitet werden und die postpartale Rezidivprophylaxe mit besonderer Aufmerksamkeit geplant werden. Geeignete Maßnahmen des peripartalen Managements werden vorgestellt.
It is time to place e-mental health (eMH) at the heart of national and European health strategies and policies to facilitate a structured approach for eMH implementation. This holds true in particular in times of global crisis like the present Covid-19 pandemic with physical distancing, societal lock-down, economic break-down, and psychosocial derangement.
Mental health systems need a balanced combination of guidance, regulation, legislation and education, plus awareness campaigns to ensure that the use of safe, effective and high-quality eMH products and services is promoted to benefit the (mental) health of all European citizens. More attention should be given to sensitising the public, developing needs-tailored approaches for specific target groups, improving training for the mental health workforce, and developing guidelines and transparent information about eMH products and services. More research is needed to identify how European citizens may effectively benefit from eMH in all its varieties, including efficacy, cost-effectiveness and implementation strategies. To achieve these goals, the engagement of all stakeholders (health professionals, developers, users, and policy makers) is required.
The Transnational Policy for e-Mental Health – A guidance document for European policymakers and stakeholders was developed as part of the eMEN project. eMEN (e-mental health innovation and transnational implementation platform North-West Europe; www.nweurope.eu/emen), funded by the European Regional Development Fund, is a six-country project aiming to increase the implementation of high-quality eMH.
The introductory presentation by Norman Sartorius (Geneva, Switzerland) gives a critical overview on the pros and cons of digital approaches for mental health . Oyono Vlijter (Diemen, The Netherlands) describes the developmental status, promotion and implementation of e-Mental Health across Europe. Availability of quality standards in different fields of application including the global Covid-19 crisis are reported by Philipp Klein (Lübeck, Germany). Wolfgang Gaebel (Düsseldorf, Germany) is presenting the Transnational Policy guidance for national and European e-Mental Health implementation.
Der Beitrag erweitert und vertieft Ciompis letztjährigen Vortrag zum Schizohrenieproblemdurch eine Kombination der drei im ersten Titel erwähnten Erkenntnisansätze. Nach Ciompis Konzept der Affektlogik besteht der “psychische Apparat” aus einem Gefüge von erfahrungsgenerierten, integrierten Fühl-Denk-Verhaltensprogrammen (FDV-Programmen), die typischen offenen Systemen im Sinn der Systemtheorie entsprechen. Kognitive Unterscheidungen vermitteln die Struktur, emotionale Elemente die Energie und Dynamik von FDV-Programmen. Nach dem Konzept der Synergetik von Hermann Haken kann es in komplexen offenen Systemen dieser Art zu nichtlinearen Phasensprüngen, sog. Bifurkationen in neue globale Funktionsmuster kommen, wenn die internen energetischen Spannungen einen kritischen Wert erreichen. Das “Überschnappen” aus der Alltagslogik in eine psychotische Logik entspricht nach der Hypothese der Affektlogk einer derartigen Bifurkation unter dem Druck von übergrossen emotionsenergetischen Spannungen. Nach dem Prinzip der Minimierung der freien Energie von Karl Friston ist das neuronale System standig bestrebt, unkontrollierte Energieverluste (“böse Überraschungen”) durch strukturbildende Lernvorgänge, die eine bessere Voraussage von Umweltreaktionen ermöglichen, zu vermeiden. Das freie Energie Prinzip ist kompatibel mit der Vorstellung, dass alle kognitiven Prozesse eng mit körperlich-motorischen und emotionalen Prozessen verknüpft sind (“Embodiment”). Insgesamt gesehen beruht die Psychose damit auf “verrückten” Lernvorgängen, die zu einem neuen , aber dysfunktionalen Gefüge von Fühlen, Denken und Psychomotorik führen. Die Kombination der drei konvergierenden Ansätze führt zu neuen Verstehens- und Behandlungsmöglichkeiten der schizophrenen Psychose, in welchen übergrosse emotionale Spannungen und deren nachhaltige Reduktion – zum Beispiel durch milieutherapeutische Ansätze vom Soteriatyp – eine Schlüsselrolle spielen.
Gewalt, Vernachlässigung, Misshandlung und Missbrauch in Kindheit und Jugend haben dramatische Folgen für die Betroffenen, unter denen sie meist ein Leben lang leiden. Dies ist einer der Gründe, weshalb das Bundesministerium für Bildung und Forschung Forschungsverbünde fördert, die evidenzbasierte Konzepte zur Prävention, Erkennung und Therapie der Folgen sexuellen Missbrauchs entwickeln und in der Praxis erproben.
Das Forschungsprojekt „@myTabu“ hat sich darum zum Ziel genommen, eine therapeutengestützte Online-Intervention zur Rückfallprävention bei Personen, die aufgrund eines Kindesmissbrauchsdelikts oder aufgrund von Konsum, Besitz, Verbreitung oder Herstellung von Missbrauchsabbildungen verurteilt wurden, zu entwickeln und zu prüfen. Dafür forscht die Schwerpunktprofessur für Forensische Psychiatrie der Universitätsmedizin Göttingen (Dr. P. Fromberger, Prof. Dr. J. L. Müller) zusammen mit der Kriminologischen Zentralstelle (Prof. Dr. M. Rettenberger), dem Institut für Sexualforschung, Sexualmedizin und Forensische Psychiatrie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (Prof. Dr. P. Briken, Dr. S. Tozdan), der Deutschen Hochschule der Polizei (Prof. Dr. A. Schiemann) und dem Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (Assoc. Prof. Dr. D. Ebert, Dr. C. Buntrock). Die Evaluation der Intervention findet in Zusammenarbeit mit den Bewährungshilfen der Länder Niedersachsen und Baden-Württemberg statt. Dabei werden in einer placebo-kontrollierten Add-On Wirksamkeitsstudie die individuellen Veränderungen des Rückfallrisikos, welches mit eigens entwickelten Rückfallrisikoprognoseinstrumenten im Selbstbericht erfasst wird, sowie offizielle Daten zur Rückfälligkeit aus dem Bundeszentralregister untersucht. Darüber hinaus findet nach Abschluss der klinischen Studie eine gesundheitsökonomische Evaluation der Intervention statt. Zudem werden juristische und ethische Richtlinien für eine mögliche Routine-Anwendung der Maßnahme entwickelt. Bei erfolgreichem Nachweis der Wirksamkeit der Online-Intervention wird diese unentgeltlich allen interessierten Institutionen zur Verfügung gestellt.
