Nicht-invasive Hirnstimulationsverfahren (non-invasive transcranial brain stimulation - NTBS, v.a. transcranial direct current stimulation – tDCS) stellen ein sich aktuell schnell entwickelndes Feld für therapeutische Anwendungen da. Der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) seit 2015 geförderte Verbund German Center for Brain Stimulation (GCBS) untersucht in diesem Zusammenhang Möglichkeiten koordinierter translationaler Forschung. In dem Symposium werden Schwerpunkte und bisherige Ergebnisse zur tDCS vorgestellt. Michael Nitsche (Dortmund) diskutiert die Übertragbarkeit von Methoden der Motorkortexstimulation auf eine für psychiatrische Anwendungen besonders relevante Stimulation des präfrontalen Kortex. Ein zentrales Problem, aber auch ein Entwicklungsfeld für optimierte und individualisierte Anwendungen ist die hohe inter-individuelle Variabilität NTBS-vermittelter Effekte. Daniel Keeser (München) berichtet vor diesem Hintergrund von aktuellen Befunden aus Untersuchungen mit multimodaler Bildgebung und MRT-basierter Modellierung tDCS-induzierter elektrischer Felder (sog. efields). Eine Stärke der tDCS ist ihre optimale Kombinierbarkeit mit Trainingsinterventionen. Christian Plewnia (Tübingen) und Malek Bajbouj (Berlin) stellen neue Ergebnisse aus kontrollierten klinischen Studien zu einem tDCS unterstützen Training kognitiver Kontrolle und einer tDCS augmentierten Gruppenpsychotherapie bei Depressionen vor. In allen Beiträgen werden aktuelle Perspektiven für die Weiterentwicklung der NTBS aufgezeigt und mit den Kongressteilnehmern diskutiert.
Die verstärkte Wahrnehmung und Verarbeitung negativer Informationen (‚negativity bias‘) ist ein wesentlicher Mechanismus der Entstehung und Aufrechterhaltung depressiver Symptomatik. Sie ist häufig verbunden mit einer unzureichenden Aktivität präfrontaler Netzwerke. Sowohl das Training kognitiver Kontrolle als auch die Stimulation dieser Hirnareale sind Möglichkeiten diese Funktionen zu stärken und damit die Erholung von Depression zu unterstützen.
In einer randomsierten klinischen Pilotstudie haben wir den Effekt des paced auditory serial addition task (PASAT) in Kombination mit transkranieller Gleichstromstimulation (tDCS) des linken dorsolateralen Präfrontalkortex unterschiedlicher Stärke (2mA, 1mA, Sham) auf depressive Symptomatik (MADRS) getestet (N=51). Das tDCS-unterstützte Training fand innerhalb von 4 Wochen 3x wöchentlich (12 Sitzungen) bei ansonsten konstanter medikamentöser Therapie statt.
Nach Ende der Behandlung zeigte sich insgesamt eine deutliche Besserung der depressiven Symptomatik um 10,6 MADRS-Punkte (t(51) = 5.57, p < .001) jedoch kein Unterschied zwischen der mit Scheinstimulation (sham) und den zwei mit tDCS (1mA: t[51] = 0.54, p = .589, B = -1.25, SE = 2.29; 2mA: t[51] = 0.18, p = .859, B = -0.41, SE = 2.29) behandelten Patientengruppen. Auch zum Follow-up Zeitpunkt war kein signifikanter Unterschied festzustellen.
Der fehlende Effekt der Stimulation beruht möglicherweise auf der in dieser Studie relativ geringen Behandlungsintensität (12 Sitzungen in 4 Wochen). Ein numerischer Unterschied zwischen mit 1mA und sham behandelten Patienten von 5,36 (Effektstärke d=0,53) in der Veränderung des MADRS-Scores 3 Monate nach Ende der Behandlung könnte dennoch als Signal für einen verzögerten positiven Effekt der Kombination von PASAT-Training gewertet werden. Belastbare Nachweise dafür müsste jedoch in weiteren klinischen Studien erbracht werden.
Bitte beachten Sie: Die E-Poster werden zur Ansicht online veröffentlicht. Es erfolgt keine E-Poster-Präsentation während des digitalen Kongresses.
Hintergrund. PatientInnen mit Persönlichkeitsstörungen (PS), insbesondere solche mit emotional instabilen PS, nehmen oft wiederholt stationär-psychiatrische Aufnahmen in Anspruch. Die Analyse der PatientInnengruppen, welche das psychiatrische Versorgungsangebot intensiv nutzen, dient der der Qualitätssicherung in der Psychiatrie. Ziel der Untersuchung war die Analyse von Nutzungsparametern von PatientInnen mit PS. Methodik. Analyse der Aufnahmezahlen von PS an einer psychiatrischen Regionalabteilung mit Versorgungsauftrag von 2015 bis 2019. Bestimmung der relativen Häufigkeit spezifischer PS sowie der Wiederaufnahmeraten. Bestimmung der mittleren Aufenthaltsdauer der PS sowie der Subgruppe der Intensivnutzer mit PS (Pat. mit >5 Aufnahmen pro Jahr). Die Beteiligung an Aggressionsereignissen relativ zu anderen Diagnosegruppen wurde analysiert. Ergebnisse. Im Erhebungszeitraum wurden 909 Aufnahmen mit PS verzeichnet, das waren 18,7% des Gesamtaufkommens der Aufnahmen. Die meisten Aufnahmen mit PS entfielen auf emotional instabile PS (58%), gefolgt von Kombinierten PS (36%). Die Wiederaufnahmeraten bei PS lagen im Mittel deutlich über jenen der übrigen Diagnosegruppen (2,5 vs. 1,39 Aufnahmen p.a.), die Aufenthaltsdauern waren hingegen kürzer (7,48 vs. 18,36 d). Innerhalb der PS entfielen 39% der Aufnahmen auf Intensivnutzer, welche eine nochmals verkürzte Verweildauer (4,09 d) aufwiesen. 55% der erfassten Aggressionsereignisse wurden von PatientInnen mit PS verursacht. Diskussion. PatientInnen mit PS zeigen deutlich höhere Wiederaufnahmeraten und kürzere stationäre Verweildauern als PatientInnen mit anderen Diagnosen. PS waren auch am häufigsten bei Aggressionsereignissen beteiligt. Die Daten zeigen einen hohen Bedarf an kriseninterventioneller Behandlung mit relativ kurzer Verweildauer bei PS auf. Es ist zu diskutieren, ob dies die Problematik einer ‚Drehtürpsychiatrie‘ widerspiegelt oder den Bedürfnissen von PatientInnen mit schweren PS entspricht.
Hintergrund:
Ärzt_Innen haben ein hohes Risiko für Burnout und Depression, wobei berufliche Belastungen eine wesentliche Rolle spielen. Für Urologen gibt es dazu kaum Daten. Auch fehlt es an Studien zu Unterschieden zwischen Ärztinnen und Ärzten. Ziel der Studie ist, den Ist-Zustand im männerdominierten Fach Urologie zu erfassen und Daten aus dem frauendominierten Fach Gynäkologie gegenüberzustellen, um daraus die Notwendigkeit von Präventions und Hilfsmaßnahmen abzuleiten.
Methoden:
Wir befragten mit Zustimmung der zuständigen Ethikkommission urologisch und gynäkologisch tätige Ärzt_Innen anonym zu Person, Arbeit und Gesundheit. Zudem kamen Beck Depressions Inventar, Maslach Burnout Inventar, Effort-Reward Imbalance- und Overcommitment-Fragebogen zum Einsatz. Die statistischen Berechnungen erfolgten mittels SPSS, Version 24.0.
Ergebnisse:
Der Rücklauf bei den Urologen betrug 33% (N = 128), bei den Gynäkologen 52% (N = 134). Beide Fächer erleben zu rund 12% berufliche Gratifikationskrisen. Eine klinisch relevante Depressivität fand sich bei 10,4% der Urologen und 12,8% der Gynäkologen (ns). Bei 6,2% der Urologen zeigte sich ein Burnout, bei den Gynäkologen waren dies 3,9% (ns). Urologen wiesen mit 16,4% eine geringere Verausgabungsneigung auf als Gynäkologen mit 38,9% (p < 0,001). Allerdings unterschieden sich Männer und Frauen diesbezüglich nur unwesentlich.
Schlussfolgerung:
Die Ergebnisse zeigen, dass auch Ärzt_Innen in der Urologie berufliche Gratifikationskrisen erleben und unter einem erhöhten Risiko für Depressionen und Burnout stehen. Die Ergebnisse zur Verausgabungsneigung zeigen, dass weniger geschlechtsspezifische Einflüsse als persönliche Neigungen relevant scheinen. Insgesamt wird deutlich, dass verhaltens- und verhältnispräventiv Handlungsbedarf besteht.
Einleitung: Heimweh ist ein seit Jahrhunderten beschriebenes Phänomen unterschiedlichster Kulturen und Gesellschaften. Nicht selten ist Heimweh assoziiert mit psychosomatischen Beschwerden und psychischen Erkrankungen. In der internationalen Forschung wurde Heimweh bei Kindern, Studenten und zugewanderten Arbeitnehmern untersucht. In Deutschland findet Heimweh in der wissenschaftlichen Welt und der psychiatrisch/psychotherapeutischen Praxis bislang keine Aufmerksamkeit, was bei den aktuellen Migrationsbewegungen, steigenden Prävalenzzahlen für psychische Erkrankungen und Debatten um gelingende Integration verwundert. Dieser Kongressbeitrag soll über den aktuellen Stand der Evidenz zu Heimweh informieren und so ein Bewusstsein für die Aktualität des Phänomens Heimweh in der Psychosomatik und Psychotherapie in Deutschland schaffen.
Methodik: Systematische Literaturrecherche in den Datenbanken „Psyndex“, „Pubmed“ und „google scholar“.
Ergebnisse: Die Angaben zur Häufigkeit schwanken in unterschiedlichen Populationen von 20 bis 90%, was v.a. an uneinheitlichen Definitionen von Heimweh und den unterschiedlichen Messinstrumenten liegt. Die klinischen Folgen reichen von Schlafstörungen über Depressivität bis hin zu sozialen Auffälligkeiten.
Schlussfolgerung: Migrationsbewegungen, steigende Prävalenz psychischer Erkrankungen und aus Heimweh resultierende Beeinträchtigungen machen deutlich, wie wichtig ein modernes Verständnis von Heimweh für die Präventionsarbeit und Therapiefokussierung ist.
Einführung: In schizophrenen Psychosen variieren die Inhalte von Positivsymptomen zwischen den einzelnen Patienten sowie zwischen Männern und Frauen. In der folgenden Arbeit sollen die Inhalte und Modalitäten von attenuierten (APS) und transienten psychotischen Symptomen (BLIPS) von Patienten, die die Ultra-High Risk (UHR) Kriterien erfüllen, dargestellt werden und im Hinblick auf das Geschlecht vergleichen werden.
Methode: 247 Fallvignetten und soziodemographische Daten von Patienten (132 Frauen, 115 Männer), die die Ultra-High Risk (UHR) Kriterien erfüllen und im Rahmen der PRONIA-Studie rekrutiert wurden, wurden hinsichtlich der Inhalte attenuierter (APS) und transienter (BLIPS) psychotischer Symptome analysiert und kategorisiert. Ihre Häufigkeiten und Einfluss auf Geschlechtsunterschiede wurden untersucht.
Ergebnisse: 69 Wahnthemen, 31 Formen halluzinatorischen Erlebens aller Modalitäten und 18 Arten konzeptueller Desorganisation wurden identifiziert, von denen 78% bei weniger als 5% der Patienten auftraten. In der Gesamtstichprobe waren paranoid getönte Beziehungsideen (n=79; 32%) und Ideen, andere planten etwas Negatives (n=36, 15%) oder wollten physisch schaden (n=38, 15%) die häufigsten Phänomene. Geschlechtsunterschiede kleiner Effektstärke (Cramer’s V: 0.106-0.156) fanden sich in der Häufigkeit von 11 Phänomenen (3 häufiger bei Frauen). Die 26 Phänomene mit einer Häufigkeit >5% und 6 Phänomene mit geringerer Häufigkeit aber Geschlechtsunterschied erklärten in einem logistischen Regressionsmodell knapp 30% der Varianz und klassifizierten 64,3% der Männer und 73,5% der Frauen korrekt.
Schlussfolgerungen: Die Daten unterstreichen die Heterogenität des klinischen Bildes von UHR-Stadien, für das sich deutliche Geschlechtseinflüsse zeigen. Diese könnten weitere Aufschlüsse über biopsychosoziale Ätiologiefaktoren unterschiedlicher Phänomene und damit auch deren klinische Relevanz geben und damit ggf. die Einschätzung des Psychoserisikos verbessern.
Introduction. The study evaluates the prevalence of underdiagnosed bipolar disorder (BD) among patients with a first-time depression and the association between suicide risk and type of depression. Recent reports indicate that the prevalence of undiagnosed BD in patients with a depression might achieve from 11,6% to 58,7% depending on the different diagnostic approaches and the persons with BD are at high risk for completed suicide after suicide attempt. We suggest that the risk of suicide is higher by bipolar depression than in unipolar depression, therefore it is necessary to differentiate unipolar and bipolar depression with CDSS scale.
Material and methods. The interview consists of sociodemographic information, Module C of the MINI-International Neuropsychiatric Interview, Columbia – Suicide Severity Rating Scale (C – SSRS), The Patient Health Questionnaire-9 (PHQ-9). Data is statistically processed in MS Excel and SPSS 20.
Results. 51 respondents, 27 females (52,9%) and 24 males (47,1%) with first-time depression (F32 according ICD-10). Minimal age 19 years, maximal age 64 years; average 36.49 years. The number of clinically undiagnosed cases of BD among hospital patients with a fist-time depression achieved 27.45 % (14 patients) when testing on the M.I.N.I. An independent-samples t-test was conducted to compare the suicide risk for patients with a unipolar and bipolar depression. There was a significant difference in the scores for a group of patients with a unipolar depression (M=1,76, SD=1,362) and bipolar depression (M=3,43, SD=1,22); t(49)=-4,016, p=0,000. The type of depression doesn’t have a statistically significant difference with the severity of depression according to the PHQ-9 scale.
Conclusions. Our results suggest that patients with a bipolar depression have significantly higher suicide risk than patients with a unipolar depression. We could consider that it is necessary more accurate to exclude BD among patients with a depressive symptomatic.
Einführung:
Alkoholkonsum in der Schwangerschaft ist ein gesellschaftliches Tabu. Stigmatisierung und Scham erschweren den Zugang zu dieser Zielgruppe. Qualitative Forschungsansätze zum Konsum von Schwangeren nutzten oft Interviews, andere Datenquellen werden bisher wenig beachtet. Diese Arbeit vergleicht zwei Datenquellen zu diesem Thema, um Vorteile, aber auch einen möglichen Bias durch die jeweils verwendete Datenquelle zu erkennen.
Methode:
Es wurden 9 Onlineforenbeiträge mit 115 Diskussionsteilnehmern sowie 7 Einzelinterviews zum Thema „Alkoholkonsum in der Schwangerschaft“ jeweils mittels Grounded Theory analysiert. Anschließend wurden die Ergebnisse auf inhaltlicher und sprachlicher Ebene verglichen.
Ergebnis:
Viele Kernthemen waren in beiden Datenquellen vorhanden. Unterschiede zeigten sich in Berichten über negative Erfahrungen, wenn Schwangere zu ihrem Konsum standen. Stigmatisierende Erfahrungen wurden in den Foren häufiger und drastischer dargestellt. Zudem wurden Menschen mit anderen Meinungen teilweise offen angefeindet, während in den Interviews häufiger Toleranz ausgedrückt wurde. Negative Erfahrungen mit dem Umfeld oder medizinischem Personal wurden in den Interviews zwar dargestellt, aber häufig anschließend wieder relativiert.
Diskussion:
In den Interviews zeigte sich eine eher angepasste Kommunikation, welche sich auf soziale Erwünschtheit und einen Selektionsbias bei der Teilnahme an einem Interview zurückführen ließ. In den Forendiskussionen drückten sich die Teilnehmerinnen oft sehr direkt aus. Dies ließ sich auf die Anonymität im Internet zurückführen, ermöglichte aber gleichzeitig mehr Offenheit in der Darstellung negativer Erfahrungen.
Schlussfolgerung:
Beim Einsatz qualitativer Methoden sollten stets verschiedene zur Verfügung stehende Datenquellen bedacht werden. Wenn möglich sollten verschiedene Datenquellen kombiniert werden, um eine Triangulation der Daten zu gewährleisten. Dadurch kann der Forschungsgegenstand umfassend beleuchtet werden.
Aim: To compare antipsychotic medication adherence and risk of treatment discontinuation (TD) in schizophrenia patients newly initiated on long-acting injectable antipsychotics (LAI) or who switched their oral antipsychotic (OAP) regimen.
Methods: Claims data of German schizophrenia patients who initiated LAIs or switched their OAP during 2012–2016 (index date) were retrospectively analyzed. Treatment switch was defined as add-on medication or stopping the existing one and initiating a new OAP (overall cohort [OC]). Adherence and time to treatment discontinuation (TTD) were calculated. Two models were calculated: Model 1 controlled for medication, age, sex, and Charlson comorbidity index (CCI); model 2 also included pre-index medication-, visit-, and psychiatric inpatient stay costs. Sensitivity analysis on patients who stopped existing prescription and initiated new OAP (complete switch cohort [CSC]) was performed.
Results/Discussion: In OC (n=2,650), LAI users had better adherence (35.4% vs. 11.6%), persistence (no 60-day gap; 40.7% vs. 19.8%), and longer TTD (median [95% CI] 216 [193–249] vs. 50 [46–56] days) than OAP users. OAP usage (hazard ratio [HR] 1.89, 95% CI 1.73–2.06; p < 0.001) and greater CCI (HR 1.04, 95% CI 1.00–1.07; p=0.023) were associated with greater risk of TD in model 1. Model 2 showed similar results. LAI users in CSC also had better adherence, persistence, and longer TTD. In CSC too, OAP usage and greater CCI were associated with greater risk of TD in model 1, but only CCI was significant in model 2. Higher pre-index psychiatric inpatient costs were associated with lower risk of TD (HR 0.99, 95% CI 0.98–1.00]; p=0.014).
Conclusion: This real-world study associates LAIs with better medication adherence and lower antipsychotic discontinuation risk than OAPs.
Dementia with Lewy bodies (DLB) is the second most common form of dementia and is assumed to be often under- or misdiagnosed. Here we present a complex case of probable DLB in which DLB was ruled out initially.
In this case, Fluorodeoxyglucose positron emission tomography as well as neuropsychological assessment were initially suspicious for a possible DLB diagnosis while core clinical criteria were missing and the indicative biomarker 123I-FP-CIT SPECT was negative. Structural MRI and Amyloid- PET-Imaging showed no pathologies. Two years later, the patients showed several core and supportive clinical features of DLB and 123I-FP-CIT SPECT showed a pathological pattern.
Core clinical features of DLB can be missing and indicative biomarkers can be negative, especially in early stages of the disease. Therefore, detailed neuropsychological tests in combination with PET imaging might provide crucial evidence for DLB. Follow-up should be performed as core symptoms and indicative biomarkers might appear in later stages of the disease.
Introduction: Peripartum depression and anxiety disorders (PDD/PAD) can impair the quality of the infant-mother relationship and the newborn´s ability to regulate its affect when facing stressful situations, the latter also depending on infant´s temperament. To date, little is known about the links between mother-infant´s heart rate variability (HRV) and infant temperament.
Aim: Aim of the study was to investigate differences between maternal depressive and anxiety disorders, infant temperament and infant and maternal HRV during mother-infant interaction compared to a healthy control group.
Methods: N=50 mother-infant dyads, n=30 healthy controls and n=20 mothers with (PDD/PAD) according to DSM-5 participated in the Still-Face Paradigm 3-4 months after giving birth. Using an electrocardiogram, we recorded heart rate (HR) and HRV, and infant´s temperament was assessed by the caregivers using the Infant-Behavior-Questionnaire (IBQ).
The Paradigm consists of a six minutes task: two minutes of playful interaction, two minutes of still-gaze and again two minutes of play. No physical contact is allowed during any of the three phases.
For the data analysis we used Kubios HRV (version 2.0) to extract HR as well as RMSSD, a standard time domain that reflects the parasympathetic activity of the vagal nerve on the heart.
Results: Children of mothers suffering from an affective disorder had significantly higher HR during the still-gaze situation (p=0,048; r=0,29) and were classified by their primary caregivers as having a more difficult temperament richer in negative affection (p=0,041; r=0,3). Furthermore, mothers on the clinical group had notoriously higher HR during all three phases than control and the heart rate of mothers differed significantly between groups (p=0,04; η2 = 0,09).
Conclusion: The findings underline the influence of early interactional experiences for stress regulation, especially in the context of maternal mental health during the peripartum period.
PGAD is a rare condition mostly in women causing life-quality reduction, leading to depression and sometimes suicidal behavior. Characterized by persistent and unwanted sensations of genital arousal – not related to sexual desire – almost nothing is known about causation and etiopathology, research is still in its infancy and effective evidence-based treatment strategies do not exist so far. A number of theories on causes, triggers and pathophysiology exist: Psychological factors and affection of central and/or peripheral nervous system may be core pathologies. Antidepressants and anticonvulsants may alleviate symptoms. In contrast, SSRIs may as well not only induce/worsen symptoms but also lead to other sexual dysfunctions; even after cessation of treatment.
Existing treatment data can be categorized: (1) non-pharmacological, (2) pharmacological, (3) drugs inducing/worsening symptoms, (4) drugs inducing/worsening symptoms during withdrawal/cessation. As symptoms, causes and triggers appear to be diverse we are currently running one of the first large-scale studies on this rare disease.
It can be hypothesized: (1) a morphological correlate affects/represents neuronal structures leading to altered perception of genital sensation, (2) a functional correlate in the central nervous system indicates a hyperfunction or hypofunction of specific brain areas and (3) patients show elevated rates of previous pharmacological treatments or reveal specific patterns of comorbid diseases.
Better understandings of mechanisms, evidence-based therapies, a standardized definition, inclusion into future versions of medical catalogs and a repertoire of treatment options is necessary. Medical histories, clinical examinations, counseling and putative treatments must be provided. Working hypotheses, etiological models, basic science and clinical trials must be developed. Until then, diagnosis-finding will remain long-lasting and not infrequently many treatment options have to be tried out.
Einführung
Patienten mit komplexen posttraumatischen Belastungsstörungen zeigen neben den klassischen PTBS-Symptomen Störungen der Emotionsregulation, der interpersonellen Beziehungen und des Selbstbildes. Die leitliniengerechte Therapie besteht in störungsspezifischer Psychotherapie mit Fokus auf Expositionsbehandlung. Diese wird oft stationär auf spezialisierten Abteilungen durchgeführt. Dort besteht Gelegenheit, Emotionsregulation und Beziehungsgestaltung im Gruppentherapieformat zu verbessern. Eine evidenzbasierte Psychotherapie der k-PTBS ist die von M. Cloitre entwickelte Therapieform: Skills Training in Affective and Interpersonal Regulation (STAIR). Für unsere im September 2019 neu eröffnete Traumastation stellte sich die Frage, inwieweit sich dieses Therapiekonzept in einer offenen, stationären Gruppe einsetzen liess.
Methode
Nach Erlernen der STAIR- Methodik durch 4 ganztägige Seminare im interprofessionellen Setting erfolgte eine auf stationäre Rahmenbedingungen angepasste Modifizierung der STAIR-Gruppentherapie. Über einen Zeitraum von 6 Monaten wandten wir die Methode bei unserem Patientenkollektiv an und evaluierten die Therapieergebnisse anhand des Deltas der „Brief Symptom Checklist“ (BSCL), von Fokusgruppeninterviews und einer Patientenzufriedenheitsmessung, welche auf einer fragebogenbasierten, deskriptiven Analyse beruhte.
Ergebnisse/Diskussion
Die Analyse der Ergebnisse ergab eine hohe subjektive Zufriedenheit der Patienten/innen mit der Therapie und einen Rückgang der Symptombelastung im BSCL von 22,7 Pkt. im Mittel-wert. (Stand Mai 2020) Es zeigte sich, dass sich das STAIR-Konzept auch im stationären Setting anwenden lässt. Mögliche Vorteile gegenüber anderen gruppentherapeutischen Methoden sind die Traumaspezifität und die Evidenzbasierung der Therapie für das gegebenen Patientenkollektiv. Zudem lässt sich STAIR in weitere interprofessionell erbrachte, komplementäre Behandlungsangebote des Wochenplans gut integrieren.
BACKGROUND: Altered cortisol levels have been associated with mental disorders, partly moderated by prolonged stress experiences such as childhood maltreatment. The present work investigated whether previously reported sex differences in cortisol levels could also be observed in associations between basal serum cortisol levels, childhood maltreatment and depressive symptoms. Associations between cortisol and cortical thickness are also tested for sex differences.
METHODS: Based on data from 5,528 participants (51.65% male; age=54.76 years ± 14.53 years) of the general population, first, sex differences in the association between basal serum cortisol levels and childhood maltreatment as well as depressive symptoms were tested using interaction terms. Second, sex-specific associations between cortisol and cortical thickness were investigated in 2,597 subjects (52.33% male). Third, it was tested if childhood maltreatment or depressive symptoms moderate the cortisol-cortical thickness-associations.
RESULTS: Basal serum cortisol levels were higher in men than in women (t=-17.243, p=6.25E-65). In women but not in men, cortisol levels were associated with childhood maltreatment (Sex-by-Childhood maltreatment: t= 3.636, p=2.80E-04) and depressive symptoms (Sex-by-Depressive symptoms: t= 5.204, p=2.02E 07). Sex differences in the association between cortisol and cortical thickness were observed in 25 of 34 regions. In 18 regions, higher basal serum cortisol levels were stronger or exclusively related to thinner cortex in men. An interaction between cortisol and depressive symptoms on cortical thickness was observed in 11 regions. In 4 regions, an interaction between serum cortisol levels and depressive symptoms was exclusively found in women.
CONCLUSIONS: Future research should investigate the role of sex hormones within this conceptual framework of environment exposure, vulnerability to stress-related alterations and brain structure.
Die vorliegende multizentrischen Beobachtungsstudie befasst sich mit der Frage, ob EEG-basiertes Infra-Low-Frequency-(ILF) Neurofeedback (NF) eine wirksame Therapie für solche Patienten ist.
196 Kinder und Jugendliche erhielten über einen Zeitraum von mindestens 15 Woche mindestens zweimal wöchentlich eine ILF-NF-Therapie nach einem von Othmer entwickelten Protokoll.
Zur Beurteilung der durch NF erzielten Veränderungen wurden in einem 21-minütigen GO/NOGO-"continuous performance test" (CPT) klinisch relevante Parameter wie Aufmerksamkeit, Reaktionszeit (und deren Variabilität), Auslassungsfehler (Omissionsfehler) und Impulskontrolle-Fehler (Kommissionsfehler) gemessen. Der Test wurde von jedem Patienten vor und nach Abschluss der NF-behandlungen durchgeführt.
Um behandlungsbedingte Veränderungen von AD(H)S-relevanten Indikatoren zu verfolgen, beurteilten die Patienten Art und Schweregrad ihrer am stärksten ausgeprägten Symptome.
Nach der Dauer von etwa 30 Sitzungen ILF-NF verbesserte sich die durchschnittliche Reaktionszeit der Patienten signifikant um 21ms (von 457 ± 88ms auf 436 ± 85ms). Parallel dazu verbesserte sich auch die Variabilität der Reaktionszeit um 18ms (von 122 ± 30ms auf 104 ± 30ms). Omissionsfehler verbesserten sich von durchschnittlich 9,6 ± 15,1 auf 5,0 ± 9,3 und Kommissionsfehler von durchschnittlich 19,1 ± 17,3 auf 9,0 ± 9,0. 97% der Patienten hatten eine Verbesserung der Symptome wie Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität oder Impulsivität, die einst als belastend empfunden wurden. Nur 3% der Patienten gaben an, dass keine merkliche Verbesserung der Symptome eingetreten sei.
Die Ergebnisse aus der vorliegenden Studie zeigen, dass eine subjektive und behaviorale Verbesserung von Symptomen durch die ILF-NF Therapie bei Kindern und Jugendlichen mit AD(H)S möglich ist. ILF-NF kann dabei als nichtmedikamentöse, nicht-invasive und schmerzfreie Behandlungsoption die Therapie bei AD(H)S, bereichern und gut in den Praxisalltag integriert werden.
Introduction: The impact of benzodiazepines on efficacy and safety of antidepressants, including esketamine, remains unclear.
Methods: Post-hoc analyses of pooled data from two randomized, double-blind studies of esketamine (ASPIRE-I, ASPIRE-II) were performed. Adults with major depressive disorder (MDD), active suicidal ideation with intent, and need for psychiatric hospitalization were randomized to placebo or esketamine 84 mg nasal spray twice-weekly for 4 weeks, each with comprehensive standard-of-care (initial hospitalization and newly-initiated or optimized oral antidepressant[s]). Efficacy and safety were assessed in patients using versus not using benzodiazepines. The primary efficacy endpoint, change from baseline to 24 hours post-first dose in Montgomery-Asberg Depression Rating Scale (MADRS) total score, was analyzed by ANCOVA.
Results: Most patients (309/451, 68.5%) used concomitant benzodiazepines. Mean MADRS total score decreased from baseline to 24-hours post first dose in both treatment groups, with greater improvement in depressive symptoms among patients treated with esketamine/standard-of-care versus placebo/standard-of-care. The between-group difference favored esketamine over placebo among patients using benzodiazepines (difference of least squares, LS, means [95% CI]: -4.3 [-6.63, -1.89]) and also among patients not using benzodiazepines ( 3.1 [-6.62, 0.45]). In the esketamine/standard-of-care group, decrease in MADRS total score was greater among patients not using benzodiazepines (mean [SD]: -16.8 [12.82]) versus using benzodiazepines (-15.8 [11.27]) (difference of LS means [95% CI], 1.1 [-2.24, 4.45]). Among esketamine-treated patients, incidence of sedation was higher with benzodiazepine use (8.1% vs. 1.3%) and incidence of dissociation was similar (32.0% vs. 26.6%).
Conclusions: Benzodiazepines do not attenuate or enhance the rapid antidepressant effect of esketamine among MDD patients with active suicidal ideation and intent.
Introduction: Identifying symptoms of anxiety in electronic health records (EHRs) can provide a method of examining group-level trends in anxiety frequency and form over time, as well as detecting individuals and sub-groups who may benefit from interventions or be eligible for study recruitment.
Methods: Keywords were extracted from Clinical Record Interactive Search (CRIS) database which contains deidentified EHRs from South London and Maudsley NHS Foundation Trust, a large mental health trust in Southeast London, UK. A batch of 2999 keywords with 100 characters on either side were annotated by two fourth year medical students.
Results: 77% of keywords were affirmed, 4% negated and 19% irrelevant. Of relevant (affirmed or negated) keywords, 94% referred to the patient, 5% to someone else and 1% were unknown. Inter-rater reliability (IRR) (agreement between two annotators) of whether keywords were affirmed, negated or irrelevant was 93.8% (2813/2999, kappa 0.838). IRR of keywords being about the patient, other or unknown was slightly lower at 92.1% (2789/2999, kappa 0.812). Agreement of whether keywords were subjective (self-report) or objective (clinical observation) was lower with an IRR 76.2% (2284/2999, kappa 0.614). Reasons for disagreement were identified and used to narrow guidelines for annotation. Keywords were compared to existing measures of anxiety including ICD-10 diagnostic criteria and scoring systems such as GAD-7 and HADS to identify strengths and drawbacks.
Conclusions: IRR was high, and keywords were appropriately specific in identifying affirmed, patient-relevant anxiety symptomatology. The model now needs testing in the larger CRIS dataset, as well as validating against existing standardised measures of anxiety.
Introduction: Anxiety symptoms are common in patients with dementia, but studies using differing screening tools report a prevalence varying hugely from 8% to 71%. Anxiety co-occurring with dementia is associated with a range of adverse outcomes as decreased functioning, more neuropsychiatric symptoms, higher caregiver burden, and subsequently an increased risk of nursing home placement. Despite the negative impact and high prevalence, anxiety symptoms in dementia have received relatively little research attention. Aim of this study is apply a novel natural language processing algorithm to a cohort of patients diagnosed with dementia in routine care in order to establish its prevalence and co-morbid characteristics.
Methods: Using the Clinical Record Interactive Search (CRIS) system, a large dementia and mental health care database in South London, we will assemble a retrospective cohort of patients diagnosed with dementia. Using a novel natural language processing algorithm, we will establish if anxiety symptoms were present at the time of the dementia diagnosis. We will further ascertain which other mental, physical or functional difficulties, as well as pharmacotherapy, is more common in those with anxiety in dementia.
Results: We expect to assemble a cohort of about 20,000 patients with dementia in routine services and about 25 potential predictors of co-occurring anxiety, including cognitive and deprivation scores, depressive or psychotic symptoms, behavioural symptoms as aggression or disturbed sleep, as well as prescribing of psychotropic and non-psychotropic medications.
Conclusions: Full results will be available at the DGPPN congress and represent the first study of co-morbid anxiety symptoms in dementia in a naturalistic cohort of this size, with findings having direct implications for clinical practice and policy making.
Background: Depression can be a prodromal feature or a risk factor for dementia. We aimed to investigate which clinical factors in patients with late-life depression are associated with a higher risk of developing dementia and a more rapid conversion.
Methods: The South London and Maudsley NHS Foundation Trust (SLaM ) Clinical Record Interactive Search (CRIS) system was used to retrieve anonymised data on 3,659 patients aged 65 years or older who had received a diagnosis of depression in mental health services and had been followed-up for at least 3 months. Predictors of development of incident dementia were investigated, including demographic factors, health status rated on the Health of the National Outcome scale for older people (HoNOS65+), depression recurrence, and treatments including psychotropic drugs and cognitive behavioural therapy (CBT).
Results: In total, 806 (22.0%) patients developed dementia over a mean follow-up time of 2.7 years. Significant predictors of receiving a dementia diagnosis in fully adjusted models and after accounting for multiple comparisons were: older age (adjusted hazard ratio HR=1.04, 95% CI: 1.03-1.06 per year difference from sample mean) and the HoNOS65+ subscale measuring cognitive problems (HR=4.72, 95% CI: 3.67-6.06 for scores in the problematic range). Recurrent depressive disorder or past depression (HR=0.65, 95% CI: 0.55-0.77) and the receipt of CBT (HR=0.73 95% CI: 0.61-0.87) were associated with a lower dementia risk. Over time, hazards related to age increased and hazards related to cognitive problems decreased.
Conclusions: In older adults with depression, a higher risk of being subsequently diagnosed with dementia was predicted by higher age, new onset depression, severity of cognitive symptoms and not receiving CBT. Further exploration is needed to determine whether the latter risk factors are responsive to interventions.
Hintergrund: Therapieresistenz und Antipsychotika (AP)-induzierte Nebenwirkungen stellen wesentliche Limitationen in der Schizophreniebehandlung dar. Mirtazapin (MTZ) wurde zur Behandlung von therapierefraktären Positiv- und Negativsymptomen, affektiven Symptomen, kognitiver Beeinträchtigung und therapieinhärenter Akathisie eingesetzt. Dieses Review evaluiert den Effekt von MTZ auf die o.g. Symptomdomänen unter Berücksichtigung von Sicherheit und Verträglichkeit.
Methodik: Literaturrecherche basierend auf den Stichworten „Mirtazapine“ und „Schizophrenie“, die hinsichtlich der o.g. Aspekte ausgewertet wurde.
Ergebnisse: MTZ war gut verträglich. Wesentliche Nebenwirkungen bestanden in Sedation sowie einer Gewichtszunahme. Pharmakokinetische Interaktionen wurden nur in Kombination mit Risperidon und Clozapin untersucht. Die Add-On-Behandlung mit MTZ führte zu einer Besserung produktiv-psychotischer Symptome, sofern es zusätzlich zu AP der ersten Generation (FGA) verabreicht wurde. Dieser Effekt ließ sich nicht für AP der zweiten Generation (SGA) reproduzieren. Ähnliche Befunde ergaben sich hinsichtlich des Negativsyndroms: Dieses besserte sich unter Zugabe von MTZ dann, wenn eine Vorbehandlung mit FGA bestand, wohingegen bei Add-On zu SGA keine relevanten Effekte auftraten. Depressive Symptome zeigten sich rückläufig unter Augmentation mit MTZ. Hinsichtlich der Neurokognition ergaben sich widersprüchliche Effekte. Studienübergreifend zeigte sich ein signifikanter Rückgang von Akathisie unter MTZ.
Schlussfolgerung: MTZ stellt eine sichere Therapieoption bei Schizophrenie dar, jedoch besteht das Risiko pharmakokinetischer Interaktionen. Der Behandlungserfolg bzgl. Positiv- und Negativsymptomatik hängt v.a. mit dem zugrundeliegenden antipsychotischen Behandlungsregime. Unabhängig von der AP-Medikation, vermag MTZ reproduzierbar Symptome einer Akathisie zu lindern. Die o.g. Daten entstammen zumeist kleinen Kollektiven, weshalb weiterführende Studien erforderlich sind.
Hintergrund: Depressive und neurokognitive Symptome im Verlauf schizophrener Psychosen sind häufig. Obwohl beide Symptomdomänen unmittelbar mit dem funktionellen Outcome korreliert sind und den Therapieerfolg maßgeblich beeinflussen, sind entsprechende Behandlungsoptionen begrenzt.
Vortioxetin ist ein neuartiges serotonerges Antidepressivum, dem zudem auch kognitionsfördernde Eigenschaften zugeschrieben werden, weswegen es für die Behandlung schizophrener Patienten interessant scheint.
Methodik: Fünf aufeinanderfolgende Patienten mit Schizophrenie, die komorbid an einer depressiven Episode litten, wurden mit Vortioxetin zusätzlich zu ihrer stabilen antipsychotischen Medikation behandelt. Depressive Symptome sowie andere psychopathologische Symptomdomänen (Positiv- / Negativsymptomatik, psychosoziales Funktionsniveau) wurden regelmäßig mittels standardisierter Skalen erhoben. Darüber hinaus wurde das kognitive Funktionsniveau mittels der MATRICS consensus cognitive battery (MCCB) untersucht.
Ergebnisse: Die depressive Symptomatik zeigte sich signifikant rückläufig. Parallel hierzu kam es zu einer Besserung von Negativsyndrom und psychosozialem Funktionsniveau, wohingegen die Positivsymptomatik in stabiler Remission verblieb. Hinsichtlich kognitiver Parameter zeigte Vortioxetin keine Wirkung. Vortioxetin war gut verträglich, jedoch fielen Fluktuationen antipsychotischer Blutspiegel auf.
Schlussfolgerungen: Vortioxetin scheint eine wirksame und gut verträgliche Substanz zur Behandlung depressiver Symptome im Rahmen schizophrener Psychosen zu sein. Aufgrund seines hepatischen Metabolismus birgt es jedoch das Potential pharmakokinetischer Interaktionen. Hinsichtlich des kognitiven Funktionsniveaus zeigte es in unserer Population als unwirksam.
Background: Complex posttraumatic stress disorder (CPTSD) is a mental disorder that was recently redefined in the International Classification of Diseases 11th Version (ICD-11) as a sibling but different disorder of posttraumatic stress disorder (PTSD). This new disorder includes PTSD core symptoms as well as disturbances in self-organization (DSO) which means a social-emotional competency deficit, which was well validated by a number of studies on population and clinical samples. Although a wide range of theoretical explanations of CPTSD were suggested over the years, no approach has put forward an integrated etiological model and related proximate mechanism to explain the specific presence of the social-emotional competency deficit of the ICD-11 disorder. Thus, the main aim of this approach is to discuss the unique role of DSO in this disorder.
Method: Based on a socio-interpersonal model and a review of the main theoretical concepts of CPTSD, compare to other perspective of these symptoms, this paper suggests two possible paths from exposure traumatic events or PTSD to social-emotional competency deficit.
Results: The model suggests a unique understanding of the presentation of social-emotional competency deficits in CPTSD by proximal mechanism of activated non-explicit memories that are manifested in the acting out of and/or dissociative responses to the traumatic events.
Implications: This model should assist in treating both the PTSD and the social-emotional symptoms of individuals with CPTSD. Moreover, clinical treatment of CPTSD patients should also focus on basic attachment deficits, and on affect dysregulation, dissociative symptoms, and behavioral problems related to those PTSD symptoms.
Aufgrund der Hygienemaßnahmen während der Pandemie war Präsenztherapie vielerorts nicht mehr möglich. Psychotherapie via Videokonferenz trat als alternative Versorgungsmöglichkeit an diese Stelle. Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit der Frage der tatsächlichen Nutzung dieser Art von Psychotherapie während des Lockdowns in einer ökologisch validen Stichprobe.
Zu diesem Zweck wurden 17 PsychotherapeutInnen in einer Ausbildungsambulanz über ihre Erfahrung sowie Erfahrung ihrer PatientInnen mit der Nutzung der Online-Therapie befragt. Insgesamt wurden Daten über Behandlungen von 336 PatientInnen erhoben. Die gesammelten Daten enthalten deskriptive Angaben u.a. zu dem PatientInnen, Reaktionen auf das Angebot der Online-Behandlung, Gründe für Ablehnung, Art der technischen Umsetzung, sowie Störungen der Sitzungen durch technische und soziale Faktoren.
Unsere Daten zeigen, dass 30% der PatientInnen von der Online-Therapie nicht erreicht werden konnten. Ca. die Hälfte der PatientInnen aus dieser Gruppe konnte auf Grund mangelnder technischer Ausstattung die Therapie nicht nutzen. Die andere Hälfte wünschte keine Onlinetherapie, obwohl die technischen Voraussetzungen dazu vorhanden waren. Bei Nutzung wurden In 30% der Fälle die Sitzungen durch technische Störungen beeinträchtigt und in weiteren 10% der Fälle führten sie zur vorzeitigen Beendigung der Sitzung. Unsere Daten zeigen, dass mit sinkendem Alter und steigendem Bildungsniveau die Nutzung der Online-Therapie signifikant steigt.
