Seit vielen Jahren steht das Thema positiver Krisenbewältigung, die Beteiligung von Angehörigen, der Aufbau neuer Interventionen wie die Einführung des „Offenen Dialogs“ auf der Tagesordnung nicht nur unseres Fachverbandes. Unser Ziel ist der Aufbau und die bundesweite regelfinanzierte Etablierung von ambulanten Krisendiensten unter Einbeziehung von Peer-Experten. Bei diesem Symposium werden unterschiedliche, regional etablierte Good-Practice-Modelle zu Krisendiensten vorgestellt. Dabei stehen der seit vielen Jahren etablierte Berliner Krisendienst und der bayrische Krisendienst und ihre jeweilige Verknüpfung mit gemeindepsychiatrischen Trägern in einem besonderen Fokus. Weitere Beiträge des Symposiums sind die Konsequenzen der aktuellen Sozialrechtsänderungen für die vorhandenen und künftigen Krisendienste, sowie die Vermeidung von Zwang. Wie bei jeder unserer Symposien und ganz besonders bei dieser werden Psychiatrieerfahrene und deren Angehörige ihre Anforderungen sowie ihre Mitarbeit an Krisendiensten vorstellen.
09:06 Uhr
Best Practice erfolgreicher Krisendienste – Fokus Bayern
Holger Steckermaier, München (Germany)
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Holger Steckermaier, München (Germany)
In diesem Beitrag soll am Beispiel des Regierungsbezirkes Oberbayern, die Organisation eines flächendeckenden Krisendienstes skizziert werden. Seit 2017 besteht in Oberbayern ein überregionales Versorgungsangebot zur psychiatrischen Soforthilfe in akuten seelischen Krisensituationen. Nach einigen Vorläufermodellen in München, ist es nun unter Einbeziehung eines Großteils der an der (Gemeinde-)psychiatrischen Versorgung beteiligten Partner und mit Unterstützung des zuständigen Kostenträgers gelungen, kooperative Netzwerke zur ambulanten Krisenversorgung in der gesamten Fläche Oberbayerns zu entwickeln. Ein wesentlicher Motor hierfür war die Verankerung der Krisenversorgung in dem seit 2018 gültigen bayerischen Psychisch - Kranken – Hilfegesetz. Die Umsetzung des Krisendienstes gelingt über verbindliche Kooperationsverträge zwischen der Wohlfahrtspflege, als Träger der Sozialpsychiatrischen Dienste und den psychiatrischen Bezirkskliniken sowie weiterer Kooperationen mit Versorgungspartnern in den einzelnen Teilregionen. Für alle Hilfesuchenden steht eine zentral erreichbare Leitstelle Rund - um - die - Uhr an sieben Tagen die Woche zur Verfügung, die nach einem ersten Screening notwendige Maßnahmen initiiert und erste telefonische Beratungen durchführt. Weitergehende, auch aufsuchende Kriseninterventionen werde in den einzelnen Regionen nach Vermittlung durch die Leitstelle, durch ambulante Krisenteams, aktuell in der Zeit von 8 Uhr bis 21 Uhr durchgeführt. In einem weiteren Schritt ist geplant, auch die mobilen Einsatzteams in den einzelnen Regionen Rund-um-die Uhr zur Verfügung stellen. Auch die anderen sechs Bezirke in Bayern sind bemüht, ihre bisher vorhandenen Krisendienste weiter auszubauen und ein Rund- um- die- Uhr Angebot im Sinne des bayerischen PsychKHG zu etablieren.