Im Rahmen des Symposiums werden Vertreter aus der Erwachsenen- und Kinder- und Jugendpsychiatrie auf Grundlage neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse und eigener Behandlungsdaten diagnostische und therapeutische Methoden vorstellen, die relavant sind für eine optimale therapeutische Versorgung in der Adoleszenz als wichtige Schnittstelle zwischen Jugend- und Erwachsenenalter.
Viele psychische Störungen haben ihren Beginn in der Adoleszenz. Dies kann zur Unterbrechung einer gesunden Entwicklung und ggf. zum Scheitern altersentsprechender Aufgaben führen, mit negativen Auswirkungen auf weitere psychosoziale Entwicklung, familiäres Umfeld und die Ausbildung. Gesellschaftliche Probleme entstehen insbesondere bei unbehandelten psychisch erkrankten Jugendlichen. Ca. 15% zeigen auch im Erwachsenenalter psychische, meist chronisch verlaufende Auffälligkeiten mit Notwendigkeit einer langdauernden Behandlung.
Frühzeitige diagnostische Maßnahmen, sowie eine störungsspezifische, leitlinienorientierte therapeutische und medizinische Behandlung können eine altersentsprechende Entwicklung ermöglichen, psychische Störungen des Erwachsenenalters vorbeugen bzw. deren Chronifizierung vermeiden.
Frau Prof. Philipsen wird Daten aus der BMBF-Studie sowie aus dem laufenden ESCA-late Projekt berichten, sowie Versorgungsstrukturen vorstellen, die für eine erfolgreiche Transition von ADHS benötigt werden.
Herr Prof. Kölch wird aktuelle Entwicklungen bei der Behandlung von Depression im Jugendalter präsentieren.
Herr PD Dr. Jähne wird einen Überblick geben über Medien- und Internetabhängigkeit und Mechanismen der Abhängigkeitsentwicklung bei Onlinespielen, sowie Risiken von Multi- Player-Rollenspielen, psychiatrische Komorbidität und Therapieprinzipien diskutieren.
Abschließend wird Frau Dr. Naab aktuelle Behandlungsergebnisse vorstellen, sowie Prädiktoren für den langfristigen Therapieerfolg bei der Behandlung von Jugendlichen mit Essstörungen vorstellen. Neueste Daten einer Katamneseuntersuchung von 140 jugendlichen Patienten mit Anorexia nervosa werden einfließen.
13:36 Uhr
Welche Faktoren fördern einen langfristigen Therapieerfolg bei der Behandlung von Jugendlichen mit Essstörungen
Silke Naab, Prien am Chiemsee (Germany)
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Autor:in:
Silke Naab, Prien am Chiemsee (Germany)
Ziel
Anorexia nervosa (AN) ist eine schwerwiegende oft chronische und lebensbedrohliche Erkrankung. Obwohl ihre Lebenszeitprävalenz mit 0.3% und Inzidenz in den letzten Jahren relativ stabil ist mit Evidenz für einen früheren Beginn und erhöhte Inzidenz bei Jugendlichen. Eine frühe Intervention ist empfohlen, um einen schlechten Verlauf zu vermeiden und Chronifizierung zu vermeiden.
Intensive spezialisierte multimodale stationäre Behandlung führt zu einer effektiven Steigerung von Körpergewicht und Verminderung von Essstörungssymptomen bei jugendlichen Patientinnnen mit AN (Schlegl et al., 2016), jedoch mit Rückfallrisiko innerhalb des ersten Jahres nach Entlassung. Faktoren für einen langfristige Behandlungserfolg werden daher analysiert.
Methode
Der Behandlungsverlauf von weiblichen jugendlichen Patientinnen mit AN (N = 142) wird untersucht, 85% nahmen an der Ein-Jahres Katamnese teil. Abhängige Variablen wie BMI-Perzentile Essstörungssymptome (EDE-Q) und depressive Symptome (BDI-II), des weiteren zwanghaftes bewegungsverhalten und Lebenszufriedenheit wurden erfasst.
Ergebnisse
Im Verlauf der Behandlung erfolgten Steigerung des Körpergewichts und Reduktion der Essstörungssymptome, sowie der depressiven Symptome mit Stabilisierung beim Follow-up, Reduzierung des zwanghaften Bewegungsverhalten, Erhöhung der Lebenszufriedenheit mit Steigerung beim Follow up. Alter, Dauer der Erkrankung, frühere stationäre Behandlungen, Dauer der Behandlung und Wiederaufnahme nach Entlassung beeinflussten die Veränderungen einiger Faktoren.
Diskussion
Die Analyse eigener Behandlungsergebnisse bestätigt die hohe Effektivität einer stationären Behandlung für jugendliche PatientInnen mit AN, ebenso die Stabilität der Behandlungsergebnisse mit teilweise Verbesserung innerhalb des ersten Jahres nach Entlassung. Eine Gruppe der Patientinnen (ältere, längere Krankheitsdauer, vorherige stationäre Behandlungen) benötigt spezifische therapeutische Aufmerksamkeit während der Behandlung und nachstationär, um Rückfälle zu vermeiden.
Neben der eigenen Untersuchung werden Prädiktoren für den kurz- und langfristigen Therapieverlauf anhand der aktuellen Literatur dargestellt. Als positive Prädiktor gilt vor allem eine schnelle Symptomveränderung zu Beginn der Behandlung.
Auf Grundlage der Studienergebnisse und eigener Behandlungsdaten werden Empfehlungen für besondere Behandlungsstrategien wie z.B. Rückfallprophylaxe, sofortige und intensive ambulante Nachsorge, internetbasierte Nachsorgeprogramme, Einbindung der Eltern und Vernetzung der Behandler diskutiert, um den Genesungs- und Transitionsprozess zu optimieren.