Zahlreiche randomisiert-kontrollierte Studien bei Patienten mit psychischen Störungen berichten ähnliche Placebo- wie Verum-Ansprechraten. Placebo-induzierte Nebenwirkungen tragen, im Sinne eines Nocebo-Effektes, erheblich zu den Abbruchraten in klinischen Studien bei. Antidepressiva sind die am häufigsten verordnete Psychopharmakagruppe in Deutschland. In RCTs zeigen sich über die Jahre abnehmende Wirksamkeitsraten bei gleichzeitig zunehmenden Placebo-Response-Raten. Diese Abnahme des Wirksamkeits-Signals hat zum Scheitern klinischer Studien und zu Verzögerungen bei der Wirkstoffentwicklung beigetragen, und überdies Zweifel an der Effektivität von Antidepressiva aufkommen lassen. Es ist daher von höchster klinischer Relevanz, die Mechanismen der Placebo-bzw. Nocebo-Response zu verstehen, um die Methodik klinischer Studien zu optimieren und darüber hinaus Placebo-Effekte klinisch nutzbar zu machen. Aus der experimentellen Schmerzforschung und der Placebo-Analgesie stammen wesentliche Erkenntnisse zu kognitiven (Erwartung, Lernen, Konditionierung) und neurobiologischen Mechanismen der Placebo-bzw. Nocebo-Response. Bildgebungsstudien konnten die Bedeutung des dlPFC, rostralen ACC, der Insula und des dopaminergen Belohnungssystems für die Placebo-Analgesie etablieren. Da diese Hirnregionen auch eine bedeutende Rolle in der Pathophysiologie affektiver Störungen spielen, ist zu erwarten, dass sie auch in die Vermittlung der Placebo-Response im Rahmen der antidepressiven Therapie wesentlich involviert sind. Im Symposium sollen die aktuelle Studienlage zu Wirkmechanismen der Placebo-und Nocebo-Response aus dem Bereich der Schmerzforschung und bei der Depression dargestellt und Perspektiven für die klinische Forschung und die alltägliche klinische Praxis aufgezeigt werden.