Unsere Daten zeigen, dass trotz der Verbreitung der Onlinetherapie ein beträchtlicher Anteil der Patienten durch das Angebot nicht erreicht wird und somit im Falle weiterer Lockdowns hier Spezialangebote für diese Gruppe erwogen werden sollten. Wir empfehlen Unterstützung durch Krankenkassen für PatientInnen, die keinen technischen Voraussetzungen besitzen. PatientInnen, die sich auf diese Form der Behandlung nicht einlassen konnten, brauchen therapeutisch motivierende Unterstützung.
Einführung
Traumatische Kindheitserfahrungen ereignen sich häufig während Flucht und Vertreibung und können die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Aktivität (HHN) langfristig beeinflussen. Die Auswirkungen von Kindheitstraumata auf die HHN-Aktivität bei älteren Menschen wurden bisher jedoch wenig erforscht. In der vorliegenden Studie wurde daher die Hypothese, dass ein Zusammenhang zwischen Kindheitstraumata und der circadianen HHN-Aktivität bei Geflüchteten und Vertriebenen auch im höheren Alter besteht, geprüft.
Methode
Hierzu wurden Personen (N=103), die kriegsbedingt als Kinder und Jugendliche aus Ostpreußen flüchteten, untersucht. Die Traumata wurden als acht Items erfragt, anschließend wurde zu diesen eine Hauptkomponentenanalyse durchgeführt. Als Maß für die HHN Aktivität wurde ein Cortisoltagesprofil in drei Speichelproben gemessen (Aufwachzeit, +30min, +14 16h). Daraus wurden die Kennwerte Area Under the Curve (AUC), Cortisol Awakening Response (CAR) und die Abnahme vom Morgen zum Abend (Decline) berechnet. Zur Untersuchung des Zusammenhangs von Trauma und HHN-Aktivität wurden lineare Regressionsmodelle mit den Traumafaktoren als Prädiktoren und den Cortisolkennwerten als abhängigen Variablen gerechnet.
Ergebnisse
Aus der Hauptkomponentenanalyse resultierten drei Faktoren: ,Lebensgefahr‘, ,Gewalt‘ und ,Vernachlässigung‘. In den Regressionsanalysen war die AUC negativ mit ‚Lebensgefahr‘ und ,Gewalt‘ negativ mit dem Decline assoziiert. Die Ergebnisse des Regressionsmodells zur CAR waren nicht signifikant.
Schlussfolgerung
Der Befund ist in Übereinstimmung mit der Annahme, dass Stress in der Kindheit einen lebenslang anhaltenden Einfluss auf die Regulation des HHN-Systems nimmt. Um diesen möglichen Einfluss zu bestätigen und genauer zu untersuchen, sind weitere Untersuchungen mit größeren Stichproben, einer genaueren Trauma-Charakterisierung, einem detaillierteren Cortisoltagesprofil und der Berücksichtigung weiterer Einflussfaktoren notwendig.
Introduction:
As the non-psychotropic phytocannabinoid cannabidiol (CBD) gains a rising interest in everyday-life consumption (e.g., beauty products, food and beverages), researching the influence of CBD on the mental and physical health is nowadays more important than ever. Therefore, we investigated the influence of prolonged CBD treatment on healthy rodent´s behavior, memory and motor performance.
Material& Methods:
Adult male and female C57BL/6J wildtype (WT) mice were daily intraperitoneally injected with 20 mg/kg CBD for 42 days starting at 3 months and 5 months, respectively, to compare the influence of prolonged CBD treatment with a washout period (former group) to the effects of long term CBD treatment without a washout period (current group). To detect possible behavioral and cognitive alterations due to prolonged CBD treatment all mice were tested in a battery of anxiety, motor and memory tests at the age of 6 months. The results were compared to age- and sex-matched vehicle treated WT mice.
Results:
Our results show no influence of CBD on motor performance in the accelerating Rotarod test. Furthermore, in the Morris Water Maze (MWM) no influence on spatial learning and long term memory was monitored. In addition, memory of CBD treated mice did not show any impairment in the Novel Object Recognition test. The anxiety behavior, tested in the Dark-Light-Box, Elevated-Plus and the Open Field test, stayed unaffected by the CBD treatment. Moreover, CBD-treated C57Bl/6J mice showed an unaltered acoustic startle response compared to vehicle-treated mice. However, current CBD treatment impaired prepulse inhibition, a test to analyze sensorimotor gating.
Conclusion:
Our results demonstrate that prolonged CBD treatment is safe and has no negative effects on the behavior of adult C57Bl/6J mice.
Einleitung: Der Öffentliche Gesundheitsdienst hat in der Bekämpfung der CoViD-19 Pandemie und deren Folgen eine zentrale Rolle bekommen. Der SpDi des Kreises Mettmann hat sehr früh die Notwendigkeit der Einrichtung eines zusätzlichen Pandemie-bezogenen telefonischen Beratungsservice gesehen, der auch Menschen ohne primär psychiatrische Vorerkrankung eine Möglichkeit bietet, niedrigschwellig Hilfe und Beratung zu suchen.
Methode: Die Isolation zu Hause bringt alle seelisch an Grenzen, unabhängig davon, ob sie eine psychische Vorerkrankung haben. Zur Zielgruppe gehörten Personen, die in der Zeit des „Lockdowns“ eine Isolation erleben mussten. Die Inhalte der Anrufe wurden analysiert und demographische Daten, Anliegen, erhaltene Beratung sowie die Zufriedenheit anonymisiert erfasst.
Ergebnisse/Diskussion: Über einen Auswertungszeitraum von 4 Wochen wurden 110 Klienten kontaktiert. Die Klienten hatten ein Durchschnittsalter von 51 Jahren und waren zu 61% weiblich. Bei 26% der Betroffenen wurde labortechnisch eine SARS-CoV-2-Infektion nachgewiesen. In 63% der Beratungsgespräche äußerten die Klienten ihre gesundheitlichen Sorgen, in 5 Fällen ging es um Angehörige von Verstorbenen. In 29% der Fälle haben auf Wunsch des Klienten mehrere Beratungsgespräche stattgefunden. Bei ca. ¼ der Klienten (n=30) bestand eine psychische Vorerkrankung; Depression (40%) und Angststörungen (27%) wurden am häufigsten berichtet. Bei einer Person ohne vorbekannte psychische Erkrankung ist es im Rahmen der Quarantäne zu einer akuten Krise mit Suizidankündigung und parasuizidaler Handlung gekommen. Mehrheitlich äußerten sich die Klienten sehr positiv zu dem Beratungsangebot.
Schlussfolgerung: Die im Rahmen der Pandemie entstandene und vom SpDi Kreis Mettmann angebotene „Corona-Sprechstunde“ wurde sehr gut angenommen und auch vor allem von Personen ohne früheren Kontakt zu der Psychiatrie genutzt.
Einführung:
Sport- und bewegungstherapeutische Angebote verbreiteten sich in der stationären psychiatrischen Versorgung in Deutschland in den letzten Jahren zunehmend. Die Datenlage belegt positive Auswirkungen bei der Behandlung von psychischen Erkrankungen. Eine Untersuchung über die Inanspruchnahme der Sporttherapie in stationär-psychiatrischen Einrichtungen weist allerdings darauf hin, dass mit ca. 23 % nur eine Minderheit von Patienten diese Angebote wahrnimmt. Somit besteht im klinischen Kontext weiterer Forschungsbedarf hinsichtlich der Erforschung möglicher Einflussfaktoren.
In einem psychiatrisch-psychosomatischen Fachkrankenhaus in Niedersachsen, dem Klinikum Wahrendorff, werden bewegungstherapeutische Angebote stationsübergreifend vorgehalten. Es können unterschiedliche Spielsportarten sowie weitere gesundheitsorientierte Sportkurse ausgewählt und entsprechend der individuell möglichen Belastungsintensitäten ausgeübt werden. Zudem werden diese Angebote durch stationsspezifische Bewegungstherapien ergänzt. Ziel der vorliegenden Untersuchung ist es, Einflussfaktoren für die Nicht-Teilnahme sowie Unterstützungsmöglichkeiten aus Patientenperspektive herauszuarbeiten.
Methode:
Auf Grundlage eines qualitativen Studiendesigns wurden im Zeitraum 01-05/2019 eine Gruppendiskussion und sieben Einzelinterviews mit Patienten des Klinikums aus teil- und vollstationären Settings durchgeführt. Es handelt sich um semi-strukturierte leitfadengestützte Interviews mit Patienten, die sich mindestens drei Wochen in Folge nicht an der Sport- bzw. Bewegungstherapie beteiligten.
Ergebnisse:
Die Auswertung der Interviews erfolgte anhand der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring.
Schlussfolgerung:
Die Ergebnisse geben erste Anhaltspunkte, welche Barrieren und Unterstützungsmöglichkeiten für die Sport- und Bewegungstherapie während der stationären Behandlung insbesondere für inaktive Patienten von Bedeutung sind. Forschungsrelevante Anknüpfungspunkte werden diskutiert.
Biomarker sollen neben einer frühen, präzisen Diagnosestellung im besten Fall auch Rückschlüsse auf die Pathophysiologie einer Erkrankung ermöglichen. Wir untersuchten die Veränderungen von Bestandteilen des Taustoffwechsels in Mikrovesikeln (MV) im Liquor von Patienten mit Alzheimer Erkrankung (AD) und Patienten mit kognitiven Störungen ohne Hinweise auf eine Alzheimererkrankung.
Liquorproben stammten von Patienten der Gedächtnissprechstunde des Universitätsklinikums Erlangen. Die diagnostische Zuordnung erfolgte anhand der NINCDS-ADRDA-Kriterien unter Nutzung des Abeta40/42-Quotienten sowie tau- und phospho-tau im Liquor. Die Analyse von Bestandteilen des tau Metabolismus in Mikrovesikeln erfolgte mittels Durchflusszytometrie.
Erste Ergebnisse deuten auf eine Reduktion von tau in Mikrovesikeln des Liquors hin. Weitere Analysen umfassen das Verhältnis von tau zu phospho-tau unterschiedlicher Phosphorlierungsorte.
MVs sind auch bei neurodegenerativen Erkrankungen sensitive Biomarker. Sie können den Stoffwechsel einzelner Zellpopulationen abbilden. Unterschiede in der Zusammensetzung der MVs könnten Rückschlüsse auf die Rolle der Tauopathie bei AD zulassen. Die Standardisierung der Messparameter ist weiterhin die führende Herausforderung.
Seit klinische Studien einen schnellen antidepressiven Effekt nach einmaliger Ketamingabe zeigten, wird der Wirkmechanismus des NMDA-Rezeptor Antagonisten intensiv beforscht. Neuere Ergebnisse deuten auf eine zentrale Rolle neuronaler Plastizität, im Sinne einer verstärkten Anpassungsfähigkeit neuronaler Netzwerke hin. So konnte gezeigt werden, dass die Langzeitplastizität (Langzeitpotenzierung; LTP und Langzeitdepression; LTD) durch K verändert wird. Da Interneurone in den Regulationsmechanismen der Langzeitplastizität wesentlich sind, wurde in dieser Studie systematisch untersucht, welchen Einfluss Interneurone auf die Ketaminbehandlung nehmen.
Die basale Transmission, unterschiedliche Formen der LTP und LTD wurden an der CA3-CA1 Synapse hippocampaler Mausschnitte untersucht. K wurde in An- oder Abwesenheit von Picrotoxin (GABAA-Rezeptor Antagonist; PIC) in die Badlösung gegeben oder intraperitoneal in unbehandelte Tiere oder in Mäuse im Depressionsmodell (chronic behavioural despair) gespritzt.
Die basale Transmission blieb durch K unverändert. In Anwesenheit von PIC wurden NMDAR-abhängige Formen der synaptischen Plastizität (LTP, homosynaptische LTD) durch K blockiert. Die assoziative LTD (NMDAR-unabhängig) wurde nicht durch K verändert. In Abwesenheit von PIC wurde die LTD durch K blockiert, wohingegen sich die LTP nicht veränderte. Im Depressionsmodell war die LTP blockiert und konnte durch K i.p. Behandlung vollständig wiederhergestellt werden.
Diese Studie zeigt zum ersten Mal, dass die antidepressive Wirkung von K durch pharmakologisches Ausschalten von Interneuronen blockiert werden kann. Dies deutet auf eine zentrale Rolle von Interneuronen im Wirkmechanismus von K hin. Eine mögliche Erklärung stellt die Blockade von NMDA-Rezeptoren auf tonisch inhibierenden Interneuronen dar, es käme hier durch Ketamingabe zu einer präsynaptischen Enthemmung, folglich zu einer verstärkten Glutamatfreisetzung und hierdurch zu einer vermehrten synaptischen Transmission.
Statine (S) gehören zu den meist verschriebenen Medikamenten überhaupt und beeinflussen, abgesehen von der bekannten Reduktion des LDL-Cholesterins (low-density-lipoprotein) multiple weitere Kaskaden. Aus klinischen Beobachtungen heraus kam die Frage auf, ob sie auch antidepressive Potenz besitzen.
Neueren Erkenntnissen zufolge sind Veränderungen der synaptischen Langzeitplastizität (Langzeitpotenzierung; LTP, Langzeitdepression; LTD) für ein therapieansprechen essentiell. In diesem Projekt wurde eine systematische Untersuchung von Veränderungen der Langzeitplastizität durch S durchgeführt.
Mit Hilfe der Patch-Clamp Technik wurde die LTP und LTD sowie die basale Transmission an der CA3-CA1 Synapse in hippocampalen Hirnschnitten der Maus untersucht. Das chronic behavioral despair (CBD) Modell diente als Mausmodell der Depression und es wurden Pravastatin und Lovastatin in Badapplikation oder als orale Medikation gegeben. Die Ergebnisse wurden mit Ketamin und Fluoxetinbehandlungen verglichen. Weiter wurden auch Kombinationsbehandlungen untersucht.
Weder Lovastatin noch Pravastatin veränderten die basale Transmission. Im Depressionsmodell der Maus zeigte sich eine blockierte LTP, die durch orale Pravastatinbehandlung vollständig aufgehoben werden konnte. Die Behandlung mit den gängigen Antidepressiva Ketamin und Fluoxetin zeigten qualitativ und quantitativ vergleichbare Resultate. Additive Effekte der Kombinationsbehandlung auch gängigen Antidepressiva und S wurden nicht gefunden. Die LTD bliebt von S unbeeinflusst.
Das vollständige Aufheben der LTP-Blockade entspricht einem antidepressiven Effekt, vergleichbar dem gängiger Antidepressiva und konnte hier erstmals für S gezeigt werden. Dieser Befund fügt sich gut in die klinischen Beobachtungen ein und steht auch in Einklang mit einer klinischen Studie unserer Arbeitsgruppe, in welcher S zu einer Verbesserung der Lernfähigkeit führten. Der Mechanismus über welchen S diese Effekte ausüben bleibt vorerst unklar.
Einführung:
Repetitives nicht-suizidales selbstverletzendes Verhalten (NSSV) ist mit einer Prävalenz von 4% unter Jugendlichen ein weit verbreitetes Phänomen, so dass Fachkräfte in der Primärversorgung Wissen über den Umgang mit NSSV haben sollten. Dies stellt eine seit dem Jahr 2015 vorliegende Behandlungsleitlinie bereit. Im Rahmen des Projektes STAR-TRAIN werden basierend auf dem Inhalt der Leitlinien drei Fortbildungsangebote (Printbroschüre, Online-Kurs und Blended-Learning) konzipiert und hinsichtlich ihrer Effektivität verglichen.
Methode:
Die Zielgruppe des Projektes (v.a. Ärzte und Therapeuten) wird über einschlägige Verbände und Verteiler rekrutiert. Für die Überprüfung der Effektivität der Fortbildungsangebote werden die Personen, die sich für eine Teilnahme registrieren, im Rahmen einer teilrandomisierten kontrollieren Prä-Post-Gruppenvergleichsstudie in Bezug auf Wissen, Handlungskompetenzen, Selbstwirksamkeitserleben, Einstellungen gegenüber NSSV und Zufriedenheit mit dem Fortbildungsangebot untersucht.
Ergebnisse:
Die Zwischenergebnisse zeigen, dass alle Fortbildungsangebote zu einer Steigerung von Wissen, positiven Einstellungen und Selbstwirksamkeit beitragen, wobei sich statistisch kaum Unterschiede zwischen den Fortbildungsformaten zeigen. Zudem werden alle Formate von der Zielgruppe sehr gut angenommen und bewertet, wobei die Printbroschüre im Vergleich mit den anderen zwei Angeboten etwas schlechter abschneidet.
Schlussfolgerung:
Die entwickelten Fortbildungsangebote sind geeignet, bei Fachkräften Kompetenzen bzgl. des leitliniengerechten Umgangs mit NSSV bei Kindern und Jugendlichen zu vermitteln. Zukünftig könnte je nach spezifischer Zielsetzung der Fortbildung unter Berücksichtigung von Kosten-Nutzen-Aspekten das geeignete Format ausgewählt werden.
Problemstellung: Die demografische Entwicklung führt in Deutschland zu einer deutlichen Zunahme älterer Menschen. Dies wiederum hat einen Anstieg der Häufigkeiten altersbedingter psychischer Störungen bei älteren Menschen zur Folge. Einer der größten Herausforderungen für Kliniken sind die körperliche Einschränkung dieser Menschen, die unter Umständen zu einer erhöhten Sturzgefahr führen. Um dem entgegenzuwirken, werden Angebote zur Prävention in gesundheitsfördernden Institutionen eingeführt. Ein Beispiel hierfür stellt die komplexe Intervention der „bewegte Flur“ dar. Der „bewegte Flur“ ist eine aktivierungsfördernde Maßnahme, die auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse in der gerontopsychiatrischen Abteilung der LVR-Klinik Köln eingeführt worden ist. Die Umsetzung des „bewegten Flurs“ wird vom Pflegepersonal angeboten und steigert somit den Bedarf an personalen Ressourcen. In solchen Implementierungsprozessen wirken verschiedene Faktoren zusammen, die sich auf den Erfolg der Prozesse auswirken können. Fragestellung: Zentral für diese Arbeit ist die Frage, welche Erfahrungen Pflegekräfte bezüglich der Durchführung der komplexen Intervention zum „bewegtem Flur“ der gerontopsychiatrischen Versorgung gemacht haben. Weiterführend wurde untersucht, welche Aspekte diese Erfahrungen beeinflusst haben. Methode: Zur Beantwortung dieser Fragen wurde neben einer orientierenden Recherche in Fachdatenbanken eine Querschnittsstudie mittels einer Befragung des Pflegepersonals in der LVR- Klinik Köln durchgeführt. Ergebnisse: Die Resultate suggerieren insgesamt, dass Neuerungen im Gesundheitssystem mit Mehraufwand verbunden sein können und somit zur Beeinträchtigung einer nachhaltigen Implementierung von neuen komplexen Interventionen führen kann. Das Konzept der komplexen Intervention des „bewegten Flurs“ wurde durch das pflegerische Personal begrüßt, die Durchführung auf der eigenen Station jedoch aufgrund aktueller Rahmenbedingungen als kaum umsetzbar bewertet.
Due to delayed onset of action, currently available antidepressants are of limited utility in patients with Major depressive disorder (MDD) experiencing acute suicidal ideation (SI) with intent. A global registration program comprised of two phase 3 studies was conducted to confirm the efficacy and safety of ESK nasal spray + comprehensive standard of care (SOC) vs placebo nasal spray + comprehensive SOC in this patient population.
ASPIRE-I and II were double-blind, randomized, placebo-controlled, studies conducted in adult patients (aged 18-64 years) with MDD who had active SI and intent, required psychiatric hospitalization, and had a Montgomery-Ǻsberg Depression Rating Scale (MADRS) total score >28. Patients were randomized (1:1) to ESK 84 mg or placebo twice-weekly for 4 weeks along with newly initiated or optimized SOC antidepressant(s), followed by a 90-days follow-up phase. Primary endpoint: Change from baseline in the MADRS total score at 24 h post first dose. Key secondary endpoint: change from baseline in the Clinical Global Impression–Severity of Suicidality–Revised (CGI-SS-R) at 24 h post first dose.
Patients in the ESK + comprehensive SOC group (226 patients) showed improvement in MADRS total score vs placebo + comprehensive SOC group (225 patients) (difference of least squares mean [LSM] [95% CI]: -3.8 [-5.75; -1.89]) at 24 h post first dose. Although improvement in CGI-SS-R was observed in both treatment groups, estimated treatment differences were not statistically significant. Most common TEAEs observed were dizziness, dissociation, nausea and somnolence.
Treatment with ESK + comprehensive SOC demonstrated significant benefits by rapidly reducing depressive symptoms in this vulnerable and heretofore understudied population. The severity of suicidality improved in both treatment groups, though the difference in improvement between groups was not statistically significant. Safety findings were consistent with the established safety profile of ESK.
Meta-analytische Ergebnisse zeigen, dass moderate sportliche Aktivität sowie Intervalltrainings mittlere bis große Effekte hinsichtlich der Reduktion depressiver Symptome aufweisen (z.B. Korman et al., 2020; Morres et al., 2019). Die Reduktion von Rumination wird als ein möglicher Wirkmechanismus des antidepressiven Effektes diskutiert. In diesem Projekt werden neurophysiologische Korrelate von Rumination in Abgrenzung zu nicht-ruminativen psychischen Zuständen durch Machine Learning Algorithmen (Decoder) dekodiert und anschließend genutzt, um mögliche Veränderungen von Rumination während akuter sportlicher Aktivität (SpA) vorherzusagen. Dafür wird zunächst die Hypothese überprüft, ob sich neurophysiologische Korrelate von psychischen Zuständen dekodieren lassen. N = 6 Probanden wird im Rahmen einer Pilotierung in einem randomisierten Innersubjekt-Design sechs Mal Rumination und Distraktion induziert und gleichzeitig neurophysiologische Daten mittels Elektroenzephalografie (EEG) und funktioneller Nahinfrarotspektroskopie (fNIRS) erhoben. Der Decoder wird mittels eines Klassifikationsmodells trainiert, um die zwei psychischen Zustände basierend auf neurophysiologischen Mustern zu klassifizieren. Im zweiten Teil des Projektes wird dann die Hypothese untersucht, ob moderate SpA bzw. Intervalltraining im Vergleich zu einer passiven Kontrollbedingung Rumination reduziert. Dieselben Probanden absolvieren im Rahmen eines einfaktoriellen (moderate SpA vs. Intervall vs. passive Kontrolle) Innersubjekt-Designs in randomisierter Reihenfolge einmalig für 30 Minuten jede Bedingung während EEG/fNIRS erhoben wird. Einminütige Segmente der EEG/fNIRS Daten werden durch den Decoder dekodiert und die Anzahl dekodierter Rumination bzw. Distraktion von den aktiven Bedingungen mit der inaktiven Bedingung verglichen. Zur Abschätzung der Effektstärke wird Cohens d verwendet. Mit dem Decoder könnten objektive Daten über einen Wirkmechanismus des antidepressiven Effekts SpA gewonnen werden.
Introduction: Neurotrophins such as the brain derived neurotrophic factor (BDNF) as well as cytokines play an important role in neuroprotection, the control of the central nervous system, and change with different sleep patterns. We questioned whether the plant extracts of Ballota nigra L, Crataegus oxycantha L, Passiflora incarnata L. and Valeriana officinalis L. alone or in combination can modulate the pro-inflammatory cytokines, neurothrophines or neurotransmitters in vitro.
Methods: Synchronized human neuroblastoma SH-SY5Y cells were treated with the different plant extracts (5-400µg/ml) alone and in combination (1/1/4/1). As reference drug Lorazepam (LZ) was used. Resazurin was used to determine cell viability. TNF-alpha and IL-1ß were estimated in the supernatant by ELISA. An unbiased transcriptomic approach was used to determine the overall gene expressions induced by the different plant extracts/combination. Deepsequencing data were evaluated with different tools including Principal Component Analysis (PCA) and differential gene expressions.
Results: Neither the single plant extracts nor the combination or the reference drug LZ reduced the cell viability in the tested concentrations. The treatments did not stimulate TNF- or IL-1 releases. The gene expression profiles of the four plant extracts, their combination and LZ could be clearly distinguished in the PCA –Analyses. The subsequent detailed gene expression analyses revealed that cytokines, neurotrophins (e.g. BDNF) and neurotransmitters were among the 2.500 genes with the most variable expression. The four plant extracts and the combination exhibited different expression profiles, also in comparison to LZ.
Conclusion: The four plant extracts and their combination target in SH-SY5Y cells relevant genes for the modulation of the neurotrophic activity.
Introduction
Silexan(1) has been demonstrated to be superior to placebo in patients suffering from anxiety disorders and as efficacious as Lorazepam (in its starting dose) and paroxetine. A phase I abuse liability trial was performed to investigate whether there is a potential for abuse.
Methods
In the single-centre, double-blind, five-way crossover trial, healthy users of recreational central nervous system depressants received single oral doses of 80 mg Silexan, 640 mg Silexan, 2 mg lorazepam, 4 mg lorazepam or placebo. The subjects were randomly assigned to one of five sequences (Williams square design). The individual maximum value on the Drug Liking visual analogue scale (VAS) 24 hours post-dose was the primary outcome variable. Further outcome variables were VASs that assessed positive, negative and sedative drug effects and balance of effects, a short form of the Addiction Research Center Inventory and a drug similarity assessment.
Results
40 subjects were randomised and 34 subjects completed all treatment periods. In intraindividual comparisons of the Drug Liking VAS maximum value both doses of Silexan were assessed similar to placebo. Differences were observed between Silexan and the active control lorazepam and between placebo and lorazepam
(p < 0.001). The results of the secondary outcome variables did not reveal any signal for an abuse potential of Silexan. Moreover, Silexan showed no sedative effects.
Conclusion
Silexan did not exhibit any abuse potential in a standard abuse potential detection study.
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(1) Silexan® is the active ingredient of Lasea® (Dr. Willmar Schwabe GmbH & Co.KG, Karlsruhe)
The objective of the present study aims to examine the relationship between health-related information research on the internet and health anxiety under the consideration of the present COVID-19 pandemic. The theory of health anxiety including the behaviour related characteristics, the causing and maintaining factors as well as the cognitive model of the development of severe health anxiety by serves as a theoretical background. Further the phenomenon Cyberchondria and health- related information research on the internet were embedded into theoretical and the current research background. The WHO declared the outbreak of SARS-CoV-2, on the 11th of March. Two online surveys were conducted. The first survey was activated on the day of the declaration of the global pandemic through the WHO and was active for 16 days. While the second was activated 7.5 weeks later staying online for 15 days. The online surveys resulted in two samples of (N = 263) and (N = 268). Four hypotheses were proposed and statistically analyzed using random intercept models. Hypothesis 1 confirmed the correlation between health anxiety and cyberchondria. Hypothesis 2 and 3 displayed a significant relationship between health anxiety and health related information research on the internet, as well as cyberchondria and the afore mentioned health related internet research. Hypothesis 4 however showed no significant correlation between health anxiety and the utilisation of online health portals in terms of assigned objective quality criteria. Proposed research questions showed a significant relationship between higher health anxiety and a worse perceived physician-patient relationship, higher frequency seeking medical care, depressive and pessimistic tendencies. In an additional explorative data analysis significant differences between the time periods of the two conducted surveys were found in terms of frequency of internet research, depressive tendencies and utilisation of online health portals.
Romance Scamming ist eine besondere Form des Liebesbetrugs im Internet, bei der die Täter ihren Opfern mit Hilfe gefälschter Profile auf Online-Dating-Portalen oder in sozialen Netzwerken eine Liebesbeziehung vortäuschen. Ihr Ziel ist es, die Betroffenen emotional so stark an sich zu binden, dass diese den Tätern Geld zukommen lassen, wenn sie darum bitten. Diese Studie untersucht den Einfluss verschiedener intrapersoneller und externer Faktoren auf das Rückfallverhalten von Personen, die von Romance Scamming betroffen sind. Dazu wurde eine Onlineumfrage erstellt, in welcher als intrapersonelle Faktoren die romantischen Überzeugungen und der Selbstwert der Betroffenen sowie als externe Faktoren die Verdachtsäußerungen Dritter den Opfern gegenüber und die soziale Unterstützung nach dem Scam erhoben wurden. Anschließend wurden die Daten von N = 151 Teilnehmern, die mindestens einmal gescammt wurden, ausgewertet. Anhand zweier Regressionsanalysen konnte ein Einfluss sozialer Unterstützung auf das Rückfallverhalten bestätigt werden. Die Verdachtsäußerungen, die romantischen Überzeugungen und der Selbstwert hingegen zeigten keinen signifikanten Einfluss. Für die weitere Forschung ergibt sich aus den Ergebnissen dieser Studie die Notwendigkeit der Untersuchung möglicher relevanter Aspekte sozialer Unterstützung, um daraus mögliche Rückfallpräventionsmaßnahmen ableiten zu können.
Ein „Realfake“ ist eine Person, die sich in virtuellen sozialen Medien als eine andere Person ausgibt und dieses Fake-Profil mit falschen Daten sowie Bilder und Videos (von realen, unwissenden Personen) füllt. „Realfake“-Profile (als „Catfishing“ aus den USA bekannt) täuschen Echtheit vor, ohne finanzielle Interessen zu haben. In einer besonderen Falldarstellung wurde eine Realfake-Profilnutzerin (mit seit 12 Jahren initiierten mehrfachen und gleichzeitig gepflegten Online-Beziehungen), mit Persönlichkeitsverfahren (MPT, EPS-D, Narzissmusinventar) und dem CSAS (Computerabhängigkeitsskala) sowie zu Angst und Depression hinsichtlich Ihrer Motive und Persönlichkeitsfaktoren untersucht.
Einen ersten Überblick über soziale Interaktionsprozesse in Online-Medien, unterschiedliche Typen von Fake-Profilen und Fakes sowie Eigenschaften der menschlichen Persönlichkeit zeigt eine weitere kleine Studie. Ziel: das Phänomen „Realfakes“ unter Berücksichtigung sozial- und persönlichkeitspsychologischer Konstrukte näher zu untersuchen. Hierfür wurden „Realfakes“ (n=12) mit einer Kontrollgruppe hinsichtlich des Fünf-Faktoren-Modells der Persönlichkeit und der Narzissmus-Tendenz mittels verschiedener Persönlichkeitstests verglichen. Die Analysen zeigten einen signifikanten Unterschied beider Versuchsgruppen für den Persönlichkeitsfaktor Neurotizismus. Die Befragung zeigte ebenfalls, dass neben Langeweile und Neugierde auch Einsamkeit und Ablenkung ursächlich für die Erstellung eines Realfake-Profils waren. Die Ergebnisse zeigen eine vorsichtige Tendenz, dass „Realfakes“ diese Art der Fake-Profile und der Online-Beziehung erstellen und entwickeln, um positive Empfindungen in Form von emotionaler Nähe zu erleben. Soziale Unterstützung sowie Selbstwert bilden hierbei wichtige Faktoren. Dies sind erste stark limitierte Untersuchungen zu möglichen Täterprofilen im deutschsprachigen Raum, daher besteht umfassender, weiterer Forschungsbedarf in Studien mit höheren Fallzahlen.
Individuell zugeschnitten technische Assistenzsysteme haben das Potenzial, Menschen mit Demenz zu unterstützen und so die Belastung für die Pflegenden zu reduzieren, vorausgesetzt sie sind an die Bedürfnisse der Nutzer angepasst. Daher wird in diesem Beitrag ein nutzerzentrierter Ansatz zur Entwicklung eines technischen Assistenzsystems für die Versorgung in stationären Einrichtungen vorgestellt.
Es wurden insgesamt 30 semi-strukturierte Interviews geführt (10 Menschen mit Demenz, 10 Angehörige, 10 Medizinisches Personal). Neben sozio-demografischen Angaben wurden der Arbeits-/Wohnalltag, der Unterstützungsbedarf, das Verhalten sowie Probleme bei stationärer Aufnahme sowie Anforderungen an ein technisches Assistenzsystem erfragt. Die Interviews wurden aufgezeichnet, transkribiert und mit Hilfe der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet.
Die Ergebnisse zeigten individuelle (z.B. Überzeugungsarbeit, Erfolg bei der Bedienung) wie auch gemeinsame (z.B. Sinnhaftigkeit, Bedienfreundlichkeit) Gründe für Techniknutzung. Des Weiteren wurden konkrete Bedarfssituationen eruiert (z.B. Beschäftigung, nächtliche Unruhe). Das Design sollte gewohnten Accessoires entsprechen und permanente Präsenz des Gerätes ermöglichen (z.B. Uhr). Informationen zur zeitlichen (z.B. Tageszeit, Termine) sowie räumlichen Orientierung (z.B. Pacing, Zimmer nicht finden) sowie in Gefahrensituationen (z.B. Sturz, Aggression) an den Pflegenden sollten integriert sein. Zudem sollten eine Gegensprechfunktion, das automatische Abspielen von Musik oder Versprühen von Düften möglich sein. Aus allen Antworten werden geeignete Interventionen abgeleitet.
Menschen mit Demenz geben wertvolle Hinweise für die Entwicklung für sie geeigneter Geräte. Qualitative Forschungsmethoden ermöglichen einen tiefen Einblick in persönliche Schlüsselfaktoren, die über die spätere Nutzung entscheiden können und sollte zur zielführenden Unterstützung in die Entwicklung technischer Assistenzsysteme einbezogen werden.
Einleitung: Apathie hängt als häufigstes neuropsychiatrisches Symptom bei Patienten mit Demenz vom Alzheimer Typ (DAT) mit einer schnelleren Krankheitsprogression und erhöhter Mortalität zusammen. Erst kürzlich wurden die Diagnosekriterien für Apathie überarbeitet und die Validität von etablierten Apathie-Fragebögen infrage gestellt. In diesem Projekt wurde die Faktorenstruktur der bisher am häufigsten verwendeten Apathie-Skala an einer Population von nicht-depressiven DAT-Patienten überprüft.
Methode: Im Rahmen einer großen randomisierten kontrollierten Studie wurden 108 DAT-Patienten mit ausgeprägter Apathie (Starkstein und Marin Kriterien) aber ohne gleichzeitige Depression (DSM-IV Kriterien) untersucht. Eingeschlossen wurden nur Patienten, die mindestens vier Punkte im Apathie-Item und maximal drei Punkte im Depressions-Item des neuropsychiatrischen Inventars (NPI) hatten. Apathie wurde mit der Apathie Evaluationsskala (AES-C) erhoben. Zusätzlich wurden neben des NPI, Lebensqualität, Kognition und Aktivitäten des täglichen Lebens untersucht. Um Subskalen von Apathie zu ermitteln, wurde eine Hauptkomponentenanalyse des AES-C durchgeführt. Die resultierenden Subskalen wurden schließlich in multiplen Regressionsmodellen als Prädiktoren eingesetzt.
Ergebnisse: Der durchschnittliche AES-C Wert betrug 51.29 (SD 8.50). Die Hauptkomponentenanalyse ergab fünf Subskalen: zielgerichtete Aktivität, Emotion, Einsicht, Neugier und soziale Aktivität. Die ursprünglich angenommene Faktorenstruktur konnte nicht bestätigt werden. In Regressionsanalysen konnte gezeigt werden, dass zielgerichtete Aktivität am besten Lebensqualität vorhersagte, während die Kognition am ehesten von Neugier und sozialer Aktivität bestimmt wurde.
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse unterstützen die revidierten Apathie Kriterien in einer Stichprobe von nicht-depressiven DAT-Patienten. Es konnten Zusammenhänge zwischen den neuen Subskalen und Lebensqualität sowie Kognition gefunden werden.
• Die Anzahl der aufgenommenen Patienten gemäß § 126a StPO in den Maßregelvollzug steigt seit einigen Jahren an, wie aus verschiedenen Bundesländern und Kliniken berichtet wird. Eine bundesweite Übersicht zu dieser Entwicklung fehlt bislang. Für Baden-Württemberg kann die Entwicklung der letzten 10 Jahre dargestellt werden.
• Datengrundlage sind alle Aufnahmen gemäß § 126a StPO in den Maßregelvollzug in Baden-Württemberg. Eine vollständige Übersicht liegt von 2009 bis 2019 vor (Forensische Basisdokumentation Baden-Württemberg). Es werden soziodemographi¬sche und klinische Daten, Deliktkategorien und Angaben zur Vorgeschichte in einer deskriptiven Analyse zur zeitlichen Entwicklung ausgewertet.
• Die Anzahl der Patienten mit einer Unterbringung gemäß §126a StPO hat sich in einem Zeitraum von 10 Jahren um über 50% erhöht, während die Belegungszahlen von Patienten mit rechtskräftigem § 63 StGB praktisch unverändert geblieben sind. Die Veränderung der Patientenmerkmale in den einzelnen Populationsparametern wird als Grundlage der Diskussion um die Ursachen der Zunahme aufgegriffen.
Hintergrund: Bisherige Untersuchungen haben gezeigt, dass forensisch-psychiatrische Behandlung nicht nur zu einer Minimierung des Rückfallrisikos für Delinquenz führt, sondern auch zu einer Senkung der Rehospitalisierungs- und Mortalitätsraten. Die Behandlungs-ergebnisse variieren abhängig von der zugrunde liegenden psychischen Störung. Der Einfluss von Geschlecht, psychosozialem Funktionsniveau und Nachsorgesetting auf die Prognoseparameter ist noch wenig untersucht.
Methode: Um den Einfluss dieser Variablen zu untersuchen, wurden männliche und weibliche Patienten, die zwischen 2010 und 2017 aus drei forensisch-psychiatrischen Kliniken in Bayern nach einer Unterbringung in einer Entziehungsanstalt (§64 StGB) entlassen wurden, zum Zeitpunkt der Entlassung (n = 501) und ein Jahr später (n = 272) befragt. Es wurden Daten zu erneuter Straffälligkeit, Rehospitalisierungen, Substanzgebrauch und psychosozialem Funktionsniveau erhoben.
Ergebnisse: Bei den untersuchten Personen, die nach §64 StGB untergebracht waren, betrug die Delinquenzrückfallrate nach einem Jahr 14% und die Rehospitalisierungsrate 20%; insgesamt konnten 60% der entlassenen Patienten Substanzabstinenz aufrechterhalten. Männer und Frauen unterschieden signifikant in Bezug auf die Behandlungsdauer, die Vorstrafen, das Alter bei Erstkonsum und Erstdelinquenz sowie der Anzahl früherer Behandlungen. Sowohl bei Entlassung als auch nach 1 Jahr waren Männer häufiger in einem festen Beschäftigungsverhältnis und lebten häufiger in einer Partnerschaft/Familie.
Schlussfolgerung: Die vorliegende Studie zeigt, dass eine erfolgreiche Behandlung nach §64 StGB soziodemographische und suchtmittelassoziierte Risikofaktoren für erneute Delinquenz im Beobachtungszeitraum günstig beeinflusst. Frauen scheinen insgesamt ein etwas geringeres psychosoziales Funktionsniveau aufzuweisen. Aufgrund der hohen Drop-Out-Rate ist eine Positivselektion von Personen mit günstigen Prognosevariablen jedoch nicht auszuschliesssen.
Einleitung: Die Intensivwoche (IWoche) ist ein spezielles einwöchiges Therapieprogramm, welches in den Heiligenfeld Kliniken innerhalb des üblichen mehrwöchigen psychosomatischen Aufenthalts eingebettet ist. Während im üblichen therapeutischen Mix in der psychosomatischen Rehabilitation eine Vielzahl an unterschiedlichen Interventionen im wöchentlichen Zyklus durchlaufen werden, wird in der IWoche ein einzelnes kreativtherapeutisches oder auch anderes psychotherapeutisches Verfahren intensiv angeboten.
Methode: Um den Nutzen dieses Programms zu untersuchen, wurden Behandlungsparameter von 3007 Patienten, die innerhalb ihres Aufenthalts eine IWoche durchlaufen hatten mit 2444 Patienten verglichen, die keine Intensivwoche erlebt haben. Zusätzlich wurde zwischen kreativtherapeutischen und psychotherapeutischen Kerngruppenangeboten unterschieden.
Ergebnisse/Diskussion: 1) Im Ergebnis zeigten sich für die an einer Intensivwoche Teilnehmenden signifikant höhere Besserungsraten der ISR Symptomreduktion (z=2.31, p < .01), sowie der Befindlichkeit in der Fremdeinschätzung (z=4.60, p < .01) und in der Selbsteinschätzung (z=3.51, p < .01). Meist wiesen kreativtherapeutische Angebote höhere Effektstärken auf als Kerngruppenangebote. Geringer strukturierte Patienten profitierten besser von diesem Konzept. Auch führte die IWochen-Teilnahme zu einer signifikant höheren Patientenzufriedenheit (z=2.11, p < .05).
Insgesamt konnte damit anhand wesentlicher Behandlungsergebnisparameter gezeigt werden, dass sich die Teilnahme der Patienten an einer Intensivwoche positiv auf das Behandlungsergebnis auswirkt.
Schlussfolgerungen: Damit erweist sich die IWoche innerhalb der stationären psychosomatischen Behandlung als eine äußerst wirkungsvolle therapeutische Komponente, welche dem üblichen Interventionsmix überlegen zu sein scheint und damit den Gesamttherapieerfolg maßgeblich steigern kann.
Einleitung: Das Thema der Hochsensibilität wird auch zunehmend im psychotherapeutischen Bereich diskutiert. Der SV12 bietet ein Instrument für die klinische Diagnostik, um Wahrnehmungssensibilität und eventuelle Verarbeitungsproblematiken (VP) separat zu erfassen. Da dieser Fragebogen bei Patienten vor und nach stationärem psychosomatischem Krankenhausaufenthalt erhoben wurde, lassen sich dessen klinische Korrelate untersuchen.
Methode: Sensibilität und VP, erhoben bei Aufnahme und Entlassung an über 4000 Patienten, wurden korrelier mit der psychosomatischen Symptombelastung, gemessen mit dem ISR, sowie mit posttraumatischen Belastungsstörungen, Burnoutsymptomatiken, Lebenskompetenzen, dem Strukturniveau, sowie dem Behandlungserfolg.
