Sozialästhetik ist die Wissenschaft von der schönen, gelingenden mitmenschlichen Begegnung sowie vom schönen Zusammenleben mit Anderen in unserer gemeinsamen sozialen Lebenswelt. Sie umfasst drei Hauptforschungsbereiche, die theoretische, die deskriptive (phänomenologische) und die empirisch-experimentelle Sozialästhetik. Die Sozialästhetik ist nicht nur Forschungsfeld, sondern zugleich auch Forschungsmethodik sowie als angewandte Sozialästhetik auch (mit-)menschlicher Tätigkeitsbereich. Als Forschungsmethodik ist die Sozialästhetik dem „ästhetischen Denken“ (Welsch 2003) verpflichtet das in seiner Viergliedrigkeit seinen Ausgang in einem unmittelbaren sinnlichen Wahrnehmen/Erfahren/Erspüren/Erleben von Sachverhalten nimmt. Dieses unmittelbare sinnliche Erleben ist kein ungerichtet-unkoordiniertes Schwelgen in Gefühlen und Stimmungen, sondern erfolgt auf der Basis eines aufmerksamen und achtsamen Zugehens auf das zu Untersuchende, um mit einem hohem Wahrheitsanspruch das uns Gegenüberstehende erspüren zu können. In einem zweiten Schritt der sozialästhetischen Methode wird das auf diese Weise Erspürte dann einer ersten “generalisierten, wahrnehmungshaften Sinnvermutung” (“ästhetisch-imaginative Expansion”) unterzogen, um nach einer „reflexiven Inspektion und Examination des Erlebten“ (“reflexive Kontrolle”) im vierten Schritt mittels „Konsolidierung und reflexiver Konfirmation des Erlebten“ zu einer phänomenologischen Gesamtsicht zu gelangen. Mit der sozialästhetischen Methode können Umstände und Gegebenheiten, Verhältnisse und Beziehungen sowie Zusammenhänge und Wechselwirkungen des menschlichen Alltags in unserer sozialen Lebenswelt sichtbar gemachten werden, die mit anderen Forschungs- und Denkmethoden nicht erfasst und ausgelotet werden können. In den einzelnen Beiträgen werden verschiedene Anwendungsmöglichkeiten von angewandter Sozialästhetik in der sozialen Lebenswelt unserer klinischen-psychiatrischen Praxis diskutiert.