Beim hochfunktionalen Autismus handelt es sich mit einer Prävalenz von über 1% um ein häufiges Phänomen. Die Diagnose ist assoziiert mit tiefgreifenden Beeinträchtigungen in sozialer Interaktion und Kommunikation sowie mit repetitiven, stereotypen Verhaltensweisen und Interessen. Des Weiteren sind Angst- und Affektive Störungen mit einer Prävalenz von über 50% behandlungsrelevante Komorbiditäten.
Zu den häufigsten Therapieanliegen gehören die Behandlung von Problemen in sozialer Interaktion wie dem Verstehen mentaler Zustände Anderer und sozialer Normen und Regeln. Hierbei kommt psychologisch-psychotherapeutischen Ansätzen – v.a. im Kontext fehlender pharmakologischer Behandlungsoptionen - eine besondere Bedeutung zu. Die therapeutische Versorgung von Menschen mit Autismus ist jedoch in Deutschland unzureichend realisiert. Im Vergleich zur Versorgungslage bei ähnlich prävalenten Störungen, sind Angebote in Therapie und Diagnostik reduziert und Wartezeiten deutlich erhöht.
In diesem Beitrag werden neue Therapieansätze für Kinder und Erwachsene mit Autismus vorgestellt, die an der Humboldt-Universität zu Berlin entwickelt und im Rahmen von internationalen Wirksamkeitsstudien evaluiert wurden. Es werden sowohl klassische Ansätze aus der kognitiven Verhaltenstherapie im Einzel- und (z.T. transdiagnostischen) Gruppensetting thematisiert, als auch neue Entwicklungen im Bereich digitale Interventionen, die zunehmend TherapeutInnen-unabhängig eingesetzt werden können. Ein besonderer Fokus wird auf Social Robotics und innovativer sensorbasierter Technologie liegen, die durch den Einsatz künstlicher Intelligenz im Bereich automatische Emotionsdetektion (z.B. Pulserkennung, faziale Ausdruckserkennung) eine Adaption der Trainingssysteme in Echtzeit erlaubt. Die besonderen Möglichkeiten und Herausforderungen, die mit diesen neuen Technologien assoziiert sind und die Chancen, die partizipative Forschung in diesem Kontext eröffnet, werden ebenfalls beleuchtet.