Das Risiko für neurodegenerative Erkrankungen im Alter wird durch Lebensstil beeinflusst. Auf dieser Tatsache fußt eine Fülle von populären und zum Teil auch wissenschaftlich fundierten Ratschlägen. Das breite Spektrum möglicher Maßnahmen aber und die große interindividuelle Varianz „erfolgreichen“ kognitiven Alterns werfen jedoch die Frage auf, welche fundamentalen Mechanismen den beobachteten Wirkungen zu Grunde liegen. Können diese Mechanismengezielter und vor allem besser auf das Individuum zugeschnitten für Prävention und auch Therapie genutzt werden? Erstaunlicherweise ist die Grundlagenforschung zu dieser Frage, die das Potential gewaltiger Effektgrößen, niedriger Kosten und nahezu völliger Nebenwirkungsfreiheit hat, bislang nur rudimentär. Das ist eindeutig der Komplexität der Zusammenhänge geschuldet. Adulte Neurogenese, die aktivitätsabhängige Neubildung von Nervenzellen im erwachsenen Hippocampus, ist ein zellulärer Mechanismus, der kognitiven Resilienzphänomenen zu Grunde liegen könnte. An ihm lässt sich im Tierversuch zeigen, dass selbst wenn genetische und umweltbedingte Einflüsse nahezu vollständig kontrolliert sind, Individualität auf der Ebene von hippocampaler Plastizität entsteht und diese mit individueller Aktivität korreliert. Diese Wirkungen halten lang an und finden ihren Niederschlag in epigenetischen Veränderungen. Dies zeigt, dass individuelles Verhalten sogar dann noch relevant ist, wenn Genetik und Umwelt vollständig determiniert sind, und legt nahe, dass eine „personalisierte Medizin“ auf der Grundlage lebensstilabhängiger Modulation von Erkrankungsrisiko und Resilienz sinnvoll ist und in ihren neurobiologischen Grundlagen verstehbar ist.