Eine auf der Pathophysiologie basierte Diagnostik der Alzheimer-Krankheit (AK) unabhängig vom klinischen Syndrom der Demenz ist Standard an spezialisierten Zentren geworden. Eine Reihe unterschiedlicher Therapieverfahren, die verlangsamend in die pathophysiologische Kaskade der AK eingreifen sollen, werden in klinischen Phase II- und III-Studien erprobt.
Die zugrundeliegende Amyloid-Theorie, die bisher am besten untersuchte Hypothese zur Entstehung der AK, beschriebt ein Ungleichgewicht zwischen Produktion und Abbau des β-Amyloid 1-42 (Aβ42) als ein frühes Ereignis im Krankheitsprozess. Während eine Überproduktion nur für einen geringen Teil der Erkrankten verantwortlich scheint, mehren sich die Hinweise auf Beeinträchtigungen in der Amyloid-Clearance. Die Aβ- Ablagerungen stoßen weitere pathologische Veränderungen wie die Hyperphosphorylierung von Tau, den Verlust von Synapsen und schließlich den Neuronen-Verlust an. Die Hypothese, dass Aβ Teil einer anti-infektiösen Reaktion sein könnte, ist Gegenstand der Forschung.
Radiopharmaka zur Messung von Amyloid im Gehirn mittels PET sind zugelassen und kommerziell verfügbar, während die Kostenerstattung weiterhin schwierig ist. Die zweite Generation von spezifischeren Radiopharmaka zur Messung von Tau wird wissenschaftlich untersucht. Dies ermöglicht die Diagnostik der AK unabhängig von den klinischen Syndromen. Darüber hinaus können sie die Differentialdiagnostik dementieller Syndrome unterstützen. Vor- und Nachteile einer PET Diagnostik um Vergleich zu Liquoruntersuchung werden diskutiert.
Erstmals richten sich neue Behandlungsverfahren gegen die Pathophysiologie. Diese zielen darauf ab, das Ausmaß von Aβ42 zu verringern oder die Ausbreitung der Tau-Pathologie zu verhindern. Die Ergebnisse geben Anlass zur Hoffnung und die erste Zulassung eines Anti-Amyloid-Antikörpers wurde beantragt. Von Anti-Tau-Immunisierungen gibt es erste Hinweise auf die Wirksamkeit und auch andere Wirkmechanismen werden verstärkt untersucht.
14:50 Uhr
Die Amyloid-Clearance-Hypothese als Ursache der Alzheimer-Krankheit? Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Amyloidkonzentration im Liquor und viraler Co-Pathologie?
Oliver Goldhardt, München (Germany)
15:00 Uhr
Pathophysiologisch basierte Therapien gegen die Alzheimer-Krankheit: Hoffnungen und Scheitern
Timo Grimmer, München (Germany)
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Autor:in:
Timo Grimmer, München (Germany)
Einführung: Erstmals in der Geschichte der Behandlung der Alzheimer-Krankheit richten sich neue Behandlungsverfahren gegen die Pathophysiologie. Diese therapeutischen Ansätze zielen darauf ab, die Konzentration von β-Amyloid zu verringern oder die Ausbreitung der Tau-Pathologie zu verhindern.
Ziele: Die Hypothesen und Ergebnisse aktuell erprobter Therapiestrategien werden diskutiert. Ist es sinnvoll gegen Amyloid und Tau-Protein zu behandeln?
Methode: Die zugrundeliegende Amyloid-Theorie, die bisher am besten untersuchte Hypothese zur Entstehung der Alzheimer-Krankheit, beschreibt ein Ungleichgewicht zwischen Produktion und Abbau des β-Amyloid 1-42 als ein frühes und ursächliches Ereignis im Krankheitsprozess. Während eine Überproduktion nur für einen geringen Teil der Erkrankten verantwortlich scheint, mehren sich die Hinweise auf Beeinträchtigungen in der Amyloid-Clearance. Im Weiteren stoßen die β-Amyloid-Ablagerungen weitere pathologische Veränderungen wie die Hyperphosphorylierung von Tau, den Verlust von Synapsen und schließlich den Neuronen-Verlust an.
Ergebnisse: Am weitesten fortgeschritten in der klinischen Entwicklung sind passive Immunisierungen mit monoklonalen Antikörpern gegen β-Amyloid. Die Ergebnisse von klinischen Phase II und Phase III-Studien lassen hoffen, dass damit erstmals eine Verzögerung des Fortschreitens der Pathologie erreicht werden kann, so dass sich der Krankheitsverlauf der Patienten verlangsamt. Erste Ergebnisse von Anti-Amyloid-Antikörper-Studien sind zur Zulassung eingereicht worden. Von Anti-Tau-Immunisierungen gibt es erste Hinweise auf die Wirksamkeit und auch andere Wirkmechanismen werden verstärkt untersucht.
Schlussfolgerung: In diesem Symposium werden sowohl die Ergebnisse bisheriger Studien, in denen die Effektstärken geringer als angenommen waren, und daher eine Zulassung bisher nicht erreicht wurde, diskutiert, als auch die daraus gezogenen Lehren, die in den aktuell laufenden Studien berücksichtigt werden.