Mit der grundsätzlichen Neuklassifikation der Persönlichkeitsstörungen im ICD-11 ab 01.01.2022 werden in diesem Jahr die Diagnostik der Persönlichkeitsstörungen einen großen Stellenwert einnehmen und die hierdurch sich ergebenden Veränderungen in der Therapieplanung. Während für die Borderline-Persönlichkeitsstörung, der einzigen verbleibenden diagnostischen Kategorie auf dem Gebiet der Persönlichkeitsstörungen, weiterhin störungsspezifische psychotherapeutische Programme zur Anwendung kommen können, werden sich die Interventionen bei den anderen Persönlichkeitsstörungen an Funktionsstörungen und prominenten Persönlichkeitsmerkmalen orientieren.
14:30 Uhr
Die Bedeutung des Selbst und des Anderen im Verständnis und in der Behandlung von Persönlichkeitspathologien
Sabine C. Herpertz, Heidelberg (Germany)
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Autor:in:
Sabine C. Herpertz, Heidelberg (Germany)
ICD-11, das am 1.1.2022 erscheinen wird, kennt keine Persönlichkeitsstörungskategorien mehr mit Ausnahme des Borderline-Musters. Es ist also Zeit, sich mit der neuen Klassifikation und dem neuen Prozedere in der Diagnostik von Persönlichkeitsstörungen zu beschäftigen. Entsprechend wird das diesjährige State-of-the-Art Symposium aufzeigen, wie sich die heutigen kategorialen Diagnosen in die dimensionale Diagnostik von morgen übersetzen lassen, die auf der Beschreibung von Schweregraden von Funktionsstörungen auf der Ebene des Selbst und der Interaktion mit Anderen ergänzt durch die Feststellung vorherrschender Persönlichkeitsmerkmale i.S. des 5-Faktoren-Modells basieren. Das Borderline-Muster lässt sich insofern hier auch einordnen, da es als ein Prototyp für eine schwere Beeinträchtigung zentraler Funktionsdomänen des Selbst und der interpersonellen Interaktion aufgefasst werden kann. Die zukünftige Diagnostik führt in direkter Weise zur Therapieplanung, in deren Fokus v.a. die zwischenmenschlichen Probleme dieser Patientengruppe stehen, sind es gleichzeitig auch die, die uns Psychotherapeuten herausfordern.
15:00 Uhr
Die Bedeutung der ICD-11 Diagnostik von prominenten Persönlichkeitsmerkmalen für die Behandlung von Persönlichkeitsstörungen
Babette Renneberg, Berlin (Germany)
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Autor:in:
Babette Renneberg, Berlin (Germany)
Mit der Streichung der Störungskategorien in der ICD 11 handelt es sich vermutlich um die radikalste Änderung gegenüber der traditionellen Persönlichkeitsstörungsdiagnostik. In dem neuen Diagnostischen Ansatz der ICD 11 werden fünf prominente Persönlichkeitsmerkmale operationalisiert, die als behandlungsrelevante Persönlichkeitsmerkmale in den Vordergrund rücken: (a) negative Affektivität; (b) Distanziertheit; (c) Dissozialität; (d) Enthemmung (e) Anankasmus. Im Vortrag wird die Übersetzung dieser Persönlichkeitsmerkmale für die Diagnostik und Therapie der ängstlich vermeidenden Persönlichkeitsstörung beschrieben. Vor- und Nachteile dieser Innovation für Diagnostik, Forschung und Behandlung werden diskutiert.