In Deutschland sind derzeit ca 3,5 Millionen Menschen pflegebedürftig. Davon werden 818 000 Menschen vollstationär in Alten- und Pflegeheimen versorgt. Sehr häufig sind neben der somatischen Multimorbidität auch psychische oder neurodegenerative Erkrankungen die Ursache für die Pflegebedürftigkeit. Insofern kommt der Versorgung durch Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie (und durch Neurologen bzw Doppelfachärzte) eine besondere Bedeutung zu. Der Gesetzgeber und die ärztliche Selbstverwaltung wollen die Versorgung von Menschen in Alten- und Pflegeheimen stärken. Seit 1.7.2016 enthält der Einheitliche Bewertungsmassstab Leistungen zur Kooperation und Koordinierung der Betreuung in Pflegeheimen, die Vergütung erfolgt extrabudgetär. Dazu ist ein Kooperationsvertrag nach § 119b SGB V notwendig.
Zudem bedeutet speziell die aktuelle COVID-19-Pandemie sowohl für die versorgenden Ärzte als auch das Pflegepersonal eine besondere Herausforderung.
Das Symposium stellt die Grundlagen der vertragsärztlichen Versorgung in Alten- und Pflegeheimen sowie Einrichtungen für Menschen mit psychischen und/oder geistigen Behinderung vor. Auf die Möglichkeit der Videosprechstunde wird eingegangen. Es werden praktische Hinweise zum Abschliessen der Kooperationsverträge gegeben, die die Anforderungen der Anlage 27 des Bundesmantelvertrags Ärzte BMV-Ä erfüllen müssen.
Desweiteren wird ein Überblick über die Situation und die Risiken in Pflegeheimen im Rahmen der COVID-19 Pandemie gegeben. Ein weiterer wichtiger Beitrag, den wir als Fachärzte hier leisten können, ist die Edukation und das Coaching der Angehörigen und des Pflegepersonals.
Der Einsatz telemedizinischer Behandlungskonzepte rückt zunehmend in den Fokus unterschiedlicher Forschungsansätze und gewinnt auch in der psychotherapeutischen Praxis immer mehr an Zulauf, aktuell in besonderem Ausmaß zur Sicherstellung der Patientenversorgung in Zeiten von Corona. Angesichts der hohen Hemmschwelle vieler Patienten, Hilfe vor Ort in Anspruch zu nehmen, sowie der begrenzten Verfügbarkeit kompetent ausgebildeter TherapeutInnen können telemedizinische Behandlungen geographische Barrieren überwinden und somit einen ressourcenschonenderen, benutzerfreundlicheren und kostengünstigeren Zugang zu evidenzbasierter Hilfe bei psychischen Erkrankungen bieten. Das Symposium stellt unterschiedliche Ansätze telemedizinischer psychotherapeutischer Behandlungen von Kindern und Jugendlichen vor. Katharina Allgaier präsentiert einen Review zu randomisiert-kontrollierten Therapiestudien unter Nutzung von telemedizinischen Verfahren, wie Computerbasierter Therapie oder die Nutzung von Apps oder Emails, bei unterschiedlichen psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter vor. Die Bedeutsamkeit zwischenmenschlicher Interaktion wird herausgearbeitet. Gudmundur Skarphedinsson und Carolin Hohnecker stellen einen telemedizinschen Ansatz der Behandlung von Zwangsstörungen im Kindes-und Jugendalter und eine Therapiestudie vor. Jan Kühnhausen ergänzt diesen Ansatz mit der Vorstellung einer Studie zur telebasierten Reintegration von Kindern aus tagesklinischer psychiatrischer Behandlung in den Schulalltag vor. Christopher Hautmann präsentiert Daten zu einem telefongestützten Selbsthilfe-Elterntraining bei Kindern mit expansiven Störungen. All diese Studien zeigen deutlich auf, dass telemedizinische Ansätze gut funktionieren. Im Rahmen des Symposiums werden aber auch Herausforderungen dieser neuen Ansätze zur Sprache kommen, sowie Ansätze für zukünftige Forschungsstrategien.
Verhaltensbeobachtung ist aktuell die Hauptinformationsquelle für klinische Entscheidungen im Diagnoseprozess der Autismus-Spektrum-Störungen, ASS, welcher vor allem im Erwachsenenalter eine große Herausforderung darstellt. Die diagnostische Reliabilität der klinischen Eindrucksbildung ist dabei erheblich abhängig von der klinischen Erfahrung des Diagnostikers.
Methoden der digitalen Verhaltensaufzeichnung und –auswertung zeigen hohes Potential für objektivere und ressourcenschonendere Diagnostik anhand von Verhaltensmarkern wie nonverbale Kommunikationsmuster, Bewegungsmuster, Augenbewegungen, Gesichtsausdrücke u.v.m.
Die vorgestellten Ansätze untersuchen das Potential digitaler Messmethoden und Machine Learning für die unterstützte Diagnostik von ASS. Zeitlich hochaufgelöste Parameter der Koordinierung von Blick und Gestik werden unter Verwendung von Eye-Tracking und computergestützter Bewegungsdetektion in einem standardisierten, interpersonellen Setting an Erwachsenen mit und ohne ASS untersucht. Das Zusammenspiel von Sprache und Blickverhalten in Avatar basierten Interaktionen zwischen Menschen mit und ohne ASS wird mittels inferenzstatistischer Ansätze und Machine Learning basierten Klassifikationsalgorithmen auf die Anwendbarkeit zur Unterstützung der Diagnostik untersucht. Die zeitliche Koordination von behavioralen und biologischen Parametern wird in interpersonellen Settings analysiert untersucht. Und in einer weiteren Studie werden Gesichtsausdruck, Blickverhalten und Stimme mittels Videoanalyse in einer standardisierten simulierten Interaktion automatisch erfasst.
Digitale Methoden der vorgestellten Art könnten in der Zukunft eine wichtige unterstützende Komponente der Phänotypisierung und klinischen Entscheidungsfindung darstellen und dabei sowohl zu einer effizienteren Diagnostik als auch einer institutsübergreifenden Angleichung von diagnostischen Standards beitragen.