Ergebnisse: Während die Sensibilität kaum (r < .1) mit der ISR Symptombelastung, Depression, GAF, GARF, Burnoutsymptomen, Strukturniveau und posttraumatischen Belastungen korrelieren, finden wir bei diesen Maßen hochsignifikante, mäßige Korrelationen mit den VP: ISR (.44), Depression (.35), Burnout (.35), Strukturniveau (-.18), Traumatisierung (r=.29). Zu sog. Lebenskompetenzen ergaben sich positive Korrelationen mit der Sensibilität (r=.30) und negative mit den VP (-.29). Sensiblere Patienten profitierten etwas mehr von der Therapie (r=.14, p < .01).
Diskussion/Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse zeigen eindeutig, dass die Sensibilität weitgehend unabhängig ist von psychopathologischen Maßen und Symptomen. Jedoch zeigen Patienten deutlich erhöhte VP, welche mittelmäßig korrelieren mit psychosomatischen Symptomen und negativ mit Struktur und Lebenskompetenzen. Gleichzeitig gehen Lebenskompetenzen mit erhöhter Sensibilität einher. Daher können eindeutig VP als pathogene Eigenschaften und die Sensibilität als Ressource betrachtet werden, eine Information, die auch im therapeutischen Kontext hilfreich sein kann.
Introduction: Coronavirus SARS-CoV-2 pandemic is a subject of global interest. It may also contribute to mental state worsening. Mental health disorders in pregnancy are known to have negative outcomes both for mothers and their children. It is a first study in Poland to investigate impact of the pandemic on stress level and general mental state in pregnant women.
Methods: 316 pregnant women completed 4 instruments, including Sociodemographic Questionnaire, Feeling of Stress Questionnaire, 30 item General Health Questionnaire and Reasons of Worry Questionnaire. The main research questions were investigated with Bayesian regression analyses.
Results: We found that 64% of pregnant women presented with some mental state disorders and almost 46% with elevated emotional tension. 17% had elevated stress level, 11% elevated intrapsychic stress level and 13% elevated outward stress level. No significant assocciatons were found between sociodemographic data and stress level or general mental state, except for fetus’s diseases that were positively correlated with both KPS and GHQ scores. Both being scared of lack of social support and everyday life changes due to pandemic and being scared of infection and its consequences have impact on mental state, but the first factor is a stronger stressor for pregnant women.
Conclusions: Pregnant women during the Coronavirus SARS-CoV-2 pandemic presented with mental state worsening and elevated stress level. As mental state disorders contribute to adverse neonatal outcomes and maternal mortality, it is remarkably important to focus on psychological and psychiatric condition of pregnant women during the pandemic. It seems crucial to use some screening tests to make an early psychiatric diagnoses.
Einführung:
Eine Langzeitbehandlung mit Antipsychotika ist i.d.R. für alle Patienten mit Schizophrenie angezeigt, allerdings kann die Behandlung für viele Patienten mit unangenehmen Nebenwirkungen verbunden sein mit der Folge von Adhärenzproblemen und Therapieabbrüchen. Da die einzelnen Antipsychotika unterschiedliche Nebenwirkungsprofile haben, ist das Verständnis des Sicherheitsprofils eines Arzneimittels daher von entscheidender Bedeutung für die Wahl der richtigen Therapie für Patienten. Das in Deutschland zur Behandlung der Schizophrenie bei Erwachsenen zugelassene Antipsychotikum Cariprazin ist ein potenter Dopamin-D3/D2-Rezeptor-Partialagonist mit einem einzigartigen Rezeptor- und Sicherheitsprofil.
Studienziel:
Ziel ist es, Sicherheitsdaten (unerwünschte Ereignisse, relevante Labor- und Vitaldaten) von Cariprazin im zugelassenen therapeutischen Dosisbereich bei Patienten mit Schizophrenie gegenüber Plazebo zusammenzufassen, um das Sicherheitsprofil von Cariprazin zu charakterisieren.
Methode:
Gepoolte Daten von 2048 mit Cariprazin (CAR1,5-6 mg) und 683 Plazebo (PLB) behandelten Patienten aus acht Schizophrenie-Studien der Phase 3 (einschließlich vier 6-wöchiger Kurzzeit-Studien, einer 26-wöchigen Langzeitstudie , zwei langfristige Studien mit 48-wöchiger Dauer und eine bis zu 92 Wochen andauernde Langzeitstudie. Zu den Sicherheitsbewertungen gehörten die Bewertung unerwünschter Ereignisse (AEs = adverse events), klinische Laborwerte, körperliche Untersuchungen, Untersuchungen auf EPS, Depressionen und Suizidalität. Die Sicherheitsparameter wurden unter Verwendung deskriptiver statistischer Methoden zusammengefasst.
Ergebnis:
Cariprazin war im Allgemeinen sicher und gut verträglich. Die häufigsten unter der Therapie mit Cariprazin unerwünschten Ereignisse (definiert als Inzidenzrate von > 10%) waren Akathisie, Schlaflosigkeit und Kopfschmerzen; Schlaflosigkeit und Kopfschmerzen traten jedoch in vergleichbaren Raten auch in der Plazebogruppe auf.
Abstract
Background: Patients in somatic rehabilitation often show limitations in capacities which cause impairments in work and life participation. Capacity limitations can also be due to mental illness.
Objectives: Do patients with only neurological disorders differ from neurological patients with comorbid mental illness in regard to capacity limitations?
Methods: Patients were recruited in the department of neurology at the rehabilitation hospital Brandenburgklinik. A convenience sample of 218 patients with neurological disorders only (N) and 108 patients with neurological disorders plus mental disorders (NM) were included. Mental comorbidity was ascertained with the MINI interview and the fact of prior respective treatments. Capacity limitations were measured with the Mini-ICF-APP. Answers in the Mini-ICF-APP interview were also compared by content analysis.
Results: NM patients showed significantly higher impairment in five categories of the Mini-ICF-APP. The content analysis did not show any systematic differences in regard to the content of capacity limitations.
Conclusion: Neurological patients show a relevant degree of capacity limitations. Psychological comorbidity still increases this rate. There are no qualitative differences, which supports the notion, that capacity limitations are transdiagnostic impairments. While the Mini-ICF-APP has been developed to assess capacity limitations in psychological disorders, it can also be used in somatic medicine.
Hintergrund:
Antipsychotika wirken bei positiven Symptomen der Schizophrenie, aber die Behandlung negativer Symptome bleibt eine klinische Herausforderung. Eine gepoolte Post-hoc Analyse von 2 randomisierten kontrollierten Phase-II/III-Cariprazin-Studien wurde durchgeführt, um die Auswirkungen von Cariprazin auf die negativen Symptome der Schizophrenie bei einer Subgruppe von Patienten mit akuter Exazerbation und überwiegender Negativsymptomatik (PNS) zu untersuchen.
Methoden:
Die konstituierenden Studien waren 6-wöchige, internationale, randomisierte, doppelblinde, Plazebo- und aktiv (Risperidon 4mg / Aripiprazol 10mg) kontrollierte Studien mit Fixdosis bei Erwachsenen mit akuter Exazerbation der Schizophrenie.
Patienten mit überwiegend negativen Symptomen wurden anhand eines Modells identifiziert, das 8 Zustände einer Schizophrenie definiert (Lenert et al., Schizophr Res. 2004; 71: 155-65); Die mittlere Änderung der PANSS-Faktor-Scores gegenüber dem Ausgangswert für negative Symptome (FSNS, beinhaltet die Items N1-N4, N6, G7, G16 des PANSS) wurde unter Verwendung eines Mischeffektmodells für wiederholte Messungen in der Patientenuntergruppe mit vorherrschenden negativen Symptomen analysiert.
Ergebnisse:
Die Änderung des PANSS-Faktor-Scores für Negativsymptome vom Ausgangswert bis Woche 6 war für Cariprazin 1,5 - 3 mg statistisch signifikant gegenüber Plazebo / d (-2,5 [-4,2, -0,8) ], P = 0,0038; Effektgröße = 0,54), Cariprazin 4,5-6 mg / d (-3,7 [-5,5, -1,9], P < 0,0001; Effektgröße = 0,79) und Risperidon (-2,5 [-4,7) -0,3], P = 0,0258; Effektgröße = 0,54); LSMD für Aripiprazol gegenüber Plazebo war jedoch statistisch nicht signifikant (-1,0 [-3,1, 1,2], P = 0,3661; Effektgröße = 0,21).
Schlussfolgerungen:
Nach 6-wöchiger Behandlung wurde für Cariprazin und Risperidon (nicht: Aripiprazol) in der Subgruppe mit PNS eine signifikant größere statistische Verbesserung des FSNS gegenüber Plazebo beobachtet.
Introduction
Problems with wayfinding and orientation are early symptoms of MCI and dementia which decrease mobility thereby leading to further cognitive decline. Previous studies show that impaired cognitive functioning is associated with changes in both motion and physiological features. It would be advantageous if phases of disorientation could be predicted from these parameters as well. Here we present preliminary results of an ongoing study assessing the association between motion, physiological parameters and spatial disorientation.
Methods
20 (of 80 intended) participants (11 female) were measured in 5 groups: 6 young controls (mean age = 23 years, SD = 0.51), 4 young experimental (mean age = 22 years, SD = 1.89), 5 old controls (mean age = 72 years, SD = 6.91), 4 old experimental (mean age = 73 years, SD = 5.44) and 2 dementia patients (mean age = 75 years, SD = 7.07 years; mean MMSE = 25.5, SD = 0.70). Participants performed an orientation task within a virtual environment (VE) implemented in the GRAIL, while putting on wearable sensors on their chest, wrist and ankle. The VE was held constant for the controls, while it was manipulated (e.g. moved landmarks) for the experimental participants. Unequal sample t-test assessed difference between the younger and older participant categories (excluding patient group due to number of participants) on normalized frequency of disorientation.
Results
The younger and older participant groups significantly differed on normalized frequency of disorientation (t(16.6) = 2.6, p < 0.05), as the older participants showed more instances of disorientation.
Discussion
Preliminary outcome from the ongoing study showed age effect for normalized frequency of disorientation between the older and younger participant categories. Subsequently, associations between selected motion, physiological features and disorientation will be tested in the near future for the patient group as more data is collected.
The Emergency Department (ED) is a noisy, fast paced and unfamiliar environment. An ED visit is especially for older persons with cognitive dysfunction challenging as they may suffer from sensory overload, distress and discomfort. These patients have a higher risk in developing negative clinical outcomes during their ED visit than older patients without cognitive dysfunction. Therefore, the care for these patients requires additional time and resources as well as a different type of care. However, it often comes out short due to the priority of acute health assessment and treatment in the ED. Therefore, new approaches to enhance the quality of care for older patients with cognitive dysfunction are needed. The aim of this prospective study was to design and evaluate a volunteer program in the ED at Charité Campus Benjamin Franklin. First, volunteers received a special group-based training (four sessions à 120 min) on dementia, delirium, the needs of older patients in the ED and volunteer’s duties and tasks. In the following 6 months, n = 112 older patients with cognitive dysfunction were accompanied by n = 9 volunteers (post 6 months: n = 7) in n = 75 services. Besides evaluating the training, volunteers’ knowledge and expertise, self-efficacy, attitudes towards and effectiveness of their accompaniment were assessed. Results showed that the training was able to enhance volunteers’ knowledge and expertise. The most frequent strategies to accompany the patients were conversations, holding hands and touching as well as providing food and drinks. Further, ED nurses’ (n = 27; post 6 months: n = 18) attitudes towards the program were examined. Nurses’ negative attitudes towards the program decreased considerably from pre to post 6 months. Our results suggest that the program is beneficial to patients, meaningful for volunteers and supports ED nurses. Further studies evaluating the use of volunteers (e.g., on patients’ outcome) are warranted.
Einführung: Zur Wirksamkeit von Hypnotherapie auf angstbezogene Symptome wurden international bereits einzelne Studien durchgeführt. Allerdings fehlt es an methodisch hochwertigen randomisiert-kontrollierten Studien sowie an Studien mit der Zielgruppe primärer Angststörungen. Zwischen Juli 2018 bis August 2020 wurde deswegen am Universitätsklinikum Tübingen eine von der MEG geförderte Studie durchgeführt, die die Wirksamkeit von Hypnotherapie (HT) bei Agoraphobie mit einer Wartekontrollgruppe (WKG) in einer Pilotstudie verglich. Es wurde erwartet, dass die HT in Bezug auf die Reduktion der Symptomatik der Agoraphobie im Fremdurteil (primäres Zielgröße) sowie im Selbsturteil (sekundäre Zielgröße) nach Ende der Behandlung der WKG überlegen ist.
Methode:
Es wurden insgesamt 36 Patienten mit aktueller Agoraphobie (80% Frauen, mittleres Alter 42 Jahre) nach DSM-5 in die Studie eingeschlossen und randomisiert jeweils zur Hälfte zu HT und zu WKG zugewiesen. In der HT wurden innerhalb von 12 Wochen 8-12 Sitzungen Einzeltherapie durchgeführt. Teilnehmer der WKG warteten zunächst für drei Monate und erhielten dann eine Behandlung mit HT. Zu Baseline und nach Ende der 12 Wochen wurden primäre und sekundäre Zielgrößen erfasst.
Ergebnisse/Diskussion:
Die Stichprobe wies bei Baseline eine leichte bis mittlere Symptomatik im Selbst- und Fremdurteil auf. Knapp die Hälfte erfüllten außerdem Kriterien für eine Panikstörung. Zur primären Analyse wird die mittlere prozentuale Symptomreduktion im Fremdurteil zwischen HT und WKG mittels t-Test für unabhängige Stichproben verglichen (PP und ITT-Analyse). Sekundäre Analysen beziehen sich auf die Symptomreduktion im Selbsturteil sowie Häufigkeiten in der therapeutischen Response. Bisher liegt die Dropoutrate unter 10%. Bis zum Ende der Datenerhebung im August 2020 sollen alle an der Studie Beteiligten blind bezüglich der Hauptergebnisse bleiben, weswegen diese erst bei der DGPPN im November präsentiert werden.
Bei der Persistent Genital Arousal Disorder (PGAD) handelt es sich um ein Syndrom, bei dem vorrangig Frauen unter einer anhaltenden genitalen Erregung ohne Lustgefühl leiden. Sie klagen häufig über wiederholte ungewollte Orgasmen, klitorale Kribbelmissempfindungen und ein genitales Verspannungsgefühl. Auf Grund dessen kommt es zu einem ausgeprägten Leidensdruck mit häufig resultierenden Depressionen bis hin zu akuter Suizidalität.
Bei bislang vollständig unklarer Ätiologie (Tarlov-Zysten, UAW z.B. nach SSRI-Einnahme, etc.) existieren nur einzelne Fallberichte, welche bisherige Therapieerfolge durch probatorische medikamentöse oder operative Maßnahmen darstellten.
Im Rahmen unserer sexualmedizinischen Sprechstunde sahen wir 26 Patient*innen (m:3, w:23) mit typischer PGAD-Symptomatik. 17 Patient*innen hatten bereits einen Therapieversuch mit Duloxetin (Dosis: 15-120 mg), von denen 8 eine Linderung der genitalen Symptomatik bis hin zum vollständigen Sistieren angaben. Insgesamt 15 Patient*innen nahmen Pregabalin (100-600 mg) ein. 4 von ihnen gaben eine eindeutige Besserung im Verlauf an. 4 Patient*innen erhielten nach mehreren erfolglosen Therapieversuchen im Rahmen eines stationären Aufenthaltes CBD-Öl. 3 Patientinnen gaben hierunter zumindest eine Teilremission der Beschwerden an, 1 Patientin brach den Therapieversuch wegen Angstattacken ab.
Viele Patient*innen berichteten von einer Linderung durch Wärme, Bewegung und Masturbation. Ebenso konnten vereinzelt Heilversuche mit lokaler Lidocain-Salbe, TENS- sowie Entspannungsverfahren in Kombination mit Psychotherapie zur Krankheitsbewältigung eine Beschwerdelinderung erzielen.
Zusammengefasst können nach unserer Erfahrung bei der Behandlung von PGAD Therapieversuche vorrangig mit Duloxetin und Pregabalin (ggfs. in Kombination) eine Symptomlinderung der genitalen Beschwerden und entsprechend eine Abnahme der psychischen Belastung bewirken. Aber auch Therapiemisserfolge (11 Pat.> 1 Therapieversuch) sind häufig.
Einführung
Randomisierte kontrollierte Studien (RCT) weisen darauf hin, dass die Behandlung der Glabella-Region mit Botulinumtoxin (BTX) zu einer verringerten depressiven Symptomatik führt. Als Erklärungsmodell für diesen Zusammenhang wird eine Unterbrechung des „facial feedback“-Kreislaufs angenommen. Der Theorie nach bedingt dabei die Lähmung von entsprechenden Gesichtsmuskeln die Hemmung von propriozeptivem Feedback an das Gehirn und somit schließlich eine geringere Wahrnehmung von negativen Emotionen. Empirisch konnte gezeigt werden, dass die Gabe von BTX mit einer verminderten Reaktivität der Amygdala auf emotionale Stimuli einhergeht. Neben depressiven Störungen ist auch die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) ein Störungsbild, bei dem ein Übermaß an negativer Affektivität und Impulsivität besteht. Zusätzlich ist für die BPS eine erhöhte Aktivität der Amygdala beschrieben. Die klinischen Effekte von BTX bei BPS wurden bereits in einer RCT (NCT02728778) untersucht. Zusätzlich wurde hier der Einfluss von BTX auf neuronale Strukturen der emotionalen Verarbeitung und Inhibition bei BPS mithilfe funktioneller Resonanztomographie (fMRT) realisiert.
Methode
Während des fMRTs wurde ein emotionales go/no-go-Paradigma angewendet, um die Interferenz von emotionaler Verarbeitung und Impulsivität bei N=45 Frauen mit BPS zu untersuchen. Den Teilnehmerinnen wurde zufällig eine Behandlung mit BTX oder Akupunktur (AKU) im Stirnbereich als Kontrollbedingung zugewiesen.
Ergebnisse/Diskussion
Nach vier Wochen zeigten beide Gruppen eine reduzierte klinische Symptomatik. Zusätzlich war die Gabe von BTX mit einer Verbesserung der Inhibitionsleistung, sowie einer verminderten Reaktivität der rechten Amygdala und einer verminderten funktionellen Konnektivität dieser mit dem Nucleus Caudatus assoziiert. Die Veränderungen auf der Verhaltens- und neurobiologischen Ebene weisen auf einen verringerten Einfluss von negativen Emotionen in Folge der BTX Behandlung hin.
Die klinische Präsentation einer Depression ist heterogen und umfasst verschiedene affektive und kognitive Symptome einschließlich einer erhöhten Fehleranfälligkeit. Verschiedene elektrophysiologische, aber nur wenige funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT)-Studien untersuchten die neuronale Fehlerverarbeitung bei der Depression, mit inkonsistenten Befunden. Daher ist die verlässliche Evidenz bezüglich der neuronalen Signatur der Fehlerverarbeitung bei Patienten mit aktueller Depression, trotz ihrer potenziellen Bedeutung als neurobiologischer Marker, begrenzt.
Wir untersuchten eine Stichprobe mit 16 Patientinnen mit aktueller Depression und 17 gesunden Kontrollpersonen. Während der fMRT-Untersuchung verwendeten wir ein etabliertes Erikson-Flanken Go/NoGo-Paradigma und konzentrierten uns auf neuronale Veränderungen während der Fehlerverarbeitung.
Im Vergleich zu Gesunden gab es bei den Depressiven keine signifikanten Unterschiede in der Fehlerrate. In der fMRT-Untersuchung beobachteten wir bei den Depressiven im Vergleich zu den gesunden Kontrollpersonen signifikant (p < 0,05 FWE) erhöhte neuronale Aktivierungen im dorsalen anterioren cingulären Kortex (dACC), im prämotorischen Bereich und im superioren temporalen Gyrus (STG). Dies sind Hirnregionen, die mit der Verarbeitung neuraler Fehler und entsprechenden Verhaltensanpassungen assoziiert sind.
Unter Berücksichtigung vergleichbarer Aufgabenantworten, insbesondere ähnlicher Kommissionsfehlerraten bei Depressiven und gesunden Kontrollpersonen, führen unsere Ergebnisse zu der Annahme, dass eine verstärkte Rekrutierung neuronaler Ressourcen bei Depressiven notwendig ist, um eine äquivalente Verhaltensleistung zu erreichen. Darüber hinaus unterstützen unsere Ergebnisse die Annahme einer erhöhten Ansprechrate zur Erkennung neuronaler Fehler in der Depression, was als potenzielle neuronale Signatur psychopathologischer Merkmale, wie der Überempfindlichkeit gegenüber negativem Feedback gewertete werden kann.
Schmerz wird als eine unangenehme sensorische und emotionale Erfahrung definiert und affektive und kognitive Faktoren modulieren die individuelle Schmerzwahrnehmung. In neueren Studien wurde die Schmerzverarbeitung untersucht und es zeigte sich eine veränderte Schmerzwahrnehmung während aversiver Stimulation bei psychiatrischen Störungen, z.B. bei der Borderline Persönlichkeitsstörung (BPD) und auch bei der Depression (MDD). Durch die Untersuchung dieser beiden klinischen Proben innerhalb eines Studiendesigns können mögliche Störgrößen, wie komorbide Störungen oder Medikamenteneinnahme, berücksichtigt werden und spezifische Veränderungen der Schmerzwahrnehmung der BPD dargestellt werden.
Dazu untersuchten wir 10 Patienten mit BPD und komorbider Depression, 12 Patienten mit MDD ohne BPD und 12 gesunde Kontrollprobanden (HC). Die individuellen Schmerzschwellen der Studienteilnehmer wurden ermittelt. Weiter wurden die affektiven (SAM-scale 2 und 3) und somatosensorische Komponenten (SAM-scale 1) der Schmerzwahrnehmung während aversiver Stimulation mittels repetitiver peripherer Magnetstimulation (rPMS) zu zwei Zeitpunkten (Baseline und Follow-up) erhoben. Aktuelle depressive Symptome (BDI-Werte) sowie psychologische und somatoforme dissoziative Merkmale wurden bei der Baseline- und Follow-up-Untersuchung erhoben.
Beim Follow-up waren die BDI-Werte für BPD und MDD signifikant niedriger als bei der Erstuntersuchung, während die DSS-Werte nur in der BPD-Gruppe vor der rPMS signifikant höher waren als nach der rPMS. Patienten mit BPD hatten signifikant höhere Schmerzschwellen als Patienten mit HC zu Studienbeginn. Während der rPMS waren alle Gruppen in der Lage, das Niveau der Reizintensitäten in ähnlicher Weise zu diskriminieren. Bemerkenswert ist, dass wir Veränderungen der affektiven Komponenten der Schmerzwahrnehmung bei BPD im Vergleich zu MDD und HC beobachteten und somit weitere Hinweise auf störungsspezifische Veränderungen bei BPD liefern.
Hintergrund:
Die bereits in Erscheinung tretenden sowie künftig zu erwartenden Auswirkungen des globalen Klimawandels gehen mit weitreichenden Implikationen für die menschliche Gesundheit einher. In diesem Kontext rückt der Einfluss einzelner meteorologischer Variablen zunehmend in den Fokus der Suizidforschung.
Ziel der Arbeit:
Systematische Übersichtsarbeit mit qualitativer Synthese der aktuellen Literatur zu Assoziationen zwischen Wettervariablen und Suizidversuchen sowie Suiziden.
Material und Methoden:
Kriterienbasierte, systematische Literaturrecherche nach den PRISMA-Kriterien. Es wurden Originalarbeiten mit peer-review ohne zeitliche Beschränkung eingeschlossen.
Ergebnisse und Diskussion:
99 Studien wurden eingeschlossen und dem jeweiligen Studiendesign entsprechend auf Basis von Tages-, Wochen-, Monats- und Jahresdaten zusammengefasst. Die Mehrzahl der Studien zeigte signifikante Assoziationen mit mindestens einer Wettervariable, wobei inkonsistente und widersprüchliche Ergebnisse festzustellen waren. Am häufigsten fanden sich positive Korrelationen zwischen Temperatur und Suizidalität.
Es zeigte sich eine hohe Heterogenität in Bezug auf die verwendeten Studiendesigns. Trotz weiterhin bestehendem Forschungs- und Klärungsbedarf werden in diesem Kontext ggf. sinnvolle Anknüpfungspunkte für die Suizidprävention offenbar.
Einführung: Das Internet wird in der Allgemeinbevölkerung neben Printmedien als Ratgeber bei Gesundheitsfragen genutzt. Zum Gebrauch durch Menschen mit psychischen Erkrankungen gibt es bisher kaum Untersuchungen. Weisen die hiervon Betroffenen ein besonderes Nutzungsverhalten auf? Inwieweit erleben sie selbst die Gewinnung von Informationen als sinnvoll oder sogar eher als verunsichernd?
Methode: In einem halbstandardisierten Interview wurden 200 stationäre psychiatrische Patienten in der Zeit zwischen August 2014 und März 2018 befragt. In den Interviews ging es darum zu erheben, anhand welcher Quellen sich die Patienten über ihre psychische Erkrankung informiert haben, und welche Erfahrungen sie dabei gemacht haben.
Ergebnisse: Mit 173 von 200 Teilnehmern hatte die große Mehrheit schon einmal Informationen über Psychiatrie, Psychologie oder Medikamente gewonnen. Die Mehrzahl der Teilnehmer schilderte auch oder sogar überwiegend positive Emotionen bei der Lektüre. Mehr als zwei Drittel bewerteten sie als nützlich. Nur bei 10 Teilnehmern hatte die Lektüre zum Abbruch oder zur Ablehnung von Therapiemaßnahmen geführt.
Schlussfolgerung: Psychiatrische Patienten erleben überwiegend hilfreiche Auswirkungen der Lektüre medizinischer Informationen in Internet und Printmedien. Dieses Ergebnis steht im Gegensatz zu Befragungen von Ärzten, die z. B. Verwirrung und Verunsicherung bei Patienten als Ergebnis von Internetrecherche wahrnahmen, was wiederum nur von wenigen Patienten berichtet wurde.
Einführung: Mittels präfrontaler Theta-Cordance im REM-Schlaf (R-pfTC) kann bereits nach einer Woche Antidepressiva-Therapie Response oder Non-Response prädiziert werden [1]. Die Zwischenauswertung der prospektiven randomisierten klinischen Studie untersucht, ob eine R-pfTC geleitete Antidepressiva-Therapie zu einer höheren Response-Rate führt.
Methode: 37 stationäre Patienten mit einer Major Depression wurden randomisiert zugeteilt: Interventionsgruppe (IG, N = 22; Alter: M = 39.5; 45.5 % weiblich) oder Kontrollgruppe (CG, N = 15, Alter: M = 45.4; 46.7 % weiblich). Die R-pfTC wurde eine Woche nach dem Antidepressiva-Behandlungsbeginn mittels Schlaf-EEG berechnet. In der IG wurde nur im Falle einer negativen R-pfTC eine Modifikation der Behandlung angeregt. In der CG erfolgte die Behandlung ohne Einfluss durch die R-pfTC. Die Schwere der depressiven Symptomatik wurde mit der Hamilton-Depressionsskala (HAMD) vor Therapie, nach Woche 1 und Woche 5 bestimmt. Eine >50 %-Reduktion des HAMD-Baseline-Wertes in Woche 5 galt als Response.
Ergebnisse/Diskussion: Die Response-Raten waren 16/22 (72.7 %) in der IG im Vergleich zu 9/15 (60 %) in der CG. Wenn die R-pfTC eine Non-Response vorhersagte und die Antidepressiva-Medikation adaptiert wurde, zeigten diese prädizierten Non-Responder der IG schließlich eine Response von 85.7% im Vergleich zu nur 20% der gleichfalls prädizierten Non-Responder in der CG (Response x Gruppe: F = 4.18, p = .03, η2 = .29). Hingegen zeigten die prädizierten Responder in IG und CG keinen Unterschied (Response x Gruppe: F = .26, p = .77).
Schlussfolgerung: Diese vorläufigen Ergebnisse legen nahe, dass der frühe Einsatz des prädiktiven Biomarkers R-pfTC zur prospektiven Therapiesteuerung die Response-Rate von antidepressiven Therapien erhöhen kann.
Referenz: [1] Pawlowski MA et al. Heart Rate Variability and Cordance in Rapid Eye Movement Sleep as Biomarkers of Depression and Treatment Response. J Psychiatr Res 2017; 92:64-73
Einführung:
Internalisierte Zielkonflikte am Arbeitsplatz beschreiben die psychische Reaktion auf die Wahrnehmung von Widersprüchen zwischen arbeitsbezogenen Zielsetzungen. Verglichen mit erfahreneren Kolleginnen und Kollegen kann es ärztlichen Berufseinsteigenden an effektiven mentalen Routinen zur Prioritätensetzung mangeln. Ferner befinden sie sich in einer strukturell schwächeren Position, um Forderungen anderer zurückzuweisen. Diese Studie postuliert, dass durch Zielkonflikte Stress entsteht, der zu einer negativen Einstellung gegenüber der Arbeit und zu negativen gesundheitlichen Folgen führt.
Methode:
Zielkonflikte und ihre Effekte wurden in einer Panelbefragung ärztlicher Berufsanfängerinnen und Berufsanfänger in Deutschland untersucht (N = 590; erste Befragung im Jahr 2004; drei Folgeerhebungen; Beobachtungsdauer: neun Jahre und acht Monate). Es wurden etablierte Selbstbeurteilungsinstrumente eingesetzt. Um den Einfluss möglicher Störfaktoren zu begrenzen, wurden Fixed-Effects- und Random-Intercept-Regressionsmodelle geschätzt.
Ergebnisse/Diskussion:
Zielkonflikte waren mit erhöhten Werten für depressive Symptome sowie mit reduzierter Arbeitszufriedenheit und verringertem Arbeitsengagement assoziiert. Diese Ergebnisse zeigten sich unabhängig von der verwendeten statistischen Methodik sowie unter Kontrolle unterschiedlicher privater und berufsbezogener Merkmale.
Schlussfolgerung:
Diese Panelbefragung zeigt erstmalig, dass Zielkonflikte eine wichtige Facette von arbeitsbezogenem Stress bei ärztlichen Berufseinsteigenden sind; sie illustriert das Widersprüche zwischen Arbeitszielen relevante Konsequenzen für die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz Krankenhaus haben können. Das Konzept besitzt Implikationen für das Gesundheitsmanagement und die medizinische Ausbildung. Ferner kann die Beschäftigung mit Zielkonflikten erfahrenen Ärztinnen und Ärzten dabei helfen, jüngere Mitglieder ihrer ärztlichen Teams besser zu unterstützen und zu supervidieren.
Einführung: Tragbare Sensoren bilden die Grundlage für mobile Assistenzsysteme, z.B. in Form einer Smartwatch. Diese Technologien könnten die Sicherheit von Menschen mit Demenz (MmD) erhöhen oder zur Aufrechterhaltung einer möglichst unabhängigen Lebensweise beitragen. Nur unter Berücksichtigung des jeweils aktuellen Zustands des Betroffenen können individualisierte Hilfsangebote generiert werden.
Methode: Innerhalb des “SAMi”-Projektes wurde eine Feldstudie zur Verhaltenserfassung von MmD im Pflegeheim durchgeführt, bis März 2020. Ziel der Studie ist es, dass Verhalten der Bewohner zu analysieren. Zum einen bezüglich des Hilfsbedarfs, zum anderen hinsichtlich kognitiver und physischer Parameter (z.B. Desorientierung, Körperhaltung, Mobilitätsverhalten). Die Teilnehmer trugen eine Smartwatch, welche Akzelerometer beinhalten und eine Indoor-Ortung über Bluetooth ermöglicht. Parallel dazu wurden die Bewohner von einem Studienmitarbeiter beobachtet. Das Annotationsschema umfasst den Aufenthaltsort, die Körperhaltung, die Aktivität und weiteres Verhalten (u.a. Desorientierung, Sturz). Die synchronisierten Sensor- und Beobachtungsdaten werden zum Training von Algorithmen eingesetzt, welche möglichst hilfreiche Intervention selektieren lernen sollen.
Ergebnisse: In die Studie wurden zwölf Probanden im Alter zwischen 74 und 96 Jahren eingeschlossen, mit mittel-bis schwergradiger Demenz (MMST 5-18). Insgesamt wurden ca. 295 h Verhaltensbeobachtungen durchgeführt. Ca. 80% der Zeit wurde parallel die Smartwatch getragen. Die Mehrheit der Teilnehmer akzeptierte das Tragen der Uhren problemlos. Die Installation der technischen Infrastruktur im Pflegeheim war herausfordernd.
Schlussfolgerung: Die Analyse von Sensoren zur Aktivitätserkennung kann helfen, situations-adaptive assistive Geräte zu entwickeln. Die Akzeptanz von Smartwatches vom MmD ist gegeben. Es wurden viele Situationen mit dem Bedarf an Hilfe beobachtet, welche zum Teil mit Technik adressiert werden können.
Introduction: Dialectical Behavior Therapy (DBT) is a common treatment for Borderline Personality Disorder (BPD), but not all patients can benefit from it. DBT has proven to be effective especially for the treatment of non-suicidal self-injury. Still, emotional injuries based on early childhood experiences might persist. Maladaptive schema modes are one coping mechanism for dysfunctional early maladaptive schemas, which can emerge from such experiences. Schema therapy (ST) has been able to show promising effects for the treatment of BPD. Knowledge about the relation between schema modes and BPD symptoms would help to find out whether ST could be a possible alternative- or follow-up treatment to DBT. Method: This is an ongoing study. So far, 34 BPD inpatients (age 18-44, female: 76%), who were part of a ten-week DBT program, were included. To examine the relation of modes and symptoms, demographic variables, BPD symptoms and schema modes were assessed at the beginning and the end of psychotherapy for correlation and regression analyses. Changes of schema modes and BPD symptoms in the course of DBT were investigated using pairwise t-tests. Results: BPD symptoms were significantly positively correlated with maladaptive modes, especially child modes, at both points of assessment. BPD symptoms and mode-intensity significantly reduced over time. Still, maladaptive modes were able to significantly explain variance in symptoms at the beginning (R^2=0.56) and the end (R^2=0.71) of DBT. The vulnerable child mode had a significant influence on symptomatology (0,3 < β < 1.61, p < 0.05). Conclusion: Schema modes might remain and possibly influence BPD symptomatology before and after DBT. Future research should investigate the causal relation between schema modes and BPD symptoms in a larger sample and discuss ST as well as integrative therapy approaches as possible follow-up and alternative treatments to DBT. Updated results will be presented at the conference.
INTRODUCTION: Major depressive disorder (MDD) has a large influence on work productivity. This study aimed to evaluate sick leave (SL) days predictors after antidepressants (ADs) initiation in MDD patients
METHODS: This was a retrospective study on general practitioners (GPs) and specialists (psychiatrists and neurologists) data from IQVIA German Disease Analyzer. 19-64 years-old MDD patients initiating ADs during ‘JUL-2016 – JUN-2018’ were selected and followed-up for 1 year. Patients were grouped by therapeutic approach: 1) AD monotherapy (ADMON - no ADs molecules different from the one at treatment start during follow-up) or 2) AD combination/switch/add-on (ADCOM - more than one ADs molecule at treatment start and/or AD molecules different from the initial one during follow-up). Patients’ data were analysed by AD group. A Zero-inflated Poisson (ZIP) multiple regression model was run to estimate SL days (any reason) predictors during follow-up (GPs’ panel); a multiple logistic regression model was run to understand predictors for the likelihood of having 31+ days of SL (psychiatric/neurologic reasons) during follow-up (specialists’ panel)
RESULTS: 8,891 and 1,685 patients were respectively selected from GPs and specialists panels. According to ZIP model, ADs approach was the variable with the highest influence on SL (SL days of ADCOM patients were 1.6 folds ADMON ones); older age, higher MDD severity, baseline diagnosis of MDD, substance abuse, neuropathic pain, and cerebrovascular disease were also associated with a higher number of SL days. According to logistic model, ADCOM patients had a 2 folds likelihood of experiencing 31+ days of SL than ADMON ones; patients with an MDD diagnosis before starting ADs had a 38% higher likelihood of experiencing 31+ days of SL than patients without baseline MDD
CONCLUSIONS: Results from this study consistently showed that AD therapeutic approach was the variable with the highest influence on SL experience of MDD patients
Hintergrund. Orthorexia nervosa (ON) ist ein Phänomen, bei dem sich Betroffene ständig mental mit gesunder Ernährung und Ernährungsregeln beschäftigen. ON weist somit Parallelen zur Anorexia nervosa (AN) auf, für welche spezifische Persönlichkeitsstile prädisponieren (Vervaet et al.,2004). Ob für die Entwicklung einer ON Persönlichkeitsstile eine Rolle spielen, ist unklar. In der folgenden Studie wird daher der Zusammenhang zwischen orthorektischen Verhaltensweisen, anorektischer Psychopathologie und Persönlichkeitsstilen bei AN-Patient*innen geprüft.
Methodik. In die laufende Studie werden stationäre Jugendliche im Alter zwischen 12 und 18 Jahren eingeschlossen, die ICD-10 Kriterien einer AN (F50.0) oder atypischen AN (F50.1) erfüllen. Zu Behandlungsbeginn erfolgt eine testpsychologische Untersuchung zur Erfassung orthorektischer Verhaltensweisen (Düsseldorfer Orthorexieskala (DOS), Cut-Off ≥30 von 40 Punkten), anorektischer Psychopathologie (Eating Disorder Inventory II (EDI-II)) und Persönlichkeitsstilen (Persönlichkeits-Stil- und Störungsinventar (PSSI)). Korrelationen [Spearman (r); Pearson (P)] wurden zwischen DOS und PSSI-Subskalen berechnet.
Ergebnisse. Bisher wurden in die Studie 45 Jugendliche (Alter in Jahren: M=14,8; SD=1,5; Mädchen=93,5%) eingeschlossen, wovon 22 (48,9%) den ON-Cut-Off der DOS erreichten. Erste Analysen (N=41) ergaben signifikante Korrelationen zwischen der DOS und folgenden Persönlichkeitsstilen: zurückhaltend-schizoid (r=.462), spontan-borderline (r=.494), sorgfältig-zwanghaft (r=.375), kritisch-negativistisch (r=.399), still-depressiv (r=.443), hilfsbereit-selbstlos (r=.312) und optimistisch-rhapsodisch (r=-.418). Die Ergebnisse zeigen einen Zusammenhang zwischen ON und Persönlichkeitsstilen bei Jugendlichen mit AN.
Background: Recent evidence from early detection centers has shown that help-seeking persons at-risk for BD are often already affected by a substantially subsyndromal symptomatology. Yet, it is still unknown whether individual researched risk factors simply co-occur, interconnect or even interact. The identification of risk factors has significant treatment implications, as early stages are considered more responsive to treatment and may require less complex interventions. Methods: To address these areas of unmet needs, we are conducting a prospective, naturalistic cohort study with participants aged 15 to 35 years and repeated assessment for at least 3 years. 1229 participants were included after a positive clinical screening for risk factors for BD (pos-bar) and 190 participants were recruited from a representative cohort study (rep). Results: The pos-bar group and the representative cohort differed as expected with respect to measures of risk factors for bipolar disorder in initial assessments – in terms of their occurrence, their distribution and the formed risk constellations. Typical risk constellations could be discovered for the pos-bar group and high-risk subgroups with positive family history for BD and subthreshold mania symptom syndrome. Conclusion: The results suggest interconnections and pathways of influence between the risk factors, that need to be determined in the longitudinal study course. From this knowledge we can gain starting points for early interventions and prevention of development of bipolar disorder.
Childhood maltreatment (CM), peer rejection (PR) and interpersonal problems (IP) are common in patients with borderline personality disorder (BPD) and persistent depressive disorder (PDD), however their relationship has not sufficiently been investigated. Literature suggests that rejection sensitivity (RS) and the threat of the need to belong and self-esteem might affect the behavioral interpersonal reaction. Therefore, we tested whether these characteristics mediate the relationship between CM and IP. Method: Data of 140 patients with BPD or PDD and matched healthy controls were analyzed. To experimentally observe IP, participants played a modified version of the Cyberball Paradigm, a virtual ball tossing game with one alleged coplayer including and another excluding the participant. We calculated a passing preference (PP) with a positive outcome indicating favorizing the excluder, which we interpreted as re-inclusion of the excluder. The Childhood Trauma Questionnaire (CTQ), the Traumatic Antecedents Questionnaire, the Questionnaire on PR, the Rejection Sensitivity Questionnaire (RSQ) and the and the Need Threat Scale were used for assessment. Results: In the whole patient sample, CTQ had an indirect effect on PP through RSQ. Specifically, a history of emotional neglect indirectly related to more PP through higher RS, while the direct effect of CTQ on PP was negative. Exploratory analysis showed that positive life events during adulthood respectively missing PR were indirectly related to higher PP through less threat of need respectively self-esteem. Discussion: The results show that crossdiagnostically CM (especially emotional neglect) predicts higher RS and less re-inclusion of the excluder, however RS might increase rather than decrease re-inclusion of the excluder in patients with a history of CM. Interestingly, positive life events during adulthood and missing PR lead to re-inclusion through less threat of need and self-esteem.
Theoretical background: As pathological cognitive decline in the elderly such as the Alzheimer’s disease (AD) is an increasingly frequently diagnosed disease worldwide, the identification of early-onset predictors and risk variables is mandatory.
Methods: Within 6 years of single participant observation and 10 years of overall study duration, we investigate several individual parameters, as for instance neuropsychiatric test variables, in the large sample of elderly participants of our long-term follow-up Vogel Study (N > 600 at first visit out of three visits; Polak et al., 2017). Based on various statistical analyses (e.g. structural equation modeling), latent cognitive factors which show measurement invariance over time and simultaneously identifying subgroups in our sample (healthy aging and pathological cognitive decline) were calculated at second visit to find criteria for the later prediction of (pathological) cognitive decline at third visit.
Results: Shifts in latent variances reveal true changes in the participants’ cognitive functioning and determine sample-specific cognitive domains of interest.
Conclusion: Preliminary up-to-date results are highly relevant to guarantee reliable findings at the end of our longitudinal Vogel Study. Combining these results with other investigations during the Vogel Study, as for example the results of functional brain imaging assessments (e.g. fNIRS), a significant improvement in knowledge is a realistic expectation.
