Das vorliegende Symposium des Referats „Schlafmedizin“ diskutiert neue Entwicklungen in der Schlafforschung und Schlafmedizin mit Relevanz für Psychiatrie und Psychotherapie. Im ersten Teil werden neue therapeutische Entwicklungen gezeigt, zum einen für stationäre Patientinnen und Patienten mit psychiatrischen Erkrankungen und komorbider Insomnie, zum anderen im Speziellen für posttraumatische Schlafstörungen. Der zweite Teil bietet eine Verknüpfung von neuen grundlagenwissenschaftlichen Erkenntnissen zur Modulation von schlafspezifischer Gehrinaktivität durch auditorische Stimulation und WLAN-Exposition und möglichen klinischen Effekten auf Gesundheit. Das Symposium zielt darauf ab, sowohl aktuelle grundlagenwissenschaftliche Aspekte als auch praxisnahe Erkenntnisse für die Umsetzung im Klinikalltag zu vermitteln.
18:00 Uhr
Effekte von WLAN-Exposition auf den Schlaf und die schlafbezogene Gedächtniskonsolidierung
Ana Bueno Lopez, Berlin (Germany)
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Autor:in:
Ana Bueno Lopez, Berlin (Germany)
Schlafprobleme gehören zu den am häufigsten genannten Beschwerden im Zusammenhang mit elektromagnetischen Feldern. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund bedeutsam, dass sich WLAN-Access Points häufig in unmittelbarer Nähe von Schlafzimmern befinden. Die vorliegende Studie sollte zur Klärung beitragen, inwieweit es objektivierbare, biologische Effekte einer WLAN-Exposition auf den Schlaf und während des Schlaf ablaufende kognitive Prozesse gibt. Im Rahmen eines doppel-blinden, sham-kontrollierten, randomisierten und ausbalancierten Cross-Over-Experiments wurde untersucht, ob eine über die gesamte Nacht andauernde WLAN-Exposition einen Einfluss auf die subjektive Schlafqualität, die Makro- und Mikrostruktur des Schlafes sowie auf die schlafbezogene Konsolidierung deklarativer, prozeduraler und emotionaler Gedächtnisinhalte hat. 34 junge gesunde männliche Probanden verbrachten dafür neben einer Screeningnacht zweimal zwei gepaarte Studiennächte im Labor, von denen die jeweils erste eine Baselinenacht und die zweite eine Expositionsnacht war. Während sowohl die Ergebnisparameter zur subjektiven Schlafqualität als auch zur Schlafarchitektur nicht von der Exposition betroffen waren, ergab eine Analyse der Powerspektralwerte lediglich im Alpha-Frequenzband im NREM-Schlaf eine statistisch signifikante Abnahme der Leistungsdichte unter WLAN-Exposition. Auf der Verhaltensebene zeigten sich statistisch signifikante expositionsabhängige Veränderungen über Nacht nur bei der Konsolidierung deklarativer Gedächtnisinhalte. Die unter WLAN aufgetretenen leichten physiologischen Veränderungen der EEG-Power spiegeln sich weder in der subjektiven Schlafqualität noch in der Makrostruktur des Schlafes wider. EEG-Merkmale, die im Zusammenhang mit deklarativen Gedächtnisprozessen diskutiert werden, waren nicht von der Exposition beeinflusst, weswegen der positive Effekt auf die deklarative Gedächtnisleistung möglicherweise als Zufallsbefund gewertet werden kann. Insgesamt lassen sich die Ergebnisse nicht im Sinne eines schlafstörenden Effekts von WLAN-Exposition interpretieren.