Nach wie vor stellt die Gruppe der Angsterkrankungen epidemiologisch gesehen eine der häufigsten klinischen Herausforderungen für Psychiater und Psychotherapeuten in Klinik und Praxis dar. Während die höchste Prävalenz phobische Störungen aufweisen spielen die generalisierte Angststörung und die Panikstörung dennoch eine wichtigere Rolle, da die mitunter komplexen Verläufe nicht immer rasch und zuverlässig auf eine leitliniengerechte Therapie ansprechen. So respondieren rund 30 % aller Patienten nicht oder nur unzureichend auf das erste Therapieangebot. Politische und gesellschaftliche Entwicklungen können als relevante kovariate Faktoren Verläufe zusätzlich erschweren und therapeutisches Ansprechen verschlechtern. Das diesjährige Symposion der Gesellschaft für Angstforschung widmet sich daher einerseits der Weiterentwicklung psychotherapeutischer Ansätze und beleuchtet dabei insbesondere Neuentwicklungen in der Verhaltenstherapie generell sowie den Ansatz eines hochintensiven Intervalltrainings bei Angsterkrankungen im Speziellen. Zudem diskutiert ein Beitrag die Möglichkeiten der Versorgung im stationären Bereich mit besonderem Fokus auf chronische Verläufe sowie Angsterkrankungen mit hoher Komorbidität. Schlussendlich greift der letzte Beitrag die Veränderung von Häufigkeit und Erscheinungsbild von Angststörungen im Rahmen der aktuellen Corona-Pandemie auf und bezieht damit aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen in die Perspektive ein.
Eine auf der Pathophysiologie basierte Diagnostik der Alzheimer-Krankheit (AK) unabhängig vom klinischen Syndrom der Demenz ist Standard an spezialisierten Zentren geworden. Eine Reihe unterschiedlicher Therapieverfahren, die verlangsamend in die pathophysiologische Kaskade der AK eingreifen sollen, werden in klinischen Phase II- und III-Studien erprobt.
Die zugrundeliegende Amyloid-Theorie, die bisher am besten untersuchte Hypothese zur Entstehung der AK, beschriebt ein Ungleichgewicht zwischen Produktion und Abbau des β-Amyloid 1-42 (Aβ42) als ein frühes Ereignis im Krankheitsprozess. Während eine Überproduktion nur für einen geringen Teil der Erkrankten verantwortlich scheint, mehren sich die Hinweise auf Beeinträchtigungen in der Amyloid-Clearance. Die Aβ- Ablagerungen stoßen weitere pathologische Veränderungen wie die Hyperphosphorylierung von Tau, den Verlust von Synapsen und schließlich den Neuronen-Verlust an. Die Hypothese, dass Aβ Teil einer anti-infektiösen Reaktion sein könnte, ist Gegenstand der Forschung.
Radiopharmaka zur Messung von Amyloid im Gehirn mittels PET sind zugelassen und kommerziell verfügbar, während die Kostenerstattung weiterhin schwierig ist. Die zweite Generation von spezifischeren Radiopharmaka zur Messung von Tau wird wissenschaftlich untersucht. Dies ermöglicht die Diagnostik der AK unabhängig von den klinischen Syndromen. Darüber hinaus können sie die Differentialdiagnostik dementieller Syndrome unterstützen. Vor- und Nachteile einer PET Diagnostik um Vergleich zu Liquoruntersuchung werden diskutiert.
Erstmals richten sich neue Behandlungsverfahren gegen die Pathophysiologie. Diese zielen darauf ab, das Ausmaß von Aβ42 zu verringern oder die Ausbreitung der Tau-Pathologie zu verhindern. Die Ergebnisse geben Anlass zur Hoffnung und die erste Zulassung eines Anti-Amyloid-Antikörpers wurde beantragt. Von Anti-Tau-Immunisierungen gibt es erste Hinweise auf die Wirksamkeit und auch andere Wirkmechanismen werden verstärkt untersucht.
Die Coronavirus-Pandemie ist für Menschen eine massive psychosoziale Belastung. Sie schränkt das private, berufliche und gesellschaftliche Leben stark ein - bedingt durch die Kontaktbeschränkungen („social distancing“). Betroffen sind v.a. Menschen mit psychischen Vorerkrankungen aufgrund erhöhter Vulnerabilität für Stresserleben. Zudem verfügen Patienten häufig nicht über ausreichend Bewältigungsstrategien.
Ein Göttinger Forschungsprojekt befasst sich mit der Ermittlung psychosozialer Belastung bei einem breiten Spektrum psychiatrischer Erkrankungen im Verlauf der Pandemie. In einer ersten Erhebung während der Akutphase der Kontaktbeschränkungen wurden insgesamt N = 211 nicht-stationäre psychiatrische Patienten zu deren psychosozialer Belastung befragt. Auch erfolgte eine retrospektive Einschätzung der psychosozialen Belastung, sowohl vor- als auch in der Anfangsphase der Pandemie. Die zweite Erhebung ist für die Zeit nach der Pandemie geplant.
Die longitudinale Perspektive ist hochrelevant, da vermutet wird, dass die Infektionsschutz-bedingte soziale Isolation zunächst von vielen psychisch erkrankten Patienten als Entlastung erlebt wird. Mittel- bis langfristig ist davon auszugehen, dass sich Belastungserleben und psychische Symptomatik durch soziale Isolation, Kommunikationsmangel, reduzierte Interaktionen und eingeschränkte Alltagsstruktur verstärken werden und daraus Rezidive und Rückfälle resultieren. Nach dem Ende der Pandemie wird die sozialen Isolation langsam aufgehoben. Es ist zu erwarten, dass die Symptomatik der psychischen Erkrankungen –durch die wieder verfügbaren Behandlungsmaßnahmen – langfristig abnimmt.
Das Ziel ist es aus dem Projekt Präventionsstrategien und Interventionsmöglichkeiten abzuleiten und zu konzeptualisieren. Diese Interventionen sollen sich mit der Optimierung des Umgangs mit Epidemien, der Analyse des Krisenmanagements und in der Gestaltung des Gesundheitswesens unter psychischen/psychiatrischen Gesichtspunkten befassen.
Epigenetic mechanisms such as DNA methylation are biochemical modifications of the DNA or its spatial structure regulating gene function and dynamically responding to environmental influences. This symposium aims at presenting some of the most recent advances in the field of epigenetics at the crossroads between genes and environment within the vulnerability-stress-model of mental disorders and at providing a platform to discuss its promises and pitfalls.
J. Martins will present a recent study suggesting an epigenetic embedding of early life stress by showing altered DNA methylation trajectories in a longitudinal cohort of children aged 3 to 5 years, who have been exposed to maltreatment. Given that genetic variation is a strong driver of epigenetic differences, another study investigating the effects of genotype, childhood adversity and their interaction on DNA methylation in five independent cohorts will be presented by D. Czamara. M. Schiele will review recent findings on DNA methylation in candidate genes with regard to categorical diagnoses of anxiety- and stress-related disorders such as panic disorder, specific phobia, social anxiety disorder and obsessive-compulsive disorder as well as regarding its possible role as a dynamic correlate of clinical response to psychotherapy. Along these lines, J. Frank will present recent findings from longitudinal genome-wide methylation studies in patients undergoing alcohol withdrawal, electroconvulsive therapy or therapeutic sleep deprivation suggesting epigenetic processes as possible mechanistic correlates of response to clinical interventions.