Background: Aggressive behavior is a highly prevalent and harming phenomenon in Borderline Personality Disorder (BPD). A mechanism-based anti-aggression psychotherapy (MAAP) was developed for patients with BPD and evaluated in a randomized controlled trial showing significant differences in the reduction of aggressive behavior between MAAP and a non-specific supportive therapy (NSSP). The objective of the present study is to investigate threat hyper-sensitivity as a possible mechanism of change that may induce, influence or moderate the effectiveness of this intervention.
Methods: MAAP and NSSP were administered in a randomized-controlled trial over 6 weeks in a group setting. BPD patients took part in behavioral tasks and a functional magnetic resonance imaging (fMRI) experiment before (T0) and directly after (T1) participating in either MAAP or NSSP. Healthy controls undertook the same tasks two times with a gap of 6 weeks between the two measurements. Aggressive behavior was assessed in all participants using the modified overt aggression scale.
Results: Results will be presented with regard to the reduction of aggressive behaviors in BPD patients after the therapeutic interventions and changes in behavioral and neural correlates of threat hyper-sensitivity assessed with behavioral tasks and fMRI experiments. Furthermore, it will be presented whether changes in behavioral and neural correlates of threat hyper-sensitivity predict reduction of aggressive behavior in the patients.
Conclusions: Knowledge on mechanisms of change are highly important for the evaluation of therapeutic interventions. The present results may be used to further optimize anti-aggression therapy for patients with BPD in the future.
Erfahrungen in der frühen Kindheit prägen die emotionale und kognitive Entwicklung, wobei unsicheres Bindungsverhalten einen Risikofaktor für psychische Erkrankungen darstellt (Strauss, 2011). Im Erwachsenenalter können Bindungsmuster anhand von Sprachcharakteristika unterschieden werden (Hesse, 2008). In dieser Studie wurde untersucht, inwiefern diese bindungsspezifischen Sprachcharakteristika emotionale Reaktivität und soziale Tendenzen der Zuhörer beeinflussen.
Zuerst wurden 149 gesunden Probanden Narrative, charakteristisch für sicheres, unsicher-vermeidendes und unsicher-verstricktes Bindungsverhalten, vorgespielt. Nach jedem Narrativ bewerteten die Zuhörer ihr Wohlbefinden und ihre Tendenz zur sozialen Interaktion mit dem Erzähler. Der Einfluss der Narrative wurde mit AN(C)OVAs mit Messwiederholung getestet. Zusätzlich wurden potentiell psychopathologische Persönlichkeitscharakteristika erfasst und inter-individueller Unterschiede der Zuhörer mittels Mediationsanalysen untersucht. In einer Folgestudie wurde die emotionale Reaktivität auf diese Narrative von zehn depressiven Patienten und zehn Kontrollprobanden verglichen.
Unsicheres Bindungsverhalten beeinflusste das Wohlbefinden der Zuhörer negativ (p < 0,001). Trotzdem zeigten die Zuhörer die höchste Tendenz zur sozialen Interaktion mit dem unsicher-verstrickten Narrativ (p < 0,01). Zudem mediierten individuelle Bindungscharakteristika der Zuhörer den Zusammenhang von emotionaler Reaktivität nach dem unsicher-verstrickten Narrativ und psychopathologischen Persönlichkeitscharakteristika. Depressive Patienten zeigten im Vergleich zu den Kontrollprobanden ein schlechteres Wohlbefinden nach Hören des unsicher-verstrickten Narratives (p < 0,01).
Die Konfrontation mit unsicheren bindungsspezifischen Sprachcharakteristika kann folglich in dysphorischen Stimmungswechseln resultieren. Diese Erkenntnis ist v.a. im psychotherapeutischen Setting von Bedeutung.
Introduction
Invasive vagus nerve stimulation (VNS) is a promising adjunctive therapeutic option for treatment resistant depression.
Methods
From October 2019 to July 2020 a total of 11 patients (w=8, m=3) were implanted a VNS system left due to treatment resistant unipolar (n=9) or bipolar (n=2) major depression. The patients were included in the international observational Restore-Life study.
Results
Mean age at time of implantation was 54.3 years (38-66, SD ±8.7). It is a sample with a heavy burden of disease with a mean duration of current episode of 32 months (2-126, median 20), number of lifetime episodes of major depression >4 in 10 cases, number of previous hospitalizations due to depression 5 or more in 72 % (n=8). 9 of the 11 patients reported suicidal ideations at baseline evaluation. The mean of MADRS Score was 27.4 (SD ±8.8, median 27) at baseline. It was remarkable that in 8 out of 11 cases there was comorbidity with hypothyroidism, which had been adequately treated in all cases. In all cases the implantation was performed without any perioperative complications. No severe adverse event were reported. On average, dose titration was started on the 6th postoperative day (4-11). Current output of 1.0 mA was recheaced mean 29.0 days (2-114, median 14) after beginning stimulation. The titration was completed by reaching a current output of 1.5 mA mean at day 40.7 (8-154, mean 30) after first stimulation. Voice alteration, sligt dyspnoea, cough and mild pain during stimulation were the most common adverse events during titration, mostly well-tolarated and only temporary. 6 patients underwent 3-months-follow up, the mean MADRS Score was 18 in this group (baseline 25.8).
Conclusion
VNS is feasible with reasonable effort and low risk of side-effects. Despite a small number of cases and relatively short follow-up time, an improvement of MADRS Score was seen in this treatment refractory cases. A further improvement can be expected in long-term course.
Introduction: Previous studies focusing on the overall effectiveness of home treatment found factors such as diagnosis, age, substance use and motivation for treatment predicting the success of home treatment. Common factors such as the therapeutic relationship have not yet been systematically investigated in home treatment. The current study closes this gap by analysing different trajectories of treatment response depending on patient characteristics at the beginning of treatment. Furthermore, the therapeutic relationship during treatment from a patient perspective is analysed and its correlation with treatment success is measured.
Method: Clinical exploratory intervention study with a prospective naturalistic design. The treatment examined is an existing offer of Luzerner Psychiatrie that exists for over ten years and was the first of its kind in Switzerland. The acute psychiatric home treatment is delivered in the patients' domestic environment. Patients are visited daily by one member of the interdisciplinary team (psychiatric nurses, psychologists and psychiatrists). In 2019, the average treatment duration was 33 days.
We use questionnaires to assess the patient characteristics at the beginning of the treatment, such as diagnosis, age, motivation for treatment, self-efficacy etc. as probable predictors. In addition, the perceived relationship between the patients and the team is measured daily and weekly throughout the treatment (BPSR-P, WAI-SR). The success of the treatment is defined by the changes in weekly measured symptoms (BSCL) and general well-being (WHO-5). We aim to include 63 participants.
General Linear Modelling will be used to predict treatment outcome and different response trajectories.
Results: First results will be presented at the congress.
Conclusion: By analysing predictors and common factors in an established home treatment setting, we provide new knowledge about the mechanisms leading to change in this treatment approach.
Objective:
In this proof-of-principle study the therapeutic relationship as one of the most important factors determining the outcome of cognitive behavioural therapy (CBT) and prognosis was analysed. This study aimed at finding objective biomarkers for predicting therapeutic alliance and outcome by combining non-invasive measurements of nonverbal synchrony with neurophysiological states in psychotherapy.
Methods:
We analysed 47 dyadic CBT sessions of 25 psychiatric patients and their therapists. 15 patients were seen twice during the course of CBT. Heart rate variability (HRV) and electrodermal activity (EDA) were measured continuously in both interactants with the Empatica E4 device. Simultaneously body movement was measured via frame-differencing video-analysis (motion energy analysis, MEA). Subjective ratings of the therapeutic relationship and symptom severity were collected at the end of every session with standard questionnaires. Outcome was defined as symptom reduction assessed with standard self-rating questionnaires in the follow-up session. Three windows of the whole session, each lasting 10 minutes, were assessed for physiological synchrony of therapists’ and clients’ heart rate, HRV, EDA and movement synchrony. Eight different approaches for measuring physiological synchrony were applied.
Results:
Overall, three methods of synchrony showed the highest accuracy. Significant correlations between different physiological synchrony variables and self-report were found. EDA, HRV and their synchrony, measured during the first of two recorded sessions, got combined in a multiple regression model to predict therapy outcome.
Conclusion:
Physiological interactional synchrony between client and therapist showed strong prediction power of symptom reduction in a follow-up assessment. Our data support the value of digital assessment of objective biomarkers as indices of therapeutic alliance and predictor of psychotherapeutic effects.
Hintergrund
„Orthorexia nervosa“ (ON) beschreibt die Fixierung, sich nach eigenen Regeln „gesund“ zu ernähren, um so negative gesundheitliche Konsequenzen abzuwenden. Ziel dieser Studie ist es, den Zusammenhang zwischen orthorektischen Verhaltensweisen und psychiatrischer Symptomatik sowie Belastung bei Jugendlichen mit Anorexia nervosa (AN) zu untersuchen, da Forschung hierzu in dieser Altersgruppe fehlt.
Methodik
In die laufende Studie werden stationäre Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren mit einer nach ICD-10 diagnostizierten typischen oder atypischen AN eingeschlossen. Zu Beginn der Behandlung erfolgt eine testpsychologische Untersuchung mittels der Düsseldorfer Orthorexie Skala (DOS) (Cut-Off für orthorektische Verhaltensweisen: ≥30 Punkte) und dem Brief Symptom Inventory (BSI); dieser erfasst psychiatrische Symptome auf neun Skalen und psychische Belastung mittels des Global Symptom Index (GSI) und Positive Symptom Distress Index (PSDI). Korrelationen [Spearman (r); Pearson (P)] wurden zwischen DOS und BSI-Subskalen berechnet.
Ergebnisse/Diskussion
Bisher wurden 45 Patient*innen (Alter in Jahren: M=14,8, SD=1,5, Mädchen=93,5%) eingeschlossen; 22 (48,9%) erreichten den Cut-Off für ON auf der DOS. Eine vorläufige Analyse (n=42) zeigte signifikante Korrelationen zwischen DOS und allen BSI-Subskalen (Somatisierung r=.427, Zwang r=.272, Unsicherheit im Sozialkontakt r=.372, Depressivität r=.397, Angst r=.441, Aggressivität r=.401, Phobische Angst r=.370, Paranoides Denken r=.397, Psychotizismus r=.462) sowie den Indices für psychische Belastung (GSI r=.454, PSDI P=.329). Die Ergebnisse zeigen einen Zusammenhang zwischen orthorektischen Verhaltensweisen und psychiatrischer Symptomatik und Belastung bei Jugendlichen mit AN.
Introduction
VNS is a non-pharmalogical neuromodulatory treatment option for difficult to treat depression. A pulse generator implanted in the left chest area is connected to an electrode that is wrapped around the left vagus nerve. The electrical impulses reach the brain afferently via the vagus nerve. It is presumed, that the vagal afferent network modulates neuronal activity in key monoaminergic structures. However, the exact mechanism of action of VNS is not clear.
Methods
We performed a first measurement to find out more about the feasibility of MEG recording during active stimulation of the left vagal nerve. Our patient was a 59 years old female treated with VNS since February 2020 due to unipolar major depression. After good response to intravenous esketamine she is also treated with esketamine for maintenance therapy. She also got tranycypromine 100 mg/d, olanzapine 25 mg/d, aripiprazol 20 mg/d and Agomelatine 50 mg/d. We performed MEG recording on a non-esketamine day, the oral medication was continued. The following parameters were set for VNS: current output 1.5 mA, on-time 30 sec., off-time 5 min., pulsewidth 250 µsec, frequency 20 Hz. MEG recording was performed during both on- and off-time.
Results
MEG recording and analysis were possible despite stimulation signals and the metal stimulation systems. The anaylsis revealed a significant reduction in 10 Hz-alpha oscillations, not during, but immediately after stimulation. The finding could be reproduced in a second measurement.
Conclusion
Alpha oscillations increase with fatigue, reduced arousal, or active inhibition of sensory stimuli. A reduction may indicate a cortical activation by stimulation of the vagus nerve. Furthermore, alpha oscillations were linked to depressive states. These results are encouraging and show, that a differentiated MEG study is feasible despite an implanted vagus nerve stimulation system.
Die aktuelle COVID-19-Pandemie stellt viele Arbeitnehmer*innen in Gesundheitsberufen vor große Veränderungen ihrer Arbeitswirklichkeit. Erste Studienergebnisse aus China zeigen ein erhöhtes Risiko für ängstlich-depressive Symptome, Schlafstörungen und peritraumatische Belastungsreaktionen bei medizinischem Personal während der COVID-19-Pandemie. Aus Studien zu Ausbrüchen von Infektionskrankheiten wie Influenza oder dem MERS-Coronavirus, ist bekannt, dass die wahrgenommenen Belastungsfaktoren einen erheblichen Einfluss auf die Arbeitsmotivation und persönlichen Bewältigungsmöglichkeiten haben können. In unserer aktuellen Studie erfolgte eine anonyme Befragung von Ärzten/-innen und Pflegenden auf Normalstationen sowie auf Intensiv-/Überwachungsstationen des Universitätsklinikums Bonn.
Die ärztlichen und pflegerischen Mitarbeiter*innen der Abteilungen Innere Medizin, Chirurgie, Neurologie und Neurochirurgie des Universitätsklinikums Bonn haben am 27.04.2020 eine standardisierte E-Mail erhalten, die in elektronischer Form die Probandeninformation, die Studieneinwilligung sowie einen Link zur Onlinebefragung beinhaltete.
In einem von uns erstellten Fragebogen erhoben wir Daten zur Demographie sowie in zwei offenen und 32 geschlossenen Fragen zu verschiedenen Bereichen der arbeitsplatzbezogenen Risikowahrnehmung im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie. Zur Erfassung psychischer Symptome wurden die standardisierten Depressions- und Angstmodule, PHQ-9 (9 Items) und GAD-7 (7 Items), des Gesundheitsfragebogens für Patienten PHQ-D erhoben. Mögliche Schlafstörungen wurden mit der deutschsprachigen Version des Insomnia Severity Index, ISI (7 Items), erfasst. Der Peritraumatische Belastungsfragebogen (13 Items) wurde zur Erhebung von Belastungen während traumatischer Erlebnisse eingesetzt.
Insgesamt liegen uns 137 Datensätze vor. Die Ergebnisse werden aktuell ausgewertet und beim Kongress vorgestellt.
Sie können Ansatzpunkte für bedarfsgerechte Unterstützungsangebote bieten.
Background. The coronavirus pandemic has altered our lives. Since an effective vaccine is not available yet, face-to-face contact is recommended to be kept to a minimum to reduce virus spread. This could likely have a profound societal and economic impact for many individuals. Some groups (e.g., those with pre-existing mental disorders) may be particularly vulnerable to the psychosocial stressors posed by the pandemic. We examined if psychiatric inpatients experience more psychiatric symptoms specifically due to the COVID-19 pandemic and associated governmental policies compared to healthy controls.
Methods. We applied a cross-sectional case-control design with psychiatric inpatients, recruited from the Ludwig-Maximilians-University (LMU) Biobank, and healthy controls, recruited from the general population using social media advertisements. Participants completed a questionnaire battery including measures of COVID-19 psychosocial impact (assessed with the uniquely developed COVID-19 Pandemic Mental Health Questionnaire [CoPaQ]), general psychological distress, paranoia, social network characteristics, loneliness, resilience, and well-being.
We used linear regression analyses to assess the effect of group on different psychosocial outcomes.
Results. In the general population sample (N=216), preliminary results showed associations between the amount of exposure to COVID-19 related psychosocial stressors (e.g., infection status anxieties) and general psychological distress (r=.48), paranoia (r=.35), loneliness (r=.49), well-being (r=-.48), and resilience (r=-.38).
Results comparing the impact of COVID-19 related psychosocial stressors between psychiatric patients and healthy controls will be presented at the conference following completion of data collection.
Conclusions. This study has the potential to identify individuals with greatest mental health needs and suggest appropriate interventions for managing the psychological consequences of the COVID-19 pandemic.
Hintergrund:
Es besteht empirische Evidenz dafür, dass Personen im Autismus-Spektrum oder mit stark ausgeprägten autistischen Eigenschaften zu sozialer Angst neigen. Einige Querschnitts-Studien konnten diesen Zusammenhang auch für Studierende belegen. Soziale Angst bzw. „Unsicherheit im Sozialkontakt“ im universitären Kontext, in dem soziale Interaktionen oft gefordert sind, kann zu reduziertem Wohlbefinden, schlechterer Gesundheit und geminderter Leistung führen. Ein vorzeitiger Abbruch der Ausbildung kann die Folge sein. Das Ziel der vorliegenden Studie war es, die bereits existierenden querschnittlichen Befunde zum Zusammenhang von autistischen Eigenschaften und Unsicherheit/Angst im Sozialkontakt bei Studierenden mit längsschnittlichen Daten zu ergänzen.
Methode:
Es wurden N = 118 Studierende (84/34 weiblich/männlich) von Schweizer Universitäten insgesamt zweimal befragt. Die Messzeitpunkte lagen ungefähr ein Jahr auseinander. Erhoben wurden jeweils die autistischen Eigenschaften mit dem Autismus-Spektrum-Quotient und die Unsicherheit im Sozialkontakt mit der entsprechenden Subskala des Brief Symptom Inventory.
Ergebnisse:
Korrelations-, Multiple Regressions- und „cross-lagged“-Analysen zeigten, dass die autistischen Eigenschaften erwartungskonform die Unsicherheit im Sozialkontakt ein Jahr später signifikant voraussagten (im cross-lagged-Modell: Gamma = .24, p < .01). Umgekehrt sagte die Unsicherheit im Sozialkontakt nicht die zukünftigen autistischen Eigenschaften vorher (im cross-lagged-Modell Gamma = -.01, p = .95).
Schlussfolgerungen:
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass Studierende mit höherer Ausprägung in autistischen Merkmalen nicht nur zum aktuellen Zeitpunkt eine höhere Unisicherheit/Angst im Sozialkontakt berichten, sondern auch ein erhöhtes Risiko aufweisen, zukünftig darunter zu leiden. Interventionen gegen soziale Unisicherheit und Angst könnten somit auch hilfreich für Personen mit hohen autistischen Eigenschaften sein.
Introduction: Capacity limitations are crucial in the context of socio-medical assessments concerning work ability. However, problems can arise if self-ratings differ from observer-ratings. Differences between self- and observer-ratings of psychopathological aspects have been examined for decades, whereas research on rating differences concerning capacity limitations is limited. Furthermore, capacity limitations have primarily been investigated in patients with mental disorders, however not yet in patients with somatic diseases.
Methods: Self- and observer-ratings of capacity limitations were compared in a sample of N = 328 neurological patients from a rehabilitation facility and measured by using the Mini-ICF-APP (short rating of activities and participation in psychological disorders according to the International Classification of Functioning, Disability and Health, observer-rating) and the Mini-ICF-APP self-rating questionnaire.
Results: Paired-samples t-tests revealed significant differences between self- and observer-ratings in six out of 13 capacity dimensions. On average, the capacity dimensions adherence to regulations, planning and structuring of tasks, professional competency and endurance were rated as significantly less impaired by the patients than the observers, with small to medium effect sizes. Self-rating scores of the capacity dimensions contact with others and self-care were significantly higher compared to the observer-ratings, but with only marginal effects.
Conclusion: The findings show that psychological capacity limitations do not only occur in patients with mental, but also neurological diseases. The revealed significant differences highlight the importance of taking into account both self- and observer-ratings of capacity limitations in socio-medical assessments. This is especially relevant in neurological patients who have a potential tendency to underestimate or deny their disability.
Einführung
Metaanalysen zeigten die Wirksamkeit traumafokussierter Verfahren für Geflüchtete. Für die Cognitive Processing Therapy (CPT) liegt bei dieser Population in Deutschland bisher keine empirische Wirksamkeitsprüfung vor.
Methode
Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie erhielten 16 Geflüchtete mit einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) unter klinischen Routinebedingungen drei diagnostische Vorgespräche, fünf probatorische Sitzungen, zwölf Doppelsitzungen CPT sowie bis zu vier optionale Krisensitzungen. Vor und nach der Therapie wurde die PTBS-Symptomatik erhoben. Qualitative Nachbefragungen mit Patienten und Therapeuten wurden durchgeführt.
Ergebnisse
Insgesamt neun von 16 Patienten brachen die Therapie vorzeitig ab. Innerhalb der Completer-Stichprobe (per protocol-Analyse) zeigten sich mittelgroße, aber nicht signifikante Effekte auf die PTBS-Symptomatik (d=0.75; M(CAPSprä)=39.33 (SD=10.89); M(CAPSpost)=22.50 (SD=15.16)). Patienten und Therapeuten berichteten eine Reihe von Hürden in der Therapiedurchführung.
Diskussion
Die vorliegende Machbarkeitsstudie verzeichnete eine für die CPT ungewöhnlich hohe Abbruchquote. Diese lässt sich möglicherweise auf die mangelnde Passung des Verfahrens für Patienten mit geringer Schreib- und Lesekompetenz oder hoher psychosozialer Belastung zurückführen. Implikationen für die Behandlung Geflüchteter bezüglich der Wahl des Behandlungsverfahrens, der Motivationsklärung und der Rahmenbedingungen werden diskutiert.
Schlussfolgerungen
Während breite empirische Evidenz für traumafokussierte Verfahren bei Geflüchteten vorliegt, ist die Standard-CPT möglicherweise nur für Subgruppen dieser Population geeignet. Eine Vereinfachung der CPT-Materialien und eine vorherige Motivationsklärung erscheinen notwendig.
Peripartale Depression und Angststörungen stellen einen Risikofaktor für die kindliche Entwicklung dar. So verweisen Längsschnittstudien auf eine negative kindliche affektive, behaviorale und kognitive Entwicklung. Einen wichtigen Transmissionsweg stellt die Mutter-Kind-Interaktion dar, denn es fällt Müttern mit Depression und Angststörungen oft schwerer, die Affekte ihres Kindes angemessen zu regulieren. Dies kann bei Kindern zu verminderter Stress- und Affektregulationskompetenz führen. Bisher gibt es keine Studien, welche die Zusammenhänge zwischen mütterlicher peripartaler Depression und Angststörungen, der kindlichen vegetativen Stressregulationskompetenz, operationalisiert anhand der Herzratenvariabiliät (HRV), und der sozio-emotionalen Entwicklung mit 12 Monaten untersuchen. In diesem Alter kann Joint Attention (JA) als prädiktives Maß für späteres internalisierendes Verhalten analysiert werden.
Die Stichprobe aus n=30 Müttern mit peripartaler Depression und/oder Angststörungen sowie eine Kontrollgruppe (n=30) mit psychisch gesunden Müttern und ihren Babys wird zu zwei Zeitpunkten (T1 = 3-4 Monate postpartal, T2 = 12 Monate postpartal) untersucht. Die mütterliche Psychopathologie wird zu T1 mittels diagnostischen Interview nach DSM-5 (DIPS) erhoben. Zu T2 werden strukturierte Aufgaben zur JA durchgeführt sowie die kindliche Stressregulationskompetenz während eines Freispiels mit Grenzsetzung untersucht. Per EKG wird die Herzratenvariabilität von Mutter und Kind während der Interaktion aufgezeichnet.
Wir erwarten, dass die klinische Gruppe in der Interaktion eine geringere Variabilität der Herzrate und in den Aufgaben der JA niedrigere Werte aufweist. Des Weiteren wird hypothetisiert, dass der Zusammenhang zwischen peripartaler Depression und/oder Angststörungen und der HRV die kindliche sozio-emotionale Entwicklung mediiert.
Die Ergebnisse werden hinsichtlich klinischer Relevanz diskutiert und es wird ein Ausblick auf zukünftige Forschungsfragen gegeben.
Introduction
NMDA-Recepter-Antagonists are increasingly being used for antidepressant treatment in the last years. Aim of this retrospective study is to examine the efficacy and safety of intravenous off-label esketamine for treatment resistant depression.
Methods
We reviewed or clinical database for routine clinical data and identified a sample of 33 patients (w=19; 58 %; m=14; 42 %). treated with intravenous esketamine between November 2017 and June 2020. Esketamine was given as continuous infusion over 30 minutes usually dosed at 0.5-1.0 mg/kg. The severity of depression was assessed with the CGI-S Scale, the changes under therapy were assessed with the CGI-I Scale.
Results
The mean age at the beginning of esketamine treatment was 53.9 years (26-81, SD 12.7, median 56.0). The average duration of the depressive episode until the start of esketamine therapy was 20 months (1-72, SD 18.5, median 16). The patients had an average of 5.4 lifetime depressive episodes (SD 4.3, median 4). 84.8 % (n=28) of patients had a diagnosis of unipolar major depression, 5 patients had a bipolar disorder. 81.8 % (n=27) of the patients had a somatic comorbidity, the most frequent were: hypothyreoidism (n=16) and hypertension (n=11). Cardiovascular or cerebrovascular disease was diagnosed in 4 cases. The majority of the patients (n=31, 94.0%) had severe depression (CGI-S 6-7). 51.5 % (n=17) had significant improvement due to the CGI-I Scale (CGI-I 1-2), 13 of them were considered for esketamine maintenance treatment, whereas the other 4 patients got medication treatment for maintenance therapy. Esketamine was tolerated well. The most common side-effects were agitation, derealisation, depersonalization, hallucinations and bad dreams. No cardio- or cerebrovascular event occurred during the course of treatment.
Discussion
Esketamine led to a significant improvement of treatment resistant depression in more than half of the cases. The treatment was safe and side-effects were manageable.
Einführung
Aufgrund des chronischen Charakters der Schizophrenie ist die Prävention von Rückfällen im Rahmen einer evidenzbasierten Erhaltungstherapie von größter Bedeutung. Etwa 27% der Patienten erleiden einen Rückfall, auch wenn sie mit Antipsychotika behandelt werden. In diesem Zusammenhang spielen psychosoziale Interventionen eine wesentliche Rolle, es fehlt jedoch eine umfassende Evidenzbasis für ihre relative Wirksamkeit.
Methode
Wir haben eine Netzwerk-Metaanalyse durchgeführt, die alle randomisierten kontrollierten Studien zur psychosozialen Behandlung zur Prävention von Rückfällen bei Patienten mit Schizophrenie umfasste. Der primäre Outcome war der Rückfall nach einem Jahr.
Wir suchten nach veröffentlichten und unveröffentlichten Studien über Datenbanksuchen, Versuchsregister und Websites.
Die Auswahl der Studien und die Datenextraktion wurde von mindestens zwei Reviewer unabhängig voneinander durchgeführt.
Das Protokoll dieser systematischen Übersichtsarbeit ist in Prospero (CRD42019147884) registriert.
Ergebnisse/Diskussion
Nach dem Screening von 28095 Referenzen nach Titel und Abstract sowie von 3594 Volltextartikeln identifizierten wir 87 Studien. 67 Studien lieferten Daten zum primären Outcome Rückfall nach 12 Monaten.
Vorläufige Analysen zeigen, dass Rückfallpräventionsprogramm, Familientherapie, Integrierte Intervention, Familienpsychoedukation und Kognitive Verhaltenstherapie bei der Vorbeugung von Rückfällen nach 12 Monaten wirksamer als die Standardtherapie sind.
Vollständige Ergebnisse werden im E-Poster präsentiert.
Schlussfolgerung
Zu wissen, welche psychosozialen Interventionen neben der Pharmakotherapie eher dazu beitragen, einen psychotischen Rückfall zu verhindern, kann die Belastung für Patienten, Familien und die Gesellschaft erheblich verringern.
Diese Arbeit wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Projektnummer FKZ 01KG1803, finanziert.
Introduction: Forensic psychiatric patients often exhibit aggressive behavior and committed violent offenses. Previous studies found that individuals who were exposed to abuse in their childhood became more aggressive. Additionally, the influence of catecholamines on aggressive behavior has been suggested. Here, we evaluated the influence of gene and environment on aggressive behavior in forensic psychiatric patients.
Objective: i) to compare the frequency distribution of COMT “Met” and MAOA-L carriers between forensic patients and healthy population and ii) to analyze the influence of MAOA-L, COMT SNPs and traumatic experiences in childhood on aggressive behavior in forensic psychiatric patients.
Methods: 64 Caucasian male inpatients with addictive disorders participated. Traumatic experiences during childhood were measured by means of the Maltreatment and Abuse Chronology of Exposure Scale (MACE); the Appetitive and Facilitative Aggression Scale (AFAS) and the severity of committed crimes were used to evaluate aggressiveness.
Results/Discussion: No differences were found in frequency distribution of COMT or MAOA gene variants between patients and healthy populations, but the number of patients with a traumatic childhood was higher than expected. Traumatic experiences during childhood had a significant effect on AFAS mean scores (p=0.029) and on reactive-aggression (p=0.013), but not on appetitive-aggression. Regarding previously committed violent offenses there were no significant differences between subjects with a history of traumatic childhood and those without. Neither COMT nor MAOA SNPs influenced previously committed violent offenses, but interact with traumatic childhood to influence the willingness of being aggressive.
Conclusions: Maltreatment during childhood increases the willingness of being aggressive in forensic psychiatric inpatients; interactions between COMT and MAOA-L with traumatic childhood resulted in stronger willingness of bein
Einführung:
In diesem Poster wird die schnelle Aufdosierung mit Cariprazin bei einem Akutpatienten mit der Diagnose: Akute Exazerbation einer paranoiden Schizophrenie beschrieben.
Methode:
Fallbericht über einen akut exazerbierten Patienten
Ergebnisse/Diskussion:
Im Rahmen einer stationären Behandlung auf einer Psychoseschwerpunktstation stellen wir den Patienten auf Risperidon ein, worunter er extrapyramidale Nebenwirkungen entwickelte.
Unter der Umstellung auf Aripiprazol zeigte er Symptome einer Akathesie
Unter einer schnellen Aufdosierung mit Cariprazin 1,5/ 3/ 4,5 mg
Konnten wir eine schnelle Stabilisierung des Patienten erreichen
Schlussfolgerung:
Ziel des Fallberichts ist darzustellen, wie eine schnelle Aufdosierung mit Cariprazin bei einem akuten Patienten mit Schizophrenie eine neue, nebenwirkungsarme Behandlungsmöglichkeit darstellt.
Stichworte: Cariprazin, akute Exazerbation Schizophrenie, schnelle Aufdosierung
Dr. Thomas Aubel
Aus der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und Suchtmedizin
der Kliniken Essen Mitte (KEM)
Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. Martin Schäfer
Introduction: Repetitive transcranial magnetic stimulation (rTMS) has gained popularity as an effective treatment modality of major depressive disorder, yet functional connectivity (FC) changes happening after the stimulation are still underexplored. Based on its FC, parcellation of brain areas for each individual can described as nodes and boundaries. We investigated the effect of an rTMS session (10 HZ), normally employed to treat depression, on FC node and boundary regions of healthy volunteers using resting state functional magnetic resonance imaging (rsfMRI). We aimed to pinpoint with machine learning (ML) where (nodes or boundaries) and when connectivity changes would be best classified for each of the three equal intervals after stimulation (R1, R2 and R3).
Methods: We analyzed rsfMRI of 23 healthy participants from the PreNeSt study before and along the first hour after stimulation. Nodes representing stable hubs of FC were calculated via a snowballing sampling protocol. To derive the functional boundaries, i.e. locations where the resting state FCs exhibit abrupt transitions, we employed a boundary mapping method. After that, we applied ML algorithm – Support Vector Machine with recursive feature elimination.
Results: Results reveal that the most substantial changes in nodes are happening during R2 interval, mainly in the posterior cingulate cortex (PCC), angular gyrus (AG) and anterior insula. Regarding the functional boundaries, however, results show that most significant changes appear during R3 interval, mainly in the PCC, AG and fusiform gyrus.
Conclusion: Our novel approach takes advantage of the complementarity of these two parcellation methods, while accounting for inter-individual variability across the subjects. Our results suggest that FC changes happen in boundary regions as much as nodes but at different times. Overall, this work extends the understanding of mechanistic changes involved in the modulation driven by high frequency rTMS.
Disturbances in regulatory brain circuits involved in neural stress and emotion processing are commonly observed across many psychiatric disorders. Prominently, the anterior cingulate cortex (ACC) and medial prefrontal cortex (mPFC) serve as convergence sites for genetic and environmental risk factors. Epigenetic disinhibition of FKBP5, a regulator of the HPA-axis, might be a biological mechanism that translates environmental influences into altered brain function. Two specific DNA-Methylation (DNAm) loci have recently been identified as being particularly relevant for the epigenetic regulation of FKBP5. Here, we investigate the brain structural correlates of these epigenetic loci. In total 395 (194 women; age:28.12±10.45) healthy caucasian subjects underwent structural T1 MRI-Scans. Data was preprocessed using the CAT12 toolbox (in SPM12) following standard procedures. DNAm was assessed using the Illumina EPIC array and residualized for sex, age, cell composition, smoking and the first 10 PCs. The DNAm of the two loci of interest, cg20813374 and cg00130530, were averaged. Two General Linear Models on grey matter volume with (i) FKBP5 DNAm [n=395] and (ii) the trait version of the State and Trait Anxiety Inventory (STAI-T) [n=224] as predictors were build. Region-of-interest (ROI) analyses with ROI comprising ACC, mPFC, Hippocampus and Amygdala were conducted. FKBP5 DNAm was significantly associated with grey matter volume in the medial Orbitofrontal Cortex (T=4.37, p=.030 Family-wise error (FWE)-corrected in ROI). Within the FKBP5-dependent morphometric changes trait anxiety was negatively associated with perigenual ACC volume (T=-3.61, p=.044 FWE-corrected in ROI). We demonstrate that DNAm of key loci in FKBP5 and established risk markers for affective disorders converge on the same regions within a well-known brain circuits underlying neural stress processing, highlighting the importance of brain circuits in translating epigenetic into psychological risk.
Introduction: The default mode network (DMN) is involved in the pathophysiology and clinical response to depression. Intermittent theta burst stimulation (iTBS) is a shorter protocol but just as effective as 10 Hz repetitive transcranial magnetic stimulation for treatment of depression. However, our understanding of the mechanism of action of iTBS on the DMN remains limited. Here we investigated the effects of iTBS on DMN of healthy subjects by using a personalized site selection based on each subject’s resting state fMRI (rsfMRI).
Methods: Healthy subjects (n=26) participated in a double-blind, crossover, sham-controlled iTBS study and received a full clinical session of iTBS (1800 pulses). We identified the DMN after state-of-the-art preprocessing methods and measured the time lapse effects after iTBS delivered at the left dorsolateral prefrontal cortex. As the harm avoidance (HA) domain of Temperament and Character Inventory has been shown to be predictive of antidepressant response, we investigated its relationship to DMN changes. We compared the DMN pre-iTBS [R0] and for an hour post-iTBS [R1, R2, R3] using ANOVA (Real vs. Sham) and correlated functional connectivity (FC) features with HA scores.
Results: Thirty minutes after iTBS, we observe a reduced FC between the DMN and the rostral/dorsal anterior cingulate cortex (rACC, dACC). The FC with DMN strongly decreases ~45 min after iTBS in the dACC, as did the FC in the right anterior insula (rAI). We also find a positive correlation between HA scores and the FC decreases in the rACC.
Conclusions: Our pioneering approach in healthy subjects shows the feasibility of HA to predict iTBS response and how personalized iTBS reduces the FC between DMN and nodes of salience network (SN), namely dACC and rAI. As past research has shown that patients with depression have abnormally high FC between the DMN and SN, our findings disclose a mechanism of iTBS that can potentiallly be involved in the alleviation of symptoms.
Individuelle Antworten auf verschiedene Stressbelastungen im Sinne der Anpassung an die entsprechende Umgebung zeigt sich in der Gestaltung der sympathischen oder parasympathischen Aktivität sowie deren Erholungsfähigkeit oder Erholungsbedürftigkeit. Das Ziel dieser Arbeit ist anhand eines speziell entwickelten Belastungstestes, der physiologische und biochemische Parameter in Beziehung zueinander setzt, ein objektiviertes Verfahren der Regulationsfähigkeit zu etablieren und Vergleiche zu ermöglichen zwischen Patienten mit unterschiedlicher Genese der Erschöpfungssymptomatik. Miteinander gekoppelte biologische Rhythmen (bzw. Tag/Nacht/Ruhe/Aktivität) können Erholungsprozesse stabilisieren oder diese massivst stören. Zwei Patientinnen wurden an zwei aufeinander folgenden Tagen untersucht. Probandin A hat die Diagnose Chronisches Fatiguesyndrom, Probandin B leidet an hohem akutem Stress. Der Noradrenalin/Adrenalin- Quotient bei Probandin A zeigte einen Wert von 2.9 (chronische Belastung) im Vergleich zu Probandin B mit einem Quotienten von 12.7 (typisch für eine akute Stresssituation). Beide Patientinnen zeigten niedrige Cortisolwerte (A= .1,07 ng/ml, B= 0.94 ng/ ml), eine Indikation für Erschöpfung. So zeigte sich in der zweiten Nacht nach dem vorangegangenen Belastungstests bei der Probandin B eine Stabilisation und Stärkung ihres biohierarchischen Systems im Gegensatz zu Probandin A, die an CFS erkrankt ist. Bei ihr zeigten sich massivste Regulationsstörungen und gestörte Tiefschlafphasen. So ließen sich anhand der Regulation des autonomen Nervensystems, sowie den biochemischen Neurotransmittern eindeutig Profile erkennen und differenzieren.
Aktuell wird in der Depressionsforschung nach Biomarkern zur Objektivierung der Diagnose und Differenzierung der Therapie und nach genetischen Faktoren gesucht. Eine der gängigen Hypothesen der Pathophysiologie ist die Entzündungstheorie, da erhöhte Werte an proinflammatorischen Zytokinen mit depressiver Symptomatik und deren Schweregrad zusammenhängen. Die Rolle des Zytokins Makrophagen-migrationsinhibierender Faktor (MIF) bei Depressionen wird jedoch kontrovers diskutiert.
In dieser Studie wurde der Nutzen von MIF als Biomarker erforscht, indem geschlechtsgetrennt Gruppenunterschiede zwischen Patienten mit Depression und Kontrollen analysiert wurden. Ebenso wurden Assoziationen zwischen MIF auf Genexpressions- und Protein-Ebene mit der Depressionsschwere und deren Verlauf untersucht und genetische Varianten im MIF-Gen einbezogen.
In einem geschlechtsgemischten Kollektiv von akut depressiven Patienten (n = 129), remittierten Patienten (n = 39) sowie gesunden Kontrollen (n = 61) wurden die Genotypen für die drei Einzelnukleotidpolymorphismen (SNPs) rs755622, rs2070766 und rs2096525 des MIF-Gens erhoben. Das Genexpressionsniveau von MIF in den mononukleären Blutzellen wurde durch quantitative PCR ermittelt. Die MIF-Serumkonzentrationen wurden durch ELISAs bestimmt.
Auf genetischer Ebene zeigte sich, dass das seltene Allel aller drei SNPs bei Frauen protektiv für Depressionen ist (z. B. Odds Ratio des SNPs rs2096525 für NN+Nn vs. nn: 40). Eine höhere MIF-Expression konnte bei Patientinnen eine stärkere Verbesserung der Depressionssymptomatik innerhalb von durchschnittlich drei Wochen vorhersagen. Ebenso gingen bei Frauen höhere Proteinwerte mit einem besseren Krankheitsverlauf einher. Eine Unterscheidung zwischen Erkrankten und Gesunden war auf Protein- und Expressionsebene nicht möglich.
Bei einer Replikation der Ergebnisse könnten bei Frauen die MIF SNPs zur Beurteilung des Depressionsrisikos und die MIF mRNA- und Protein-Menge zur Prognoseeinschätzung beitragen.
Einführung:
Die Versorgung von Patienten mit einer Persistierenden Depressiven Störung (PDD) ist in Deutschland aktuell unbefriedigend (Kocsis et al., 2008). Um eine zusätzliche Behandlungsoption zu ermöglichen, entwickelten wir eine digitale webbasierte Intervention für Patienten mit PDD basierend auf dem störungsspezifischen psychotherapeutischen Ansatz von CBASP (Cognitive Behavioural Analysis System of Psychotherapy, McCullough, 2003).
Methode:
In einer ersten Usability-/ Feasability-Studie wurde „bCBASP-Connect“ mit 6 chronisch depressiven Patienten (3f/3m, BDI= 25.3, SD=±14.8) an der Universitätsklinik Freiburg evaluiert. Die Patienten bearbeiteten auf dem Smartphone standardisierte CBASP Therapieelemente in der App und durchliefen ein leitfadengestütztes Interview. In einer zweiten Studie wurde die praktische Umsetzung eines Blended-Treatment Ansatzes in Experteninterviews mit 4 CBASP Therapeuten (2f/2m) untersucht. „bCBASP-CoNNecT“ besteht aus folgenden Modulen: 1. Dokumentation der Therapieinhalte, 2. (Interpersonelle) Übungen, 3. Evaluation, 4. Therapeutenplattform.
Ergebnisse:
Eine gute Usability Bewertung konnte mit einem Mittelwert von 73.3 (SD=±17.5) auf der System Usability Scale und einer Erfolgsrate von 90% (SD=±7.2) bei der Bearbeitung der Aufgaben gezeigt werden. 80% der Patienten gaben an „bCBASP-Connect“ begleitend zu ihrer Psychotherapie nutzen zu wollen. Ergebnisse aus den qualitativen Interviews zeigten folgenden Mehrwert eines Blended-Treatment Ansatzes mit „bCBASP-Connect“: Transfer von Therapieinhalten in den Alltag, erhöhte Motivation für Hausaufgaben, verbesserte Work-Alliance, Steigerung der Nachhaltigkeit der Therapieeffekte durch Online-Nachsorge. Förderliche und hinderliche Faktoren für die praktische Umsetzung eines Blended-Treatment Ansatzes aus der Sicht von Therapeuten werden berichtet.
Perspektive: Eine klinische Anwendbarkeitsstudie von „bCBASP-Connect“ in der stationären und ambulanten Routinebehandlung wird diskutiert.
