Verlässliche statistische Daten über die Anzahl der in der Prostitution tätigen Frauen und Männer in Deutschland liegen nicht vor. In fach- und öffentlichen Debatten werden Zahlen zwischen 200.000 bis 400.000 genannt. Bei nur drei Sexkäufern pro Tag pro Prostituierte lässt sich allerdings eine Zahl zwischen 600.000 bis 1,2 Millionen berechnen. Erst mit dem im Juli 2017 in Kraft getretenen „Prostituiertenschutzgesetz“ wurden eine Anzeigenpflicht von Prostituierten und die Führung einer Bundesstatistik festgeschrieben. Prostitution ist gesellschaftlich stigmatisiert. Bei ihr geht es um sexualisierte Gewalt und Verachtung gegen Frauen verbunden mit einer spezifischen Sehnsucht. Obwohl die Tätigkeit der Prostitution weit verbreitet ist, wird die Gesundheit und medizinischen Versorgung von Prostituierten wenig beachtet. Nur im Zusammenhang mit der Verbreitung von Infektionserkrankungen wurde Fokus auf Prostitution gelegt. Prostituierte bilden eine schwer zu erreichende und heterogene Personengruppe, ihre Zusammensetzung unterliegt einem ständigen Wandel durch Zuwanderung und Menschenhandel. Menschenwürde und das Menschenrecht auf körperliche und seelische Unversehrtheit werden dabei verletzt. Das Symposium möchte sensibilisieren und auf diese sehr bedürftige Gruppe aufmerksam machen. Der politische Aspekt, wie hier Menschen legal noch kränker gemacht werden, wird thematisiert. Die erste Referentin wird in die Thematik mit verfügbaren Daten und Fakten sowie dem Prostituierten-Schutzgesetz einführen und auf die interkulturelle Perspektive eingehen. Der zweite Referent wird zwei Fallgeschichten aus der Praxis differenziert vorstellen und diskutieren. Die dritte Referentin wird aus eigener Erfahrung über ihre Prostitutionsgeschichte berichten und psychologische Hintergründe selbst als Psychologische Psychotherapeutin beleuchten. Die vierte Referentin wird zu State-of-the-Art-Behandlung von Traumafolgestörungen referieren. Alle Beiträge werden mit dem Plenum diskutiert.