In sum, epigenetic research carries some promise to take the field closer to clinical application comprising resilience-increasing indicated preventive measures or in high-risk groups as well as more targeted, personalized and innovative treatment options for mental disorders.
Der Klimawandel stellt eine zentrale Bedrohung der Menschheit dar. Er ist die größte Bedrohung für Gesundheit in unserem Jahrhunderts und schon jetzt ein medizinischer Notfall, der die mühsam erzielten Fortschritte der globalen Gesundheit des letzten Jahrhunderts zunichtezumachen droht. Zugleich ist er aber auch eine große Chance für die globale Gesundheit, da viele Klimaschutzmaßnahmen mit erheblichen gesundheitlichen Vorteilen (Co-Benefits) einhergehen.
Gleichzeitig hat das Thema im Gesundheitssektor bis vor kurzem eine nur marginale Rolle und auch in der breiteren Öffentlichkeit wurde der Zusammenhang zwischen Klimawandel und Gesundheit nur wenig verstanden und kaum besprochen. Das ändert sich auch dank Fridays for Future und Health for Future. Die Klimakrise ist Schwerpunktthema beim Ärztetag 2021, beim Pflegetag 2020 und in vielen Fachkongressen. Der Gesundheitsminister hat im BMG eine eigene Abteilung gegründet, die Gesundheitsministerkonferenz hat sich umfassen geäußert und es gibt erste Untersuchungen zum Carbon Footprint des Gesundheitssektors. Dabei wird auch klar, dass das Thema nicht mehr verschwinden wird. Es geht also darum wie schnell verschiedene Fachbereiche das Thema durchdringen und im eigenen Verantwortungsbereich aber auch sektorübergeifend anstehende Massnahmen defineren, priorisieren und umsetzen. Dabei ist klar, dass eine große – sektorübergreifende, tiefgreifende und globale- Transformation notwendig ist.
Virchow und Pettenkofer waren zu ihrer Zeit leuchtende Beispiele für den Umgang mit scheinbar unlösbaren Herausforderungen. Sie waren fähig, über ihre eigene Fachdisziplin hinauszuschauen, innovativ Wissenschaft zu betreiben und gleichzeitig auf der politischen Ebene die möglichen Veränderungen anzustoßen.
Der Gesundheitssektor kann auch heute Verantwortung übernehmen und ein Katalysator für die große Transformation sein.
Stichwörter: Klimawandel, Gesundheit, große Transformation, CO 2 Fußabdruck Gesundheitssektor, Gesundheitsberufe als Akteure
In diesem Symposium werden die neuen S3-Leitlinien zur Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) vorgestellt.
Prof. Herpertz wird zunächst den Themenbereich „Diagnostik“ darstellen. Behandelt werden u.a. die Indikation zur diagnostischen Abklärung, diagnostische Verfahren zur Unterstützung der klinischen Diagnostik sowie das Vorgehen bei Feststellung einer manifesten Diagnose.
Im Folgenden stellt Frau Stoffers-Winterling die Empfehlungen zur Psychotherapie im Erwachsenenbereich dar. Grundsätzlich wird der Einsatz strukturierter, störungsspezifischer Methoden empfohlen. Evidenzbasierte Ansätze werden überblicksartig dargestellt. Anschließend werden die spezifischeren Empfehlungen zur Indikation von Dialektisch-Behavioraler Therapie (DBT) und Mentalisierungsbasierter Therapie (MBT) für die Behandlung selbstverletzenden und/oder suizidalen Verhaltens vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Evidenz genauer erläutert.
Prof. Schmahl wird über die Empfehlungen zur medikamentösen Behandlung berichten. Diese weisen der Pharmakotherapie eine adjuvante Rolle zu und geben Handreichungen zur Medikation von Betroffenen, die ein erhöhtes Suizidrisiko oder Suchtverhalten aufweisen. Thematisiert werden Strategien zur Vermeidung von Polypharmazie, das Vorgehen im Krisenfall und die Medikation bei komorbiden Störungen.
Prof. Kaess berichtet über Grundsatzerwägungen zu Besonderheiten im Kinder- und Jugendbereich, wie die Angemessenheit und Notwendigkeit des Einbezugs von Bezugspersonen. Weiterhin werden die Empfehlungen zur Diagnostik im Kindes- und Jugendalter sowie zur Psychotherapie und medikamentösen Behandlung vorgestellt.
Intellektuelle Entwicklungsstörungen gehen einher mit einem erheblich erhöhten Risiko für somatische sowie psychische Erkrankungen. Die Ursachen für intellektuelle Entwicklungsstörungen sind ausgesprochen heterogen, von idiopathischen Formen bis hin zu komplexen seltenen Erkrankungen und geprägt von hoher Komorbidität. Die Versorgungssituation stellt sich über die gesamte Lebensspanne hinweg als unzureichend dar, insbesondere im Bereich psychischer Störungen, an der Schnittstelle zu körperlichen Erkrankungen sowie in der Transition von Jugend ins Erwachsenenalter. Das Symposium behandelt verschiedene Beispiele für ätiologische Konzepte, aktuelle Forschungsansätze sowie Versorgungskonzepte. Defizite in der aktuellen Versorgungssituation von Menschen mit intellektuellen Entwicklungsstörungen werden adressiert und Handlungsnotwendigkeiten aufgezeigt.
Im Verlauf von pharmaklologischen Intervention zur Behandlung einer psychischen Erkrankung kann eine Umstellung, Reduktion, oder das Absetzen der Medikamente indiziert sein, beispielsweise falls die betroffene Person dies wünscht, beim Auftreten von Nebenwirkungen, Abklingen der Symptomatik oder anderen Gründe.
Eine genaue Kenntnis darüber kann sich für die Behandlung als vorteilhaft erweisen, beispielsweise bei medikamentösen Umstellungen bei der sich Absetzsymptome und Nebenwirkungen von Präparaten, aber auch Symptome eines beginnenden Rezidivs symptomatisch überschneiden können.
In unserem Symposium möchten wir über physiologische Grundlage von Absetzsymptomen, sowie über spezifische Symptome nach Absetzen von Antipsychotika und Antidepressiva referieren.
30% depressiver Störungen persistieren, erfordern anhaltende Behandlungen und führen zu Einschränkung der Lebensqualität der Patienten sowie Kosten für die Gesundheitspolitik. Es braucht innovative Modelle der Vernetzung für eine personalisierte Psycho- und Somatotherapie.