Reactive aggression is highly prevalent in borderline personality disorder (BPD) and often constitutes a great burden for patients and their surroundings. In previous studies, threat hypersensitivity and an approach tendency towards social threat were hypothesized as two behavioral mechanisms of aggression in BPD-patients. A 6-week Mechanism-based Anti-Aggression Psychotherapy (MAAP) for the group setting integrating behavioral and neurobiological mechanisms was developed and its effects on the hypothesized mechanisms of change were tested against a Non-specific Supportive Psychotherapy (NSSP). To assess the mechanisms, BPD-patients and healthy controls participated in an emotion-classification task and an approach-avoidance task before and after therapy or in a similar interval of six weeks in controls, respectively. Linear mixed models were used to compare changes in mechanisms and subsequently examine the impact of behavioral change on clinical reduction of aggression. Consistent with previous findings, patients showed slower reaction times and longer initial fixation of angry eyes than controls. In the pre-post comparison, the MAAP group but not the NSSP group showed prolonged reaction times in classifying angry faces and a reduction of initial saccades towards angry eyes. Furthermore, a prolongation of reaction times in the classification and avoidance of angry faces predicted the reduction of aggression in all patients. Regarding the proposed mechanisms, MAAP leads to a reduction of automatic response towards threat cues and reduces exaggerated initial eye movement towards angry eyes which is known to be related to emotional hyperarousal. The results further indicate that mechanisms addressed in MAAP, such as attentional and higher cognitive processing of social threat cues, may reduce reactive aggression in BPD-patients. Further studies are needed to determine to what extent the behavioral changes are related to a stable reduction of reactive aggression.
Einführung
Bei stationären Depressionsbehandlungen in Psychiatrie und Psychosomatik gibt es Hinweise auf lange Therapiedauern bei zugleich insbesondere in Psychiatrien niedriger Therapiedichte und bei einem Großteil der Patienten nicht leitliniengerechter ambulanter psychotherapeutischer und medikamentöser Follow-Up-Behandlung. Bislang ist nicht bekannt, wie hoch der Anteil Berufstätigen ist und wie er sich im Verlauf eines Jahres entwickelt.
Methode
Analyse von Krankenkassenroutinedaten der BARMER aus den Jahren 2015 und 2016. Einschluss aller Betroffenen zwischen 18 und 65 Jahren, welche mit Entlassung 2015 unter den ICD-10 Hauptdiagnosen F32.x und F33.x in psychiatrischer und psychosomatischer Behandlung waren. Analyse der bei der Krankenversicherung hinterlegten Daten zur Berufstätigkeit im auf die Entlassung folgenden 365 Tage dauernden Follow-Up-Intervall.
Ergebnisse
22893 Versicherte waren mit Entlassung 2015 in stationärer psychiatrischer oder psychosomatischer Behandlung, 66 % (15059) davon Frauen. 78 % (17799) wurden initial in Kliniken für Psychiatrie und Psychotherapie behandelt, 22 % (5094) in Kliniken für Psychosomatik und Psychotherapie. Bei 21510 Patienten waren Daten zur Berufstätigkeit hinterlegt, 5 % davon waren familienversichert. Zum Beginn des Beobachtungsintervalls waren 51 % der Betroffenen in einem Beschäftigungsverhältnis, zum Ende des Intervalls 46 %.
Schlussfolgerung
Ein im Vergleich zur Durchschnittsbevölkerung hoher Anteil der Betroffenen befand sich nicht in einem Beschäftigungsverhältnis, was durch chronische oder rezidivierende Krankheitsverläufe erklärbar wäre. Es zeigt, wie invalidierend die Krankheit verläuft und wie wichtig eine leitliniengerechte Behandlung ist.
Introduction.
The Department of Psychiatry and Psychotherapy of the University Medical Center Mainz offers an 8-12 weeks inpatient schema therapy oriented therapy program for patients with personality disorders (especially borderline personality disorder), chronic depression and PTSD. The program is taking place under the conditions of Germanys staffing regulations for psychiatric hospitals. Our first aim is to analyze the available outcome data. The second aim is to discuss options how to improve routine data monitoring, so that it can serve better to guide improvements of the treatment program.
Methods:
Descriptive analysis of basic routine data indicators (age, gender, diagnoses, length of stay) and pre-post BSL and IDS-comparison. Data from patients hospitalized between 02.2014 and 02.2019 was included.
Results:
Data from 650 patients has been recorded. 244 patients had a main diagnosis of emotional unstable personality disorder, 82 of another personality disorder and 148 of major depression. 80 %(n=195) were female, the median length of stay was 53 days. 48 % improved on both measures, 24 % got worse on both measures and 25 % showed disparate results.
Discussion:
Inpatient schema therapy seems to bring improvements in a routine clinical setting even with normal staffing, which allows only for suboptimal therapy intensity. Results show a large heterogeneity. However, it is questionable if the routine measures used are suitable to detect all desirable changes in the right way. Routine data monitoring has the potential to improve routine therapy practice. It would be desirable to have more complete, detailed and internationally (and interinstitutionally) comparable data. Options compatible with routine clinical practice will be discussed.
Einleitung: Psychiatrische Krankheiten machen einen signifikanten Anteil der Erkrankungen im Alter aus. Allerdings nehmen ältere Patienten ambulante oder stationäre psychiatrische Behandlungsangebote seltener wahr als jüngere und bevorzugen eine Behandlung im gewohnten Umfeld. Seit 2017 ist es psychiatrischen Kliniken erlaubt, die Behandlung im häuslichen Umfeld mit mobilen Teams durchzuführen. Die sog. stationsäquivalente Behandlung wird seit Januar 2020 im Landkreis Tübingen für gerontopsychiatrische Patienten angeboten (Geronto-StäB).
Methoden: Vorstellung des Therapiekonzepts und retrospektive Analyse des Patientenkollektivs seit Beginn der Geronto-StäB im Landkreis Tübingen.
Ergebnisse: Die 5 Plätze konnten sofort besetzt werden, bevor pandemiebedingt Pflegeheimbewohner nicht mehr berücksichtigt werden konnten. Von Januar bis Juli 2020 wurden 18 Patienten behandelt (76 Jahre +/- 7 Jahre). 16 Patienten (89%) wohnten im häuslichen Umfeld, 2 Patienten (11%) im Pflegeheim. Die Behandlungsdauer lag im Durchschnitt bei 6,6 Wochen (+/- 3,4 SD). 13 Patienten hatten mind. 2 psychiatrische Diagnosen, darunter 56 % (n=10) affektive und 50 % (n=9) kognitive Erkrankungen. Insgesamt traten bei 44 % (n=8) psychotische Symptome auf. Bei 61% konnte durch Geronto-StäB eine vollstationäre Aufnahme vermieden werden, bei 39% wurde ein vollstationärer Aufenthalt verkürzt.
Schlussfolgerung: Die Geronto-StäB ermöglicht Patienten eine gerontopsychiatrische Behandlung, die dies im vollstationären Setting ablehnen oder deren Erkrankungen (z.B. Demenz) sich durch einen Umgebungswechsel verschlechtern würden. Zudem werden vollstationäre Aufenthalte verkürzt und häusliche Ressourcen genutzt. Die Komplexität der Erkrankungen und die Behandlungsdauer entsprachen ungefähr der vollstationären Behandlung. Zu prüfen gilt es, inwiefern während der anhaltenden Corona-Pandemie die Anzahl unterschiedlicher Kontaktpersonen beschränkt und durch die Nutzung elektronischer Medien ergänzt werden kann.
Male depression is an attempt to stratify the heterogenous group of depressed patients based on a cluster of symptoms that are associated with suicide completion in community-dwelling populations. The use of cognitive phenomena, such as temporal discounting, as intermediate phenotypes can help us understand the underlying nature of the disease.
We administered a temporal discounting task to 170 in-ward psychiatric patients and to 176 healthy controls (HC). All patients fulfilled the ICD-10 criteria for moderate to severe depression. According to the Gotland Male Depression Scale (GMDS), the patients were divided into the male-depressed group (MD) scoring more than 26 points or higher, and the major depression group (MDD). HC had subthreshold scores for depression and had no neuropsychiatric history.
We used Bayesian information criterion (BIC) to compare 3 models of delay discounting all based on the hyperbolical discounting model Q(R,D,k)=R/(1+k*D) where R =reward, k=discount rate, and D=delay. The preference-temperature model (1) uses the hyperbolic value function Q(R,D,k) for both options and a softmax decision rule with individually fixed free parameters k and inverse temperature β. In the preference-uncertainty model (2), the agent draws k on every trial from an individual distribution N(μ, σ), calculates the value function Q(R,D,k), and decides between the options deterministically. The trembling-hand model (3) is a variant of model (1) allowing additional exploratory behaviour independently of the value functions using three free parameters (k, β, lapse).
The preference-temperature model yielded the best fit (BIC(1)=3.817, BIC(2)=3.893, BIC(3)=7.001). There were no group differences in the model-specific parameters: k and β. There was a correlation between choosing the immediate reward and GMDS (r=0.186) but no significant group differences (ANOVA: F=0.454, p=0.501). A major limitation was a strong correlation between Beck’s depression inventory and GMDS.
Einleitung
Durch die prädiktive Liquorbiomarker-Diagnostik ist bereits in klinisch prodromalen Stadien der Alzheimer-Krankheit (Alzheimer’s disease, AD), wie der leichten kognitiven Störung (mild cognitive impairment, MCI), eine Risiko-Einschätzung zur Entwicklung einer AD-Demenz möglich. Inwiefern sich die Risikokommunikation auf das subjektive Risikoempfinden auswirkt, ist bisher wenig untersucht.
Methode
Bei dem Projekt PreDADQoL, einer transnationalen longitudinalen Studie, erhielten Patienten mit amnestischem MCI und deren Angehörige eine standardisierte Beratung zur prädiktiven Liquorbiomarker-Diagnostik. Bei Entscheidung für die Diagnostik wurde nach Durchführung eine standardisierte Befundmitteilung, basierend auf dem individuellen AD-Biomarkerprofil, durchgeführt. Die Risikokommunikation erfolgte mündlich und visuell. Das subjektive Risikoempfinden für eine AD-Demenz wurde an zwei Zeitpunkten erhoben, nach Beratung und nach Biomarker-Befundmitteilung. Analysiert wurde der Zusammenhang der Risikokommunikation mit dem subjektiven Risikoempfinden auf verschiedenen Skalen.
Ergebnisse
68 Dyaden wurden über Gedächtnisambulanzen an zwei Standorten (Köln/ Barcelona) rekrutiert. Die vorläufige Analyse zeigte ein mittleres Alter der MCI-Patienten von 73,57 und der Angehörigen von 65,19 Jahren. 62% der Patienten entschieden sich für eine Biomarker-basierte AD-Diagnostik (+CSF). Der Vergleich von empfundenem mit kommuniziertem Risiko zeigte für die visuelle Skala, der Likert-Skala und dem sozialen Vergleich eine moderate positive Korrelation bei den Angehörigen. Bei MCI-Patienten zeigte sich keine Korrelation zwischen kommuniziertem und empfundenem Risiko.
Ausblick
Das Risikoempfinden bei MCI-Patienten scheint, im Gegensatz zu ihren kognitiv gesunden Angehörigen, unabhängig von der standardisierten Risikokommunikation zu sein. Perspektivisch sollen mögliche Prädiktoren wie kognitive Fähigkeiten und Lebensqualität auf das Risikoempfinden evaluiert werden.
INTRODUCTION: ADHD is more common in males than in females. However, recent studies have failed to replicate a clear gender ratio towards males. This study aims to contribute to a better understanding of gender differences in adult ADHD (aADHD) by addressing the following: (a) presentation of ADHD-subtypes, (b) age of patients’ initial consultation and (c) comorbidities.
METHOD: Data from first-time diagnosed adults with ADHD were retrospectively examined for gender differences. Data was collected between 2010-2013 in a special outpatient unit for aADHD. ADHD and comorbidities were assessed in a multiprofessional approach following DSM-IV using diagnostic gold standard according to international guidelines. Sample: N = 418 (f = 41.6%); total mean age = 33.92 ± 9.40 (range = 18 - 64) ; gender ratio = 1.4 : 1 (m : f).
RESULTS: (a) No gender specific subtype differences were found although males expressed more inattentive symptoms. (b) Also there were non for age of initial ADHD diagnosis. (c) 50% had a comorbid psychiatric disorder. Affective disorders were the most present, more common in the inattentive subtype, and like GAD / OCD / PTSD and eating disorders relatively more frequent in females. More males suffered from SUDs (which were also more frequent in the combined subtype). Narcissistic and antisocial PD were more common in males . Anxious avoiding PD, more common in females.
DISCUSSION/CONCLUSION: Gender differences in our study came up similar to more recent publications, i. e. less pronounced then initially and classically expected. Gender differences were most pronounced in internalizing and externalizing comorbidities. This may also be influenced by social and cultural norms and with respect to the age of first diagnosis be related to well-functioning coping mechanisms or high-functioning ADHD.
Alzheimer´s disease (AD) is a highly heritable neurodegenerative disease. Apart from Apolipoprotein E (ApoE) accounting for the highest genetic risk to develop AD, genome-wide association studies (GWAS) identified the bridging integrator 1 (BIN1) gene as the second most important risk factor for AD (Hu et al., 2011). The G-allele at BIN1 single nucleotid polymorphism (SNP) rs744373 is associated with impaired memory and increased tau-PET levels (Franzmeier et al., 2019), however, the effect of the rs744373 locus on white matter microstructure is not well understood.
In our study 75 cognitively healthy elders (mean age: 66.5 years) were assessed with the CERAD neuropsychological test battery and underwent diffusion tensor imaging (DTI) to test for subtle cognitive deficits and microstructural white matter changes. Using a standard FSL pipeline and whole-brain TBSS analysis we compared fractional anisotropy (FA) between groups with age, gender, education, and Apo4-genotype as covariates.
The risk-allele carriers (AG, GG) showed significantly decreased performance for visuocontruction (p = .04, ANCOVA) compared to non-carriers, and trends towards significance for immediate recall and general cognitive performance. Furthermore, FA was significantly decreased in risk-allele carriers compared to homozygous non-carriers (AA) in the hippocampus, genu of corpus callosum, internal capsule, corona radiata, thalamic radiation, longitudinal fasciculus and fronto-occipital fasciculus (p = .02, FDR corrected). Taken together, our data indicate that healthy elderly carrying the risk allele of BIN1 rs744373 undergo cognitive changes and brain structure alterations that might reflect early and subclinical stages of AD.
Background: The importance of smartphones and online communication for our daily lives
and interpersonal relationships is growing: 97% of households in Germany own at least
one mobile phone or smartphone 1 and 79% of the German Internet users are
communicating via WhatsApp 2 . This technical and social change does also affect patients
with mental disorders, psychotherapists and other healthcare professionals 3 .
Purpose: We are reporting preliminary results on subclinical as well as chronic depression
and interpersonal patterns in online communication. Furthermore we are presenting
experiences with our approach to address online communication in therapeutic settings.
Approach: In Study A we survey 62 patients with chronic depression as well as 62 healthy
controls regarding their use of online communication. In Study B we explore depressive
symptoms and online communication in a sample of 109 individuals
Results: 29.3% of patients with chronic depression report frequent conflicts in online
communication and 52.5% express their interest in addressing these issues in therapy.
Furthermore subclinical depressive Symptoms are associated with conflicts in online
communication (r = .301**).
Practical implications: We share our experiences with an adaptation of McCullough's
Situational Analysis 4 for online communication. The so-called electronic Situational
Analysis (eSA) is implemented as group therapy sessions for inpatients with chronic
depression.
Conclusion: There seems to be an increasing demand for further research as well as
psychotherapeutic methods concerning interpersonal patterns and problems in online
communication. The eSA seems to be an appropriate start.
Einführung
Der European Men who have Sex with Men Internet Survey (EMIS) hat 2017 in Deutschland lebende Männer, die Sex mit Männern (MSM) haben, zu Sex unter dem Einfluss von Alkohol/Drogen, Konsum von Chemsex-Substanzen (Ecstasy/MDMA, Kokain, Amphetamin, Methamphetamin, Mephedron, Ketamin), Sex mit mehreren Partnern der mit Chemsex (CS) assoziiert ist (Gruppen-Chemsex), sexueller Zufriedenheit und HIV-Status befragt.
Methode
Teilnehmer wurden online, z.B. über Dating Apps und Portale, rekrutiert. Anteile und Rezenz von Alkohol-, Drogen- und CS-Substanzkonsum beim Sex sowie Rezenz von Gruppensex, der mit CS-Substanzkonsum assoziiert ist, wurden deskriptiv dargestellt. Mittels bivariater logistischer Regression wurde der Zusammenhang von Gruppen-CS mit HIV-Status und sexueller Zufriedenheit untersucht.
Ergebnisse
In den letzten 12 Monaten haben 11.3% (2.181/19.225) der Befragten angegeben, öfters beim Sex mit einem anderen Mann unter dem Einfluss von Drogen und/oder Alkohol gestanden zu haben als nüchtern gewesen zu sein, für 6,1% war der Sex fast immer oder ausschließlich Substanzkonsum-assoziiert. Insgesamt hatten 15,0% der Befragten jemals CS-Substanzen konsumiert, 4,7% berichteten von CS-Substanzkonsum in den letzten 4 Wochen. Gruppen-CS wurde von 8,9% der Befragten angegeben, von 2,4% in den letzten 4 Wochen. Im Vergleich zu MSM, die keinen Gruppen-CS hatten, waren MSM, die an Gruppen-CS teilnahmen öfter mit HIV diagnostiziert (OR: 6,8 (95%CI: 6,1-7,6; p<0.001)) und sexuell zufriedener (OR: 1,5 (95%CI: 1,4-1,7; p<0.001)).
Schlussfolgerung
Mehr als die Hälfte der MSM, die in den letzten 4 Wochen CS-Substanzen konsumierten, taten dies im Rahmen von Gruppensex. MSM mit Gruppen-CS waren häufiger mit HIV diagnostiziert und sexuell zufriedener als Männer ohne Gruppen-CS. Interventionsprogramme für diese Gruppe müssen die starke Assoziation mit einer HIV-Diagnose und die berichtete höhere sexuelle Zufriedenheit der CS-Konsumenten berücksichtigen.
Gespräche mit Schizophrenen geraten u. a. durch plötzliche Blockaden, Sperrungen, Gedankensprünge oft ins Stocken. Auf der Basis linguistischer Erkenntnisse und Luc Ciompis Konzept der Affektlogik entwickelt Helena Rohen eine Gesprächstechnik zur einfachen
Überbrückung solcher Gesprächsabbrüche. Linguistisch betrachtet besteht Sprache aus der Referenz (=Substantivteil) und der Prädikation (= Verbalteil). Wird durch die „Referenz “ mitgeteilt, worüber man spricht, so präzisiert die „Prädikation“, was geschieht. Im kindlichen Spracherwerb werden beide Teile kohärent miteinander verbunden, wobei auch die affektive Grundstimmung und eine konstante emotionale Bindung mit der Bezugsperson wichtig sind. Eine brüchige Bindung führt zu einer unklaren Strukturierung von Fühlen, Denken und Verhalten. Nach Luc Ciompis Affektlogik sind Schizophrene besonders verletzliche und empfindsame Menschen , die auf übergroße emotionale Spannungen mit psychotischen Verhaltensstörungen (z. B. Sprachstörungen s. o.), reagieren.
Eine nützliche Gesprächstechnik: Es ist empirisch belegt, dass das bloße , kommentarlose Wiederholen der Referenz unter Vermeidung spannungserhöhender Kommentare, Wertungen oder Zwischenfragen psychosebedingte Gesprächsabbrüche auf einfache Weise überbrücken kann. Zugleich wirkt diese Gesprächstechnik entspannend und vertrauensbildend und hat so auch psychotherapeutische Effekte.
Beispiel (nach Rohen 2020, S. 70f): Patient: „… ich habe mir das zu viel zu Herzen genommen, ja? statt das Leben mehr zu lieben, ja.“ Die Referentin wiederholt die Referenz „Leben“ (Substantiv), so dass der Patient
weitererzählen kann.
• Respektvolles Gesprächsverhalten unter Berücksichtigung der Affektlage des Patienten
• Verzicht auf Widerspruch und spannungserhöhende Kommentare, Fragen, Wertungen
• Verzicht auf die Herstellung von formaler Kohärenz
• Wiederholen der Referenz zur Ermutigung des Patienten, den Erzählfaden wieder aufzunehmen
Die Beachtung dieser Regeln dürfte sowohl für Angehörige wie für Fachleute (Pflegepersonal, Psychotherapeuten) von Interesse sein.
Quellen:
● Rohen: Gespräche mit Schizophrenen. Kohärenzbrüche und der Versuch ihrer
Überbrückung. Berlin: Frank & Timme 2016
● Rohen: Die Struktur der Sprache als Schlüssel zur Kommunikation mit Schizophrenen:
“Referenz” und “Prädikation” in der Gesprächsstrategie. Berlin: Frank & Timme 2020
● www.Ciompi.com
Introduction: Catatonia is a severe psychomotor syndrome that frequently occurs in patients with schizophrenia spectrum disorders (SSD). Accumulating neuroimaging evidence suggests orbitofrontal, frontoparietal and cerebellar network dysfunction in catatonia. Very little is known about contributions of brainstem regions (as part of the dopaminergic-based subcortical-cortical motor circuit) in SSD patients with catatonia.
Methods: Here, we used structural magnetic resonance imaging (MRI) at 3 T to examine volumes of brainstem regions in catatonic SSD patients compared to non-catatonic SSD patients. Catatonia severity was measured with the Northoff Catatonia Rating Scale (NCRS). The segmentation of the brainstem in order to investigate the volumes of medulla oblongata, pons, superior cerebellar pedunculus, and midbrain was carried out using FreeSurfer vers. 6.0.
Results: Catatonic patients (NCRS total score≥3; n=30) had significantly smaller midbrain volumes (p=0.004, Bonferroni corr.) when compared to non-catatonic patients (NCRS total score=0; n=29). In the catatonic patients' group, significant correlations were detected between NCRS motor scores and midbrain (p=0.023) and whole brainstem (p=0.015, Bonferroni corr.) volumes.
Discussion/conclusion: These results support a neuromechanistically important role of brainstem structures in catatonia in SSD, particularly in motor symptom expression.
Die schizophrene Psychose ist ausgiebig erforscht. Dennoch verstehen wir Vieles an dieser Erkrankung nicht. Häufig verstehen wir vor allen Dingen die Menschen selbst, die an dieser Erkrankung leiden, nicht. Die Kombination der Sicht zu einem Erkrankten durch diesen, seine Angehörigen sowie dem Professionellen ist bis jetzt noch nicht bekannt.
Wie fühlt es sich an schizophren zu sein? Wie ist der Alltag, wenn man anders ist, im Beruf oder in einer Beziehung?
Wie ist der Wunsch des eigenen Umgangs mit der Erkrankung? Wie ist der Wunsch des fremden Umgangs mit der Erkrankung.
Therapiemaßnahmen, die auf Basis des subjektiven Empfindens entworfen wurden, haben bei einigen psychischen Erkrankungen einen positiven Effekt auf Lebensqualität und Medikation nachgewiesen.2 Ein positiver Effekt für die Behandlung der Schizophrenie kann ggf. in den klinischen Alltag implementiert werden.
In einem qualitatives Studiendesign mit einem semistrukturierten Leitfadeninterview
wurden im Untersuchungszeitraum Dezember 2019 bis April 2020 16 Betroffene, deren Angehörige, sowie das professionelle Umfeld im LWL-Klinikum Bochum untersucht.
Biografischer Fragebögen und psychometrische Testung (PANSS, PSP, GCS, sowie M.I.N.I.Plus) wurden ergänzend durchgeführt
Die Auswertung erfolgte mittels qualitativer, induktiver Inhaltsanalyse nach Mayring mit Hilfe von MAXQDA.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt steht noch die vollständige Auswertung aller Interviews aus.
In den bisherigen Interviews konnten sich 4 Themenfelder eingrenzen lassen.
-Krankheitskonzept/Bewusstsein
-Umgang mit der Erkrankung
-Stigmatisierung und soziale Isolation
-Wünsche/Ziele
Rückschlüsse auf mögliche therapeutische Konsequenzen lassen sich durch einige Kategorie schon ansatzweise erfassen, beispielsweise durch die Wünsche und Ziele einiger Betroffener. Eine abschließende Beurteilung nach Erhebung der gesamten Informationen steht noch aus.
Aufgrund der Weiterentwicklung von medizinischen Verfahren für die prädiktive Alzheimer-Diagnostik und Demenzprädiktion steigt die Nachfrage nach frühen Testungen und Risikovorhersagen bei Patienten mit einer leichten kognitiven Beeinträchtigung (engl.: mild cognitive impairment (MCI)). Eine Möglichkeit stellt die Durchführung einer Liquordiagnostik dar, mit der anhand des individuellen Biomarkerprofils Prognosen über die Wahrscheinlichkeit einer Demenzentwicklung gemacht werden können. Die PreDADQoL-Studie untersucht mittels Fragebögen die Einstellungen und Erwartungen von Patienten und ihren Angehörigen und die Erfahrungen der Patienten und Angehörigen im Hinblick auf die Auswirkung der prädiktiven Alzheimer-Diagnostik auf die Lebensqualität. Die explorative Datenanalyse untersucht die Zukunftsangst und die Erwartungen an emotionale Konsequenzen in einem dreimonatigen Follow-Up Zeitraum von N=64 Patienten-Angehörigen-Dyaden. Es konnten sowohl vor als auch nach der Liquordiagnostik keine Gruppenunterschiede zwischen Patienten und Angehörigen und Dyaden, bei denen die Patienten eine Liquordiagnostik bekommen haben und bei denen die Patienten keine bekommen haben, festgestellt werden. Die Zukunftsangst nimmt weder bei Patienten noch bei Angehörigen über den Zeitverlauf zu oder ab. Dennoch zeigte sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Anzahl an pathologischen Biomarkern und der Zukunftsangst bei Angehörigen von Patienten, die eine Liquordiagnostik bekommen haben. Mögliche Einschränkungen der Aussagekraft können unter anderem durch die Verwendung eigens konstruierter Fragebögen zur Messung der Erwartungen diskutiert werden. Dennoch lassen sich Implikationen für die Beratung und Betreuung von MCI-Patienten und ihren Angehörigen im Rahmen der prädiktiven Alzheimer-Diagnostik ableiten. Die Ergebnisse legen eine individualisierte Nachversorgung nahe, insbesondere bei Angehörigen von Patienten, bei denen zwei auffällige Biomarker im Liquor nachgewiesen wurde
Introduction
N-truncated Amyloid β (Aβ) plays an important role in the pathology of Alzheimer´s disease (AD). In human AD brains Aβ4-42 is one of the most abundant Aβ species in cortex and hippocampus. However, little is known about the contribution of Aβ4-42 to the progression of the disease. We already demonstrated the cognitive deficits caused by the chronic exposure of Aβ4-42 in the Tg4-42 mouse model. The aim of this study was to extend previous findings on the Tg4-42 model by analyzing the effects of Aβ4-42 exposure on behavior, inflammation, neurogenesis and cell death in 12-months-old homozygous mice.
Methods
Tg4-42 mice express human Aβ4-42 fused to the murine TRH signal peptide under the control of the neuronal Thy-1 promoter. To demonstrate the effects of Aβ4-42 exposure on behavior we performed different cognitive, memory and anxiety tests (Elevated Plus Maze, Dark Light Box, Morris Water maze test, Cross Maze) with 3, 7 and 12 months old mice. To quantify the number of neurons in hippocampal CA1 region and gyrus dentatus we performed unbiased stereology. To quantify inflammation, neurogenesis and intracellular Aβ pathology, we performed diaminobenzidine (DAB) immunohistochemistry with brain and spinal cord tissue.
Results and Discussion
The Tg4-42 mouse model is the first model expressing only human Aβ4-42. The Aβ pathology of the mouse model is accompanied by increased gliosis and induces neuron loss and age-dependent memory and motor deficits. The neuron loss correlates with the deficits in behavior tests in the Morris Water Maze. In the spinal cord an age-dependent decrease of neuron number was detected.
Conclusions:
The Tg4-42 model represents the first mouse model expressing exclusively N-truncated Aß4-42. Long-term exposure to soluble Aβ4-42 induces severe hippocampal neuron loss and age-dependent deficits in spatial reference memory that are compatible with AD-typical changes.
Einleitung: Frauen mit postpartaler Depression (PPD) weisen gegenüber gesunden Müttern sowohl ante- als auch postpartal tiefere Konzentrationen von Cortisol, Cortison und Progesteron im Haar auf [1]. Ziel der Studie war es, frühere Befunde zu replizieren, und die prädiktive Validität der Haarsteroide mit der des Serums und des Aufwachcortisols im Speichel zu vergleichen.
Methode: In dieser prospektiven Längsschnittstudie wurden 18 schwangere Frauen rekrutiert (Alter: M=33.3 Jahre, SD=± 4.4). Zum Zeitpunkt 12 Wochen postpartal (p.p.) wurde eine Haarsträhne zur Steroidhormon-Bestimmung des 3.Trimenons und der ersten 12 Wochen p.p. entnommen. Das Aufwachcortisol und die Hormone im Serum wurden in der 32. SSW und in der 12. Wochen p.p. ermittelt. Die Mütter füllten in der 32. SSW und in der 12. Wochen p.p. den Edinburgh Postnatal Depression Scale Fragebogen aus, wobei Werte ≥10 als Hinweis auf eine PPD galten.
Ergebnisse: Sieben von achtzehn Mütter gaben an, an einer PPD zu leiden. Die Progesteronkonzentrationen im Serum als auch die im Haar fielen vom 3. Trimenon bis zur 12. Woche p.p. in der PPD-Gruppe signifikant steiler ab als bei den Gesunden (Gruppe x Zeit: p= .028, η²= .27, bzw. p= .027, η²= .30). Das Haarprogesteron war bei Frauen mit einer PPD 12 Wochen p.p. niedriger, als das der Gesunden (p = .054, d = -.91). Müttern mit PPD hatten kein signifikant tieferes Haarcortisol (p=.37, η²=.052) und Haarcortison (p=.56, η²=.02). Gegenüber den Gesunden war das Serumcortisol (p= .298, η²= .64) und das Aufwachcortisol (p= .15, η²= .24) der PPD-Gruppe deskriptiv aber nicht statistisch signifikant erhöht.
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen, dass ein deutlicherer perinataler Progesteronabfall in punktuellen Serumanalysen und in kumulativen Haaranalysen ein erhöhtes Risiko für eine PPD anzeigt.
Referenz:
[1] Jahangard L. et al. (2019). Prenatal and Postnatal Hair Steroid Levels Predict Post-Partum Depression 12 Weeks after Delivery. J Clin Med. 8, 1290.
To examine the socio-demographic, disease-related and treatment-related characteristics of patients with treatment resistant depression (TRD) in Europe.
A prospective, multicenter, observational cohort study of approximately 400 TRD patients in seven European countries. TRD was defined as a lack of clinically meaningful improvement, with at least 2 different oral antidepressants in the current Major Depressive Episode (MDE), prescribed in adequate dosage and duration. Upon enrolment, patients were followed through an observational period of at least 6 months. Outcomes including baseline characteristics, disease history and symptom severity, treatment patterns, clinical outcomes (such as MADRS) and patient reported outcomes (EQ-5D-5L and Sheehan Disability Scale) were analyzed using descriptive statistics.
243 TRD patients were included in this interim analysis. Average age was 50.8, 62.1% were female. On average, they already suffered from depression for 12.6 years, had at least 3 previous episodes, and experienced the current episode for more than a year. Patients failed an average of 2.6 oral antidepressant treatments in the current episode. Further, they were highly depressed (average MADRS score 32.1), had a low quality of life (average EQ-5D-5L of 0.41) and suffered high functional impairment (average SDS of 22.3). 76.5% received at least one SSRI in the current episode, indicating traditional management of MDE. At inclusion, 33.3% started augmentation therapies including booster medications while only 19% had previously been treated with these in the current episode. After 6 months of follow-up, 20% of patients responded to treatment.
TRD patients are a highly depressed and impaired population already suffering from depression for more than 10 years and failing available treatments options. While patients in a MDE are mostly treated with oral antidepressants alone, the use of augmentation therapies increases when those patients become TRD.
Hormonelle Verhütung und deren Auswirkung auf psychische Gesundheit sind noch nicht umfassend untersucht worden. Während sich immer mehr Studien mit den Effekten oraler Kontrazeptiva auf Gehirn und Verhalten beschäftigen, fehlen weiterhin Ergebnisse zur Hormonspirale (Levonorgestrel Intrauterinpessar, LNG-IUD), die weltweit immer mehr Verbreitung findet. Daher haben wir eine systematische Übersicht der veröffentlichten Arbeiten hinsichtlich der Auswirkungen von LNG-IUD auf die psychische Gesundheit durchgeführt. Dabei liegt der Schwerpunkt auf drei Kategorien: Depression, Lebensqualität und sexuelle Funktion.
Hinsichtlich Depression zeigen sich inkonsistente Befunde: während einige Studien von positiven Assoziationen zwischen Verwendung von LNG-IUD und depressiver Symptomatik berichten, finden andere eine negative oder keine Assoziation. Eindeutigere Ergebnisse zeigen sich hinsichtlich Lebensqualität, die sich durch die Verwendung von LNG-IUD zu verbessern scheint. Allerdings haben die meisten Studien Patientinnen eingeschlossen, die an Menorrhagie oder Endometriose leiden. Die sexuelle Funktionsfähigkeit scheint vom Gebrauch von LNG-IUDs nicht betroffen zu sein, obwohl auch signifikante Zusammenhänge berichten worden sind, diese aber mit uneinheitlicher Richtung. Methodisch stand diese Übersichtsarbeit vor der Herausforderung die enorme Variation in den Ergebnissen, den Forschungsmethoden und Teilnehmergruppen bisheriger Studien zusammenzufassen. Darüber hinaus sind einige Aspekte, die für die psychische Gesundheit essentiell sind, im Hinblick auf die Verwendung von LNG-IUD noch nicht untersucht, z.B. die Auswirkungen auf das Sozialverhalten oder auf die Gehirnstruktur und -konnektivität. Insgesamt bedarf es mehr Forschung darüber, wie sich hormonelle Verhütung auf die psychische Gesundheit von Frauen auswirkt. Dies ist von entscheidender Bedeutung, um Frauen zu identifizieren, die vulnerabler für unerwünschte Nebenwirkungen hormoneller Empfängnisverhütung sind.
Background: Caught in a vicious circle of dysfunctional interpersonal transaction, individuals with persistent depressive disorder (PDD) can be assumed to be at great risk of experiencing prolonged loneliness and social isolation. Research on loneliness and PDD is still limited, yet promising results have been found for patients with borderline personality disorder (BPD). This study aimed to contribute to a better understanding of loneliness and its associations in patients with PDD compared to Healthy Controls (HC) and patients with BPD.
Method: Thirty-four patients with PDD, 36 patients with BPD, and 70 age and gender-matched HC were assessed cross-sectionally by self-report measures, i.e., UCLA Loneliness Scale, the Social Network Index (SNI), Beck Depression Inventory (BDI-II), Borderline Symptom List (BSL-23), Childhood Trauma Questionnaire (CTQ), and the Rejection Sensitivity Questionnaire (RSQ).
Results: Both patient groups reported significantly stronger feelings of loneliness compared to HC, whereas social network features were reduced. In contrast to patients with BPD and HC, patients with PDD showed no intercorrelation of loneliness and social network features. Instead, loneliness was correlated with symptom severity, rejection sensitivity, and childhood trauma in both patient groups. The association of childhood trauma and loneliness was mediated by rejection sensitivity.
Discussion: In light of our results, we propose a comprehensive model on how intra- und interpersonal aspects may lead to the development and maintenance of loneliness in PDD. Future implications for therapeutic interventions including Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (CBASP) are discussed.
In die psychiatrische Mutter-Kind Tagesklinik Nürnberg kommen Patientinnen zur Behandlung, die unter postpartalen Depressionen leiden. Bei einer Gruppe von ihnen lässt sich schon bald im Laufe der Therapie, aufgrund der Schwere des Verlaufs der Depression, der Dauer der psychischen Erkrankung und wegen der spezifischen Symptomatik zusätzlich eine Traumafolgestörung diagnostizieren (55,3% nach CTQ; siehe laufende Studie zur mütterlichen Feinfühligkeit, Univ. Nürnberg- Erlangen). Die erlebten Traumata der Patientinnen beinhalten massive invalidierende Erfahrungen, frühe überfordernde Parentifizierung, körperlicher, sexueller oder seelischer Missbrauch. Was benötigt diese Gruppe von Patientinnen therapeutisch, um die Postpartalzeit mit ihren natürlichen- aber auch mit den traumaspezifischen Anforderungen und Folgen, zu meistern?
Das psychotherapeutische Gespräch: Im Einzelgespräch finden sich, neben klassischen Aspekten der Verhaltenstherapie zur Depressionsbehandlung, stabilisierende achtsamkeitsorientierte Methoden. Zudem wird der Betrachtung der Biographie Bedeutung zugemessen, insbesondere um frühere Rollenmodelle und Prägungen zu erkennen und zu diskutieren. Ziel der Behandlung ist die Bewältigung der Depression, die Erhöhung der Selbstfürsorge, die Steigerung des Erlebens der Selbstwirksamkeit und die Gewinnung an Sicherheit im Umgang mit dem Baby. Im Sinne von traumapädagogischen Ansätzen können erste Erklärungsmodelle zur Entstehung von Traumafolgesymptomen erarbeitet werden. Hierbei finden erklärende Stress-und Speicherungsmodelle Beachtung. Das gemeinsame Betrachten biographischer Lebenslinien soll validierend erfolgen, noch ohne den Anspruch einer aufarbeitenden Konfrontationstherapie. Ziel ist es, dass die Patientinnen ein Verständnis – und Erklärungsmodell für ihre Reaktionsweisen, vor allem unter Stressbedingungen – erhalten und in der Gegenwart erleben können, mit Stressoren oder Triggern besser umzugehen. Vorstellung der ambulanten Traumagruppe (u.a.).
Background: Attentional inflexibility has been reported as a factor in the pathogenesis and maintenance of depression. The attentional training technique (ATT) as part of the metacognitive therapy (MCT) focuses on enhancing attentional flexibility. ATT has been suggested to be effective in reducing symptoms of anxiety and depression. Similarly, ATT has been shown to improve attentional disengagement from irrelevant stimuli and shifting attention toward relevant stimuli among healthy subjects. However, little is known about effects of the ATT intervention as a stand-alone treatment in clinically depressed patients with regards to potential changes in neurocognitive processes and symptomatology.
Methods: Fifty clinically depressed patients (mean age = 34.66± 11.13; 31 females) were randomly assigned to one week of either ATT-training (n = 25) or the sham-ATT condition (active control group, n = 25). All patients underwent structured clinical interviews to confirm diagnoses. Participants received an average of 15.20 (SD = 1.57) doses of ATT or sham ATT. At baseline (before training initiation) and after finishing the training, a set of well validated neurocognitive tasks measuring attentional performance (selective attention, attentional disengagement, inhibitory control, and working memory) was completed by both groups. These measures included a dichotic listening, an emotional dot probe, a stroop and the 2-back task.
Results: Analyses are currently underway and will be presented at the meeting.
Discussion: The aim of the current study is two-fold. First, it aims to further elucidate the potential neurocognitive mechanisms involved in ATT. Second, it examines to what extent ATT as a stand-alone treatment affects attention performance in clinically depressed patients. The findings are expected to shed light on specific mechanisms of change following ATT.
Einleitung: Die Prämenstruelle Dysphorische Störung (PMDS) ist im DSM-5 als zyklusabhängige affektive Störung klassifiziert. Wenn auch derzeit nur begrenzte Evidenz zur Pathogenese existiert, liegen Hinweise auf Assoziationen mit maladaptiven kognitiven Emotionsregulations-(ER-)strategien und niedriger Cortisolaktivität vor. Die vorliegende Studie untersucht a) Unterschiede in dispositionellen ER-Strategien bei Frauen mit und ohne PMDS, b) den prädiktiven Wert dieser Dispositionen für den Verlauf von Stimmung und basaler Cortisolaktivität im Alltag über einen Menstruationszyklus hinweg bei Frauen mit PMDS.
Methode: Verglichen wurden 61 Frauen mit PMDS und 61 gesunde Frauen hinsichtlich habitueller Achtsamkeit, habituellem Grübeln, expressiver Unterdrückung und Neubewertung. Stimmung und Cortisolaktivität wurden im Rahmen eines Ambulanten Assessments an jeweils zwei Tagen pro Zyklusphase erfasst.
Ergebnisse: Frauen mit PMDS wiesen im Vergleich zur Kontrollgruppe niedrigere habituelle Achtsamkeit und höhere Grübelneigung auf und neigten seltener zur Unterdrückung und Neubewertung. Hohe Achtsamkeit, niedrige Grübelneigung und hohe Neubewertungstendenz prädizierten bei Frauen mit PMDS niedrigeren negativen Affekt und höheren positiven Affekt über den Zyklus. Jedoch zeigten Frauen mit günstigen ER-Strategien ausgeprägtere Zyklizität mit stärkerer Stimmungsverschlechterung in der Lutealphase und damit eine Annäherung ihrer Stimmungswerte an Frauen mit ungünstigen ER-Strategien. Niedrige Achtsamkeit sagte geringere Cortisolausschüttung über den Zyklus, insbesondere in der späten Lutealphase, vorher.
Diskussion: Unsere Befunde legen nahe, dass protektive psychologische Faktoren bei Frauen mit PMDS insgesamt mit besserer Stimmung im Alltag einhergehen, diese jedoch nicht vor einer zyklusabhängigen Stimmungsverschlechterung zu schützen vermögen. Hohe Achtsamkeit scheint dagegen mit günstigerer basaler Cortisolaktivität, insbesondere in der späten Lutealphase, einherzugehen.
Einleitung: Zahlreiche Untersuchungen zu repetitiven negativen Gedanken wie Rumination (RUM) zeigten bereits Zusammenhänge zwischen RUM und Stimmungsverschlechterung sowie depressiven Verstimmungen. Während sich bisherige Forschungsarbeiten bislang vorwiegend auf Trait-Aspekte von RUM konzentrierten, ist es Ziel der vorliegenden Studie, prospektive Effekte momentaner RUM im Alltag auf nachfolgenden positiven (PA) und negativen Affekt (NA) und vice versa bei PatientInnen mit rezidivierender Depression (rMDD) im Vergleich zu einer gesunden Kontrollgruppe (KG) zu untersuchen.
