14:30 Uhr
Bulimia nervosa, Binge-Eating-Störung, Night-Eating-Syndrom und Adipositas
Martina de Zwaan, Hannover (Germany)
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Martina de Zwaan, Hannover (Germany)
Im DSM-5 sind die Binge-Eating-Störung (BES) und das Night Eating Syndrom (NES) neben der Anorexia nervosa und der Bulimia nervosa (BN) als eigenständige Essstörungen ausgewiesen. Bezüglich der BES wird das ICD-11 dieser Strategie folgen. Sowohl die BES als auch das NES sind in der klinischen Praxis häufig mit Übergewicht und Adipositas assoziiert, aber auch bei bulimischen Patientinnen nimmt der Anteil der Übergewichtigen zu. Nicht-anorektische Essstörungen sind die häufigsten Essstörungen im Erwachsenenalter.
In der Behandlung der BN und der BES gilt weiterhin störungsspezifische Psychotherapie als Therapie der Wahl. Vor allem kognitiv-verhaltenstherapeutische Ansätze (KVT) haben sich bewährt. In der Regel ist ein ambulantes Therapiesetting ausreichend, wenn keine schweren Komorbiditäten oder soziale Probleme vorliegen. Neue medikamentöse Therapiestrategien liegen nicht vor, SSRIs gelten als Medikamente der Wahl, wobei nur Fluoxetin bei BN in Deutschland zugelassen ist. Medikamentöse Behandlungsansätze sind bei allen Essstörungen und bei Adipositas bislang nur beschränkt wirksam und Rückfälle sind nach Absetzen oder bei Erhaltungstherapie häufig.
15:00 Uhr
Anorexia nervosa – State of the Art
Beate Herpertz-Dahlmann, Aachen (Germany)
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Beate Herpertz-Dahlmann, Aachen (Germany)
Der State of the Art-Vortrag stellt jüngste Erkenntnisse zu Epidemiologie, Ätiologie, Diagnostik und Therapie der Anorexia nervosa (AN) im Kindes-, Jugendalter und jungen Erwachsenenalter dar. Die neueste Version der Klassifikation nach ICD-11 soll besprochen, mit der des DSM-5 verglichen und ihre Bedeutung für die zukünftige klinische Praxis diskutiert werden. Bei der Diagnostik wird neben den notwendigen Maßnahmen bei der Routine auf die neuen Empfehlungen der Leitlinien zur Differentialdiagnose von Darmerkrankungen eingegangen. Bei der Ätiologie kommt der Habitualisierung von Gewohnheiten zunehmend mehr Bedeutung zu als auch den Veränderungen im reward-System. Aber auch neue genetische und immunologische Befunde bei der AN sollen zur Darstellung kommen einschließlich der Bedeutung der Darm-Gehirn-Interaktion. Bei der Therapie soll dieses Mal dem Transitionsprozess von der Behandlung im Jugendalter zur Behandlung im jungen Erwachsenenalter mehr Stellenwert eingeräumt werden. Des Weiteren werden ein vielversprechendes neues Behandlungsmodell, das home treatment, mit den Ergebnissen der ersten Pilotstudie als auch neue Konzepte zur Behandlung der schweren und chronischen Form (severe and enduring AN) vorgestellt.