Das Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (CBASP) ist die speziell für diese Patientengruppe entwickelte Psychotherapie. Trotz positiver Studien, besteht bei niedrigen Remissions- und hohen Rückfallraten Optimierungsbedarf. Gezeigt werden Modifikationen und digitale Tools, die CBASP besser auf individuelle Probleme abstimmen und eine blended Therapie ermöglichen.
Die Metakognitive Therapie (MCT) entstammt einem innovativen Modell und liefert ein störungsübergreifendes Konzept zur Entstehung, Aufrechterhaltung und Behandlung psychischer Störungen. Hervorstechend sind kurze Behandlungsdauern bei hohen Effektstärken und nach bisherigem Stand keine Unterschiede im Behandlungserfolg zwischen Patienten mit rezidivierender und mit persistierender Depression.
Stimulationsverfahren bilden ein auf der Modulation einzelner Hirnareale, Regelkreise und Netzwerke beruhendes eigenes Therapieprinzip. Befunde der Bildgebung bei depressiven Störungen eröffnen eine personalisierte therapeutische Anwendung. Gerade die nicht-invasiven Stimulationsverfahren (v.a. die repetitive transkranielle Magnetstimulation [rTMS] und die transkranielle Gleichstromstimulation, [tDCS]) zeigen antidepressive Effekte und eignen sich für eine breite klinische sowie simultane Anwendung mit Psychotherapie und Home Treatment.
Antidepressiva haben eine mehrwöchige Wirklatenz und gerade bei chronischen/ therapieresistenten Verläufen hohe Non-Responderrate. Dies führt zu einem aufwendigen Vorgehen nach Versuch und Irrtum. Integration der Pharmakotherapie in einen Gesamtbehandlungsplan mit engem und interdisziplinärem Austausch erhöht die Medikamenteneffekte. Konzepte der stationären Therapie können als Modelle gelten.
Zwangsstörungen zählen mit einer Prävalenz von 3,4% in der jüngsten deutschen epidemiologischen Studie zu den häufigen psychischen Erkrankungen. Die Störung führt oft zu starken Auswirkungen auf das psychosoziale Funktionsniveau und neigt besonders zu Chronifizierung, so dass frühzeitige und effektive Therapiemaßnahmen von großer Bedeutung sind. Das Symposium soll auf neue, für die Praxis relevante Forschungsergebnisse fokussieren. Es sollen Ergebnisse aus Therapiestudien mit neuen innovativen therapeutischen Ansätzen, v.a. aus der Psychotherapieforschung, sowie neue Erkenntnisse zu biologischen Faktoren vorgestellt werden.
Professor Dr. Steffen Moritz aus Hamburg hat erste Pilotstudien mit einem für Zwangsstörungen neuen Therapieansatz unter Einsatz virtueller Realität durchgeführt, berichtet davon erste Ergebnisse und diskutiert das Potenzial diesen innovativen Ansatzes für das Spektrum künftiger Therapiemöglichkeiten.
Dr. Simone Pfeuffer von der Arbeitsgruppe von Professor Voderholzer, Prien/München leitet ein Projekt bei Jugendlichen und Erwachsenen mit Zwangsstörungen, bei denen mithilfe von Videokonferenztechnik Expositionsübungen im häuslichen Umfeld der Patienten durchgeführt werden. Die Behandlung von Patienten mit Zwangsstörungen zu Hause ist wegen der oft bestehenden Abhängigkeit der Symptomatik vom Kontext von großer Bedeutung. Die Behandlung wurde bereits bei ca. 100 Patienten durchgeführt. Es werden Daten zur Akzeptanz, aber auch zur Wirksamkeit im Vergleich mit Exposition in Eigenregie, bzw. als Hausaufgabe berichtet. PD Dr. Benedikt Reuter von der FU Berlin von der Arbeitsgruppe Professor Kathmann berichtet Ergebnisse aus der Therapieprozess-Forschung zum Therapieprozess, die zu einem besseren Verständnis der Wirksamkeit von Expositionsbehandlung beitragen. PD Dr. Endres vom Universitätsklinikum Freiburg berichtet neue Erkenntnisse zu Differenzialdiagnosen der Zwangsstörung, die für die Therapie hoch relevant sind.
Experten aus Erfahrung – Innovation der Versorgungslandschaft am Beispiel der Arbeit in einem Tandem von Profis und Erfahrenen bei Ex-IN Deutschland
Die psychiatrische Landschaft hat sich in den letzten 30 Jahren stark verändert. Neben der klassischen therapeutischen Versorgung im Rahmen des SGB 5 durch Fachärzte und der stationären psychiatrischen Versorgung in den Kliniken, ist eine zweite Versorgungsstruktur im SGB 9 entstanden.
Beide Strukturen sind etabliert. In welcher Struktur der Klient betreut wird ist häufig dem Zufall überlassen.
Neben dieser Entwicklung hat sich eine weitere Struktur etabliert. Betroffenen geleitete Selbsthilfegruppen sind sowohl im klinischen als auch im ambulanten Alltag ein substanzieller Bereich der Versorgung.
Betroffene, Angehörige und Peers mischen sich in Fragen der Versorgung ein und gestalten psychiatrische Versorgung mit. Methoden der Selbsthilfebewegung finden Eingang in die überarbeitete S3 Leitlinie „Psychosoziale Maßnahmen bei schweren psychischen Erkrankungen“.
In unserem Symposium werden wir die unterschiedlichen Gruppierungen anschauen und beleuchten welche Inhalte sie in die Versorgungslandschaft einbringen. Am Beispiel der innovativen Arbeit in einem Tandem von Experten aus Erfahrung und einem Experten aus Beruf, werden wir die Anforderungen und Chancen der Einbeziehung von Experten aus Erfahrung in die Arbeit erörtern. Welche Chancen für die Weiterentwicklung der psychiatrischen Versorgungslandschaft liegen in dem von EX-IN Deutschland etabliertem Konzept. Dabei werden praktische Erfahrungen im psychiatrischen Alltag, sowie aus der Fortbildung der Genesungsbegleiter*innen, dargestellt. Die mögliche Bedeutung für die Veränderungsprozesse werden herausgearbeitet.
Der Erfahrungsschatz der Experten aus Erfahrung wird als notwendige Innovation der psychiatrischen Versorgung erkennbar. Darüber hinaus wird sichtbar, dass bei allen Beteiligten eine kritische Hinterfragung der eigenen Rolle notwendig wird, die sich in einer neuen Haltung wiederfinden sollte. Ziel ist eine Psychiatrie die sowohl die klassische Forschung und Lehre als auch das Erfahrungswissen der Nutzer*innen integriert.