Methode: Eine Stichprobe von 40 rMDD sowie 38 KG ProbandInnen im Alter von 25-65 Jahren wurde rekrutiert. Mithilfe eines Ambulanten Assessments (AA) gaben die TeilnehmerInnen an fünf aufeinanderfolgenden Tagen ihre momentane RUM sowie die Intensität ihres PA und NA im Alltag zehn Mal pro Tag via Smartphone an. Mithilfe von Multilevel Analysen wurden reziproke gelaggte Effekte von RUM und Stimmung im Alltag untersucht.
Ergebnisse: Die Gruppe der rMDD PatientInnen zeigte ausgeprägtere RUM, höheren NA sowie niedrigeren PA im Alltag im Vergleich zur KG. Mithilfe gelaggter Modelle konnte gezeigt werden, dass höhere Werte im NA zu stärkerer RUM zum nächsten Zeitpunkt bei der rMDD Gruppe, nicht jedoch bei der KG führen. Für beide Gruppen zeigte sich, dass stärkerer PA zum vorherigen Zeitpunkt niedrigere Ruminationswerte zum nächsten Zeitpunkt vorhersagte. Zudem wurden signifikante Interaktionseffekte zwischen Gruppe und momentaner RUM auf PA und NA zum nächsten Zeitpunkt gefunden. Schlussfolgerung: Unsere Analysen zeigen, dass rMDD PatientInnen stärkere RUM im Alltag erleben und reziproke Effekte von Affekt und RUM im Alltag bei ihnen stärker ausgeprägt sind. Diese Ergebnisse liefern einen wichtigen Ansatz zur Identifikation von Vulnerabilitäts- sowie Protektivfaktoren rezidivierender Depressionen und können somit zur Entwicklung neuer Behandlungsstrategien für rMDD PatientInnen beitragen.
Background: The neural correlates of major depressive disorder (MDD) remain disputed. In the absence of highly reliable and easily accessible biological markers, the dysfunction and interaction of neural networks has been proposed as a pathophysiological neural mechanism in depression. To shed further light on this, we here examined the functional connectivity of brain networks using resting state functional magnetic resonance imaging (rs-fMRI) in a carefully screened clinical sample with MDD and a matching control group.
Methods: A total of 106 participants comprised of 51 healthy volunteers (mean age 33.57 ±7.80, mean BDI 4.59 ±6.19) and 55 individuals that have been diagnosed with unipolar depression (mean age 33.89 ±11.00, mean BDI 29.96 ±10.32) were recruited. Diagnosis criteria were confirmed by means of structured clinical interviews for DSM-IV. All participants performed 11 minutes resting state fMRI scan using a 3.0-T Siemens MAGNETOM Skyra. Seed to voxel functional connectivity analyses were performed using a theory-guided deductive approach.
Results: MDD patients showed increased connectivity between the hippocampus and the ACC and decreased connectivity from the hippocampus to the postcentral gyrus. In addition, the MDD group displayed decreased connectivity between the ACC and the supplementary motor area (SMA). Moreover, we replicated previous findings regarding decreased connectivity within the salience network, meaning between ACC and insula and within two regions of the ACC.
Conclusion: The current data replicate previous findings and provide novel insight into altered functional connectivity in MDD, in particular involving the hippocampus-ACC connection. These data underline dysfunctional neuronal networks as an interesting pathophysiological marker in depression. Future research should use larger samples and incorporate standardized Screenings.
Keywords: Major Depressive Disorder, resting-state functional connectivity, hippocampus, ACC
Introduction. A possible explanation for the maintenance of maladaptive beliefs in pathological anxiety, is the overreaction towards near-miss outcomes. We hypothesize that near-miss events (i.e. barely escaping an aversive electric impulse) will evoke higher physiological anxiety responses than other types of miss outcomes.
Methods. Thirty-three Psychology students were presented a gambling wheel and received a mild electric impulse, instead of a monetary win. Outcomes were separated into 8 different types of misses, ranging from complete miss (1) to near-miss (8). We recorded an electrocardiogram (ECG) and electrodermal activity (EDA). Skin conductance response (SCR) were calculated via a continuous decomposition analysis. Moreover, a continuous heart period trace (HP trace) was computed.
Results. SCR responses were statistically significantly affected by the type of miss event F(7, 224) = 21.09, p < .0005. The Bonferroni post hoc tests revealed that near-miss events were statistically significantly higher than all other events (p‘s < 0.005). Similiarly, heart period trace was statistically significantly affected by the type of miss event F(7, 196) = 3.52 p < .005. The Bonferroni post hoc tests revealed that only near-miss event 8 evoked statistically significant higher HP trace slowing (i.e. fear bradycardia) than other miss events (p‘s < 0.005).
Conclusion. Near-miss events led to a higher physiological fear response than other types of miss outcomes. Therefore, this paradigm can be used to study near-miss events as a potential cognitive mechanism of pathologic anxiety.
Based on the definition of the DSM-5 (American Psychiatric Association, 2013), depersonalization (DP) can be described as an experience of unreality towards oneself and derealisation (DR) as experience of unreality towards the outside world. Interestingly, there has been an increasing number of reports from discussion boards in which virtual reality (VR) gamers complain about these frightening experiences after using VR-headsets. Likewise, an empirical study exists that indicates that even after a single VR gaming session, transient DP/DR experiences may occur (Aardema, O’Connor, Côté, & Taillon, 2010). The study, however, had some methodological limitations in that it had no control group and only investigated immediate VR aftereffects.
Aim of the present study was to complement the previous study, by examining, whether DP/DR specifically occur after VR gaming as compared to classical computer gaming, and whether a 30 Minutes gaming session is sufficient to not only cause transient, but also longer-lasting DP/DR experiences.
To address this aim, we used a longitudinal randomised control trial (n=80), in which half of the participants played the commercially-available computer game The Elder Scrolls ® V: Skyrim™ from Bethesda Game Studios ® via VR-goggles, while the other half played the same game via a normal computer screen. DP/DR experiences were, inter alia, assessed via the Cambridge Depersonalisation Scale (CDS) immediately before gaming, immediately after gaming, one day after gaming and one week after gaming.
Preliminary results reveal that the participants playing Skyrim™ via the VR-goggles reported significantly stronger DP/DR experiences immediately after the game session than the participants playing Skyrim™ via the computer screen.
In Conclusion, our study provides further evidence for potential DP/DR side effects from VR gaming.
Frühere Studien fanden einen negativen Zusammenhang zwischen der Ausprägungshöhe autistischer Eigenschaften und dem Erkennen der Emotionen anderer Menschen. Eine Erklärung ist, dass bei höher ausgeprägten autistischen Eigenschaften Emotionen vergleichsweise weniger auf automatisch-intuitivem Wege erkannt werden. Ebenso besteht die Auffassung, dass niedrigere soziale Intuition durch analytische Informationsverarbeitung kompensiert werden kann. Daher vermuteten wir, dass die Fähigkeit, schnell und korrekt bezüglich Stimuli zu schlussfolgern (im Folgenden „Schlussfolgerungsfähigkeit“), den Zusammenhang zwischen autistischen Eigenschaften und Emotionserkennung moderiert.
Die Erhebung fand auf einem Crowdsourcing-Marktplatz statt (N = 217; 54%/46% männlich/weiblich; Alter: M = 37.96, SD = 11.07, Range = 21-72). Die Teilnehmenden bearbeiteten den AQ-10 (Messung des Ausmaßes autistischer Eigenschaften), den GERT-S und den RMET (Messung der Emotionserkennungsfertigkeit) und Baddeleys 3 Min Reasoning Test (Messung der Fähigkeit, schnell zu schlussfolgern).
Multiple Regressionsanalysen mit der Emotionserkennungsleistung als Abhängiger Variable ergaben signifikante Interaktionen zwischen den Prädiktoren autistische Eigenschaften und Schlussfolgerungsfähigkeit (GERT-S und RMET: jeweils p = .003). Simple-Slope-Analysen zeigten, dass der Zusammenhang zwischen autistischen Eigenschaften und der Emotionserkennungsleistung deutlich geringer bei hoher (+1SD) als bei niedriger Schlussfolgerungsfähigkeit (-1SD) war (z.B. GERT-S: B = -0.69, SE B = 0.37, Beta = -.15, p = .07 versus B = -2.34, SE B = 0.38, Beta = -.52, p < .001).
Der Befund ist in Einklang mit der Auffassung, dass mit Autismus assoziierte Theory-of-Mind-Schwierigkeiten durch analytische Informationsverarbeitung kompensiert werden können. Praktische Implikationen betreffen Teile der Autismus-Diagnostik.
Verfügbarkeit der Studie: https://doi.org/10.1177/1362361320937090 (Journal: Autism)
Prüfungsängstlichkeit kann mit Vermeidung von Lerngelegenheiten und verringerter Ausschöpfung des eigenen Leistungspotentials einhergehen. Studien zeigen erhöhte Ängstlichkeit bei autistischen Menschen. Der Zusammenhang zwischen der spezifischen Prüfungsängstlichkeit und Autismus wurde jedoch in der Forschung vernachlässigt. Wir explorierten daher, ob autistische Erwachsene eine erhöhte Prüfungsängstlichkeit aufweisen. In einer zweiten Studie wurde für die Prüfungsängstlichkeit zwischen mündlichen und schriftlichen Prüfungen unterschieden, um die Hypothese zu testen, dass autistische Erwachsene höhere Prüfungsängstlichkeit in mündlichen als in schriftlichen Prüfungssituationen aufweisen.
Methode: In Studie 1 füllten 70 autistische Erwachsene den Autismus Quotient-Fragebogen (AQ-10) und den Prüfungsangstfragebogen (PAF) aus. In Studie 2 bearbeiteten 53 autistische Erwachsene den AQ-10 und die Skalen des Test Anxiety Inventory (TAI-G) zur Messung der Prüfungsängstlichkeit in mündlichen sowie schriftlichen Prüfungssettings.
Ergebnisse: In Studie 1 fand sich, dass die Prüfungsängstlichkeit der autistischen Teilnehmenden (M=54.04, SD=12.77) höher war als die der Standardisierungsstichprobe des PAF (M=43.78, SD=9.25), t(69)=6.72, p < .001. Dies war auch der Fall bei Begrenzung der Analyse auf die 16 Studierenden mit einer ASS-Diagnose (M=57.13, SD=13.55), t(15)=3.94, p=.001. In Studie 2 zeigte sich, dass die Prüfungsängstlichkeit in mündlichen (M=2.90, SD=0.78) höher war als in schriftlichen Prüfungen (M=2.31, SD=0.86), t(52)=5.74, p < .001.
Schlussfolgerungen: Die vorläufigen Befunde legen nahe, dass die Prüfungsängstlichkeit bei autistischen Erwachsenen erhöht ist, insbesondere in mündlichen Prüfungssettings. Weitere Forschung sollte den Zusammenhang von Autismus und Prüfungsängstlichkeit bei Jugendlichen eruieren. Des Weiteren sollten die zugrundeliegenden Prozesse und die sich daraus ergebenden Konsequenzen für die Betroffenen im Bildungssystem untersucht werden.
Psoriasis vulgaris, chronisch spontane Urtikaria (CSU) und atopisches Ekzem sind dermatologische Erkrankungen, die mit einer psychischen Belastung für die Betroffenen verbunden sind, welche sich z. B. durch ein höheres Risiko für Angststörungen und Depressionen zeigt. Wir untersuchten bei diesen Krankheitsbildern im Querschnitt die psychische Belastung und deren Zusammenhang mit der Krankheitsschwere.
Die Stichprobe setzt sich aus 388 dermatologischen Patienten in ambulanter Behandlung zusammen. Die psychische Belastung wurde mit der Mini-Symptom-Checklist (Mini-SCL) erhoben, welche Depressivität, Ängstlichkeit, Somatisierung und die Gesamtbelastung erfasst. Die Krankheitsschwere wurde bei Psoriasis vulgaris mit dem Psoriasis Area and Severity Index, bei CSU mit dem Urticaria Activity Score und beim atopischen Ekzem mit dem Severity Scoring of Atopic Dermatitis erhoben.
Von den Untersuchten waren 53,6% weiblich; das durchschnittliche Alter betrug 48,9 Jahre (SD = 17,2). Bei Patienten mit atopischem Ekzem war mit T = 53,8 der Normwert für die Gesamtbelastung erhöht (t(96) = 3,4, p < ,01), ebenso mit T = 55,1 der Normwert für Ängstlichkeit (t(96) = 4,5, p < ,001) und mit T = 54,3 der für Somatisierung (t(96) = 3,9, p < ,001). Patienten mit Psoriasis wiesen mit T = 52,2 eine erhöhte Ängstlichkeit auf, (t(104) = 2,3, p < ,05). Bei Patienten mit CSU waren die Normwerte zwar nicht erhöht, jedoch war eine höhere Krankheitsschwere mit einer höheren Gesamtbelastung (r = 0,33, p < ,01), Depressivität (r = 0,33, p < ,01) und Ängstlichkeit (r = 0,34, p < ,01) assoziiert. Bei Psoriasis und atopischem Ekzem fanden sich keine Zusammenhänge zwischen Krankheitsschwere und psychischer Belastung.
Patienten mit atopischem Ekzem weisen in verschiedenen Bereichen eine überdurchschnittliche psychische Belastung auf, Patienten mit Psoriasis vulgaris sind ängstlicher. Bei Patienten mit CSU ist die psychische Belastung zwar nicht erhöht, korreliert jedoch mit der Krankheitsschwere.
Es zeigen etwa 20% der Patienten mit COVID-19 einen moderaten bis schweren klinischen Verlauf. Insbesondere bei Patienten, die einen intensivmedizinischen Verlauf überstanden haben, kann die damit verbundene Isolation, Atemnot, Schmerzen und Unsicherheit über den Ausgang bis hin zu Todesangst erwartungsgemäß zur Entwicklung einer psychischen Erkrankung wie Depression, Angststörung, Schlafstörungen oder Posttraumatische Belastungsstörung führen. Zeitgleich leiden die Patienten häufig unter der sog. „ICU-acquired weakness“, Atrophie der Muskulatur, inklusive der Atmungsmuskulatur und Empfindungsstörungen. Ebenso können eine Lungenfibrose, eine pulmonale Hypertonie und eine Herzinsuffizienz nach einer COVID19 Erkrankung auftreten.
Die Medical Park Klinikgruppe hat mit den Fachkliniken für Kardiologie, Neurologie, Orthopädie und Psychosomatik eine spezifische Post-COVID-19 Reha entwickelt. Mit einem interdisziplinären Ansatz erhalten die Patienten nach Differenzialdiagnostik eine modulare, aufeinander abgestimmte Therapie aus den vier Disziplinen.
Erste vorläufige Ergebnisse liegen für 17 Patienten vor (14=männlich; 3=weiblich; durchschnittl. Alter=64,5 Jahre) die aufgrund einer Critical Illness Polyneuropathie aufgenommen wurden. Ein erstes Screening mit dem PHQ-9, dem PC-PTSD und dem GAD-7 erbrachte Hinweise für das Vorliegen einer Posttraumatischen Belastungsstörung bei 29,4%, für eine Angststörung bei 23,5% und eine Depression bei 17,6%. Ebenso ergeben sich anhand der Regensburger Insomnie Skala bei 35,3 % Hinweise auf eine Insomnie. In einem interdisziplinären Ansatz erhielten diese Patienten eine spezifische Diagnostik sowie eine leitliniengerechte Therapie.
Die bisherigen klinischen Daten bei der COVID-19 Erkrankung zeigen ein deutlich erhöhtes Risiko für schwere Komplikationen, die zu organübergreifenden Schäden führen. Daher ist ein interdisziplinärer Ansatz notwendig, um die systemischen Schäden abzuwenden.
Hintergrund: Das Tako-Tsubo-Syndrom (TTS) wird definiert durch Brustschmerzen oder Dyspnoe, hauptsächlich linksventrikuläre Bewegungsanomalien, die nicht auf ein einzelnes Koronararteriengebiet mit Herzinsuffizienz zurückzuführen sind, sowie elektrokardiographische Veränderungen und Erhöhungen von myokardialen Enzymen, die einem Myokardinfarkt ähneln. Im Unterschied zu diesem sind jedoch keine relevanten Koronarstenosen nachweisbar. Trotz der Zunahme von Fallbeschreibungen und Forschung ist die Ätiopathogenese des TTS bisher noch unzureichend verstanden.
Zielsetzung: Analyse der klinischen Merkmale und des psychokardiologischen Profils bei TTS-Patienten in der akuten Phase des Syndroms.
Methoden: Prospektive multizentrische Kohortenstudie an N= 27 weiblichen TTS-Patienten (Alter: M=68, SD=11,4) im Hinblick auf klinische Merkmale. Erfasst wurde das Vorhandensein von Stressereignissen im Zeitraum vor dem TTS, die Prävalenz von somatischen, depressiven u. Angststörungen (mittels entsprechender Skalen des PHQ), das Ausmaß von Resilienz (Brief Resilience Scale, RS-13) sowie die Bewertung der subjektiven Krankheitswahrnehmung (Brief Illness Perception Questionnaire, B-IPQ).
Ergebnisse: Bei 24 Patienten (88,9%) konnte ein Stressereignis identifiziert werden. Somatische Störungen zeigten über die Hälfte der Patienten (56%), gefolgt von depressiven Störungen (26% der Patienten). Panikstörungen (7,4%) und andere Angststörungen (11,1%) waren seltener vertreten. Bei 48% der Patienten wurden mäßige bis hohe Grade an subjektiver Krankheitsbedrohung festgestellt, und bei 40% der Patienten zeigten sich niedrige bis mäßige Resilienz-Scores.
Schlussfolgerung: Patienten mit TTS zeigen in der Akutphase eine hohe Prävalenz somatischer Störungen und eine relativ hohe Prävalenz depressiver Störungen. TTS Patienten verfügen über eine eher geringe Resilienz und fühlen sich durch das TTS insgesamt bedroht, was den Schweregrad der Erfahrung als belastendes Lebensereignis widerspiegelt.
Einführung: Das Herz nimmt in allen Kulturen eine besondere Bedeutung als Zentrum des Lebens oder Sitz der Seele ein und ist Projektionsobjekt für psychische Konflikte. In den letzten Jahren konnte eine Vielzahl von Studien zeigen, dass psychische Symptome und Herz-Kreislauf-Erkrankung sich gegenseitig beeinflussen. Wie können diese Studienergebnisse im Bereich der Psychokardiologie systematisiert werden?
Methode: Durch eine systematische Literaturrecherche werden aktuelle Forschungsergebnisse der Psychokardiologie strukturiert.
Ergebnisse: Unsere Recherche ergab, dass sich die Studien durch die Aspekte Angst, Depression sowie Stress und Trauma gliedern lassen.
Angst: Untersuchungen zeigten, dass sich Angst durch immunologische, neuroendokrinologische und verhaltensbezogene Einflüsse negativ auf das kardiovaskuläre System auswirken kann und das Auftreten von kardiovaskulären Erkrankungen begünstigt. Forschungsergebnisse zur Angst werden im Kontext verschiedener Herzerkrankungen vorgestellt.
Depression: Depressionen werden vor allem in Zusammenhang mit der KHK diskutiert, da sie zum einen das Risiko für eine KHK steigern und den Krankheitsverlauf negativ beeinträchtigen können, zum anderen aber auch aufgrund einer Herzerkrankung entstehen können. Aber auch die Zusammenhänge zu anderen Herzerkrankungen wie z.B. Herzinsuffizienz werden aufgezeigt.
Stress und Trauma: Stress führt nicht nur zu einer Steigerung der Herzfrequenz sondern auch zu einer Steigerung des Risikos für einen Herzinfarkt sowohl bei Pat. mit bereits bestehender KHK, als auch bei Patienten ohne nachgewiesene Vorerkrankung an den Herzkranzgefäßen. Auch frühe Traumatisierungen haben einen bedeutsamen Einfluss auf Entwicklung des kardiovaskulären Risikoprofils und Manifestation einer kardiovaskulären Erkrankung.
Schlussfolgerung: Psychosoziale Risikofaktoren wie Stress, Angst oder Depression beeinflussen Herz-Kreislauf- Erkrankungen und sollten bei der Diagnostik und der Behandlung berücksichtigt werden.
Ältere und/oder hochbetagte Menschen, die durch zeitweises oder dauerhaftes herausforderndes bzw. auffälliges Verhalten das Zusammenleben und die Versorgung erschweren, sind keine Seltenheit mehr in den Pflegeheimen.
Das Netzwerk „Geschlossene Einrichtungen“ in Niedersachsen ist als Arbeitsgruppe des Sozialpsychiatrischen Verbundes der Region Hannover entstanden. Landesweit nehmen Vertreter aus den SGB XI mit (teil-)geschlosssenen Wohnbereichen, SGB V (Kliniken) und auch Vertreter der stationären Eingliederungshilfe an Netzwerk teil und versuchen die Versäumnisse der letzten Jahrzehnte aufzuarbeiten. Organisiert wird das Netzwerk vom Gerontopsychiatrischen Kompetenzzentrum – Caritas Forum Demenz.
Im Rahmen eines landesweiten, träger- und sektorenübergreifenden Austausches werden Forderungen und Empfehlungen, sowie konzeptionelle Grundlagen und tragfähige Konzepte für die Verbesserung der Versorgung von Menschen mit herausfordernden Verhalten in der Gerontopsychiatrie erarbeitet.
Unter enormen Aufwand wurden die Adressdaten der SGB XI-Einrichtungen mit (teil-)geschlossenen Plätzen in Niedersachsen recherchiert und aufbereitet. Es liegen Daten zu 63 Heimeinrichtungen vor. Die Träger wurden über das Netzwerk informiert und zur Teilnahme eingeladen. Das Netzwerk unterstützt ich gegenseitig. Dafür werden aktuell Steckbriefe der Einrichtungen erstellt, so dass durch kollegiale Beratung tägliche Herausforderungen minimiert werden können. Das Netzwerk erarbeitet Konzepte oder Möglichkeiten der Unterstützung in der Versorgung. Zudem findet aktuell eine Erhebung zur Frage „Wer kann aktuell keinen Platz in einer geschlossenen SGB XI-Einrichtung bekommen?“ statt.
Das Netzwerk wächst, u.a. durch die Teilnahme von politischen Vertretern und durch die Kooperation mit der Landesstelle Psychiatriekoordination Niedersachsen. Um die „Black Box – (Pflege-)Heim“ besser einordnen zu können, bedarf es zwingend einer näheren wissenschaftlichen Betrachtung von Pflegeheimen (SGB XI).
Im März 2020 erklärte die Weltgesundheitsorganisation die COVID-19-Erkrankung zu einer Pandemie. Neben direkten gesundheitlichen Folgen durch eine COVID-19-Infektion werden zunehmend auch Auswirkungen auf die psychische Gesundheit beobachtet. Mehrere Studien berichten von einer Zunahme von Angst, Depression und Stress in der Allgemeinbevölkerung (Xiong et al., 2020). Auch eine Verschlechterung von Symptomen bei Patienten mit psychiatrischen Vorerkrankungen wurde beobachtet (Zhou et al., 2020).
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf gerontopsychiatrische Patienten wurden unseres Wissens bislang nicht untersucht. Diese Patientengruppe ist jedoch als besonders vulnerabel anzusehen: Gerontopsychiatrische Patienten haben im Falle einer COVID-19-Erkrankung ein erhöhtes Risiko einen schweren Verlauf zu erleiden. Sie sind in besonderem Maße von Regelungen zur Kontaktreduktion betroffen, da nur wenige in der Lage sind auf digitale Angebote auszuweichen. Kognitive Einschränkungen könnten zudem ein fehlendes Verständnis für gesetzliche Schutzmaßnahmen begünstigen. Angebote für hilfsbedürftige ältere Patienten stehen nur in reduziertem Umfang zur Verfügung, was möglicherweise zu Verwahrlosung, Einsamkeit und/oder einer größeren Belastung von Angehörigen führen kann.
Methode:
Vom 01.04. bis 30.06.2020 wurden 922 gerontopsychiatrische Patienten der Universitätsklinik Bonn und ihre Angehörigen mittels postalisch zugesandter Fragebögen befragt (selbsterstellter Fragebogen zu u.a. Demographie und psychischer Belastung durch die Corona-Pandemie; standardisierte Fragebögen: WHO-5, GAD-7, WHOQOL-old und ZBI12).
Ergebnisse:
Insgesamt liegen uns beantwortete Fragebögen zu 267 Patienten vor. Die Ergebnisse werden aktuell ausgewertet und beim Kongress vorgestellt.
Schlussfolgerung:
Angesichts steigender Infektionszahlen können unsere Ergebnisse dazu beitragen, bedarfsgerechte therapeutische Angebote und Interventionen für Betroffene und Angehörige zu entwickeln.
Einleitung
Die Psychologie appetitiver Prozesse unterscheidet zwischen Präferenzbildung (subjective value, SV) und Motivation, das Präferierte zu bekommen (action value). Nicht bekannt ist, ob die Ausprägung anhedoner Züge bei Gesunden mit Veränderungen des SV bei appetitiven Entscheidungen assoziiert ist. Ziel der Studie: den Zusammenhang zwischen der Aktivierung neuronaler Substrate von Präferenzbildung (vmPFC) und Motivation (ventrales Striatum, VS) mit Anhedoniewerten bei Gesunden untersuchen.
Methoden
422 gesunde Teilnehmer wählten im Scanner zwischen paarweise gezeigten Snacks, welchen sie lieber mögen. Anhedonie wurde mit dem D-SHAPS erfasst. Um das Signal zu identifizieren, das mit SV assoziiert ist berechneten wir den Präferenzgradienten zwischen den Präferenzrängen. Um das Motivationssignal zu identifizieren berechneten wir die Summe der Ränge (Präferenzscores). Präferenzgradient und Präferenzscore verwendeten wir als “Modulatoren” der trials (first level), und ermittelten Haupteffekte und Zusammenhänge mit den Anhedoniescores (second level).
Ergebnisse
Wir fanden ein Signal im vmPFC (BA 11) in Assoziation mit Präferenzgradienten und im VS und der Amygdala in Assoziation mit den Präferenzscores. Regression auf Anhedoniescores zeigte eine Assoziation mit vmPFC in Zusammenhang mit dem Präferenzgradienten und keine signifikante Assoziation mit VS und Amygdala in Zusammenhang mit Präferenzscores.
Zusammenfassung
Bei Gesunden gehen höhere Anhedoniescores mit verminderter Aktivierung in den neuronalen Substraten von subjective value in einer Präferenzaufgabe einher. Das lässt eine Beteiligung von Präferenzbildung neben den bereits bekannten motivationalen Prozessen vermuten. In weiteren Studien sollten mögliche Veränderungen der Substrate von subjective value bei Depressiven untersucht werden, um so Anhaltspunkte für die Entwicklung spezifischer Therapieansätze (im Sinne der RDoc-Initiative) zu gewinnen.
Introduction: Variations of sex hormones during the menstrual cycle can lead to changes in emotion recognition and processing. However, little is known about the exact effect of estradiol (E2) on emotion regulation. The ability to successfully regulate one’s own emotions is associated with better social abilities and mental health.
Methods: In order to study the effects of short-term elevated levels of E2 under standardized experimental control, we administered E2 valerate to young naturally cycling women during their early follicular phase in a double-blind, placebo-controlled within-subject design. We tested whether E2 modulates emotion regulation success in a functional magnetic resonance imaging task.
Results: As expected, successful down-regulation of negative emotions showed significant activation of the superior frontal gyrus bilaterally, the right inferior frontal gyrus and the left posterior medial frontal gyrus. E2 administration led to stronger activation of the dorsolateral prefrontal cortex and lower activation of the right lateral orbitofrontal cortex and left hippocampus compared to the placebo condition. Additionally, E2 levels correlated positively with emotional state ratings during down-regulation of negative emotions in the E2 drug condition.
Discussion: To our knowledge, this is the first study that tested emotion regulation success after experimentally elevating E2 levels in young women. Our findings indicate that E2 administration impacts neural processes underlying emotion regulation.
Stressful situations can alter reward-based learning. In some studies stress leads to increased learning from rewards, in others it does not show an effect (Starcke & Brand, 2016). A task addressing reward-based learning is the reversal learning task, which uses probabilistic rewards as feedback and incorporates sudden changes in reward contingencies. Deficits in reversal learning have been described in various psychiatric patient populations such as psychosis or addiction, known to be susceptible to stress. The effects of acute stress on reversal learning have been rarely investigated. Here, we investigated the effect of acute social stress in a within-subject design in healthy control participants. A sample of n = 29 male non-clinical participants performed the task in a control condition versus the Trier Social Stress Test (TSST), a validated method to induce psychosocial stress. In our version of the reversal learning task (Reiter, 2016) participants choose between two anti-correlated stimuli in order to obtain rewards in three blocks. Reward contingencies remain stable for the first 55 trials and the last 35 trials. During the second block, in between the stable blocks, reward contingencies change four times, which requires participants to flexibly adapt their behavior. Performance was measured in correct responses, frequency of switches after losses and wins. Cortisol responses and subjective stress responses showed that the stress induction was successful. Preliminary analyses showed no significant effect of stress induction on the number of correct responses or the frequency of switches after losses and wins. These results demonstrate that reversal learning, at least regarding the overall performance measures in our task, is robust to stress-related changes. Behavioral modeling of the task could yield further insights into more subtle behavioral changes after stress induction. Further research should test more diverse samples and patient populations as well.
Facial emotion recognition is crucial for social interaction. However, in times of a global pandemic where wearing a face mask covering mouth and nose is widely encouraged to prevent the spread of disease, successful emotion recognition may be challenging. The present study investigated whether emotion recognition, assessed by a validated emotion recognition task, is impaired for faces wearing a face mask compared to uncovered faces, in a sample of 790 participants between 18 and 89 years. Additionally, perception of threat for faces with and without mask was assessed. We found significantly impaired emotion recognition for faces wearing a mask compared to faces without mask, for all emotions tested (anger, fear, happiness, sadness, disgust and neutral expressions). Further, we observed that perception of threat was altered for faces wearing a face mask. Methodological constraints as well as the importance of wearing a face mask despite temporarily compromised social interaction are discussed.
Einleitung: Die salutogene Wirkung von Atemübungen wird vielfach erwähnt und erlebt. Bekannter Weise finden wir in der Herzratenvariabilität (HRV), die durch die Atmung angeregt wird, Maße für Entspannung und Stressbelastung. Dabei deutet eine hohe Variabilität der Herzrate auf einen entspannten und leistungsfähigen Organismus hin. Ein weiterer Körperrhythmus, der in Zusammenhang mit der HRV steht, ist durch die Barorezeptoren in den Gefäßen gegeben, welche den Blutdruck regulieren. Dieser schwankt in Zyklen von etwa zehn Sekunden Dauer und ist demnach etwas langsamer als die gewöhnliche Atmung. Was aber geschieht im Gehirn, wenn die Atmung diesem Rhythmus angepasst wird?
Methode: Wir haben untersucht, welche Effekte eine verlangsamte Atemfrequenz auf das psychische Wohlbefinden und die Synchronisation von Körperrhythmen haben. In einer Studie mit 37 Probanden wurden während getakteter Atmung zwischen 6 und 12 Sekunden pro Atemzug, Herzrate, Atmung und 64-Kanäle EEG gemessen.
Ergebnis: Das psychische und körperliche Befinden wurde während des 10 Sekunden Taktes am positivsten berichtet. Die Analyse der physiologischen Daten zeigt die höchste Synchronisation dreier Messparameter während dieses 10- Sekunden Taktes. So weisen neben der Atmung und Herzratenvariabilität auch die langsamen Hirnpotenziale eine erhöhte Synchronisation auf. Diese stieg von r=0.3 bei 6 s/Atemzug auf r=0.5 bei 10s/Atemzug und erreichte dort ihr Maximum (p < .01). Die topographischen Daten zeigt eine Aktivierung in zentralen und medial frontalen Arealen > 15µV, die bereits nach einer Minute erreicht werden.
Schlussfolgerung: Wir konnten zeigen, dass entschleunigte Taktatmung eine Synchronisation verschiedener physiologischer Prozesse bewirkt. Damit bieten sich zahlreiche Möglichkeiten der Stressregulation.
Postoperative delirium (POD) is a common and life-threatening complication. It manifests itself through a dysfunction of the brain. The proportion of older patients who developed POD after surgery varied between 10% and 25% depending on the study and might be influenced by nicotine abuse. The aim of this study is to investigate, if changes in neural network functional connectivity at rest regarding to nicotine abuse can be used as a predictor for POD development after surgical intervention.We performed two separate functional resting state network analysis on 212 preoperative datasets of patients older than 65 years. The hippocampus network analysis show a significantly (0.01) increased connectivity between hippocampus and right hemispheric thalamus for patients with POD compared to patients without POD (only for patients who smoke). The nucleus accumbens network analysis show significantly increased network connectivity (0.01) for patients who will develop a POD after surgery (only for Patients who don’t smoke).Smoking leads to increased thalamus-hippocampus connectivity, which might be related to POD development after surgery. Due to pharmacological effects of several anaesthetics on thalamus activity, this might be interpreted, that smoking leads to higher thalamic ground network activity, which might reduce possible protection effects of anaesthetics. Thus, the occurrence of developing POD after surgery might be increased, because of possible surgical traumata of brain regions connected to the thalamus. Additionally, higher nucleus accumbens connectivity can act as a POD predictor, but can be disturbed by possible changes in network connectivity caused by smoking. In conclusion, smoking status of patients alone used as a predictor for POD development seems not to be sufficient enough. But with additional information, like resting state network activity changes due to nicotine abuse, smoking might be used as a predictor for POD development in older patients.
Background
The Attention Training Technique (ATT) as part of metacognitive therapy (MCT) is an auditory psychotherapeutic treatment method used to enhance top-down attentional flexibility and control. This study investigated potential neurocognitive changes due to the ATT and the underlying neural mechanisms using pre-to-post functional magnetic resonance imaging (fMRI).
Methods
54 healthy participants were subjected to a randomized, sham-controlled neurocognitive test battery that partly took place in an fMRI environment. Participants received either 2 doses ATT or 2 doses sham ATT daily for one week. On day 8, all subjects completed the neurocognitive test battery again.
Results
After the training, the ATT group showed significantly shorter reaction times in attentional disengagement than the sham ATT group. Furthermore, selective auditory attention was improved in the ATT group for the left ear. FMRI data showed decreased levels of activation in the anterior cingulate cortex when comparing the ATT group to the sham ATT group during attentional disengagement after the intervention. No ATT > sham ATT effects were found regarding working memory performance and inhibitory control.
Conclusion
These findings putatively indicate that the ATT facilitates faster attention allocation and increased attentional flexibility in healthy subjects. The fMRI results suggest this ATT-dependent improvement might be mediated by reduced ACC activity, indicating a more flexible attentional state. Clinically, this could transfer to improved attentional capabilities and subsequently less symptoms. Replication and further research on psychiatric patients are warranted before stronger conclusions can be drawn.
Unsere innere Sprache, die innerlich und unwillkürlich entsteht, ist ein wichtiges Instrument zur Stressregulation und Selbstreflexion. Bei psychiatrischen Erkrankungen ist sie jedoch häufig negativ gegen sich selbst gerichtet. Interessanterweise zeigen Patienten auch Dysfunktionen im sogenannten Default Mode Network (DMN), ein Netzwerk von Hirnarealen, das eine gesteigerte synchronisierte neuronale Aktivität „in Ruhe“ gegenüber einem aufgabenbasierten Zustand aufweist. Es ist anzunehmen, dass während des „Ruhezustands“ die innere Sprache aktiv ist und Unterschiede in der funktionellen Konnektivität zwischen gesunden und psychiatrisch erkrankten Personen auch auf die Funktion der inneren Sprache zurückzuführen sind. Ziel unserer Studie war die Ermittlung eines funktionellen Netzwerkes der inneren Sprache und dessen Überlappung mit dem DMN aufzudecken.
Zunächst wurden Hirnareale identifiziert, die während der inneren Sprache aktiviert sind. Für diese Regionen wurde die funktionelle Konnektivität im (a) Ruhezustand (rsFC, resting-state functional connectivity) und im (b) aufgabenabhängigen Zustand (MACM, meta-analytic co-activation) ermittelt und miteinander überlappt, um so das erweiterte funktionelle Netzwerk für innere Sprache zu definieren. Anschließend wurde dieses mit dem erweiterten DMN konjugiert, um Regionen zu filtern, die in beiden Netzwerken aktiv sind.
Das erweiterte Netzwerk der inneren Sprache umfasst die Insula, frontale (inferiorer, mittlerer frontaler Gyrus), parietale, mediale (anteriores, mittleres Cingulum) und subkortikale Regionen. Interessanterweise gibt es keine Überlappung mit dem DMN, wobei lateral-gespiegelte frontale und parietale Regionen in den Netzwerken aktiv zu sein scheinen.
Das Netzwerk der inneren Sprache umfasst Regionen, die für die Emotionsverarbeitung und Empathie von Bedeutung sind. Die Daten unterstützen somit auf neuronaler Ebene die Annahme des Zusammenhangs zwischen innerer Sprache und Emotions- und Stressregulation.
Background: Stress initiates changes in functional connectivity (FC) between amygdala and cortical regions that are associated with vigilance monitoring, salience processing and executive control (1,2). Amygdala resting-state FC (rsFC) changes were associated with state, trait and pathological marks of anxiety (3,4). Nx4 (Neurexan®) is a medicinal product containing passionflower, oats, coffee and zinc valerianate. Nx4 was demonstrated to attenuate the stress response in the brain in mildly to moderately stressed volunteers (5).
Methods: 39 healthy males participated in a double-blind, randomized, placebo-controlled, crossover fMRI study. A 12-min rs measurement was performed at baseline, after a single dose of Nx4/placebo and after the ScanSTRESS task (6). rsFC maps of centromedial (CeA) and basolateral (BLA) amygdala were analyzed. rsFC strength was compared before and after the stress task during the placebo session, drug x stress interaction effects were examined for amygdala-centered rsFC and multiple regression analyses were run with trait anxiety and symptom-related rumination measures.
Results: Reduced rsFC after stress from bilateral CeA to dorsolateral prefrontal cortex (DLPFC,l), and from CeA(r) to hippocampus(r) and dorsomedial prefrontal cortex (DMPFC) was observed. Sig. drug x stress interaction was observed between CeA(l) and DLPFC(l), inferior frontal gyrus (IFG,l), middle temporal gyrus (MTG,l), DMPFC and ventromedial prefrontal cortex (VMPFC); as well as between CeA(r) and IFG(r), IPL(r) and precuneus. Regression analysis showed that trait anxiety neg. correlated with the Nx4 effect on stress-induced rsFC changes from BLA(r) to VMPFC and superior temporal sulcus(r). Symptom-related rumination neg. correlated with stress-induced rsFC changes from BLA(r) to VMPFC, IFG(l) and amygdala(l).
Conclusion: Nx4 reduced stress-induced rsFC of the CeA towards cortical regions involved in emotion regulation and higher cognitive processes.
Emotionen nehmen aufgrund ihrer adaptiven Funktion einen bedeutenden Stellenwert im Leben ein. Treten Emotionen unpassend oder zu intensiv auf, sind Regulationsprozesse essentiell, die beim Betrachten, Benennen und Neubewerten emotionaler Stimuli als implizit-kontrollierte Emotionsregulationsstrategien ansetzen können.
In früheren Studien ist die Wahrnehmung, Benennung und Neubewertung negativer Emotionen mithilfe funktioneller Magnetresonanztomographie untersucht worden, worauf auch die vorliegende Studie abzielt. Unterschiede der neuronalen Aktivität emotionsregulierender Prozesse in präfrontalen Arealen werden als Hypothesen angenommen.
Um die kognitiv-affektive Emotionsverarbeitung zu untersuchen, wurden Daten mittels Fragebögen und fMRT-Untersuchung bei 25 Probandinnen erhoben. Innerhalb eines 3x3 within-subject Designs sind mithilfe standardisierter Videosequenzen die Emotionen Angst, Ekel und Überraschung präsentiert worden. Dabei sollen Probanden die Emotionen auf sich wirken lassen, erkennen und die Höhe des Anteils einer darunterliegenden Emotion, bestimmen.
Erste Analysen bestätigen die Hypothesen. So konnten beim Benennen emotionaler Gesichtsausdrücke im Vergleich zum Betrachten erhöhte Hirnaktivität im rechten dorsolateralen Präfrontalcortex (dlPFC) sowie verringerte Aktivität im ventromedialen Präfrontalcortex (vlPFC) nachgewiesen werden. Beim Neubewerten im Vergleich zum Betrachten konnte zudem erhöhte Aktivität im rechten dlPFC und vlPFC gezeigt werden. Eine verringerte Aktivität beim Neubewerten im Vergleich zum Betrachten liegt in mehreren präfrontalen Arealen vor. Erhöhte Aktivität links anterior im dlPFC konnte beim Vergleich von Benennen und Neubewerten bestätigt werden. Zusätzlich konnte erhöhte und verringerte Hirnaktivität diverser Brodmann-Areale nachgewiesen werden. Weiterführende Studien an Patienten mit maladaptiver Emotionsregulation sind denkbar, um Aktivitätsunterschiede bei Emotionsregulationsprozessen zu vergleichen.
As a social being, humans communicate with each other on an almost daily basis and this is done not only through verbal expressions but also nonverbally using gestures and mimics. However, even before we initiate a communication with other individuals, we form impressions of them and a great body of research indicates that we are able to derive various information about our fellow human beings solely based on their faces, for example their sex. Although it has frequently been found that humans perform sex categorization based on facial information with high accuracy, it is still an open question whether and to what extent factors on the part of the observer, such as their own sex, contribute to whether a face is perceived as being male or female. The present study examines whether and to what extent the observers’ sex influences sex categorization. Participants (N = 67, 34 females, 33 males) were presented ten original female and ten original male facial stimuli, which were morphed to male and female faces respectively, and were asked to rate the extent to which each image was perceived male or female. Furthermore, we used two self-report inventories in order to assess whether gender, sexual orientation, and masculinity and femininity traits of the observer have an influence on sex judgements. Contrary to findings from previous studies, we did not find a significant effect of participants’ sex on ratings in our categorization task. However, we did find that ratings were significantly impacted by participants’ identification with several femininity and masculinity traits. Furthermore, we were able to replicate the tendency to misclassify female faces as male faces (“male response bias”). Because the majority of participants in our study reported to be heterosexual and to identify with their assigned sex, further research with transgender and gender-nonconforming individuals might help to derive potential implications on how to provide support and assist.
