Senioren in Deutschland nutzen das Internet zunehmend. Bei E-Health Applikationen stand diese Personengruppe bisher nicht im Fokus, das wird sich in den nächsten Jahren ändern. In diesem Symposium werden E-Health Anwendungen vorgestellt, die entweder für ältere Menschen konzipiert wurden oder deren Akzeptanz und Wirksamkeit bei älteren Menschen untersucht wird. Vjera Holthoff-Detto, Chefärztin am Alexianer Krankenhaus Hedwigshöhe in Berlin, stellt Ergebnisse eines BMBF-Projektes vor. Dabei wurde die Akzeptanz älterer Menschen mit Multimorbidität für telemedizinische Behandlungen untersucht. Anders als bei anderen Studien wurden auch Patienten mit Depressionen und leichten kognitiven Störungen bei dieser Studie eingeschlossen. Margrit Löbner vom Institut für Arbeitsmedizin, Sozialmedizin und Public Health (ISAP) stellt ein neues online-basiertes Selbstmanagement-Programm bei Trauer und Verlust vor. Der Vortrag gibt Informationen zur Entwicklung und zum Programm selbst, aber auch zu Ergebnissen der Pilotstudie und zur Konzeption eines großen Trials. Janine Quittschalle präsentiert Trial-Ergebnisse aus dem moodgym-Trial und zeigt, dass ältere, depressive Hausarztpatienten im gleichen Maße von diesem Online-Coach profitieren wie jüngere.
11:45 Uhr
Ein neues online-basiertes Selbstmanagement Programm bei Trauer und Verlust im Alter: Entwicklung, Pilotierung und Trial
Margrit Löbner, Leipzig (Germany)
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Margrit Löbner, Leipzig (Germany)
Einführung: Ältere Menschen sind häufig von dem Verlust einer nahestehenden Person betroffen. Anhaltende Trauer geht oft mit einem Verlust an Lebensqualität, sozialem Rückzug sowie Schwierigkeiten bei der Bewältigung des Alltags einher. Ebenso ist sie ein Risikofaktor für die Entwicklung von psychischen Erkrankungen. Es werden erste Ergebnisse zur Entwicklung und Pilotierung eines online-basierten Selbsthilfeprogramms für Trauernde ab dem 60. Lebensjahr, sowie der aktuelle Stand zur Durchführung einer RCT-Studie vorgestellt.
Methode: Die Entwicklung des internet-basierten Trauerprogramms, dass auf verhaltenstherapeutischen Theorien und Techniken basiert, erfolgte partizipativ mithilfe von Betroffenen und Experten. Im Rahmen einer Pilotstudie wurden N=13 Probanden (60+ Jahre) mittels schriftlicher Fragebogenerhebung zur Anwendbarkeit und Akzeptanz des Programms befragt. Die Befragung erfolgte zu zwei Messzeitpunkten: vor sowie zwei Monate nach Programmstart. Die Rekrutierung der Teilnehmenden wurde über ein Kooperationsnetzwerk von Hausärzten sowie Selbsthilfegruppen realisiert.
Ergebnisse: Etwa drei Viertel der Befragten loggten sich im Studienzeitraum in das Programm ein. Alle Programmnutzer gaben an, mit der Nutzung des Selbsthilfeprogramms zufrieden zu sein. Erste Ergebnisse zeigen positive Bewertungen hinsichtlich Anwendbarkeit und Nutzerakzeptanz. Positiv bewertet wurden u.a. die Themenwahl, eine flexible Nutzung und die einfache Bedienbarkeit. Teilnehmer, die das Programm noch nicht genutzt hatten, gaben insbesondere Zeit- und Motivationsprobleme an.
Diskussion: Erste Ergebnisse zeigen, dass auch ältere Menschen von der Nutzung eines internet-basierten Selbsthilfeprogramms zur Trauerbewältigung profitieren können. In einem weiteren Schritt wird die Wirksamkeit der Intervention im Rahmen einer randomisierten kontrollierten Studie untersucht. Am Studienende soll das Programm kostenfrei für Betroffene zur Verfügung stehen.
12:00 Uhr
Profitieren alte Menschen mit depressiver Symptomatik vom online-basierten Programm moodgym?
Janine Quittschalle, Leipzig (Germany)
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Janine Quittschalle, Leipzig (Germany)
Hintergrund: Die Wirksamkeit von internetbasierten Interventionen ist vielseitig belegt, jedoch gibt es bisher nur wenige Informationen über das Nutzungsverhalten und die Wirksamkeit bei Menschen über 60 Jahren.
Fragestellung: Wie sind das Nutzungsverhalten (Nutzungsaufnahme sowie Adhärenz) und die Wirksamkeit eines internetbasierten Selbstmanagementprogramms zur Linderung von depressiven Symptomen bei älteren Menschen (60+) im Vergleich zu jüngeren Menschen zu bewerten?
Methode: Präsentiert werden Sekundäranalysen einer cluster-randomisierten kontrollierten Studie mit N=647 Patienten mit leichter bis mittelgradiger Depression. Es wurde eine Intention-to-treat-Analyse (ITT) durchgeführt. Die Wirksamkeit der Schwere der Depressivität (BDI-II) wurde mit Hierarchischen Linearen Modellen geprüft. Die Analysen wurden nach Alter in drei Gruppen stratifiziert: 18-39 Jahre, 40-59 Jahre und 60+ Jahre. Für die Analyse des Nutzungsverhaltens (Nutzungsaufnahme, Adhärenz) im 6-monatigen Beobachtungszeitraum konnten pseudonymisierte Login-Daten ausgewertet werden.
Ergebnisse: Es zeigte sich, dass die IG Teilnehmer in allen drei Altersgruppen und zu beiden Beobachtungszeitpunkten eine signifikant größere Reduktion des BDI-II-Wertes im Vergleich zur Baseline aufweisen als KG Teilnehmer. Die Analyse der Log-in Daten der IG Teilnehmer zeigte, dass die Nutzungsaufnahme der Intervention mit 70% in allen drei Altersgruppen ähnlich verteilt ist. Pseudonymisierte Nutzerdaten zur Adhärenz zeigten, dass die Anzahl abgeschlossener Programmmodule in der älteren Altersgruppe signifikant höher liegt.
Diskussion: Hausarztpatienten mit leichten bis mittelgradigen Depressionen scheinen über alle Altersgruppen hinweg stärker als Kontrollpatienten vom Einsatz internetbasierter Selbstmanagementprogramme zu profitieren. Während sich die Nutzungsaufnahme nicht zwischen den Altersgruppen unterscheidet, scheinen ältere Nutzer das Programm länger und intensiver zu nutzen.