Das Symposium stellt Methoden und Akteure der humanitären Arbeit in Bezug auf psychische Erkrankungen vor. Die drei Beiträge berichten sowohl von der praktischen Arbeit in der humanitären Arbeit in Deutschland – als auch von Expertennetzwerken globaler Akteure und ergebnis-orientierten Methoden.
Frau Kluge/Aichberger fassen die Erfahrungen im Netzwerkmanagement für Experten der internationalen humanitären Arbeit zusammen und leiten daraus Vorschläge für die weitere Entwicklung ab. Herr Reuter diskutiert, ob systemisch orientiertes Coaching sinnvoll in der internationalen humanitären Arbeit ist und wie sie umgesetzt werden kann. Herr Denker kann als langjähriger Leiter der Initiative „Praxis ohne Grenzen“ die Schwierigkeiten und Lösungen der humanitären Arbeit „vor der Haustür“ aufweisen. Die unterschiedlichen Vorträge ergänzen sich zu einem schlüssigen Bild der aktuellen Arbeit und geben Impulse für den weiteren Weg.
Odysseus-Verfügungen oder „self-binding directives“ stellen eine spezielle Form der Vorausverfügung dar, mit deren Hilfe Betroffene für bestimmte zukünftige Situationen im Voraus selbst bestimmen können, wann sie ein Eingreifen anderer Personen wünschen. Während beispielsweise in den Niederlanden eine gesetzliche Regelung für die Anwendung von Odysseus-Verfügungen in der psychiatrischen Versorgung existiert, stellen sie im deutschsprachigen Raum ein bislang noch nicht etabliertes Vorausplanungsinstrument dar.
Diskutiert werden Odysseus-Verfügungen vor allem für Menschen mit wiederkehrenden manischen bzw. psychotischen Episoden, in denen sich die betroffenen Personen manchmal selbst Schaden zufügen oder Entscheidungen treffen, die sie in stabileren Phasen so nicht hätten treffen wollen. In solchen Situationen hätten sich manche Betroffene möglicherweise rückblickend gewünscht, dass früher – ggf. sogar unter Anwendung von Zwang – eingegriffen worden wäre.
In der wissenschaftlichen Literatur wird eine Vielzahl an klinischen und ethischen Chancen und Risiken von Odysseus-Verfügungen diskutiert, deren Relevanz für die klinisch-psychiatrische Versorgung allerdings unklar ist. Darüber hinaus ist wenig darüber bekannt, wie die betroffenen Stakeholder (Betroffene, psychiatrische Professionelle, Angehörige etc.) die unterschiedlichen Chancen und Risiken bewerten. Auch viele rechtliche Fragen zu Odysseus-Verfügungen sind weitgehend offen.
Vor diesem Hintergrund verfolgt unser interdisziplinäres Symposium das Ziel, Odysseus-Verfügungen aus den Perspektiven der Medizinethik, der Rechtswissenschaft und der (forensischen) Psychiatrie zu diskutieren. Neben rechtswissenschaftlichen Überlegungen werden Ergebnisse aus einer systematischen Literaturübersicht, aus eigenen empirischen Studien und aus der klinischen Praxis berichtet und mit den Teilnehmenden diskutiert.
In peer support people with lived experience of mental health conditions and recovery offer support hope and encouragement to others, currently in crisis. This intervention has shown promising results in the recovery and empowerment of persons with mental health problems in various contexts and is recommended in various guidelines such as the S3 guideline in Germany.
The UPSIDES project (www.upsides.org) is a cooperation of eight international study partners in Africa, Asia, and Europe. Based on a shared understanding of mental health conditions and recovery the UPSIDES intervention was developed and is currently implemented to scale up peer support in different contexts. The UPSIDES intervention will be evaluated in a multi-center randomized controlled trial at six study sites in Uganda, Tanzania, India, Israel and Germany
Different speaker of the international UPSIDES consortium will target peer support with a focus on global innovation in mental health systems. The UPSIDES project and intervention will be presented. Throughout the last year, UPSIDES peer support workers were trained in a 12 module core training to deliver peer support in order to enhance the social inclusion of people with mental health conditions. In this pilot phase, 45 peer support workers were trained at the six implementations sites by trainer tandems with professional and lived experience. The symposium will offer first experiences from the implementation sites, with a deeper inside in the mental health systems of 3 low- or middle-income countries.
Seit dem 1933 in Deutschland die sogenannte „Trinkerheilanstalten“ eingeführt wurden, unterliegt der Maßregelvollzug gem. § 64 StGB ständigen Veränderungen. Was gleich geblieben ist, ist das Behandlungsziel „der Sicherung und der Besserung“ (3. Abschnitt, 6. Titel StGB) der Untergebrachten. Trotz der im Vergleich zum Strafvollzug eher geringen Unterbringungszahlen (Verhältnis derzeit circa 14:1 laut dem Statistischen Bundesamt), kommt den im Maßregelvollzug gem. § 64 StGB untergebrachten Rechtsbrechern aufgrund ihres hohen Rückfallrisikos und ihrer kostenintensiven Behandlung eine nicht geringfügige gesellschaftspolitische Bedeutung zu. Unter Berücksichtigung der begrenzten finanziellen Ressourcen stellt sich zunehmend die Frage nach nicht nur therapeutisch wirksamen, sondern auch kosteneffizienten Behandlungsangeboten. Zudem gewinnt der Maßregelvollzug gegenüber dem Strafvollzug wegen steigender Unterbringungsanordnungen immer weiter an Bedeutung . Welche Anpassungen erscheinen notwendig und auch realistisch zeitnah umsetzbar?