Previous studies suggest a common brain network including the right inferior frontal gyrus (rIFG) and pre-supplementary motor area (pre-SMA) integral to various types of emotional interference inhibition, i.e. suppression of task-irrelevant stimuli to pursue goal-directed behavior in the context of emotional distraction. This network reacts differently to emotional interference in individual subjects and exhibits a specific spectral signature in the beta-band. Studies so far have focused on the role of spectral power for emotional interference inhibition, but phase may be equally important as the instantaneous phase of brain oscillations has prominent effects on cortical excitability. Here we perform real-time phase estimation of prefrontal beta-band activity during emotional interference inhibition operationalized by a Flanker task with preceding emotionally salient stimuli in order to study the degree to which signal-to-noise ratio (SNR) and amplitude affect the variance of phase estimation errors. Spatially filtered surface EEG data was spectrally analyzed and SNRs calculated for peak amplitudes in the beta range. Real-time phase estimation was performed in a 300ms time window after Flanker cue onset using an autoregressive forward prediction approach. Results show that phase estimation error distributions of task-dependent beta oscillations depend on SNR and amplitude, rendering phase estimations less accurate for subjects, trials and task conditions with low SNRs and low amplitudes. Findings have implications for experiments designed to target and interfere with task-dependent beta activity during emotional interference inhibition in a phase-dependent manner by e.g. real-time EEG-triggered transcranial magnetic stimulation.
Einführung:
Die Aktivität der sauren Sphingomyelinase (ASM) ist bei Patienten mit schweren Depressionen erhöht. Interessanterweise hemmen Antidepressiva vom Typ FIASMA (functional inhibitors of ASM activity) die ASM im Lysosom.
Die ASM katalysiert physiologisch die Hydrolyse von Sphingomyelin zu Ceramid und Phosphorylcholin. Ceramid und dessen Umbauprodukte wirken als lipid messenger im Zusammenhang mit apoptotischen, proliferativen und differenzierenden Zellprozessen.
Bei schweren Depressionen ist die Fehlregulation von CREB (cAMP respons element binding protein) ebenfalls charakteristisch. Hierbei steht CREB als Zielmolekül zahlreicher Signalkaskaden im Zusammenhang mit der neuronalen Entwicklung und Plastizität.
In dieser Forschungsarbeit wird untersucht, ob modifizierte Aktivität der ASM die Aktivität des Transkriptionsfaktors CREB in verschiedenen Geweben beeinflusst.
Methodik:
Als biologische Grundlage dienen neuronale H4 Gliomzellen und MCF-7 Brusttumorzellen. Die Zellen werden mit Antidepressiva vom Typ FIASMA und mit Venlafaxin stimuliert. Außerdem erfolgt eine Überexpression der ASM. Die ASM-Aktivität wird mittels Dünnschichtchromatographie ermittelt und die CREB-Aktivität über einen Luciferase-Assay erfasst.
Ergebnisse:
Im H4-Zellkulturmodell konnten FIASMAs die Aktivität der sauren Sphingomyelinase und die Aktivität von CREB verringern. Venlafaxin zeigt keinen signifikanten Einfluss auf die Aktivität der sauren Sphingomyelinase und auf CREB.
Im MCF-7 Zellkulturmodel wurde keine signifikante Modulation der Aktivität von CREB durch FIASMAs festgestellt. Jedoch verringert sich die Aktivität von CREB bei starker Steigerung der Aktivität der ASM.
Schlussfolgerungen:
Das ASM/Ceramid-System moduliert die Aktivität des Transkriptionsfaktors CREB zelltypabhängig. Hierbei könnte die gesteigerte Aktivität der ASM bei Depressionen, über CREB als Bindeglied, die neuronale Entwicklung und Plastizität beeinflussen.
Einführung: Für eine zuverlässige und präzise Diagnostik sollten verschiedene Beurteiler zu einer ähnlichen Einschätzung kommen. Wir haben verschiedene semi-strukturierte Interview-Leitfäden zum Diagnostik-System DISYPS-III für Kinder und Jugendliche entwickelt. Unsere Interviews erlauben eine eigenständige klinische Einschätzung der Diagnosekriterien. Von diesen erfasst der Interview-Leitfaden für Externale Störungen (ILF-EXTERNAL) die Diagnose-Kriterien nach DSM-5 für Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen (ADHS) und Störungen des Sozialverhaltens (SSV). Wir haben die diagnostische Zuverlässigkeit des ILF-EXTERNAL bei Kindern mit externalen Symptomen untersucht.
Methode: Die Datenerhebung erfolgte innerhalb der ESCAschool Studie, welche die Wirksamkeit einer gestuften Behandlung bei ADHS im Schulalter überprüft. Der ILF-EXTERNAL wurde anhand von 474 Kindern (6 – 12 Jahre, 81% männlich) evaluiert. Zur Bestimmung der Interrater-Reliabilität wurden 45 Interviews des ILF-EXTERNAL, die zuvor auf Video oder Tonband aufgenommen wurden, von zwei unabhängigen Beurteilern kodiert. Die Beurteiler nahmen eine eigenständige klinische Einschätzung vor. Es wurde die Intraklassen Korrelation für die Symptomskalen berechnet. Zusätzlich wurde die Beurteilung der Symptomatik im klinischen Urteil mit dem Elternurteil verglichen.
Ergebnisse/Diskussion: Die Übereinstimmungsmaße zeigen eine sehr gute bis exzellente Interrater Reliabilität auf Skalenebene. Demnach schätzen verschiedene unabhängige Beurteiler den Grad der Symptomausprägung zuverlässig und präzise ein. Zwischen dem Eltern- und klinischem Urteil bildet sich ein moderater bis starker Zusammenhang ab. Die Eltern schätzen die Symptomatik ihres Kinders überwiegend auffälliger ein als das klinische Urteil.
Schlussfolgerung: Bei dem ILF-EXTERNAL handelt es sich um ein vielversprechendes und insgesamt reliables und valides klinisches Interview zur Diagnostik externaler Verhaltensstörungen.
Einführung: Der Gesunde-Erwachsenen-Modus (GE-Modus) der Schematherapie reflektiert Kernaspekte des gesunden Funktionierens der Persönlichkeit. Anders als maladaptive Schemamodi fluktuiert der GE-Modus weniger. Es stellt sich die Frage, wie dieser zeitstabilere Modus mit anderen adaptiven Persönlichkeitsmerkmalen wie Charakterstärken der Positiven Psychologie zusammenhängt. Charakterstärken (z.B. Dankbarkeit, Urteilsvermögen, Ausdauer) sind als moralische, positiv besetzte und geschätzte Eigenschaften mit subjektivem Wohlbefinden und mentaler Gesundheit assoziiert. Diese Studie prüft daher die Zusammenhänge von Charakterstärken bzw. Stärkenfaktoren zum GE-Modus und ein Stärkenfaktoren–GE-Modus–subjektives Wohlbefinden-Mediationsmodell.
Methode: Insgesam beendeten N = XYZ Personen die Online-Befragung (anfallende Stichprobe, MAlter = XY Jahre). Sie beantworteten u.a. das SMI, die CSRF, die SWLS sowie die SPANE.
Ergebnisse: Insgesamt 20 Charakterstärken korrelierten positiv (p < .01) mit dem GE-Modus und alle Charakterstärken erklärten zusammen 43.3% der Varianz im GE-Modus. Eine exploratorische Faktorenanalyse mit Kriteriumsrotation fand drei Faktoren auf, die sich konsistent zur Literatur als Caring, Inquisitivenss und Self-Control interpretieren ließen. Im getrimmten Pfadmodell hatten Caring, Inquisitivenss und Self-Control positive Effekte auf den GE-Modus. Der GE-Modus vermittelte die positiven Effekte der drei Stärkenfaktoren auf Lebenszufriedenheit und Affektbalance teilweise (Caring und Inquisitiveness) bzw. vollständig (Self-control).
Schlussfolgerung: Personen mit höheren Werten auf einer Vielzahl an Charakterstärken befinden sich öfter im Modus des gesunden Erwachsenen, was Teile der Zusammenhänge der Stärkenfaktoren zum subjektiven Wohlbefinden erklärt. Die Ergebnisse legen nahe, dass Stärken-basierte Interventionen auch positiv auf gesundes erwachsenes Funktionieren wirken und in das Repertoire der Schematherapie integriert werden könnten.
Background: The unexpected arrival of large numbers of forced migrants in recent years puts German mental health care services in charge of providing adequate care for those burdened with the causes and consequences of flight. Recently, the group intervention “Empowerment” has been developed to provide culturally sensitive treatment for refugees and asylum seekers with affective disorders. Primary evaluations have shown statistical and clinical effectiveness of the intervention in reducing depressive symptoms. Here we present secondary analyses aiming at the identification of treatment outcome predictors. By using data from a multicenter randomized controlled trial, multiple variables will be examined in terms of moderating depression outcomes.
Methods: Predictor analyses will be applied to the Per Protocol (PP) sample of 89 refugees with moderate depressive symptoms. Participants were randomly assigned to a treatment (Empowerment; n=34) or control condition (Treatment as usual; n=55). Treatment comprised participation in the 12-week group intervention with 16 modules. Depression severity was assessed at baseline and post-intervention. Primary outcome was patient-rated Patient Health Questionnaire 9 (PHQ-9), secondary outcome was clinician-rated Montgomery Asberg Depression Rating Scale (MADRS). To detect moderation effects, multiple regression models will be fitted with change scores of PHQ-9 and MADRS as dependent variables. Possible outcome predictors will be included as covariates. Predictor selection will be conducted using a mixed methods approach combining top-down testing of a-priori hypotheses and bottom-up explorative analyses of multiple baseline variables.
Results: Data is currently being evaluated. Results will be presented in the final work.
Discussion: Knowledge on outcome predictors may be of particular relevance in improving refugees’ treatment allocation, individualizing specific treatment approaches and enhancing successful treatment rates
In unserem täglichen Leben sind wir ständig mit Situationen konfrontiert, in denen wir von anderen bewertet werden. Positives Feedback kann soziale Unterstützung signalisieren und unseren Selbstwert steigern. Negatives Feedback kann eine Stressreaktion auslösen und den Selbstwert reduzieren. Der Selbstwert ist eine psychologische Ressource, die uns resilient gegenüber belastenden Situationen macht. Ein niedriger Selbstwert steht mit vielen psychischen Erkrankungen im Zusammenhang und ist oft mit einer negativen inneren Sprache assoziiert.
In der aktuellen Studie wendeten wir eine kurzfristige Intervention zur positiven Selbstinstruktion von ca. 3 Wochen in gesunden, jungen Frauen (n=63) an, um die innere Sprache positiv zu verändern, den Selbstwert zu steigern und dadurch negatives soziales Feedback als weniger belastend zu erleben. Subjektives Befinden und neuronale Korrelate (fMRT) sozialer Evaluation wurden vor und nach der Intervention erhoben.
Auf subjektiver Ebene zeigte sich in der Interventionsgruppe (n=33) im Vergleich zur Kontrollgruppe (n=30) nach der Intervention ein Anstieg des Selbstwertes sowie des subjektiven Befindens während sozialer Evaluation. Auf neuronaler Ebene konnte die Veränderung der Aktivierung im ventralen Striatum während positiver Evaluation den Anstieg des sozialen Selbstwertes vorhersagen, was auf einen Zusammenhang von neuronaler Belohnungsverarbeitung mit dem Selbstwert schließen lässt.
Die Wirksamkeit der kurzfristigen Intervention zur positiven Selbstinstruktion auf den Selbstwert konnte belegt werden. Zudem zeigt die Studie erstmals einen Einfluss auf das subjektive Befinden während sozialer Evaluation. Die Assoziation der Aktivität im ventralem Striatum mit dem Selbstwert deutet auf den Einfluss von positiven Empfindungen auf mentale Ressourcen wie die Selbst-Evaluation hin. Die kurzfristige Intervention ist vielversprechend, um sie in klinischen Stichproben wie PatientInnen mit Depression oder Sozialphobie zu untersuchen.
Background: Worldwide forced migration has amounted to 79 million displaced individuals in 2019. Contemporary frameworks acknowledge the heterogenous and dynamic effects of persecution and displacement on mental health outcomes, including increased prevalence of affective disorders. The aim of this work was to examine the effectiveness of a newly developed “Empowerment” group intervention for refugees with affective disorders, combining psychoeducation, behavioral activation, stress management, mindfulness and emotion regulation as key elements.
Methods: 167 refugees and asylum seekers with moderate depressive symptoms were included in a multicenter randomized controlled trial. Participants were randomly assigned to a treatment (“Empowerment”) or control group (Treatment as usual). Treatment comprised 16 sessions applied within 12 weeks. Depression severity was assessed at baseline, post-intervention, and follow-up after 24 and 48 weeks. Patient-rated Patient Health Questionnaire 9 was primary outcome, clinician-rated Montgomery Åsberg Depression Rating Scale and scales assessing emotional distress, self-efficacy, resilience and life quality were secondary outcomes.
Results: Intention-to-treat (ITT) and Per protocol (PP) analyses were calculated using linear mixed effects models. PP analysis revealed significant cross level interactions for change to post-intervention in PHQ-9 (F=5.71, p=0.019) and MADRS (F=4.85, p=0.03), indicating a significant reduction of depressive symptoms in the treatment condition (d=0.52 for PHQ-9, d=0.54 for MADRS) compared to the control group. Analyses over all timepoints did not show significant interactions between time and group. ITT analysis revealed similar results.
Discussion: Empowerment is a feasible group intervention in a routine clinical setting and effective for refugees and asylum seekers with moderate depressive symptoms. A possible use in phase-based approaches for the treatment of trauma disorders should be investigated.
Hintergrund:
Die COVID-19-Pandemie hat seit ihrem Beginn zu einem erhöhten Bedarf an psychosozialer Unterstützung bei Patient*innen geführt und zugleich die üblichen Wege klinischer Versorgung erschwert. Die Isolationsmaßnahmen im Falle einer stationären Behandlungsnotwendigkeit stellen neben der Erkrankung an COVID-19 selbst einen zusätzlichen und erheblichen Belastungsfaktor dar, was in neuen Ansätzen der Versorgung adressiert werden muss.
Methode:
Im Rahmen des Konzepts „Psychosoziale Versorgung COVID-19“ wurde am LMU Klinikum in München eine tablet-gestützte Intervention entwickelt, um psychosozial belastete stationäre COVID-19-Patient*innen trotz der Isolationsmaßnahmen zu erreichen.
Ergebnis:
Mittels tablet-basierter Videosprechstunde können psychotherapeutisch geschulte Mitarbeiter*innen der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie mit stationären COVID-19-Patient*innen Kontakt aufnehmen. Der Gesprächsleitfaden sieht eine supportive und ressourcen-orientierte Grundhaltung vor. Das Angebot umfasst ein Screening psychischer Symptome, verschiedene Kurzinterventionen (beispielsweise Anti-Grübel-Strategien), sowie Beratung zu psychotherapeutischen Unterstützungsmöglichkeiten. Zusätzlich enthalten die Tablet-Geräte Informationsmaterial sowie Entspannungsübungen und ermöglichen es, mit Angehörigen Kontakt aufzunehmen.
Schlussfolgerung:
Durch die Einrichtung der Videosprechstunde mittels Tablets im Rahmen der regulären Versorgungsstrukturen wurde ein nachhaltiges und flexibel erweiterbares Angebot der psychosozialen Unterstützung geschaffen, das in diesem Beitrag vorgestellt werden soll.
Methode: Schulen-integrierende Literatur- u. Erfahrungsarbeit (aus 60 J.)
Ziel: Höhere Effektivität durch Nutzung aller bewährter Wirkfaktoren.
Gesundheits- und Krankheitsverständnis:
Kombination von
1) dem integrierenden Prinzip der natürlichen, fürsorglich-empathischen, Entwicklungsförderung, (samt den altersadäquaten, einfühlsamen Grenz-setzungen), - bzw. von dem Prinzip der bedingungslosen Liebe.
2) vom Schädigungs-Prinzip; es beruht auf einer fragmentierenden Über-lastung der Erlebnisverarbeitung durch Makro- wie Mikro-Traumen. Zu letzteren gehören auch unbewusste Konflikte, - fixierte, überwertige Abwehr-Muster sowie Mangelfolgen. Schädigungszeitpunkt und –häufung modellieren die Überlebenskonzepte. - Stammesgeschichtlich verankerte Gefahrenabwehr (Fight-Flight- sowie Totstell-Muster) können dabei mobilisiert und fixiert blei-ben. Bei Konflikten wird ein Teilaspekt intern ebenfalls existenziell bedroht.
Wirkfaktoren: 1) Sicherheit garantierende Therapeutische Beziehung auf der Basis von Mit-
gefühl und Empathie bei Ressourcenorientiertheit - als belastbare, konfronta-tionstolerante Basis bei Kritik an Teilaspekten; 2) in sich stimmige, gereifte Therapeuten-Persönlichkeit. 3) Förderung von „emotional korrigierenden Er-fahrungen“ durch individualisierte Problem-Aufarbeitung, sozial-kommunika-tiven Dynamiken, - prozessorientierten Vertiefungsangeboten, - körper-orien-tierten, szenischen, kreativen und imaginativen Zugängen zum Unbewussten mit „fokussierter Regression“ („Innerer-Kind-Arbeit“). 4) Belohnend-übendes Stabilisieren von Therapie- Ergebnissen. 5) Spiegelungs-Verständnis zwischen den systemischen Ebenen von sozialen Gruppen, interpersonellen Bezie-hungsfeldern, intrapsychischer Teile-Ganzes-Konstellation und – psychoso-matischen Regulations-Ebenen.
Literatur: Hartmann-Kottek, L (2020): Allgemeine Psychotherapie. Springer, Heidelberg.
(Interessens-Verwicklungen mit industriellen Anliegen bestehen nicht.)
Einleitung:
Feindseligkeit und Aggression tragen zur Erhöhung der Krankheitslast bei Schizophrenie bei. Aggressives Verhalten ist ein häufiger Grund für eine Hospitalisierung des Patienten, Verzögerung der Entlassung und Non-Compliance. Das Antipsychotikum Cariprazin ist ein D3 selektiver, potenter Dopamin-D3-/D2-Rezeptor-Partialagonist, dessen Wirksamkeit bei Patienten mit akuter und chronischer Schizophrenie nachgewiesen wurde. Diese Post-hoc-Analyse von akut exazerbierten Patienten soll die Wirkung von Cariprazin auf Feindseligkeit untersuchen.
Methoden:
Daten wurden aus 3 RCT’s mit Cariprazin bei Patienten mit akuter Schizophrenie gepoolt: Die Designs waren vergleichbar: Nach einer Auswaschphase schloss sich die 6-wöchige Doppelblindphase und darauf eine 2-wöchige Sicherheitsnachbeobachtung an. Eingeschlossen wurden Patienten zwischen 18-60 Jahren mit einer DSM-IV-TR-Diagnose Schizophrenie und einer aktuellen psychotischen Episode von < 2 Wochen (CGI-S > 4). Die Patienten wurden während des Screenings und während der Doppelblindbehandlung mindestens 4 Wochen lang stationär im Krankenhaus behandelt.
In den Pivotstudien war der primäre Endpunkt die Änderung im PANSS Gesamtscore, während in der Post Hoc Analyse zur Bestimmung der Feindseligkeit die mittlere Änderung des Hostility Items (P7) von Baseline zu Woche 6 ausgewertet wurde.
Ergebnisse
Die insgesamt 1466 auswertbaren Patientendaten belegen:
1. Signifikant höhere Verbesserungen im Hositility Faktor durchgängig ab Woche 1 bis 6 im Cariprazinarm vs. Plazeboarm.
2. Auch nach einer Adjustierung der Veränderung der Positivsymptome war die Verbesserung des Hositility Faktors ab Woche 1 signifikant größer.
3. Patienten mit geringerem Hostility Schweregrad profitierten früher (ab Woche 1), die mit höherem Schweregrad später (ab Woche 3).
4. Je höher der Hostiliy Score, desto größer die Verbesserung
Die Ergebnisse legen nahe, dass Cariprazin spezifische Effekte gegen Feindseligkeit bei Schizophrenie ausübt.
Einleitung:
Akathisie ist eine EPS-Nebenwirkung von Antipsychotika. Diese Nebenwirkung kann von milden Symptomen bis hin zu beeinträchtigender Unruhe reichen, die bei schwerem Verlauf das Risiko einer schlechten Compliance, Suizidgedanken und eines Behandlungsabbruchs erhöhen kann. Die Behandlung dieser häufigen Nebenwirkung ist komplex, kann jedoch mit den verfügbaren Medikamenten effektiv behandelt werden.
Studienziel:
Ziel der aktuellen Post-hoc-Analysen war es, die Inzidenzraten und das Management von Akathisie während der Behandlung mit Cariprazin (CAR) und Plazebo (PBO) bei Schizophreniepatienten darzustellen.
Methode:
Es wurden gepoolte Daten analysiert von 2048 Patienten unter CAR (zugelassener Dosisbereich: 1,5-6 mg/d) und 683 Patienten unter PBO. Die Daten stammen aus 8 Phase-3 Schizophrenie-Studien, darunter: 4 Kurzzeitstudien über 6 Wochen, 1 Langzeitstudie bei Patienten mit Negativsymptomatik (26 W), 2 Langzeitstudien zur Sicherheit (48 W), 1 Langzeitstudie zur Aufrechterhaltung der Wirkung (bis 92 W). Zu den Sicherheitsmaßnahmen gehörten unerwünschte Ereignisse, klinische Laborwerte, körperliche Untersuchungen, EPS-, Depressions- und Suizidalitätsskalen. Die Bewertungen erfolgten zu Studienbeginn und verschiedenen Behandlungsvisiten. Untersucht wurden Auftreten u. Schweregrad von Akathisie, Begleitmedikamente, Dosisreduktion von Studienmedikamenten und Abbruchraten während der Behandlung. Der mögliche Zusammenhang zwischen Akathisie und Suizidalität wurde ebenfalls untersucht. Alle Patienten waren erwachsen und hatten nach DSM-IV TR die Diagnose Schizophrenie.
Ergebnisse:
Akathisie wurde von 14,6% CAR- und 3,4% PBO-behandelten Patienten berichtet. Die meisten Fälle waren leicht bis mäßig ausgeprägt (CAR 97,5%, PBO 95,8%). Die Symptome wurden mit Anti-EPS-Medikamenten oder Dosisreduktion behandelt. Akathisie war nicht mit einem erhöhten Suizidrisiko verbunden.
Insgesamt kann Akathisie mit den richtigen Maßnahmen beherrschbar sein.
Hintergrund:
Für Patienten mit Schizophrenie ist eine antipsychotische Wirksamkeit über sämtliche Phasen der Erkrankung wichtig. Das Antipsychotikum Cariprazin (CAR) ist ein selektiver Dopamin-D3 -/ D2-Rezeptor-Partialagonist; es ist in Deutschland bei Erwachsenen zur Behandlung der Schizophrenie zugelassen. In einer Post-hoc-Analyse wurde der Einfluss der Schwere der Grunderkrankung auf die Wirksamkeit von CAR untersucht.
Methoden:
Die Daten wurden aus drei 6-wöchigen, randomisierten, doppelblinden, Plazebo (PBO) -kontrollierten Phase-II/III-Studien mit CAR bei erwachsenen Patienten mit akuter Exazerbation einer Schizophrenie gepoolt. Die Patienten wurden nach Terzilen in drei Schweregrad-Untergruppen des PANSS-Gesamtscore (Positive and Negative Syndrome Scale) unterteilt: In Post Hoc Analysen wurde die mittlere Änderung des PANSS-Gesamtscores, der positiven und negativen PANSS-Subskalen-Scores und des CGI-S-Scores (Clinical Global Impression-Severity) von Baselinie zu Studienbeginn bis zur 6. Woche bestimmt.
Ergebnisse:
Die LSMDs von Baseline bis Woche 6 waren für CAR gegenüber PBO in jeder Untergruppe im PANSS-Gesamtscore statistisch signifikant. Wurden die PANSS-Baseline-Scores nach dem Median stratifiziert (≤ 96 vs. > 96), so wurde in jeder Schweregrad-Subgruppe auf allen 4 Skalen eine signifikant größere Änderung gegenüber der Baseline für CAR gegenüber PBO beobachtet (alle Vergleiche, P < 0,001).
Schlussfolgerung:
Wurden die PANSS-Ausgangswerte nach Schweregrad eingeteilt, so wurde eine signifikant größere mittlere Änderung gegenüber dem Baseline-Wert für CAR gegenüber PBO bei PANSS-Gesamt-, PANSS-Negativ- und CGI-S-Scores in allen Schweregrad-Subgruppen beobachtet, bei PANSS-Positiv-Scores in 2 von 3 Schweregrad-Subgruppen.
Insgesamt verbesserte CAR wirksam die Symptome bei Patienten mit Schizophrenie unabhängig von der Schwere der Grunderkrankung. Der Behandlungseffekt war in Untergruppen mit höherem Schweregrad der Grunderkrankung größer.
Abstract
Einführung: Es wird der Fall einer 1981 geborenen Patientin mit paranoid-halluzinatorischer Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis berichtet. Komorbid liegt eine kardiale Erkrankung vor.
Methode: Die Patientin wurde stationär behandelt. Während der Behandlung erfolgte eine Umstellung der Medikation auf eine Monotherapie mit Cariprazin.
Bei begleitender Herzerkrankung erfolgte die Einstellung unter engmaschigen konsiliarischen, insbesondere kardiologischen Kontrollen.
Ergebnisse: Sowohl positive, als auch negative Symptome der Schizophrenie besserten sich, anfänglich beobachtete erhebliche Verhaltensaufälligkeiten im Rahmen der paranoiden Schizophrenie waren ebenfalls rückläufig.
Schlussfolgerung: Das atypische Antipsychotikum Cariprazin scheint aufgrund des neuartigen Wirkprofils für die Behandlung schizophrener Patienten mit komorbider Herzerkrankung geeignet.
Introduction: BI 425809, a selective glycine transporter 1 (GlyT1) inhibitor, may improve cognitive impairment in patients with schizophrenia. Here we present the top-line results from a proof-of-concept study assessing the efficacy and safety of BI 425809 vs placebo.
Methods: This Phase II, double-blind, placebo-controlled, parallel-group study recruited adults (18–50 years) with schizophrenia. Eligible patients were randomised to an oral dose of BI 425809 (2, 5, 10 or 25 mg) or placebo (plus standard of care), in a 1:1:1:1:2 ratio once daily, for 12 weeks. The primary endpoint was the Measurement and Treatment Research to Improve Cognition in Schizophrenia (MATRICS) Consensus Cognitive Battery (MCCB) overall composite T-score. The Schizophrenia Cognition Rating Scale (SCoRS) interviewer total score was assessed as a secondary endpoint. Further endpoints included the Positive and Negative Syndrome Scale (PANSS) total score and PANSS negative score at Week 12. Safety was also assessed. Analyses of MCCB and SCoRS were performed using a multiple comparison procedure and modelling approach, combined with mixed model repeated measures (MMRM) or analysis of covariance, respectively. PANSS scores were evaluated using pairwise comparisons through MMRM.
Results: 509 patients from 81 centres across 11 countries were randomised and 444/509 (87.2%) completed the treatment period. Analyses of the primary endpoint showed statistically significant evidence for rejecting a flat dose–response curve in favour of BI 425809 (one-sided p < 0.05). Secondary analyses (MMRM pairwise comparison) showed improvements in change from baseline to Week 12 at BI 425809 10 and 25 mg (MCCB overall, nominal p-values: 0.0122 and 0.0287) vs placebo. SCoRS, PANSS total and PANSS negative scores showed no differences in favour of BI 425809 at any dose. BI 425809 was well tolerated.
Conclusion: Proof-of-concept was established with improvements in cognitive function observed at BI 425809 10 and 25 mg.
Introduction
Antipsychotic drugs are the cornerstone of schizophrenia treatment. Yet they are associated with multiple side-effects, and therefore, guidelines recommend their use in monotherapy and at the lowest possible doses. In practice, however, polytherapy and higher doses are frequently used, especially in the acute phase. Safe reduction of polypharmacy and dose is an important, yet neglected, goal of maintenance treatment, in order to minimize side-effect burden without increasing the risk of relapse.
Methods
We investigate these topics in two separate Cochrane reviews. We searched Cochrane Schizophrenia Group’s register for open or blind randomized trials that compared reduction of dose or polypharmacy (any study-defined strategy was acceptable) versus no treatment change in stable patients with schizophrenia. The co-primary outcomes were quality of life and re-hospitalization, and a long list of secondary efficacy and safety outcomes were also investigated. Standardized mean differences and relative risks were pooled using a random-effects model. Sensitivity and subgroup analyses were also planned.
Results
Study selection is completed and we identified 32 (16 provided suitable data for the meta-analysis) studies on reduction of dose and 4 studies on reduction of polypharmacy, with sample sizes ranging from 13 to 374 participants and published between 1963 and 2016. Double data extraction and data analysis are ongoing and preliminary results will be presented.
Discussion
Our reviews would provide an up-to-date synthesis of evidence in order to inform clinical practice about dose and polypharmacy reduction in stable patients with schizophrenia.
Introduction: Herbal approaches to reduce anxiety may be as effective as pharmacological treatments and are less likely to be associated with adverse side effects. The aim of the study was to assess the effects of 14 days’ supplementation with a multi-herbal extract preparation (MHEP; Euphytose®) containing a blend of four herbal extracts on psychological state with regards perceived stress and overall mood, and psychological and physiological stress responses during a laboratory stressor.
Methods: The study adopted a double blind, randomised, counterbalanced crossover design in which 27 healthy males and females (19-58 yrs), free from anxiety or mood disorders, received MHEP (50mg Valeriana officinalis, 40mg Passiflora incarnata, 10mg Crataegus sp., 10mg Ballota nigra) and placebo for 14 days, separated by a 28-day washout. Two tablets were consumed three times per day, with meals. Chronic effects were assessed with a battery of mood and well-being questionnaires and acute psychological and physiological effects were measured in response to a lab-based psychosocial stressor. In addition, mood, sleepiness and cognitive function were assessed on Days 7 and 14 (morning and afternoon) of the intervention period via a mobile app (Cognimapp).
Results: Following MHEP, participants reported reduced POMS tension-anxiety. Participants also showed an attenuated response to the psychosocial stressor following MHEP, evidenced by lower salivary a-amylase and galvanic skin response. With regards cognitive performance assessed at home via Cognimapp, MHEP led to significantly fewer false alarms on the RVIP task (sustained attention) compared to placebo. No negative effects on subjective arousal were observed.
Conclusions: The findings demonstrate that 14 days’ supplementation with MHEP reduces subjective anxiety in a healthy population, and an attenuated acute response to a psychosocial stressor without concurrent adverse effects on arousal.
Therapeutisches Segeln kombiniert Psychotherapie, Achtsamkeit, Sport und Naturerlebnis und schafft damit synergistische Effekte. Studien konnten bei Patienten mit Depression, Angststörungen, Posttraumatischer Belastungsstörung, Sucht und Bipolarer Störung positive Effekte zeigen, wie z.B. eine Abnahme der Symptome und eine Verbesserung der psychischen Verfassung, der Lebensqualität und der sozialen Kompetenz.
Die Medical Park Chiemseeblick Fachklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie hat ein Pilotprojekt gestartet, in dem Patienten mit Depression oder Angststörungen während des stationären Aufenthaltes eine Segelintervention erhalten. Therapeutische Aspekte der Intervention sind eine Konfrontationsbehandlung mit z.B. Ängsten vor Kontrollverlust, Achtsamkeit, Stärkung sozialer Kompetenz, Selbstvertrauen und Selbstwirksamkeit. Die Segeleinheit wird durch eine psychotherapeutische Gruppe davor eingeleitet, in der für jeden Patienten die Therapieziele festgehalten werden. Unmittelbar nach dem Segeln findet eine weitere psychotherapeutische Gruppe statt, um das Therapieergebnis zu besprechen. Das Pilotprojekt mit 16 depressiven Patienten (weiblich=9; Mittelwert Alter=45,2) wurde durch eine Evaluation mit dem Beck Depression Inventar (BDI) sowie visuelle Analogskalen (VAS) für Anspannung und Stimmung begleitet. In einer ersten vorläufigen Auswertung zeigte sich nach der Segelintervention eine signifikante Abnahme der Anspannung (um 63,8%; p < 0,05) und eine signifikante Verbesserung der Stimmung (um 29,4%; p < 0,05) in den VAS sowie eine signifikante Abnahme des BDI (um 35,4%; p < 0,05).
Die ersten vorläufigen Ergebnisse deuten auf eine zumindest kurzfriste Besserung depressiver Symptome bei Patienten nach einer Segelintervention. Als naturbasierte Therapie bietet sich das therapeutische Segeln als Ergänzung zur Psychotherapie und Psychopharmakotherapie für stress-assoziierte psychische Erkrankungen an.
Einführung
Die Ausbildungsphase bietet sich an, um Auszubildenden gesundheitsrelevante Verhaltensweisen zu vermitteln und präventive Maßnahmen umzusetzen. Der Beitrag wertet Daten hinsichtlich des Substanzkonsums sowie der psychischen Gesundheit von Auszubildenden migrations- und geschlechterdifferenziert aus und ermittelt, inwiewet der Migrationshintergrund berufsfeldbezogen Bedeutung für den Substanzkonsum und die psychische Gesundheit der Auszubildenden hat.
Methode
Es wurde an 49 beruflichen Schulen eine Querschnittbefragung von 5.678 Auszubildenden mit einem Migrationsanteil von 21,6% durchgeführt. Neben soziodemografischen Merkmalen wurde der Konsum von Tabak, Alkohol, Cannabis und Medikamenten sowie die psychische Gesundheit der Auszubildenden anhand von Depression, Angst und Somatisierung mithilfe eines Fragebogens erfasst.
Ergebnisse/Diskussion
Es zeigen sich migrations- und geschlechterdifferenzierte Unterschiede im Substanzkonsumverhalten zwischen den Auszubildenden. Es besteht ein höherer Medikamentenkonsum bei weiblichen Auszubildenden, insbesondere bei denen mit Migrationshintergrund. Hinsichtlich der psychischen Gesundheit zeigen Auszubildende mit Migrationshintergrund im Vergleich mehr Depressionen, Ängste und Somatisierungen auf. Zudem zeigt sich ein Zusammenhang zwischen der Arbeitsbelastung, der weibliche Auszubildende mit Migrationshintergrund in personenbezogenen Dienstleistungsberufen ausgesetzt sind, den psychosomatischen Beschwerden und ihrem erhöhtem Medikamentenkonsum.
Schlussfolgerung
Belastungen in der Ausbildung bewirken eine Verschlechterung der psychischen Gesundheit und einen erhöhten Substanzkonsum in allen Auszubildendengruppen. Der Migrationshintergrund ist ein wichtiger Aspekt, der bei präventiven Maßnahmen in der didaktischen und inhaltlichen Umsetzung kulturorientiert berücksichtigt werden muss. Bewältigungsstrategien für Auszubildende sowie eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen sind erforderlich.
Soziologische Studien zeigen, dass Personen aus akademischen Elternhäusern durchschnittlich eine höhere Motivation aufweisen (und ggf. auch einen höheren Druck verspüren), den sozialen Status der Elterngeneration zu erhalten. Daher neigen sie dazu, selbst bei relativ niedrigem Leistungsniveau und geringen Erfolgserwartungen ein Studium zu beginnen. Dies lässt eine im Mittel erhöhte Anpassungserfordernis und höheren Stress bei Erstsemesterstudierenden aus akademischen Elternhäusern erwarten. Auf dieser Grundlage untersuchten wir in einer Pilotstudie die Haar-Cortisol-Konzentrationen (HCC) von Studienbeginnerinnen aus akademischen Elternhäusern im Vergleich zu deren Peers aus nicht-akademischen Elternhäusern. Erhöhte HCC zeigen chronischen körperlichen Stresses an, der mit einer Vielzahl psychischer und physischer Gesundheitsrisiken einhergeht.
Es nahmen 71 Studentinnen (Alter: 17-26) einer Schweizerischen Universität teil, die 2016 (n=34) oder 2017 (n=37) ihre Hochschulzugangsberechtigung erworben und ein Hochschulstudium begonnen hatten. Die Studentinnen gaben eine Haarprobe ab, füllten mehrere Selbstberichte aus und gaben den akademischen Status ihrer Eltern an. Die analysierten HCC-Segmente bezogen sich auf die ersten 1.5 Monate des Studienbeginns.
Eine Multiple Regressionsanalyse ergab, dass die Studentinnen aus akademischen Elternhäusern über beide Kohorten hinweg höhere HCC aufwiesen, B=0.18, B 95% CI [0.06, 0.31], SE B=0.06, Beta=.35, p=.005. Der Befund blieb auch bei der Berücksichtigung potentieller Einflussvariablen (z.B. Alter, Migrationshintergrund, Offenheit für Erfahrungen) robust.
Die Ergebnisse liefern einen ersten Hinweis darauf, dass der soziologisch feststellbare Bildungsvorteil von Akademikerkindern auf der Kehrseite eine erhöhte Stressbelastung beim Übergang in das Hochschulstudium bedeuten kann.
Verfügbarkeit der Studie: https://doi.org/10.3389/fpsyt.2020.00580 (Frontiers in Psychiatry: Public Mental Health, 11:580; Open Access; IF: 3.161)
Hintergrund: Vor allem in der Früh- und Mittelphase der COVID-19-Pandemie ist die Compliance der Bevölkerung mit den gesetzlich angeordneten Präventionsmaßnahmen (z.B. Hygieneregeln, Reise- und Ausgangsbeschränkungen usw.) von herausragender Bedeutung, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern.
Fragestellung: In Anlehnung an die im Health Belief Modell postulierten Faktoren zur Umsetzung eines bestimmten Gesundheitsverhaltens sollen zum einen soziodemografische Unterschiede in den Einstellungen und der Umsetzung der Präventionsmaßnahmen in der Covid-19-Pandemie erfasst und zum anderen untersuchen werden, ob sich hier nach persönlichkeitsspezifischen Faktoren verschiedene Gruppen unterscheiden lassen.
Methode: Eine Online-Befragung an N= 3003 in Deutschland und Österreich lebende Personen wurde in der Frühphase des Lockdowns in durchgeführt.
Fragebogen: 1. Selbstkonstruierter Teil, in dem die im Health Belief Model postulierten Faktoren abgebildet wurden.
2. Standardisierte Skalen zur Erfassung folgender Persönlichkeitsfaktoren: Stressverarbeitungsfragebogen SVF-78 ( Bewältigungsmaßnahmen in belastenden Situationen), Positive and Negative Affect Schedule (PANAS) (emotionale Befindlichkeit in der Corona-Krise), Unsicherheitsintoleranzskala UI-18 sowie das State -Trait-Angstinventar (STAI).
Ergebnisse: Es ließen sich vier Gruppen, die aufbauend auf dem Health-Beliefe-Model anhand der Skalen "Wahrgenommene Anfälligkeit für die Erkrankung" und "Engagement für gesundheitsfördernde Verhaltensmaßnahmen" gebildet wurden, hinsichtlich der untersuchten Persönlichkeitsvariablen unterscheiden. Diese Typisierung hat handlungspraktische Implikationen für die Ableitung spezifischer Unterstützungsmaßnahmen, um v.a. die Compliance mit den gesetzlich angeordneten Präventionsmaßnahmen in den Gruppen zu fördern, die aus unterschiedlichen Gründen hier eine geringe Akzeptanz zeigten.
Die Prävalenz depressiver Störungen und Angststörungen bei Studierenden ist im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung erhöht (Auerbach et al., 2018). Aktuelle Meta-Analysen von Kohorten- und Langzeitstudien berichten von überzeugenden Reduktionen der Auftretenswahrscheinlichkeiten von depressiven Störungen (Schuch et al., 2017) und Angststörungen (Schuch et al., 2019) durch körperliche Aktivität. Jedoch erfüllen nur 27% der Studierenden in Deutschland die Vorgaben der aktuellen Leitlinien für sportlicher Aktivität (spA; Rütten & Pfeifer, 2016). Um spA langfristig in den Alltag zu integrieren und gezielt zur Regulation psychischer Zustände einsetzen zu können, ist bewegungsbezogene Gesundheitskompetenz von Nöten (Sudeck, Jeckel, & Schubert, 2018).
Ziel des mentalFIT-Projekts ist es deshalb die präventive Wirksamkeit von spA in Kombination mit der Förderung bewegungsbezogener Gesundheitskompetenz auf die psychopathologische Symptomatik bei Studierenden zu untersuchen. Geplant ist ein randomisiertes, 2 x 3 gemischtes Design, mit Gruppenzuordnung (Ausdauersport; passive Kontrollgruppe) als Zwischensubjekt-Variable und Messzeitpunkt (Prä-Intervention, Post-Intervention, Ein-Jahres-Katamnese) als Innersubjekt-Variable. 244 Teilnehmer durchlaufen eine sechswöchige Intervention, zusammengesetzt aus supervidierter sportlicher Aktivität (2x/Woche, moderate bis intensive Intensität) und Online-Modulen zur Förderung bewegungsbezogener Gesundheitskompetenz (adaptiert nach Wolf, Zeibig, Hautzinger, & Sudeck, 2020). Die Aufrechterhaltung der spA wird durch Online-Module und Integration der Studierenden in den Hochschulsport gefördert.
Nach positiver Evaluation bietet die Entwicklung eines Manuals zur Sportintervention und der Konzeption der Online-Module speziell für universitäre Lernplattformen die Möglichkeit der großflächigen Dissemination des Programms an einer Vielzahl von Hochschulen in Deutschland um psychischen Erkrankungen bei Studierenden vorzubeugen.
Introduction: Highly contagious disease outbreaks of substantial public concern, such as the COVID-19 pandemic, cause a high burden of psychological distress in people worldwide. Interventions to enable people to better cope with such distress have been developed for different target groups. This scoping review aims to systematically identify and summarize the available literature of these mental health and psychosocial support interventions.
