Die Bipolare Störung gehört zu den psychiatrischen Kernerkrankungen. Die Lebenszeitprävalenz der Bipolar-I Störung liegt zwischen 1,3-1,8% und der Bipolar-II Störung bei ca. 1%. Während somit bis zu 2% der Bevölkerung an einer Bipolaren Störung leiden, sind bis zu 5% von einer Störung aus dem bipolaren Spektrum betroffen, welche ebenfalls durch erhebliche Stimmungsschwankungen charakterisiert sind. Trotz der erheblichen Folgen fehlt es oft an detailliertem Spezialwissen, so dass es häufig erst nach vielen Jahren zu einer richtigen Diagnosestellung kommt und eine spezifische Behandlung eingeleitet werden kann. Das ist von großer Bedeutung, da sich die Therapien für unipolar depressive Erkrankungen und Bipolare Störungen signifikant unterscheiden. 2012 wurde die S3-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie Bipolarer Störungen publiziert. In das 2019 veröffentlichte „Update“ wurden neueste Erkenntnisse eingearbeitet. Die S3 Leitlinie gilt als wichtiger Baustein der Darstellung des Wissens und der vorhandenen Evidenzen im Bereich der Bipolaren Störungen. Sie ist zudem die einzige trialogische Leitlinie mit dem Ziel das Wissen und die vorhandene „Exzellenz“ praxisnah in den klinischen Alltag der Behandler und ebenso der Betroffenen und Angehörigen zu übertragen. Der Vortrag gibt anhand der Leitlinie eine Übersicht über aktuelle Aspekte der Diagnostik, der Einteilungen und Unterteilungen von Bipolaren Störungen, der Differentialdiagnose, Versorgungssysteme und der medikamentösen und nichtmedikamentösen Behandlungsmöglichkeiten. Zudem werden Erkenntnisse aus 20 Jahren trialogischer Arbeit und die Bedeutung der engen Zusammenarbeit von Betroffenen, Angehörigen und Profis im Rahmen der Arbeit der Deutschen Gesellschaft für Bipolare Störungen (DGBS e.V.) dargestellt.
Lit: S3-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie Bipolarer Störungen. Herausgeber: Bauer, M., Pfennig, A., Schäfer, M., Falkai, P. (Hrsg.). 2. Auflage. Springer-Verlag Berlin Heidelberg, ISBN 978-3-662-61152-4