Sozialästhetik ist die Wissenschaft von der schönen, gelingenden mitmenschlichen Begegnung sowie vom schönen Zusammenleben mit Anderen in unserer gemeinsamen sozialen Lebenswelt. Sie umfasst drei Hauptforschungsbereiche, die theoretische, die deskriptive (phänomenologische) und die empirisch-experimentelle Sozialästhetik. Die Sozialästhetik ist nicht nur Forschungsfeld, sondern zugleich auch Forschungsmethodik sowie als angewandte Sozialästhetik auch (mit-)menschlicher Tätigkeitsbereich. Als Forschungsmethodik ist die Sozialästhetik dem „ästhetischen Denken“ (Welsch 2003) verpflichtet das in seiner Viergliedrigkeit seinen Ausgang in einem unmittelbaren sinnlichen Wahrnehmen/Erfahren/Erspüren/Erleben von Sachverhalten nimmt. Dieses unmittelbare sinnliche Erleben ist kein ungerichtet-unkoordiniertes Schwelgen in Gefühlen und Stimmungen, sondern erfolgt auf der Basis eines aufmerksamen und achtsamen Zugehens auf das zu Untersuchende, um mit einem hohem Wahrheitsanspruch das uns Gegenüberstehende erspüren zu können. In einem zweiten Schritt der sozialästhetischen Methode wird das auf diese Weise Erspürte dann einer ersten “generalisierten, wahrnehmungshaften Sinnvermutung” (“ästhetisch-imaginative Expansion”) unterzogen, um nach einer „reflexiven Inspektion und Examination des Erlebten“ (“reflexive Kontrolle”) im vierten Schritt mittels „Konsolidierung und reflexiver Konfirmation des Erlebten“ zu einer phänomenologischen Gesamtsicht zu gelangen. Mit der sozialästhetischen Methode können Umstände und Gegebenheiten, Verhältnisse und Beziehungen sowie Zusammenhänge und Wechselwirkungen des menschlichen Alltags in unserer sozialen Lebenswelt sichtbar gemachten werden, die mit anderen Forschungs- und Denkmethoden nicht erfasst und ausgelotet werden können. In den einzelnen Beiträgen werden verschiedene Anwendungsmöglichkeiten von angewandter Sozialästhetik in der sozialen Lebenswelt unserer klinischen-psychiatrischen Praxis diskutiert.
Das vorliegende Symposium des Referats „Schlafmedizin“ diskutiert neue Entwicklungen in der Schlafforschung und Schlafmedizin mit Relevanz für Psychiatrie und Psychotherapie. Im ersten Teil werden neue therapeutische Entwicklungen gezeigt, zum einen für stationäre Patientinnen und Patienten mit psychiatrischen Erkrankungen und komorbider Insomnie, zum anderen im Speziellen für posttraumatische Schlafstörungen. Der zweite Teil bietet eine Verknüpfung von neuen grundlagenwissenschaftlichen Erkenntnissen zur Modulation von schlafspezifischer Gehrinaktivität durch auditorische Stimulation und WLAN-Exposition und möglichen klinischen Effekten auf Gesundheit. Das Symposium zielt darauf ab, sowohl aktuelle grundlagenwissenschaftliche Aspekte als auch praxisnahe Erkenntnisse für die Umsetzung im Klinikalltag zu vermitteln.
Dissoziative Symptome wie Amnesie, Flashbacks, Abgestumpftheit und Depersonalisation/Derealisation sind in der psychiatrischen Praxis häufig anzutreffen. Bei Patienten mit traumabezogenen psychischen Erkrankungen wie der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) wurden Prävalenzen von bis zu 30% berichtet. Dissoziation ist ein komplexer psychophysiologischer Prozess mit einer Störung oder Veränderung in den normalen integrativen Funktionen der Identität, des Gedächtnisses und des Bewusstseins (Putnam 1997). Vor allem bei der PTBS, der Borderlinestörung und der Schizophrenie, aber auch bei Abhängigkeitserkrankungen und Erkrankungen mit somatischen Komorbiditäten ist die Belastung durch dissoziative Symptome hoch und dies stellt häufig eine Hürde und Herausforderung in der Behandlung dar. Dissoziative Symptome sind bei vielen Patienten gut behandelbar und die Reduktion dieser Symptome kann die Effektivität der Behandlung erhöhen. Im Symposium sollen aktuelle Forschungsergebnisse zum Thema Dissoziation und deren Behandlung in der psychiatrischen Arbeit vorgestellt und diskutiert werden. Dabei wird es sowohl um die Behandlung von Dissoziation mittels Mentalisierung gehen (A. Lampe), als auch um die Effektivität der Behandlung dissoziativer Symptome. Dazu werden Ergebnisse der Behandlung von Dissoziation bei Geflüchteten (M. Böttche), Abhängigkeitserkrankungen (I. Schäfer) und zur interdisziplinären Behandlung von Dissoziation und somatischer Komorbidität (J. Schellong) vorgestellt.
Adipositas prädisponiert nicht nur zu kardiometabolischen Folgeerkrankungen wie Typ-2-Diabetes mellitus oder koronare Herzkrankheit, sondern erhöht auch das Risiko für verschiedene psychische Erkrankungen. Affektive Störungen, Angststörungen und Essstörungen sind besonders häufig anzutreffende Komorbiditäten bei adipösen Personen. Umgekehrt begünstigt das Vorhandensein von bestimmten psychischen Erkrankungen wie Major Depression oder Schizophrenie die Entwicklung von Adipositas und trägt somit zur vorzeitigen kardiometabolischen Mortalität bei. Ebenfalls wird die Einnahme bestimmter Antidepressiva und Antipsychotika häufig mit einer Gewichtszunahme assoziiert. Daher sollen in diesem Symposium verschiedene epidemiologische und klinische Aspekte der Adipositas bei komorbiden psychischen Erkrankungen vorgestellt werden.
Im ersten Vortrag wird Woo Ri Chae (Charité Berlin) die Epidemiologie der Adipositas bei psychischen Erkrankungen erläutern.
Anschließend wird Maria Strauß (Universitätsklinikum Leipzig) darstellen, welche Bedeutung die Adipositas als Komorbidität für die Diagnostik und Behandlung erwachsener Patienten mit ADHS hat.
Im dritten Vortrag wird Deborah Janowitz (Universitätsmedizin Greifswald) ein innovatives Behandlungskonzept der Adipositas bei psychischen Erkrankungen im stationären Setting vorstellen und erste Daten bezüglich Veränderungen des Hormons FGF21 bei einer klinischen Intervention und in einem translationalen Mausmodell zeigen.
Schließlich wird Tobias Hofmann (Charité Berlin) wichtige psychosoziale Aspekte im Kontext bariatrischer Behandlungsstrategien vorstellen.
Zusammenfassend wird sich unser Symposium mit der Epidemiologie, Diagnostik und Therapie der Adipositas bei komorbiden psychischen Erkrankungen befassen. Dabei handelt sich bei der Adipositas um eine besonders häufig anzutreffende Komorbidität bei verschiedenen psychischen Erkrankungen mit hoher klinischer Relevanz.
Psychische Erkrankungen kosten Europa jährlich fast 800 Milliarden Euro. Schizophrenie und Depression sind zwei der belastenden Krankheiten. Leider sind die zugrunde liegenden biologischen Ursachen nicht gefunden worden, was zu Schwierigkeiten bei der Identifizierung neuer therapeutischer Ziele und Biomarker führt. Insbesondere die Option, auf intrazelluläre Stellen zu zielen, ist nach wie vor relativ schwach entwickelt. Neuartige Forschungsinstrumente ermöglichen es nun, NMDA-Rezeptor (NMDAR)-Bahnen als vielversprechende Angriffspunkte zu evaluieren.