Methods: MEDLINE, Cochrane CENTRAL, Web of Science (January 2000 to May 7, 2020) and reference lists were systematically searched. Quantitative and qualitative studies investigating the effects of psychological interventions before, during, or after outbreaks of highly contagious emerging infectious diseases (e.g. SARS, MERS, Ebola, COVID-19) were included. Study selection, data extraction and quality assessment were performed in duplicate. Study effects were grouped (e.g. for healthcare workers, community members) and intervention contents were summarized at the individual and organizational level.
Results: Of 4030 records found, 19 studies were included (two RCTs). Most interventions were delivered during-exposure and face-to-face, focused on healthcare staff and crisis personnel, and combined psychoeducation with training coping strategies. Beneficial effects were reported for resilience factors (e.g. positive appraisal) and professional attitudes of healthcare workers, with mixed findings for mental health (e.g. depression). Positive qualitative feedback from participants and facilitators was found. We identified seven ongoing (mostly online and mobile-based) studies.
Conclusions: The findings of this review indicate preliminary evidence for positive effects of psychological interventions in view of highly contagious emerging disease outbreaks. Besides the need for more high-quality studies, the summarized evidence may inform decision makers to plan interventions during pandemics and to develop pandemic preparedness plans.
Introduction: Given chronic care demands, informal caregivers are exposed to various stressors, potentially increasing the risk of caregiver burden and symptoms of mental disorders. The evidence on the efficacy of resilience-training programs in this target groups is synthesized in a systematic Cochrane review.
Methods: Randomized controlled trials (RCTs) in informal caregivers comparing any form of psychological intervention to foster resilience against a comparator were eligible. Primary outcomes included resilience and mental health (e.g. anxiety). Random-effects meta-analyses were conducted. Study selection, data extraction, and quality assessment were performed in duplicate based on searches in October 2016. A search update for the period 2016 onwards will be performed in the second half of 2020 and the results will be integrated in this paper. If appropriate, several subgroup analyses are planned.
Results: To date, we identified 21 RCTs largely evaluating face-to-face group interventions based on cognitive-behavior therapy or combined theoretical approaches. At post-test, there was evidence for positive effects in favor of resilience training for resilience (SMD 1.74), depression (SMD –0.49) and stress (SMD –0.54), with moderate to large effect sizes. There was no evidence for an effect on anxiety (MD –0.60) and well-being (MD 0.22). At short-term follow-up (FU; ≤ 3 months), we found no (longer) evidence for any effect on the primary outcomes. The same applied for medium-term FU (>3 ≤ 6 months), with only a single study indicating evidence for a positive effect on resilience. Long-term FU assessments (> 6 months) were not performed. Results of top-up searches will be integrated.
Conclusions: The preliminary findings suggest positive effects of resilience interventions in informal caregivers in the short-term that are not sustained over time. Conclusions have to be drawn cautiously, with the results of top-up searches potentially changing the evidence found.
The coronavirus (COVID-19) pandemic is a worldwide threat to psychological and physical health. To fight the pandemic, the World Health Organization and leading medical experts and virologists emphasize the importance of safety and hygiene behaviours such as the use of disinfectant and keeping a physical and social distance. To slow down the spread of the coronavirus, it is crucial that everyone complies with these behaviours, including young adults that presumably are less affected by an infection with the virus. However, so far it is unclear which factors predict their degree of compliance.
To investigate this question, we conducted an online survey with German university students (final N = 4134) during the time of the partial lockdown (April 8 to May 1 2020). We assessed negative emotionality, COVID-19-specific cognition and behaviour, health, social, educational, and economic aspects. Data analysis consisted of (1) Elastic Net regularized regression for performant predictor selection and (2) multiple linear regression models for safety behaviour and negative emotionality.
Our model for compliance to safety behaviours contained 14 predictors (adjusted R² = 0.24). Strongest predictors were current worries of severe infection of others and self, perceived societal relevance of the pandemic (travel restrictions, research appraisal), and information uptake frequency. Trait factors only played a minor role. For negative emotionality, fear of loneliness, trait anxiety, and vulnerability to uncertainty were prominent predictors.
While pre-pandemic emotional traits predict negative emotionality, predictors for compliance to COVID-19-related safety behaviours are more specific to the pandemic itself. While the world is waiting for effective medication and vaccines, political activity could reinforce safety behaviours in young adults by providing regular information about the coronavirus’ threat to others and self and by underlining its societal relevance.
Im Zeitraum Mai 2011 bis Dezember 2015 sind etwa 1,2 Millionen muslimische Frauen und Männer nach Deutschland migriert. Die seitdem neu Zugewanderten machten Ende 2015 einen Anteil von 27,3% an der Gesamtzahl aller in Deutschland lebenden Muslime aus.
Die Diskussion um die von männlichen Migranten begangenen sexuellen Übergriffe bestimmten wiederkehrend die mediale Berichterstattung. Das Forschungsprojekt „Migration und Sexualität“ möchte Daten liefern, die einen Beitrag zur Vorbeugung stress- vermittelter Krankheiten, sexueller Viktimisierung und Straftaten leistet. Insgesamt entstanden hieraus zwei medizinische Doktorarbeiten und zwei psychologische Diplomarbeiten.
Eingebettet in das Forschungsprojekt beschäftigt sich die vorliegende Arbeit mit den Unterschieden im Eifersuchtserleben zwischen Migranten und Nicht-Migranten. Insgesamt 120 Probanden, 60 nach Deutschland migrierte Muslime (Experimentalgruppe) und 60 in Deutschland aufgewachsene Nicht-Muslime (Kontrollgruppe) wurden hinsichtlich subjektivem und objektivem Eifersuchtsempfinden adaptiert nach (Buss et al., 1992) verglichen. Das subjektive Eifersuchtserleben wurde anhand einer 9- Punkte Skala (Edlund und Sagarin), das objektive Eifersuchtsempfinden im Sinne eines körperlichen Arousals anhand der Ableitung des Hautleitwertes erhoben.
Es wurden zwei Univariate Varianzanalysen durchgeführt. In beiden Analysen war die abhängige Variable die Gruppenzugehörigkeit. Fester Faktor war subjektives oder objektives Eifersuchtserleben. Als Kofaktoren diente in beiden Berechnungen Alter, IQ und das Bildungsniveau.
Die Teilnehmer der Experimentalgruppe zeigten im Mittel ein stärkeres subjektives Eifersuchtsempfinden (α=.053).
Dieser Trend spiegelte sich in der Untersuchung der körperlichen Erregung im Zuge der Eifersuchtsinduktion nicht wider (α=.330).
Das subjektiv gesteigerte Eifersuchtsempfinden der muslimischen Testteilnehmer könnte beispielsweise ein kulturell überlagertes Phänomen ohne physiologisches Korrelat sein.
Einführung:
Hintergrund: Im Rahmen der aktuellen Pandemie durch SARS-CoV-2 erfolgen bislang unterschiedliche Anpassungen im Gesundheitswesen. Für das Angebot der Stationsäquivalenten Behandlung (StäB) ergeben sich daraus besondere Chancen und Vorteile in der Patientenversorgung.
Fragestellung: Was macht StäB attraktiv und wirksam in Zeiten einer Pandemie und welche Chancen und Limitationen ergeben sich daraus?
Methode:
Vorgehen: Der seit Januar 2018 gesammelte reiche Erfahrungsschatz von praktizierenden StäB-Teams wird bezogen auf die formalen und inhaltlichen Herausforderungen einer pandemisch geprägten Alltagssituation differenziert diskutiert.
Chancen:
Für Patient*innen:
- geringere Infektionswahrscheinlichkeit
- Versorgung von Patient*innen in stärkerer sozialer Isolation
- psychiatrische Krankenhausversorgung von Covid-19-Risikopersonen
- psychiatrische Behandlung für Menschen in häuslicher Quarantäne
Für klinische Behandler:
- Adäquate Alternativversorgung von Risikopatient*innen zur intramuralen Gefahrenabwendung
- Entwicklung der digitalen Kommunikationswege in der therapeutischen Arbeit
Grenzen:
Für Patient*innen:
- Sorge der Stigmatisierung in der Nachbarschaft bei aufsuchenden Kontakten in Schutzkleidung
- Angst vor Infektion durch StäB-Teams
Für klinische Behandler:
- hohe Hygieneanforderungen in Bezug auf Dienstfahrzeuge/Räumlichkeiten
- Risiko der Streuwirkung durch infizierte Behandler*innen
- Notwendigkeit eines auf StäB-Bedingungen angepassten Schutzkonzepts
- Aufwändige strukturelle Organisation
Ergebnisse/Diskussion/Schlussfolgerung:
StäB erweist sich als wichtiges Angebot der psychiatrischen Versorgung und kann unter Berücksichtigung der gebotenen Hygienemaßnahmen das Infektionsrisiko von dringend behandlungsbedürftigen, psychisch kranken Menschen, insbesondere für Corona-Risikopatient*innen, verringern und ihre psychische Befindlichkeit verbessern.
Gleichzeitig ergeben sich große organisatorische, finanzielle und inhaltliche Anforderungen.
Einführung
Partizipative Entscheidungsfindung (shared-decision-making, SDM) im Bereich der Psychiatrie führt nachweislich zu größerer Patientenzufriedenheit und beeinflusst Krankheitsverläufe positiv. Dabei sollte das SDM nicht nur Patienten und Psychiater, sondern auch Angehörige der Patienten mit einbeziehen. Die meisten theoretischen Überlegungen zu SDM beziehen Angehörige der Patienten allerdings nicht explizit mit ein, und es fehlt an tragfähigen Konzepten, wie dies in der klinischen Praxis erreicht werden könnte.
Methode
Wir untersuchten Daten aus einer großen, repräsentativen Querschnittsstudie über die Einbeziehung von Angehörigen in die psychiatrische Behandlung. Hierzu analysierten wir Daten zu N=94 Triaden bestehend aus Patienten, ihren Angehörigen und ihren Psychiatern.
Ergebnisse und Diskussion
Die Rolle der Angehörigen während der Arztkontakte wird am häufigsten als Expertenrolle beschrieben, gefolgt von der Angehörige möchte sich informieren oder Informationen beitragen und der Angehörige unterstützt den Patienten. Auf der anderen Seite wirken Angehörige während der Arztkontakte häufiger selbst hilfsbedürftig bzw. hilfesuchend und ihr Verhalten wird regelmäßig als kontraproduktiv beschrieben. Obwohl nur in circa einem Drittel der Fälle tatsächlich ein Kontakt zwischen Angehörigen und Psychiater stattgefunden hat, sind sich alle Parteien des Nutzens der Angehörigeneinbeziehung bewusst.
Schlussfolgerung
Das triadische SDM findet in der routinemäßigen stationären Versorgung von psychisch Kranken nur selten statt, da es überhaupt nur in einem Drittel der Fälle Kontakt zwischen Angehörigen und Psychiatern gibt. Daher sollten zunächst Interventionen entwickelt werden, die die Häufigkeit der Kontakte zwischen Angehörigen und Psychiatern fördern. Erst in einem zweiten Schritt sollte eine bessere Konzeptualisierung des triadischen SDM vorgenommen werden.
Einleitung: Transidentität ist nicht erst seit der 2019 neu erschienen S3-Leitlinie zur Transgesundheit ein Thema im Gesundheitssystem. Schon lange zuvor begann eine gesellschaftliche Diskussion durch die zunehmende Sichtbarkeit der LSBTIQ* Bewegung. Die Prävalenz wird in Deutschland auf 1:12.000 Trans*frauen und 1:30.000 Trans*männer geschätzt . Aufgrund der hohen Komorbiditätsrate mit affektiven Störungen, Suchterkrankungen und einer erhöhten Suizidalitätsrate und dem damit verbundenen hohem individuellen Leidensdruck der Patienten*innen sowie den langfristigen Folgen für das Gesundheitssystem, muss ein niederschwelliger Zugang zum Gesundheitssystem gewährleistet sein.
Vor diesem Hintergrund bieten deutschlandweit bereits einige Zentren spezialisierte Sprechstunden an, in denen durch eine enge Zusammenarbeit unterschiedlicher Disziplinen, qualifizierte Beratungs- und Therapieangebote zusammengestellt werden. Trans*personen und Behandelnde sind dabei gleichermaßen an die Begutachtungsanleitung des MDS gebunden. Am Universitätsklinikum Tübingen planen wir daher eine Sprechstunde zu etablieren, in der wir Kompetenzen bündeln, um so eine qualifizierte und personalisierte Beratung anbieten zu können.
Methoden: Der strukturelle Aufbau einer Spezialsprechstunde umfasst die Erstellung eines individuellen Beratungs- und Behandlungskonzeptes, in welchem die Behandelnden die Rolle der/s medizinisch qualifizierten Begleitenden der Trans*person einnehmen und die einzelnen Schritte der Transition supervidieren. Im Rahmen dieses Posters soll ein Überblick über die Versorgungsangebote national und speziell das neu aufgestellte Angebot in Tübingen vorgestellt werden.
Zusammenfassung: Dem Klientenkollektiv der inter- und trans*Personen fehlt es sehr oft an zentralen medizinischen Ansprechpartner*innen - auch im Raum Tübingen. Diese Versorgungslücke möchten wir mit einem interdisziplinären Beratungsangebot schließen und eine LSBTIQ* sensible Haltung in der Klinik etablieren.
Einleitung
Durch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 24.07.2018 (2BvR 309/15; 2BvR 502/16) [1] definierte Veränderungen bei der Anwendung von Fixierungen sind im SächsPsychKG [2] gesetzlich festgeschrieben und werden klinikintern für alle 5- und 7-Punkt-Fixierungen (u.a. Richtervorbehalt, 1:1-Betreuung) umgesetzt. Erste Analysen [3, 4, 5, 6] wiesen auf Senkungen bei der Fixierungsanwendung nach Änderung der gesetzlichen Rahmenbedingungen [1] hin.
Methode
Mit Blick auf die Frage, ob sich diese Trends in 2019 bestätigen, erfolgte ein retrospektiver Prä-Post-Vergleich zur Anwendung von Fixierungen im Bereich Akutpsychiatrie (prä: 2017, post: 2019). Qualitätsaspekte [7, 8] standen im Fokus. Die Ergebnisse (b.) wurden unter Beachtung bestehender Evidenz (a.) diskutiert.
Ergebnisse/Diskussion
a. 1:1-Betreuung ist bei der Anwendung von 5- und 7-Punkt-Fixierungen bei bestehender öffentlich-rechtlicher Unterbringung gesetzlich vorgeschrieben [2], die S3-Leitlinie der DGPPN [8] empfiehlt dies für alle Fixierungen. In der Literatur finden sich Hinweise auf schwere Komplikationen bei Fixierungen [8, 9].
b. In 2019 zeigten sich:
• geringe Senkung des Anteils fixierter Behandlungsfälle [7] (prä: 22,6%, post: 21,1%) und des Anteils fixierter Behandlungsfälle mit > 1 Fixierungsereignis (prä: 25,5%, post: 22,4%),
• Senkung des Anteils fixierter Behandlungsfälle mit kumulativer Fixierungsdauer > 8 h (prä: 64,2%, post: 49,7%; p < 0.05),
• Senkung des Anteils von 5-Punkt-Fixierungen (prä: 99,1%, post: 67,2%; p < 0.001) und Anstieg des Anteils weniger restriktiver Fixierungsarten (prä: 0,3%, post: 30,1%; p < 0.001).
Es imponierte eine Zunahme weniger freiheitsbeschränkender Fixierungsarten, deren Anwendung dann mit einem Komplikationsrisiko assoziiert ist, wenn 1:1-Betreuung aufgrund fehlender Personalressourcen auf 5- und 7-Punkt-Fixierungen begrenzt bleiben muss.
Schlussfolgerungen
Der Personalbedarf für 1:1-Betreuungen sollte in den Zeitwerten der Intensivbehandlungsbereiche der PPP-RL [10] entsprechende Berücksichtigung finden.
Literatur
1 BVerfG (2018) Urteil des Zweiten Senats vom 24. Juli 2018 - 2 BvR 309/15 - Rn. (1-131). http://www.bverfg.de/e/rs20180724_2bvr030915.html. Zugegriffen: 11.10.2018
2 Sächsische Staatskanzlei (Hrsg) (2019) Sächsisches Psychisch-Kranken-Gesetz in der Fassung der Bekanntmachung vom 10. Oktober 2007 (SächsGVBl. S. 422), das zuletzt durch Artikel 8 des Gesetzes vom 22. August 2019 (SächsGVBl. S. 663) geändert worden ist, Fassung gültig ab: 17. September 2019. https://www.revosax.sachsen.de/vorschrift/2015-SaechsPsychKG. Zugegriffen: 14.10.2019
3 Barth T, Voigtländer B S (2019) Die neuen gesetzlichen Regelungen zur Anwendung von Fixierungen im Blick: Quo vadis? Rückblick − Einblick − Ausblick einer Versorgungsklinik. Poster, Herbsttagung der Sächsischen Wissenschaftlichen Gesellschaft für Nervenheilkunde e.V. (SWGN), Dresden, 15.-16.11.2019
4 Voigtländer B S, Fickentscher K, Gassner C et al. (2019) 1:1-Betreuung: Im Kontext gesetzlicher Verpflichtungen, gesundheitswissenschaftlicher Erkenntnisse und gesundheitsökonomischer Rahmenbedingungen, Eine kritische Diskussion aus Sicht einer Klinik für Erwachsenenpsychiatrie. Poster, DGPPN Kongress 2019, Berlin, 27.-30.11.2019
5 Barth T (2020) Erfahrungen in der Akutpsychiatrie mit der erneut veränderten Rechtslage bei Zwangsbehandlungen. Ärzteblatt Sachsen Ausgabe 3/2020:22-29
6 Voigtländer B S, Fickentscher K, Gassner C et al. (2020) Physical Restraint Use in Emergency Psychiatry: Do Changes in Statutory Framework Have Effects on Practice? Experiences of an Adult Psychiatry Clinic. e-poster, 28th European Congress of Psychiatry, Virtual Congress, 4-7 July 2020
7 Martin V, Kuster W, Baur M et al. (2007) Die Inzidenz von Zwangsmaßnahmen als Qualitätsindikator in psychiatrischen Kliniken. Probleme der Datenerfassung und -verarbeitung und erste Ergebnisse. Psychiat Prax. 34:26-33
8 Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e.V. (DGPPN) (2018) S3-Leitlinie „Verhinderung von Zwang: Prävention und Therapie aggressiven Verhaltens bei Erwachsenen“ (Langversion – Fassung vom 10.09.2018), AWMF-Register Nr. 038-022, gültig bis Februar 2023. https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/038-022.html. Zugegriffen: 06.06.2019
9 Kersting X A K, Hirsch S, Steinert T (2019) Physical Harm and Death in the Context of Coercive Measures in Psychiatric Patients: A Systematic Review. Front. Psychiatry 10:400
10 Gemeinsamer Bundesausschuss (2020) Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses über die Ausstattung der stationären Einrichtungen der Psychiatrie und Psychosomatik mit dem für die Behandlung erforderlichen therapeutischen Personal gemäß § 136a Absatz 2 Satz 1 des Fünften Buches Sozialgesetzbuch (SGB V), (Personalausstattung Psychiatrie und Psychosomatik-Richtlinie/PPP-RL), in der Fassung vom 19. September 2019, veröffentlicht im Bundesanzeiger (BAnz AT 31.12.2019 B6), in Kraft getreten am 1. Januar 2020, zuletzt geändert am 27. März 2020, veröffentlicht im Bundesanzeiger (BAnz AT 08.04.2020 B4), in Kraft getreten am 27. März 2020. https://www.g-ba.de/downloads/62-492-2120/PPP-RL_2020-03-27_iK_2020-03-27_AT-08-04-2020-B4.pdf. Zugegriffen: 02.07.2020
Der „cycle of violence“ beschreibt ein bekanntes und wissenschaftlich fundiertes Theorem zur Genese von Gewalttätigkeit, demzufolge belastende Kindheitserfahrungen wie Misshandlung und Vernachlässigung zu einem erhöhten Risiko für spätere Gewaltstraftaten beitragen. Da sich jedoch nicht jedes belastete Kind zu einem gewalttätigen Erwachsenen entwickelt, ist von protektiven Faktoren auszugehen, die gegen den „cycle of violence“ wirken. In der vorliegenden Studie wurde der Einfluss von Resilienz auf den Zusammenhang zwischen belastenden Kindheitserfahrungen und Aggression bei im Maßregelvollzug Untergebrachten untersucht.
Insgesamt 57 männliche nach §64 StGB Untergebrachte wurden mittels Selbstberichtsinstrumenten hinsichtlich belastender Kindheitserfahrungen (Skala „Belastende Kindheitserfahrungen”, KERF), reaktiver und appetitiver Aggression („Appetitive and Facilitative Aggression Scale“, AFAS) sowie Resilienzfaktoren („Resilienzskala 25“, RS-25) befragt.
Untergebrachte mit belastenden Kindheitserfahrungen zeigten geringere Ausprägungen auf der Resilienzskala als Untergebrachte ohne solche Erfahrungen. Korrelationsanalysen ergaben, dass geringere Resilienzwerte mit erhöhter selbstberichteter appetitiver und reaktiver Aggression einhergehen. Mediationsanalysen zeigten einen signifikanten Effekt der Mediatorvariable Resilenz auf den Zusammenhang zwischen belastenden Kindheitserfahrungen und beiden Aggressionsformen. Somit deuten diese Befunde darauf hin, dass Resilienz eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung von kritischen Lebensereignissen spielt.
Eine stärkere Fokussierung auf Resilienzfaktoren und deren Zusammenspiel mit biographischen Ereignissen und kriminogenen Risikofaktoren kann zu einer Verbesserung der forensisch-psychiatrischen Behandlung und Risikoeinschätzung beitragen. Protektive Charakteristika der Untergebrachten sollten deshalb im wissenschaftlichen und praktischen Kontext der forensischen Psychiatrie mehr Beachtung finden.
Hintergrund: Bisherige Untersuchungen zeigten trotz methodischer Schwierigkeiten verhalten positive Ergebnisse für die Wirksamkeit psychotherapeutischer Behandlung von Sexualstraftätern. Genauere Kenntnisse hierüber sind sowohl für die gerichtliche Anordnungspraxis von Therapien zur Verbesserung der Legalprognose wesentlich, als auch für den optimalen Einsatz personeller und finanzieller Ressourcen. Die in dieser Arbeit vorgestellte Evaluation der Sexualstraftäterambulanzen in Bayern, welche im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums der Justiz durchgeführt wurde, soll einen Beitrag zur Untersuchung der Wirksamkeit solcher Behandlungen leisten.
Methode: Alle zwischen 2008 und 2016 in den Bayerischen Sexualstraftäterambulanzen nach ihrer Haftentlassung behandelten Personen wurden zu einer Stichprobe (Therapiegruppe=TG) zusammengefasst und über den Zeitraum von durchschnittlich 4,5 Jahren mit einer bezüglich rückfallrelevanter Variablen parallelisierten Stichprobe (Kontrollgruppe=KG) ohne spezifische forensische Therapie verglichen. Es wurde untersucht, ob sich die Gruppen hinsichtlich allgemeiner und spezifischer Rückfälligkeit, Rückfallgeschwindigkeit und Rückfallart unterscheiden.
Ergebnisse: TG und KG unterschieden sich hinsichtlich der Rückfallhäufigkeit mit Gewaltdelikten (TG: 0.7%, KG: 11.0%) und hinsichtlich der Delikte insgesamt (TG: 13.4%, KG: 37.1%). Die spezifische Rückfälligkeit mit Sexualdelikten lag in der TG bei 4.6% und in der KG bei 6.0%; dieser Unterschied war statistisch nicht signifikant.
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse weisen auf einen rückfallpräventiven Effekt der Behandlung von Sexualstraftätern in Spezialambulanzen in Bezug auf allgemeine und gewalttätige Rückfälligkeit hin. Eine signifikante Senkung des Rückfallrisikos für Sexualstraftaten war nicht zu beobachten, wobei die spezifische Rückfälligkeit sowohl mit als auch ohne Therapie niedrig war.
Durch die COVID-19-Krise wurde es nötig die Lehre zum Sommersemester 2020 innerhalb kürzester Zeit zu digitalisieren. Neben der Bereitstellung von aufgezeichneten Vorlesungen und Lehrtexten konnten wir neue Formate erproben und die Leistung und Zufriedenheit der Studierenden in virtuellen Prüfungssituationen evaluieren.
Auf der Online-Plattform Studon der Friedrich-Alexander-Universität und der Virtuellen Hochschule Bayern erweiterten wir unseren Online Lehrangebot um Podcasts, Onlineseminare und boten unser Blockpraktikum mit Schauspielpatienten mitsamt Prüfung virtuell an.
Bis zum Ende des Sommersemesters noch ungewiss. Wir werden den Evaluationsfragebogen zur Vorlesung und zum Blockpraktikum erweitern, um die Zufriedenheit der Studierenden zu erfassen. Außerdem werden wir die Prüfungsergebnisse von virtuellen und Präsenzprüfungen vergleichen.
Chancen und Nachteile der digitalisierten Lehre und deren Integration und Weiterführung in den universitären Betrieb nach der COVID-19-Pandemie sollen anhand der Ergebnisse der Frage- und Prüfungsbögen diskutiert werden.
Jede dritte bis vierte Frau wird im Laufe ihres Lebens Opfer körperlicher und/oder sexueller Gewalt durch ihren Partner. Männer erleben ebenfalls, wenn auch seltener, Gewalt in Paarbeziehungen. Betroffene und deren Kinder sind vielfältigen Risiken ausgesetzt, zu denen neben Armut auch Traumafolgestörungen wie eine PTBS, Depressionen oder Angst- und Suchterkrankungen gehören. Die hohen Betroffenenraten zeigen wie wichtig Wissen und Kompetenzen von Fachkräften in diesem Bereich sind. In Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut SoFFI F/ Five und dem Forschungszentrum SOCLES wird am Universitätsklinikum Ulm ein interdisziplinärer Online-Kurs zur Thematik „Schutz und Hilfe bei häuslicher Gewalt“ erstellt. Das Projekt hat zum Ziel, Erfahrungen aus 40 Jahren Forschung und Unterstützungspraxis gegen häusliche Gewalt aus unterschiedlichen Perspektiven zu bündeln und für alle an Intervention, Schutz und Hilfe bei häuslicher Gewalt beteiligten Fachkräfte zur Verfügung zu stellen. Erwachsenenpsychiater*innen und Erwachsenenpsychotherapeut*innen können hier ebenso Wissen erwerben und Handlungsunsicherheiten abbauen wie Kinder- und Jugendpsychiater*innen sowie Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut*innen.
Während der Projektlaufzeit von 2019 bis 2022 wird der Online-Kurs anhand von zwei Testkohorten (TK) u.a. hinsichtlich Qualität, Praxisrelevanz und Effektivität der Wissens- und Kompetenzvermittlung evaluiert. Bei beiden TK wird eine Post- und Präfragebogenerhebung stattfinden.
Basierend auf diesen Ergebnissen kann der Kurs fortlaufend optimiert werden.
Mit zahlreichen anderen Online-Kursen des Universitätsklinikums Ulm konnte gezeigt werden, dass ein Online-Weiterbildungsangebot gut geeignet ist Fachkräfte im Bereich Kinderschutz zu schulen. Lassen sich bei dem hier vorgestellten Kurs ähnliche Effekte finden, bedeutet das für die Praxis einen Zugewinn an qualifizierten Angeboten, die flächendeckend und niedrigschwellig eingesetzt werden können.
Weisheit ist die Fähigkeit, unlösbare Probleme zu lösen und in Fragen der Lebensbewältigung und -führung zu zufriedenstellenden Ergebnissen zu gelangen. Weisheit befähigt Menschen, schwierige Lebenssituationen besser zu bewältigen. Zu unterscheiden sind grundsätzliche Einstellungen zur Problemlösung (Weisheitseinstellungen/-glaubenssätze) von der Bewältigung konkreter Situationen (weises Verhalten).
Diese Studie untersucht, ob Menschen der Allgemeinbevölkerung und Psychosomatikpatienten unterschiedlich oder ähnlich reagieren (d.h. zustimmen bzw. ablehnen), wenn man ihnen grundsätzliche Weisheitsglaubenssätze präsentiert.
Personen der Allgemeinbevölkerung (N=107, Altersdurchschnitt 33,9 Jahre) und Psychosomatikpatienten (N=171, Altersdurchschnitt 48,7 Jahre) wurden mittels Selbstauskunftsfragebogen (12-WD-Skala) zu ihren Weisheitsglaubenssätzen befragt. Die Weisheitsdimensionen beinhalten: Fakten- und Problemlösewissen; Kontextualismus; Wertrelativismus; Perspektivwechsel; Empathie; Problem- und Anspruchsrelativierung; Selbstrelativierung; Selbstdistanz; Emotionswahrnehmung und -akzeptanz; emotionale Serenität und Humor; Ungewissheitstoleranz; Nachhaltigkeit.
Beide Stichproben zeigten eine Tendenz, den Items eher zuzustimmen. Es fanden sich keine signifikanten Zusammenhänge mit Alter, Geschlecht oder Bildungsstand und keine Unterschiede zwischen Personen der Allgemeinbevölkerung und Psychosomatikpatienten.
Die Daten sprechen dafür, dass Weisheitseinstellungen allgemeine positive Lebensregeln beinhalten, denen die meisten Menschen prinzipiell zustimmen (z.B. Nach meiner Meinung soll jeder auf seine Art glücklich werden), ohne dass dies aber mit weisem Handeln in kritischen Situationen einhergehen muss (z.B. Toleranz bei abweichendem Verhalten anderer).
Menschen, deren Geschlechtsidentität, also das innere Wissen darüber, welchem Geschlecht sie an-gehören, nicht mit dem ihnen bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht übereinstimmt, bezeichnet man als trans. Während die internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Ge-sundheitsprobleme, Version 10 (ICD-10) noch eine Diagnose Transsexualismus (F64.0) kennt, wird in der zukünftigen ICD-11 der bereits heute übliche Standpunkt vertreten, dass trans an sich keine patho-logische Störung, sondern eine gesunde Variation der Geschlechtsidentität ist. Die ICD-11 versteht unter Geschlechtsinkongruenz eine ausgeprägte und beständige Nichtübereinstimmung zwischen dem erlebten und dem zugewiesenen Geschlecht. Leidet ein Mensch unter dem Spannungszustand der Geschlechtsinkongruenz, spricht man von Geschlechtsdysphorie. Diese Differenzierung stellt eine Ent(psycho-)pathologisierung von trans Menschen dar und ist ein Meilenstein in der Betreuung dieser Personengruppe.
Gemäss der amerikanischen National Transgender Discrimination Survey erleben fast alle trans Menschen Diskriminierung, sie haben ein vierfach erhöhtes Risiko in Armut zu leben und sie zeigen eine hohe Suizidversuchsrate. In der S3 Leitlinie Geschlechtsinkongruenz, Geschlechtsdysphorie und Trans- Gesundheit wird festgestellt, dass ein eingeschränkter Zugang zum Gesundheitssystem, Stig-matisierung und Diskriminierung mit erheblichen gesundheitlichen Risiken für Personen mit Ge-schlechtsinkongruenz verbunden ist.
Aufgrund dessen besteht die Notwendigkeit zum Aufbau spezifischer Behandlungsangebote. Ziel der Leitlinien ist es, trans Menschen die bestmögliche Behandlung anzubieten und transnegative Struktu-ren so gut wie möglich zu eliminieren.
Im Anklang an die aktuelle Diskussion über eine von Flüchtlingen ausgehende Gefahr für Frauen, durch sexuelle Übergriffe auf Grund anderer kultureller Einstellungen, behandelt diese Untersuchung Migranten aus muslimisch geprägten Ländern. Mit der Erhebung des Sexual Overperception Bias bei immigrierten Probanden und Probanden mit deutschem Geburtsort, wird ein Teil des sexuellen Erlebens untersucht, der oft in Zusammenhang mit der Bereitschaft zu sexuellen Übergriffen gebracht wurde. Dieser beschreibt das Phänomen, dass Männer häufig die von einer Frau entgegengebrachte Freundlichkeit als sexuelles Interesse missverstehen. Von den 133 Probanden wurden verschiedene soziodemographische und individualpsychologische Daten erfragt und anhand einer Fotoreihe, die Interaktionen von Männern und Frauen aus westlichen und muslimischen Kulturkreisen zeigt, der SOB erhoben. Die Ergebnisse der Untersuchung liefern Hinweise darauf, dass es unterschiedliche Ausprägungen des SOB bei den Probanden gibt, welche auf den Wechselwirkungen verschiedener Faktoren beruhen. Diese Faktoren sind die Zugehörigkeit zu der jeweiligen Kulturgruppe, das Kopftuch und die nonverbalen Zeichen der Frau. Die Zugehörigkeit zu der muslimischen Kulturgruppe bedingt bei unserem Probandenkollektiv einen höheren SOB bei den meisten Kombinationen der zuvor genannten Faktoren. Die Annahme von sexuellem Interesse der Frau stimmt in den meisten Fällen mit dem überein, was die Frau auf dem Foto vermitteln sollte, oder ist geringer. Das Kopftuch scheint es für beide Kulturgruppen schwieriger zu machen, die nonverbalen Zeichen zu deuten und besonders Männer aus westlichen Kulturkreisen lassen sich durch das Kopftuch zu der Annahme von sexuellem Desinteresse verleiten. Die unterschiedlichen Ausprägungen könnten durch eine andere kulturelle Sensitivität auf prozeptives Verhalten erklärt werden. In den Ergebnissen lassen sich keine Hinweise auf eine bedrohliche Überinterpretation des sexuellen Interesses finden.
Introduction: Research on social cognition in borderline personality disorder (BPD) repeatedly showed specific impairments in ambiguous context (e.g. facial expressions). But so far, there are no studies examining the effect of ambiguity within our everyday ‘medium’ of social cognition: spoken language. There, ambiguity is particularly apparent where words and their conventional meaning are split, which happens in figurative language (e.g. irony or metaphor). Although the ambiguity of this language is established by non-literality, yet, irony goes one step further: it expresses the exact opposite. In making the intention as such ambiguous, irony becomes a relevant case for social cognition. Thus, this study was the first to investigate irony comprehension in a clinical sample of BPD.
Methods: We compared 30 BPD patients with 30 healthy adults on their performance on an irony detection task. Both groups were matched on age, gender, educational level and verbal intelligence. All participants performed an ecological valid irony task and the borderline symptom list (BSL-23). The paradigm contains ironic, literal, praising and critical remarks embedded in video-sequences and a bilateral chat history.
Results: Despite good performance in both groups, results indicated a significant difference between BPD patients and HC on ironic stimuli, with patients detecting less ironic remarks regardless of their critical or praising intention. However, performance on literal stimuli did not differ between groups. Across participants, high scores of BSL were associated with lower performance on ironic stimuli.
Conclusion: Most studies on social cognition in ambiguous stimuli in BPD focus on nonverbal stimuli. This study is the first to demonstrate lower performance in BPD in irony as a specific form of figurative language, that incorporates ambiguous intentions.Further, it contributes to the relevance of ecologically valid paradigms for analyzing social cognition in BPD.
Hintergrund: Depressive Episoden sind ein wesentliches Problem in der Schizophreniebehandlung, und deren Behandlung wird oft durch Nebenwirkungen limitiert. Agomelatin, ein Agonist an melatonergen MT1/MT2-Rezeptoren und 5-HT2C-Rezeptorantagonist verfügt über einen neuartigen Wirkmechanismus und stellt damit eine Therapieoption bei depressiven Episoden im Rahmen schizophrener Erkrankungen dar.
Methodik: 27 Patienten mit schizophrener Erkrankung und komorbider Depression erhielten Agomelatin zusätzlich zu ihrer stabilen antipsychotischen Medikation. Depressionsschwere sowie andere psychopathologische Domänen wurden regelmäßig mittels standardisierter Rating-Skalen während der 6-wöchigen Akutbehandlung sowie einer 6-wöchigen Nachbeobachtung untersucht. Darüber hinaus wurden die Verträglichkeit engmaschig mittels EKG, Laboruntersuchungen kontrolliert und das Schlafverhalten evaluiert.
Ergebnisse: Depressive Symptome besserten sich significant während der 6-wöchigen Akutbehandlungsphase. Parallel hierzu kam es zu einer Verbesserung von Negativsymptomen, Globalpsychopathologie und psychosozialem Funktionsniveau, wohingegen es zu keiner Verschlechterung des produktiv-psychotischen Erlebens kam. Die Verträglichkeit von Agomelatin war überwiegend gut, wohingegen das Schlafverhalten sich nicht verbesserte.
Schlussfolgerung: Agomelatin scheint ein sicheres und effektives Präparat zur Behandlung depressiver Episoden bei Schizophrenie zu sein. Das weitgehend unveränderte Schlafverhalten deutete auf Wirkmechanismen jenseits einer Synchronisation zirkadianer Rhythmen. Diese Ergebnisse bedürfen einer Reproduktion im randomisierten Design in größeren Populationen.
Hintergrund: Kognitive Defizite bei Schizophrenie limitieren in hohem Maße den Behandlungserfolg und stellen eine wesentliche therapeutische Herausforderung dar. Agomelatine, ein Agonist an melatonergen MT1/MT2-Rezeptoren und 5-HT2C-Rezeptorantagonist, steigert die dopaminerge und noradrenerge Neurotransmission im präfrontalen Kortex und könnte daher auch die Neurokognition bei Schizophrenie-Patienten günstig beeinflussen.
Methodik: 27 Patienten mit schizophrener Psychose und komorbider Depression erhielten Agomelatin als Add-On-Behandlung zu ihrer stabilen antipsychotischen Medikation. Die kognitive Leistungsfähigkeit wurde mittels MATRICS Consensus Cognitive Battery (MCCB) bei Studieneinschluss und nach 12-wöchiger Agomelatin-Behandlung untersucht.
Ergebnisse: Im Beobachtungszeitraum kam es zu einem statistisch signifikanten Anstieg von MCCB-Gesamtscore und Problemlöseverhalten. Patienten ohne Schlafstörungen zeigten im Behandlungsverlauf eine größere Zunahme der kognitiven Leistungsfähigkeit als diejenigen mit Schlafstörungen. Änderungen des MCCB-Scores waren mit keinen anderen psychometrischen Variablen korreliert.
Schlussfolgerungen: Wenngleich statistisch signifikant, war die Zunahme der kognitiven Leistungsfähigkeit nach 12-wöchiger Agomelatin-Behandlung klinisch vernachlässigbar. Diese Ergebnisse sind limitiert durch das Studiendesign und die Baseline-Charakteristika unseres Studienkollektivs. Insbesondere durch das Fehlen einer Kontrollgruppe kann nicht ausgeschlossen werden, dass die beobachteten Verbesserungen unabhängig von einer Behandlung mit Agomelatin waren, weswegen eine Reproduktion dieser Daten in einem randomisierten Design notwendig ist.
Hintergrund: Zigarettenrauchen beschleunigt den Metabolismus unterschiedlicher Enzyme des Cytochrom (CYP) P450-Systems, insbesondere von CYP1A2. Es besteht das Risiko pharmakokinetischer Interaktionen mit Medikamenten, die über das CYP1A2-System abgebaut werden, was den Therapieerfolg erheblich limitieren kann. Agomelatin ist ein Substrat von CYP1A2. Der Zusammenhang zwischen Zigarettenrauch und Agomelatin-Dosis ist bislang nicht untersucht worden.
Methodik: In einem Kollektiv von 27 Schizophrenie-Patienten, die aufgrund einer depressiven Episode mit Agomelatin behandelt wurden, wurden der Zusammenhang von Rauchverhalten mit verwendeter Agomelatin-Dosis und Behandlungserfolg untersucht.
Ergebnisse: Es fanden sich keine Interaktionen zwischen Raucherstatus und Agomelatin-Dosis, und das Therapieansprechen unterschied sich nicht zwischen Rauchern und Nichtrauchern.
Schlussfolgerungen: Die Wirksamkeit von Agomelatin scheint unabhängig von Dosierung und Rauchverhalten zu sein. Dies deutet auf Mechanismen jenseits einer reinen Dosis-Wirkungs-Beziehung hin. Weitere Untersuchungen sind erforderlich, um diese Ergebnisse zu reproduzieren und zu validieren.
Während die Mechanismen, die Placeboeffekten zugrunde liegen, häufig untersucht wurden, werden Placebos bisher nur selten eingesetzt, um die Behandlung von Patienten zu verbessern. Dabei zeigen aktuelle Studien, dass Placebos ethisch und rechtlich unbedenklich eingesetzt werden können, beispielsweise durch offene Gabe von Placebos (open-label) und Konditionierung von Medikamenteneffekten. Für das Aufmerksamkeits-Defizit/Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS) ergaben erste experimentelle Studien (Sandler et al., 2008, 2010), dass die Hälfte der etablierten Dosis von Methylphenidat- oder Amphetamin-Präparaten in Kombination mit einer Placebo-Gabe genauso wirksam sein kann wie die volle Dosis des Medikaments. Die ökonomischen Vorteile dieser Möglichkeit wurden bisher jedoch nicht berechnet.
Zur ersten Berechnung der durchschnittlichen Behandlungskosten wurde die 12-Monats-Prävalenz von ADHS bei Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen 5 und 14 Jahren sowie der Anteil der medikamentösen Therapie aus der Literatur zugrunde gelegt. Anschließend wurden die Behandlungskosten pro Patient pro Jahr für vier Medikationen bei voller Medikamentengabe im Vergleich zur halben Dosierung plus Placebo-Gabe berechnet.
Eine 12-Monats-Prävalenz von 4,3% entspricht ca. 260.000 gesetzlich versicherten Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Hiervon werden ca. 40-50% medikamentös therapiert, zu gleichen Teilen mit zwei Medikamenten in jeweils zwei Dosierungen. In Summe belaufen sich die Kosten für die medikamentöse Therapie bei voller Dosis auf ca. 119 Mio EUR, bei halber Dosis plus Placebo-Gabe auf ca. 66 Mio EUR.
Die Kombination mit einer Placebo-Gabe würde somit zu deutlich geringeren Kosten bei der Behandlung von ADHS führen. In weiteren Berechnungen sollten zudem Einsparungen durch die Reduktion von Nebenwirkungen einfließen. Bei den zugrunde gelegten Studien handelt es sich jedoch um experimentelle Studien mit einer kurzen Dauer von zwei Wochen und Langzeiteffekte sind bisher unklar.