Das Symposium beschäftigt sich mit aktuellen Aspekten der Diagnostik und Therapie bei einsatzbezogenen psychischen Belastungen. Peter Zimmermann berichtet über den Umgang mit moralischen Konflikten bei Einsatzkräften mit traumaassoziierten psychischen Erkrankungen, welche bei Soldaten und anderen Einsatzkräften nicht selten sind. Mit dem Einsatzdienst sind aber auch Konfliktfelder verbunden, die ethische Aspekte berühren – von einer Veränderung von Wertorientierungen bis hin zu moralischen Verletzungen. Diese Prozesse stehen in einer engen Verbindung zur traumabezogenen Symptomatologie und haben Einfluss auf therapeutische Prozesse. Christian Mikutta referiert im zweiten Beitrag über psychische Belastungen alpiner Rettungs-mannschaften und Bergführer. Sie sind im Rahmen ihrer Arbeit häufig psychisch traumatisieren-den Situationen ausgesetzt und weisen daher ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) sowie assoziierter psychischer Erkrankungen auf. Es werden erste Daten einer epidemiologischen Studie zur Häufigkeit von traumatischen Ereignissen und daraus resultierenden Belastungen alpiner Rettungskräfte präsentiert. Anhand der alpinen Rettung wird zudem gezeigt, wie Basiswissen über PTBS in die Grundausbildung einer Laienorganisation einbezogen werden kann. Zuletzt werden besondere Aspekte der Trauma Therapie in Zusammenhang mit alpinen Einsatzkräften diskutiert Kai Köhler berichtet im letzten Beitrag über Ergebnisse einer pferdegestützten, paarbezogenen Intervention bei Soldaten mit PTBS. Trotz traumatherapeutischer Behandlung von Soldaten mit einsatzbedingter PTBS bleibt nicht selten eine Restsymptomatik erhalten, die sich u.a. negativ auf die Paarbeziehung auswirkt. Paarbezogene Interventionen können daher einen zusätzlichen therapeutischen Nutzen erbringen, insbesondere, wenn sie mit nonverbalen Techniken wie pferdegestützten Ansätzen kombiniert werden. Die hier vorgestellte Pilotstudie erbrachte erste Hinweise auf eine positive Beeinflussung von Traumabelastung und Beziehungsqualität. Weitere therapeutische Optionen werden diskutiert.
11:30 Uhr
Trauma und Moral – Umgang mit moralischen Konflikten bei Einsatzkräften
Peter Zimmermann, Berlin (Germany)
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Autor:in:
Peter Zimmermann, Berlin (Germany)
Militärische und nicht-militärische Einsatzkräfte unterliegen einem hohen Risiko für traumatische Situationen und Traumafolgestörungen. Neben Angst-basierten Erkrankungen wie der Agoraphobie und der PTBS kann es zu weiteren krankheitswertigen psychischen Fehlverarbeitungen wie moralischen Verletzungen kommen. Im Rahmen eines "Moral Injury Syndrome" können Symptomkomplexe wie Schuld, Scham oder Zorn auftreten. Moralische Verletzungen sind beispielsweise signifikant mit PTBS-, Angst- und depressiver Symptomatik bei Bundeswehrsoldaten im Einsatz assoziiert. Eine Behandlung mit kognitiver Verhaltenstherapie unter Integration spiritueller Ansätze ist möglich und führte in einer offenen Studie zu einer signifikanten Reduktion von Scham.
Implikationen für Prävention und Therapie werden diskutiert.
12:00 Uhr
Pferdegestützte, paarbezogene Intervention bei Soldaten der Bundeswehr mit Posttraumatischer Belastungsstörung
Kai Köhler, Berlin (Germany)
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Kai Köhler, Berlin (Germany)
Viele Soldatinnen und Soldaten, die an einer einsatzbedingten posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) leiden, berichten über Probleme in ihren Paarbeziehungen. Bisher wurden zusätzliche Interventionen bei Partnerschaftsproblemen mit direkter Integration der Partner in die Intervention nur selten durchgeführt. Aus diesem Grund wurde ein Programm speziell für Paare mit dem Ziel entwickelt, die Kommunikation in der Partnerschaft zu verbessern. Die grundlegende Umsetzung sollte als innovativer Ansatz pferdegestützt erfolgen. Begleitet wurde die Maßnahme mit einer prospektiven Studie zur Evaluation der Wirksamkeit. Die Stichprobe der Studie bestand aus N=36 Paaren aufgeteilt in eine Interventionsgruppe N=20, die an einer dreitägigen pferdegestützten EAGALA-basierten Intervention teilgenommen hatte und einer Kontrollgruppe mit 16 Paaren. Vor und sechs Wochen nach der Intervention wurden mittels Selbstratinginstrumenten Veränderungen der Partnerschaftsqualität (in den Subskalen: Streitverhalten, Zärtlichkeit, Gemeinsamkeit/Kommunikation), von Partnerschaftsproblemen, Somatisierung, Depression, Stress sowie von traumabezogene Symptomen bei den Betroffenen erhoben.
Die Ergebnisse zeigen, dass nach der Intervention zahlreiche signifikante Verbesserungen in der Therapiegruppe, nicht jedoch in der Kontrollgruppe auftraten. Bereits zu Beginn der Studie fiels auf, dass die Werte für Partner von Betroffenen in der Prä-Messung bei Depressionen und Stress bereits im Bereich von klinisch auffälligen Vergleichsgruppen lagen. Die Auswertungen nach der Post-Messung zeigten bei Betroffenen signifikante Verbesserungen in den Bereichen von aktuellen Problemen in der Paarbeziehung und ebi depressiven Symptomen. Im Bereich der PTBS waren die mit negativen Gedanken verbundene Subskala sowie die Gesamtsymptomschwere signifikant reduziert. Partner und Partnerinnen profitierten in den Bereichen Partnerschaftsqualität, Kommunikation und Gemeinsamkeiten, Reduzierung von Partnerschaftsproblemen sowie im Bereich von somatischen Problemen. Diese Ergebnisse zeigen, dass eine pferdegestützte Intervention für Paare ein wirksames Mittel ist, um die Qualität der Partnerschaft zu verbessern und Belastungsfaktoren zu verringern.