Im Rahmen des Symposiums soll das mechanistische Verständnis des NMDAR-Signalwegs und seiner Dysregulation bei psychiatrischen Erkrankungen auf der Ebene des Moleküls, der Zelle, des Gehirns und des Verhaltens erlangt werden. Dabei wird gezeigt wie neue Substanzen, die auf die NMDAR-Signalübertragung abzielen, das Verhalten in Modellen steuern (Freudenberg, Frankfurt). Es werden in-vitro Modelle zur Erforschung des glutamatergen Systems vorgestellt (Jung, Halle). Außerdem werden die Effekte des glutatmatergen Systems auf die Hirnfunktion beschrieben (Frodl, Magdeburg) und die Auswirkung der Ketaminbehandlung bei der therapierefraktären Depression dargestellt (Normann, Freiburg).
Der modulare Therapieansatz der Psychiatrischen Kurz-Psychotherapie PKP erlaubt evidenzbasierte störungsspezifische Interventionen, die zudem höchst individualisiert sind. Psychiatrische Praxis und Klinik erfordern ein in der Routine praktikables Therapieformat. Das gelingt mit zehn- bis zwanzigminütigen Interventionen unter Einsatz von Sprechstundenkarten, die sowohl in Praxis, Ambulanz als auch auf der Klinikstation wirkungsvoll eingesetzt werden können. Studien zeigen, dass sie ebenso wirksam sind wie eine umfasssenden Langzeittherapie. Sowohl in Einzelgespräch als auch in der Gruppenbehandlung werden hohe Effektstärken erreicht. Heute sind Module für die Therapie von Angst- und Zwangserkrankungen, Alkoholabhängigkeit und chronischem Schmerz verfügbar - auf dem Niveau des State of the Art.
Psychische Störungen im Leistungssport weisen oft spezielle Phänotypen auf. Mitunter dominieren initial somatische Beschwerden das klinische Bild. Ein gezieltes Screening und regelmäßiges Monitoring relevanter Parameter kann helfen, seelische Störungen früh zu detektieren. Die Arbeitsgruppe um Petra Dallmann hat mittels einer APP das psychische und psychische Befinden von Kaderathleten vor den paralympischen Spielen anhand eines Gesundheitsfragebogens erfasst, was ggf. eine frühzeitige sportpsychiatrische Behandlung ermöglicht. Die Integration psychotherapeutischer Kompetenz in sportpsychologischen Betreuungssettings ist noch nicht flächendeckend implementiert. Monika Liesenfeld präsentiert ein prämiertes Projekt einer kooperativen Zusammenarbeit zwischen Sportpsychologie und Psychotherapie am Olympiastützpunkt Berlin, das sie zusammen mit Brit Wilsdorf realisiert hat. Für das Auftreten psychischer Erkrankungen im Leistungssport sind vulnerable Situationen und Karrierephasen bekannt. In diesem Kontext ist die Berücksichtigung der psychosozialen Aspekte im sportlichen, beruflichen und privaten Bereich der Athleten relevant. Malte Claussen aus Zürich untersuchte die Auswirkungen und besonderen Belastungen der COVID-19-Pandemie auf Leistungssportler in der Schweiz.
Das von psychiatrischen, kinder- und jugendpsychiatrischen sowie psychosomatischen Fachgesellschaften in 2018 und 2019 entwickelte Plattform-Modell zur Personalbemessung orientiert sich am Bedarf der Patient*innen. Dabei war die leitlinienorientierte Behandlung die Orientierungsgrundlage. Dieser Ansatz kollidiert mit der vom GBA vorgelegten PPP-Richtlinie vom September 2019, die lediglich Mindestvorgaben definiert. Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels in fast allen relevanten Berufsgruppen der psychiatrischen Versorgung sind damit eine Reihe von strategischen Herausforderungen an das Personalmanagement verbunden. Das Management von psychiatrischen Einrichtungen hat angesichts des Fachkräftemangels schon heute oft das Problem, den Mindestpersonalbedarf einzuhalten. Der leitlinienorientierte Bedarf liegt – so die Hypothese – noch darüber. Wie kann Personalmanagement darauf reagieren? Gibt es überhaupt eine Chance der aktiven Gestaltung. Welche Ansätze gibt es, Arbeiten auf andere Berufsgruppen zu übertragen? Welche Instrumente und Tools können das Personalmanagement dabei unterstützen? Ist leitlinienorientierte Personalbemessung zwar unter Qualitätsgesichtspunkten wünschenswert, aber völlig unrealistisch?
Compelling evidence from various approaches to identifying risk for behavioral disorders, such as autism, schizophrenia and intellectual deficiency, implicates early development as playing a critical role. Epidemiological studies have long suggested that diverse complications during pregnancy increase risk upwards of two-fold. Pathway and gene ontology analyses of sets of genes in recent risk loci identified from large scale case control GWAS studies implicate neuronal differentiation and early processes in brain development. Studies of gene expression across the human lifespan have shown that genes in GWAS risk associated loci are as a group more likely to be expressed during fetal life than during postnatal life, suggesting that they are dynamically regulated during fetal brain development (Birnbaum et al AJP 2012, Jaffee et al Nature Neurosci 2018). Moreover, studies of DNA methylation and of the 3D chromatin state, as epigenetic marks of environmental experience, have further shown that schizophrenia risk associated loci from recent GWAS studies implicate epigenetic variation that distinguishes fetal from postnatal development (Jaffe et al Nat Neurosci 2016, de la Torre-Ubieta et al Cell 2018). These data argue that both genetic and epigenetic risk for these disorders involve early brain development, and surprisingly, not the period of time when the clinical diagnosis is first made. These data, however, are circumstantial and not definitive. Accordingly, we have recently shown that genetic risk for schizophrenia, as measured with polygene risk scores calculated from the most GWAS-significant loci, interact with serious prenatal and perinatal complications in affecting risk for schizophrenia, so that the liability of schizophrenia of genetic risk is more than six times higher in individuals with a history of such complications compared with its absence (Ursini et al Nat Medicine 2018). Consistently, we have found that the genes mapping to the schizophrenia risk loci, and interacting with those complications, are highly expressed in placenta and differentially expressed in placentae from complicated in comparison with normal pregnancies; moreover, they are differentially up-regulated in placentae from male compared with female offspring. Such finding suggests a link between genetic risk for schizophrenia and placenta pathophysiology, together with a sex-biased role for the placenta in expressing genetic risk for schizophrenia. These data establish a time window of fetal life as a major component of the risk architecture of schizophrenia and suggest potentially new avenues for prevention based on placental health and high placental genetic risk. These studies and their implications are the subject of this lecture.