Die Gemeinschaft der Anonymen Alkoholiker (AA) wurde im Jahr 1935 gegründet und stellt seit langem eine weltweite Bewegung dar. Der Alkoholismus wird bei den AA als chronische Erkrankung verstanden, gegen die es mit Hilfe eines 12-Schritte Programms anzugehen gilt. Spiritualität bzw. der Glaube an eine höhere Macht dürfen hier als das zentrale Element gelten. Des Weiteren kommt dem Leben in der Gemeinschaft bzw. dem Zusammenhalt in der Gruppe eine besondere Bedeutung zu. Die Effektivität der Arbeit der AA konnte mittlerweile durch zahlreiche Studien demonstriert werden – auch finden sich kritische Stimmen, die zu einem lebendigen Dialog beitragen. Welche Dynamik zwischen AA als konzeptionelle Selbstregulation und professioneller Therapie ergibt sich? Kann die spirituelle Dimension im „professionellen“ klinisch-therapeutischen Behandlungsfeld eine Rolle spielen? Welcher Stellenwert kommt dabei dem Leben in der Gemeinschaft zu? Wie wirkt das Zusammenspiel des Lebens in der Gemeinschaft und der professionellen Therapie? Diese und ähnliche Fragestellungen möchten wir in unserem Symposium auf der Basis von Erfahrungsberichten von Mitgliedern der AA bzw. gestützt auf wissenschaftliche Erkenntnisse gemeinsam thematisieren.
10:00 Uhr
Was genau macht das AA-Programm aus?
- Karin, (Germany)
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Autor:in:
- Karin, (Germany)
Anhand eigener Erfahrungen möchte die Referentin einen Einblick in das spirituelle 12-Schritte Programm der Anonymen Alkoholiker geben. Hierbei ist Trockenheit die Voraussetzung, um körperlich, seelisch, sozial und spirituell zu gesunden und ein neues Leben aufzubauen. Die 12 Schritte sind ein reines Erfahrungsprogramm, das durch Kapitulation, Loslassen, Anvertrauen und Übergabe erfahren werden kann. Es geht um Leben oder Sterben bei den Betroffenen, die ihre Ohnmacht gegenüber ihren Abhängigkeiten, ihrer Begrenztheit und ihrem Fehlverhalten erkannt und zugegeben haben.
Der Schlüssel dafür heißt Bereitschaft und Anerkennen einer Macht, die größer ist als ich. Diese Entscheidung ist die Kehrtwende vom Weg der Selbstzerstörung zum Weg der Genesung mit einem Aufbau neuen Lebens mit klarer Wert-Sinn und Zielorientierung.
Das Referat soll lebendige Beispiele beim Anwenden dieses spirituellen Wartungsprogramms aufzeigen und damit eine Ermutigung sein, diese neue Dimension eines erfüllten Lebens ohne Alkohol kennenzulernen.
10:15 Uhr
Praktische Psychotherapie und AA – ein Zusammenhang!
Bernd Diesselmann, Essen (Germany)
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Bernd Diesselmann, Essen (Germany)
Sucht ist eine periodische oder chronische Vergiftung (WHO), die körperliche, kognitive und psychische Störungen verursacht. Ganzheitliches Denken und Behandeln bezieht die Faktoren Biologie, Geist, Psyche und Umwelt mit ein (TZI). Eine praktische Psychotherapie hilft bei körperlichen, geistigen und psychischen Krisen durch Stärkung des Körpers, des Denkens und Fühlens. In einer „Therapeutischen Gemeinschaft“ ist der Patient selbst aktiv an seiner eigenen Behandlung. Auch im Programm der AA werden „therapeutische“ Prozesse, wie z.B. Inventur, Reflexion, Wiedergutmachung, gemeinsames Wohlergehen gelebt. Die Zugehörigkeit zu AA und die Teilnahme an einer Therapie können ein zusammenhängender Prozess sein.
Das Referat versucht, diesen Zusammenhang zu verdeutlichen.
10:30 Uhr
Kann das AA-Programm eine professionelle Therapie ersetzen?
- Silke, (Germany)
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- Silke, (Germany)
Die Referentin möchte anhand ihrer persönlichen Geschichte ihren Prozess der Genesung von der Krankheit Alkoholismus bei den Anonymen Alkoholikern darstellen.
Trotz verschiedener Therapien blieb sie zuvor in der Krankheit verhaftet. Erst die Gnade eines Moments der Klarheit über ihre eigene Situation hat eine Veränderung bewirkt. Seitens Therapie hieß es damals, sie wäre ein Fall für Betreutes Wohnen, sie würde niemals mehr in der Lage sein, eigenständig zu leben. Dann setzte sie sich, zwar widerstrebend, in die Meetings der Anonymen Alkoholiker.
Langsam wurde ihr deutlich, dass das eigentliche Problem sie selbst war, eine typische Alkoholikerin, selbstsüchtig, überempfindlich, eine die sich stets und ständig anders als andere fühlt und sich darauf fokussiert hatte. Um sich von diesen Fesseln zu befreien, brauchte sie eine spirituelle Lösung. Ihre Intelligenz sträubte sich dagegen. Ihr Körper spielte dazu ein paar Tricks, um sie wieder zum Trinken zu bringen. Er versetzte sie in Aufregung, sie bekam die Nesselsucht, Angstattacken und wurde von Zeit zu Zeit von tiefer Traurigkeit überfallen oder tobte vor Wut.
Spiritualität heißt für sie, Dinge zu tun, die ihr nicht behagen, sich selbst nicht so wichtig zu nehmen, für andere da zu sein, Dienste zu übernehmen. Dadurch kam und kommt auch immer noch die Befreiung von süchtigem Verhalten.